PC-Usern ist dieses Programm wohl bekannt. Wir haben uns angesehen, was die ST-Version bietet.
Das Textverarbeitungsprogramm "Star-Writer", das bereits im PC-Bereich Eingang gefunden hat, ist seit kurzem auch in einer ST-Fassung erhältlich. Für knappe 200 DM erhält man drei einseitig beschriebene Disketten, ein etwa 100 Seiten dickes Benutzerhandbuch und eine Referenzkarte. Die Disketten sind "fett" gepackt, d. h., sie sind mit 10 Sektoren pro Spur ausgestattet. Das Handbuch ist eher mager ausgefallen. Das gilt nicht nur für den Umfang, sondern leider besonders für die Beschreibung der interessanten Sonderfunktionen des Programms.
"Star-Writer ST" läuft sowohl mit dem Monochrommonitor als auch in mittlerer Auflösung mit einem Farbbildschirm. Zwei Diskettenlaufwerke' oder eine Festplatte und 1 MByte RAM-Speicher sind empfehlenswert.
Für die häufig benutzten Drucker von Brother, Epson, Star oder NEC werden fertige Anpassungen mitgeliefert, die man jedoch noch mit dem Hilfsprogramm "starhelp" installieren muß. Dabei werden die Grafikfonts auf der Diskette, deren Namen mit S beginnen und die dem GEM-Fonts-Format entsprechen, in sogenannte Druckerfonts umgewandelt und in einen neuen Ordner kopiert. Diese Druckerfonts haben den Anfangsbuchstaben E für Epson und enthalten dann Bitinformationen nur für die Zeichen, die nicht bereits im entsprechenden Font des Printers enthalten sind.
Beim Ausdruck wird dann entweder das Bitmuster der Fontdatei als Grafikinformation oder nur der Zeichencode an den Printer gesandt. Natürlich erhöht sich die Ausdruckgeschwindigkeit umso mehr, je mehr Bitmuster aus dem ROM des Druckers verwendet werden können. Der
Nachteil dabei ist allerdings, das man für jede Schriftform und -größe eine eigene Fontdatei für den Bildschirm und einen Grafik- oder Pseudofont für den Drucker benötigt. So findet man auf der mitgelieferten Diskette je eine Fontdatei .FNT (Normalschrift), .SML (normal klein) .IT (kursiv), .SIT (kursiv klein) für Pica und zusätzlich für Pica breit. Gleiches gilt für Elite, Elit breit, Proportionalschrift usw.
Wer einen besondere Schriftstil vorzieht, hat die Möglichkeit, mit dem Fonteditor star font.prg selbst einen Satz herzustellen. Sie können aber auch ei nen der zusätzlichen Sonderfont auf der Diskette ausprobieren. Allerdings hätte sich hier wohl mancher statt des kyrillischen einen nützlicheren Font ge wünscht.
Wer es eilig hat, sollte beim Ausdruck mit normalem Schriftsatz auf den beliebten weil so professionell wirkenden Blocksatz verzichten. Der Drucker sucht nämlich dabei Wort für Wort nach einer "gerechten" Verteilung des Textes in der Zeile, und das dauert. So nimmt z. B. der Ausdruck einer Seite mit 32 Pica-Zeichen pro Zeile in NLQ über drei Minuten in Anspruch. "Prowriter" schafft das in der' Hälfte der Zeit.
Schwierig wird es, wenn man einen anderen Drucker anpassen oder auch nur eine etwas veränderte Schriftart installieren will.:
Nach der Anleitung soll das alles ganz einfach gehen. Man muß mit einem Textprogramm eine Liste der Steuerzeichen, eine Übersetzungs- und mehrere Größentabellen erstellen oder abwandeln. Beim Abspeichern ist jedesmal darauf zu achten, daß diese als ASCII-Datei abgelegt werden. Dabei erscheinen dann Fragen nach Dingen wie horizontale und vertikale Positionierung oder Obergrenze für Großschrift in Pixel. Solche Angaben verrät ein Druckerhandbuch meist nicht, und das Manual von "Star-Writer" bietet hier leider keine ausreichende Hilfe.
Hat man die Dateien korrekt beisammen, müssen sie noch mit starhelp.prg verknüpft und mit dem richtigen Namen in den richtigen Ordner gespeichert werden. Wenn das alles schon so umständlich sein muß, sollte man es wenigstens viel klarer beschreiben. Es ist schade, wenn dabei jemand die Geduld verliert, denn sonst bin ich von den vielen Möglichkeiten des Programms doch recht beeindruckt.
Der Arbeitsbildschirm besteht aus einer Menüleiste und einem Textfenster. Durch Anklicken kann man letzteres nach unten ziehen und ein zweites, Barunterliegendes aktivieren. So lassen sich zwei Texte parallel bearbeiten.
