Jet

C 64, Amiga, Apple II, Atari ST, IBM-PC
Simulation
zirka 150 DM (Diskette)
Kampfflug mit Niveau

Fans von hautnahen Simulationen mußten lange auf den Nachfolger zum »Flight Simulator II« warten — jetzt ist er endlich da: Mit »Jet« wechseln Sie von der Sportmaschine hinter das Cockpit eines flotten Kampffliegers; fiese Feinde und Schleudersitz inbegriffen.

Jet« ist da! Diese neue, lang angekündigte Flug-Simulation ist der Nachfolger zu einem der erfolgreichsten Programme der Computergeschichte, dem »Flight Simulator II«. Besagter Superseller belegte fast ein Jahr lang ununterbrochen den ersten Platz der amerikanischen Billboard-Charts. »Jet«, der neue Simulator aus dem selben Softwarehaus, befördert den Mattscheiben-Piloten vom Sportflugzeug des »Flight II« zu einer Maschine, für die die Schallmauer ein Klacks ist. Es sind gleich zwei Flieger, zwischen denen man wählen kann: Die Düsenjäger F-16 und die F-18 der amerikanischen Luftwaffe. Dementsprechend kriegerisch geht es bei »Jet« zu, der wesentlich mehr Action bringt als sein Vorgänger.

Das Programm bietet neben den beiden Flugzeugtypen zehn Schwierigkeitsstufen, zwei Spiel-Varianten und zwei Szenarien. Die F-18 wird auf hoher See eingesetzt und fegt per Katapultstart von einem Flugzeugträger los. Die F-16 hingegen startet von einem Flughafen aus.

Start vom Flugzeugträger

Die beiden Missionen sind ausgesprochen kriegerischer Natur. Bei »Dogfight« werden Sie in einen Luftkampf mit Mig-Düsenjägern (Ohne Feindbild geht's wohl nicht) verwickelt. Nach dem Motto »treffen, aber nicht getroffen werden« manövriert man seinen Jet durch die Lüfte, um gegnerischen Raketen auszuweichen und schießt natürlich selber aus allen Rohren zurück. Treffer werden übrigens auf einem Punktekonto gutgeschrieben. Bei »Target Strike« bombardieren Sie Landziele und gegnerische Flugzeugträger und bekommen reichlich Abwehrraketen auf die Tragflächen gehetzt. Damit man sich nicht völlig ungeübt in eine Luftschlacht stürzen muß, gibt es ein Demo, in dem der Computer ein paar Runden vorfliegt sowie einen »Free Flight«-Modus, in dem Sie nach Herzenslust trudeln und herumgurken, aber nicht abstürzen können.

Die Tastatur ist mit zahlreichen Funktionen belegt. Sie können einen Radar-Bildschirm ein- und ausblenden, die vier verschiedenen Bewaffnungs-Typen anwählen, Gas geben und dem Jet auch mit dem Nachbrenner einheizen. Wie beim »Flight II« kann man in alle vier Himmelsrichtungen sehen und steuern sowie das Fahrwerk ein- und ausfahren. Mit der »Control Tower View« erhalten Sie einen Radarüberblick aus Kontrollturm-Perspektive und mit der Leertaste schießt man eine Rakete oder Bombe ab. Zwei weitere Extras sind das Zielfernrohr und der Schleudersitz. Wenn Ihr Jet von einem gegnerischen Geschoß erwischt wird, haben Sie noch einige Sekunden Zeit, um sich mit dem Schleudersitz zu retten. Sie sinken dann am Fallschirm sicher zu Boden und können noch beobachten, wie Ihre Maschine am Horizont hinwegtaucht.

Geschwindigkeitsrausch mit Einschränkungen

Die beiden Kampfflieger sind ein ganzes Stück schneller als die »Flight II«-Piper. Die Spitzengeschwindigkeit von F-16 und F-18 liegt etwa bei Mach 2 und die Beschleunigungswerte sind auch nicht von Pappe. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Programms ist aber ähnlich niedrig wie beim »Flight II«. Die perspektivische Grafik »ruckt« genauso langsam, ohne deswegen feiner aufgelöst zu sein. Da seit dem Erscheinen des Vorgängers mittlerweile knapp zwei Jahre verstrichen sind, hätte man hier wohl etwas mehr erwarten dürfen.

Wenn Ihnen der »Flight Simulator II« gefallen hat, müssen Sie nicht unbedingt von »Jet« begeistert sein. Der kriegerische Einschlag bei dem neuen Flugsimulator ist sehr deutlich ausgefallen, was einige Leute ziemlich stören dürfte. Im direkten Vergleich der beiden Simulationen hat »Jet« wesentlich mehr Action und wirkt etwas unrealistischer, ohne aber zum Ballerspiel auszuarten. Das macht sich auch bei der Dokumentation bemerkbar, die zwar ausreichend, aber relativ spärlich ausgefallen ist: ein 40-Seiten-Heft wirkt gegen die beiden dicken »Flight II«-Handbücher etwas mickrig und verdeutlicht, daß die Simulation weniger kompliziert und umfassend ist.

Ob jemand am neuen Stern am Simulations-Himmel seinen Spaß hat, ist Geschmackssache. Ich für meinen Teil finde »Jet« kurzweiliger und auf Dauer auch motivierender als den »Flight II«. Wer gegen das Geballere gänzlich allergisch reagiert, sollte lieber die Finger von »Jet« lassen. Ansonsten kann man das Programm als nicht gerade billige, aber sehr anspruchsvolle Action-Simulation empfehlen. Fazit: Eine Art großer Bruder von »Fighter Pilot« mit lahmer Grafik, aber für Freunde dieses Genres interessant.


Heinrich Lenhardt
Aus: Happy Computer 03 / 1986, Seite 157

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