Bekannt geworden ist das Softwarehaus BIODATA durch seine Arzt- und Praxissoftware, die zusammen mit der Druckerkonzeption mit integrierter Lesefähigkeit bei der Patientenverwaltung eine enorme Zeitersparnis bringt. Der große Schlag kam jedoch mit der Einführung der ST-Computer von Atari, deren 68000er Motorola-CPU ganz neue Möglichkeiten in Bezug auf Rechengeschwindigkeit, Grafik und Bedienungskomfort ermöglichte, was BIODATA den Entschluß fassen ließ, auf dieser neuen leistungsfähigen Ebene weiter zu entwickeln.
Das Problem ergab sich jedoch nicht so sehr aus der Umkodierung und Optimierung vorhandener Programme in die Programmiersprache C, sondern aus dem Fehlen jeglicher Mehrplatzfähigkeit in der Atari/TOS/GEM-Konzeption, welche die Grafikoberfläche im Multiuser-Betrieb berücksichtigt. Auch das Betriebssystem OS-9 verzichtet bekanntlich auf die Benutzung der GEM-Möglichkeiten. Weitere Einschränkungen ergeben sich daraus, daß seitens des TOS nur 16 MByte pro Partition auf der Festplatte adressiert werden können, was die Benutzung großer Speichermedien erheblich limitiert. Auch die Tatsache, daß in Standard-GEM-Dialogboxen Eintragungen nur mit der TAB-Taste abgeschlossen werden können, veranlaßte BIODATA, hier spezielle Lösungen zu entwickeln.
So entstand das Netzwerk "Bionet 01", das so allgemein ausgelegt ist, daß alle Atari ST-Programme uneingeschränkt unter Beibehaltung der GEM-Oberfläche lauffähig sind. Die Übertragungsrate von 1 MBit/sec konnte durch Einbeziehung der DMA-Ports erzielt werden, wobei der Datenaustausch über kostengünstige Koaxialkabel erfolgt. Es ist jedoch eine Ethernet-Zusatzplatine (add-oncard) in Entwicklung, welche die Geschwindigkeit auf 10 MBit/sec anhebt. Durch die Grundkonzeption als Bus-System mit bis zu 32000 autonomen Knoten, die mit eigener CPU und Stromversorgung ausgestattet sind, ergeben sich zwei wichtige Vorteile:
Das Netzwerk besteht aus den Komponenten Bio-Node (Knoten) und Bio-Block (Festplatte plus Streamer plus Netzwerkrechner). Pro zu vernetzenden Atari ist ein Bio-Node nötig. Aber auch der Bio-Block, der die zentralen Speicher verwaltet, kann einen Atari im Netz steuern.
Zur Zeit können Festplatten bis 300 MByte im Netz adressiert werden. (An Erweiterungen wird gearbeitet.) Der Benutzer kann auf alle am Netz angeschlossenen Festplatten, Drucker, Modems und Floppys zurückgreifen. Dazu werden die Netzwerklaufwerke, Drucker usw. unter beliebigem Namen definiert, so daß jede Netzwerkpartition sowie jeder Netzwerkdrucker über seinen definierten Namen angesprochen werden kann.
Natürlich lassen sich die Ataris direkt über das Netzwerk booten. Alle Teilnehmer haben uneingeschränkt und jederzeit Lesezugriff auf alle Partitions.
Da jedoch TOS nicht als Multiuser-Betriebssystem konzipiert wurde, ergibt sich hieraus einschränkend, daß immer nur ein User Schreibberechtigung auf die Festplatte haben kann. Diese wird entweder vom Netzwerk automatisch vergeben oder vom Anwendungsprogramm gezielt zugeteilt. Sie kann auch vom Benutzer direkt angefordert werden.
Diese TOS-bedingte Einschränkung, die für jedes Atari-Netzwerk in gleicher Weise zutrifft, ließe sich nur durch Änderung großer Teile des TOS-Betriebssystems umgehen, was wiederum Kompatibilitäts- und Update-Probleme nach sich ziehen würde. Diese Einschränkung entfällt mit dem Netzwerk "Bionet 02", das mit einem zentralen Fileserver ausgestattet ist, der seinerseits über ein autonomes Multiuser/Multitasking-Betriebssystem verfügt. Diese Konzeption kombiniert die Vorteile eines echten Mehrbenutzer-Betriebssystems mit dem Leistungspotential des Atari in optimaler Weise, wozu Record locking, Printer server, bis zu 8 MByte Cash-Memory, extrem schnelles Plattenhandling (Interleave 1) und ein bewährtes ISAM zu erwähnen sind.
Beim 02er-Netz erfolgt der Datentransfer über Ethernet mit einer Geschwindigkeit von 10 MegaBit/sec. Damit eröffnet sich dem Atari-Benutzer auch die Welt der Main-Frames und PC-Netzwerke, da durch das standardisierte Ethernet unterschiedliche Rechnerkonzepte mit gleichen Datenbeständen arbeiten können. In "Bionet 02" lassen sich Platten bis zu zwei GigaByte integrieren. Auch hierbei kann die Netzwerkgröße durch Zusammenschluß mehrerer Fileserver variiert werden.
Der Atari ST ist ein gutes Beispiel für die fast unbegrenzte Ausbaubarkeit eines Systems, wenn die Grundkonzeption leistungsfähig und fortschrittlich ist. Daß der Atari jedoch in so kurzer Zeit nach seinem Erscheinen mit einem bislang nicht für möglich gehaltenen Preis-/Leistungsverhältnis in die Domäne der Großrechner eindringt, verdankt er auch der Erstellung moderner Netzwerke.
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