Nach vielen Verschiebungen und bloßen Versprechen ist Alien vs. Predator endlich für den Jaguar lieferbar. Ob AvP nun wirklich zum heißesten Softwaretitel dieses Jahres gehört, soll dieser Test zeigen.
Seit dem 2. Oktober wird Alien vs. Predator (kurz AvP) in den USA und England ausgeliefert. Wir haben wenige Tage nach Erscheinen ein Exemplar auf der Elmshorner Computermesse ergattert, um AvP noch in dieser Ausgabe testen zu können.
Im Lieferumfang befinden sich drei Overlays für den Marine, den Alien und den Predator. Außerdem erhält der spendable Käufer ein ungewöhnlich dickes Handbuch in drei Sprachen (englisch, französisch und deutsch).
Die Geschichte spielt auf einem irdischen Außenposten namens Golgotha. Golgotha ist ein Marine-Trainings-Camp, welches außerirdischen Predators und Aliens in die Hände gefallen ist. Da die Hauptzentrale keine weiteren Einzelheiten kennt und von Golgotha keine Informationen nach dem Überfall rausgingen, sind mehrere Handlungen seitens des Spielers möglich. So kann man entweder als Marine, Alien oder als Predator beginnen. Jeder Charakter hat dabei seine ganz spezielle Mission zu erfüllen. So sind auch je nach Spielfigur die Waffen und die Punktewertung unterschiedlich geregelt. Damit sind sozusagen drei taktisch völlig verschiedene Spiele in einem zusammengefaßt. Die Golgotha-Station besteht aus insgesamt fünf Ebenen, die durch Fahrstühle miteinander verbunden sind. In Ebene 1 ist das Predator-Schriff angedockt und in Ebene 5 befindet sich eine Rettungskapsel und das Alien-Raumschiff. Je nachdem mit welchem Charakter man spielen möchte, beginnt man entweder in Ebene 1, 3 oder 5. Im Spiel selbst kann jederzeit der Spielstand abgespeichert werden. Hierzu stehen drei Speicherslots zur Verfügung. Kommen wir zuerst zu den einzelnen Charakteren:
Als letzter Überlebender aller menschlichen Lebewesen auf der Station muß man gegen die gesamte Alien- und Predatorsippe ankämpfen. Hauptaufgabe ist es, den Selbstzerstörungsmechanismus der Station zu aktivieren und rechtzeitig mit der Rettungskapsel zu fliehen.
Dies hört sich einfacher an, als es in Wirklichkeit ist. So muß man sich die einzelnen Waffen mit der Zeit selbst zusammensuchen. Zuerst hat man ein einfaches Schrotgewehr mit geringer Wirkung. Im Laufe des Spiels stößt man dann auf panzerbrechende Waffen, Maschinengewehre und Flammenwerfer. Jede Waffe braucht aber Munition, und diese muß man ebenfalls mühsam einsammeln. Wer nicht sparsam damit umgeht, hat keine Chance mehr zu gewinnen. Mit bloßen Fäusten läßt sich gegen die Außerirdischen Lebensformen nichts anrichten. Als weitere Extras kann man Bewegungsmelder, Verbandskästen, Nahrung und Sicherheitskarten finden. Bewegungsmelder sind sehr nützlich, wenn z.B. Aliens von hinten angreifen. So kann man sich rechtzeitig umdrehen und angreifen. Verbandskästen und Nahrung helfen, die verlorene Lebensenergie aufzufüllen. Geht diese zu Ende, ist auch das Spiel beendet. Das wichtigste sind aber die Sicherheitskarten. Am Anfang hat man Sicherheitsklasse 0, welche lediglich das öffnen einfacher Türen erlaubt. Im Laufe des Spiels ist es erforderlich, bis zur Sicherheitsstufe 9 aufzusteigen. Nur mit der höchsten Priorität kann man letztendlich die Selbstzerstörung der Station auslösen. An bestimmten Stellen in der Station findet man Computerterminals, die einem grobe Übersichtskarten der Stationsebenen liefern und hilfreiche Hinweise in Form von Crew-Logbüchern liefern. Angelehnt an die Alien-Filme, kann man sogar durch bestimmte Luken in das Lüftungssystem der Station gelangen. Kriechenderweise bewegt man sich dann durch enge Luftschächte, immer mit der Gefahr konfrontiert, von schnellen Aliens angegriffen zu werden. Letztendlich sollte man die Luftschächte nur dazu benutzen, um z.B. Sicherheitsbereiche zu umgehen. Als letztes finden sich noch in den Krankenstationen Computerterminals, mit denen man je nach Sicherheitsstufe mehr oder weniger Lebensenergie auftanken kann.
Die Aliens gehören zur Rasse der HIVE.
