Hellowoon (ST)

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Noch immer sind deutsche Adventures rar. Dabei gibt es mit Sicherheit einen großen Markt dafür, denn viele Spieler würden sich gerne mit solchen anspruchsvolleren Programmen beschäftigen, schrecken aber vor der Sprachbarriere zurück. Es ist auch sicher nicht jedermanns Sache, ein komplexes Infocom-Abenteuer nur mit Hilfe eines Wörterbuchs zu bewältigen. Da gehen Spielatmosphäre und Motivation schnell verloren.

Nun hört man immer wieder, die deutsche Sprache sei für eine Adventure-Umsetzung nicht geeignet. Daß dies wohl nicht generell zutrifft, zeigt "Hellowoon". Trotz des englischen Titels liegt dieses Programm in Deutsch vor und stammt darüber hinaus auch aus unserem Land. Bevor ich näher auf die Handlung eingehe, möchte ich eines schon vorwegnehmen: Sowohl der Parser, der die Eingaben analysiert, als auch das Vokabular und die Ortsbeschreibungen sind hervorragend gelungen. Diesbezüglich kann sich das Programm durchaus mit den besten englischen und amerikanischen Produkten messen. Zusätzlich wird dem Spieler eine Grafik geboten, die ebenfalls sehr hohe Qualität aufweist.

"Hellowoon" ist ein mystisches Abenteuer, in dem es von merkwürdigen Erscheinungen und Magie wimmelt. Das Ganze beginnt damit, daß der Spieler in einem Felsverlies erwacht und sich an nichts mehr so recht erinnern kann. Er ist angekettet und sitzt auf der Erde. Von jetzt an ist man auf die eigene Phantasie angewiesen. Die erste Szene ist relativ leicht zu bewältigen. Ein Hilfeschrei ruft einen Wächter auf den Plan, der einem zwar nicht hilft, aber immerhin ver- gißt, die Tür hinter sich abzuschließen. Nimmt man jetzt etwas Moos auf und reibt sich damit das Handgelenk ein, kann man die Kette abschatten und den Raum verlassen. Jetzt sollte man sich schnellstens nach Nahrungsmitteln umsehen, wenn man nicht den Hungertod erleiden will. Mehr soll hier nicht verraten werden.

Obwohl ich kein ausgesprochener Adventurefan bin, hat mir "Hellowoon" riesigen Spaß gemacht. Die Antworten, die der Computer manchmal liefert, erinnern fast an ein menschliches Gegenüber. Wie schon gesagt, ist den Programmierern der Parser hervorragend gelungen. Neben einfachen Eingaben wie NIMM BUCH oder N, S, W, O für die Bewegungsrichtungen sind auch viel komplexere Sätze möglich, die oft auch gefordert werden. Neben den Dialogen, die man über die Tastatur eingibt, lassen sich über die Funktionstasten einige Hilfen abrufen. Zu nennen sind beispielsweise eine Karte von "Hellowoon" (die markanten Stationen der eigenen Bewegungen werden automatisch verzeichnet), eine Übersicht über den Zustand der Person, das Inventory und mehr. Die Grafik, die normalerweise ungefähr den halben Bildschirm belegt, läßt sich auch ausblenden.

"Hellowoon" ist in meinen Augen ein absoluter Tophit. Endlich liegt ein deutschsprachiges Adventure vor, das dem internationalen Standard entspricht. Abschließend noch ein wichtiger Tip: Man sollte nicht zu schnell aufgeben. Manche Anweisungen muß man zwei- oder dreimal eingeben, bevor sie akzeptiert werden. Schon im ersten Bild folgt auf den Befehl NIMM MOOS erst einmal eine negative Antwort. Mit F10 wird das zuletzt eingegebene Kommando übrigens automatisch wiederholt, was die Sache vereinfacht.

1 System: Atari 16 Bit
Hersteller: G. Henkel
Bezugsquelle: Ariolasoft


Stephan König
Aus: Atari-Magazin 04 / 1988, Seite

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