Für die Steuerung und den Funktionsaufruf bietet "Star Writer" sowohl für "Mausschieber" als auch für "Tastendrücker" ein volles Programm, für letztere eigentlich sogar zwei. Über die Funktion OPTION/ VOREINSTELLUNG läßt sich wählen, ob man mit dem Befehlssatz von "Star-Writer" (CONTROL+Anfangsbuchstaben von Menü und Befehl) oder mit einem "Wordstar"-kompatiblen arbeiten möchte. Die CONTROL-Tastenkombination wird sogar für die Ansteuerung der Knöpfe in den Dialogboxen eingesetzt, so daß man eigentlich die Finger immer auf der Tastatur liegen lassen kann.
Bei den vielen Funktionen ist es trotz der guten Eselsbrücke beim "Star-Writer"-Befehlssatz nicht leicht, sich alle Abkürzungen zu merken. Es wäre deshalb schön, wenn etwa der Menübuchstabe auch das entsprechende Menü herunterklappen und darin der oder die Befehlsbuchstaben hervorgehoben würden.
In den Kopfleisten der Textfenster erscheinen von links nach rechts folgende Angaben:
Die Menüpunkte bieten alle Funktionen, die ein professionelles Textverarbeitungsprogramm aufweisen sollte. Hier seien nur noch einige Besonderheiten herausgehoben. Im Menü DATEI kann man z. B. auch Texte der BackupDatei direkt einlesen oder Textdateien in bereits geladene Texte einfügen. Mit Hilfe einer gesondert erstellten Datendatei im SDF-Format lassen sich Serienbriefe ausdrucken. Im Menü BLOCK können bis zu vier Blockspeicher verwendet werden. In einem markierten Block wirken sich Änderungen der Schriftattribute oder des Zeichensatzes sofort aus. Damit lassen sich Variationen in einem bereits bestehenden Text leicht und schnell durchführen.
Im Menü FONT wählt man die gewünschte Schriftart. Bis zu 20 verschiedene können geladen werden. Falls diese in der Datei fonts aufgelistet sind, geschieht dies automatisch beim Programmstart. Im Gegensatz zu anderen Textverarbeitungen ist es hier allerdings notwendig, auch für Schriftattribute, wie z. B. kursiv oder Subscript, extra Fonts zu laden. Die Schriftattribute werden im Menü ZEICHEN aktiviert. Zur Verfügung stehen hier auch doppelt unterstrichen und durchgestrichen.
Bei OPTIONEN kann man wählen, ob Absatz- und Seitenformatierung, Silbentrennung und Sicherung des Dokumentes jeweils nach n Minuten automatisch erfolgen sollen. Hier lassen sich aber auch Makros definieren, die entweder Standardtexte oder Befehlsfolgen enthalten. Sie werden durch SHIFT-ESC und die entsprechende Taste eingerichtet und durch ESC plus Taste aufgerufen. Die Funktionstasten sind durch die Datei starwrit.mac kompatibel zu "Word Plus" belegt.
Zu den Extras zählen außer SUCHEN/ERSETZEN, dem Erstellen von Fuß- und Endnoten sowie Inhalts- und Stichwortverzeichnissen auch das Einlesen von Bildern und die Überprüfung des Dokumentes auf Rechtschreibfehler. Grafiken im IMG-Format von "Word Plus" können eingelesen werden. Ein mitgeliefertes Accessory namens starsnap erlaubt es, solche Bilder zu "fotografieren". Mit einer Dialogbox lassen sich Auflösung und Größe der Grafik noch verändern.
Für die Korrektur des Dokumentes wird in der Datei starwrit.dic ein Hauptwörterbuch mit über 100 000 Einträgen bereitgestellt. Leider läßt sich dieses nicht verändern. Neue Wörter werden in einem Ergänzungsoder Spezialwörterbuch abgelegt, und nur dort kann man löschen oder editieren. Trifft man beim Korrekturlesen auf einen unbekannten Begriff, so ist es nicht möglich nachzusehen, ob ähnliche Wörter schon gespeichert sind.
Falls kein falsches oder unbekanntes Wort mehr ,gefunden wird, bleibt der Cursor an seiner Stelle. Auf einen Hinweis, daß die Korrekturdurchsicht beendet ist, wartet man leider vergeblich. Von Benutzerfreundlichkeit kann also keine Rede sein. Leider ist das bei "Star-Writer" nicht nur hier, sondern allgemein so. Falls dem Programm irgendeine Einstellung des Anwenders nicht gefällt, reagiert es nicht mit einein freundlichen Hinweis oder einer Warnung, sondern ignoriert z. B. einfach das Fehlen einer notwendigen Hilfsdatei. Damit führt es die Funktion nicht oder fehlerhaft aus.
Hat man etwa beim Absatzlayout versehentlich die Zeilenlänge zu groß eingestellt, so tut sich einfach nichts. Dann geht das Ausprobieren los. Da ist es schon fast besser, wenn das ganze Programm abstürzt, wie etwa bei einem falschen Eintrag im Seiten-Offset für die Stichwortliste.
Sicher möchte mancher dieses Programm wegen seiner vielen guten Funktionen gern benutzen. Während der Einarbeitungszeit sollte man dann aber nicht die Geduld verlieren. Zu wünschen wäre hier mehr Benutzerfreundlichkeit. Der Preis von "Star-Writer" beträgt 198,- DM.
Star-Division GmbH
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