Die Königin der HIVE wird im Predator-Raumschiff gefangengehalten. Als Alien muß man, ohne Rücksicht auf das eigene Leben, seine Königin befreien. Im Gegensatz zum Marine beginnt die Mission im eigenen Alien-Raumgleiter. Anstelle von externen Waffen, hat man nur seine eigenen (aber tödlichen) Körperteile zur Verfügung: Die messerscharfe Klaue, das blitzschnelle Gebiß und den giftigen Schwanz. Da der Alien keine Möglichkeit hat, verlorene Lebensenergie aufzutanken, bleibt ihm nur, für genügend Nachschub an Jungaliens zu sorgen. Da es in der Station von feindlichen Marines nur so wimmelt, bietet sich dieses menschliche Frischfleisch geradezu an. Mit der Angriffskombination Klaue, Schwanzhieb, Klaue kann man seinen Gegner verpuppen. In der Anzeige erscheint nun eine Zelle, die sich mehr und mehr teilt und letztendlich einen vollwertig neuen Alien ausgebildet hat. Haucht man sein Leben aus, bekommt man sofort Ersatz, der neue Alien schlüpft aus seinem Wirt. Insgesamt kann man gleichzeitig drei Marines verpuppen. Da der Alien von Natur aus wesentlich schneller ist als ein Mensch, kann er mit seinen nur auf kurze Distanz wirkenden Waffen effektiv zuschlagen.
Der Predator wiederum ist auf sich allein gestellt. Seine Aufgabe ist es, die Königin der Aliens zu finden und ihren Kopf als Trophäe heimzubringen. Genau wie der Marine muß er seine verlorengegangene Lebensenergie mittels Medecine-Paks auffrischen. Im Gegensatz zu den anderen beiden Charakteren kann er seine Waffen weder zusammensammeln, noch hat er sie bereits alle beisammen. Der Predator muß Punkte sammeln, nur so bekommt er neue Waffen. Anfangs hat er lediglich ein Schneidewerkzeug, mit dem er auf kurze Distanz angreifen kann. Bei steigender Punktezahl bekommt man einen Elektrospeer (150.000 Punkte), eine Art messerscharfe Diskusscheibe für große Distanzen (350.000 Punkte) und eine Schulterkanone (750.000 Punkte). Damit das Punktesammeln noch zusätzlich erschwert wird, wird Angriffsart und Distanz bewertet. Man kann jederzeit sein Unsichtbarkeitsschild aktivieren. Jedoch sollte man nicht mit diesem angreifen, denn ansonsten werden Punkte abgezogen (wegen unfairer Vorgehensweisen). So kann es bei ungeschicktem Verhalten passieren, daß man eine Waffe wieder verliert. Als zusätzliche Hilfe hat der Predator optional einen Waveform-Analyser, der ausschlägt, wenn sich Personen etc. in der Nähe befinden.
Alien vs Predator ist nach Tempest 2000 der wirklich größte Knaller auf dem Konsolenmarkt. Nach dem Einschalten des Moduls wird man von einer wirklich ansprechenden Grafik begrüßt. Einen Soundtrack gibt es übrigens nicht. Dies ist aber auch nicht schlimm, denn die Soundeffekte und die atmosphärische Untermalung unterstreichen den düsteren Schauplatz viel besser, als es ein Musikstück jemals könnte. Während des Spiels hört man ununterbrochen das dumpfe Dröhnen der Schiffsmotoren in den weiten Räumen der Station. Die Grafik ist unglaublich detailliert. Die Texturen werden nur auf kurze Entfernungen etwas pixelig, sind aber immer noch höher aufgelöst, als beispielsweise bei DOOM (II) für den PC. Deckenbeleuchtungen und nach hinten dunkler werdende Gänge geben einen äußerst realistischen und beklemmenden Effekt von Realität wieder.
Ein Tip: Den Jaguar an die Stereoanlange anschließen, Bässe aufdrehen und Licht aus! Trotz der hohen Auflösung der Grafiken ist die Geschwindigkeit, mit der man sich bewegt, sehr hoch. Das Scrolling ist fließend, lediglich das Drehen um die eigene Achse ist etwas langsamer. Im Gegensatz zu Spielen wie Doom, wo die Gegner immer rechtzeitig erkannt und eliminiert werden konnten, ist bei AvP alles anders. Hier hat man, obwohl es nur ein Spiel ist, Schweißausbrüche und Herzklopfen! Beim Marine ist man sich nie sicher, ob nicht hinter der nächsten Ecke eine ganze Horde von Aliens auf einen wartet. So tastet man sich dann ängstlich voran und schaut vorsichtig um Ecken. Gar schauerlich durchfährt es mich, wenn aus irgendeiner unbestimmten Richtung das typisch grausige Schnarren des Predators ertönt. In voller Panik dreht man sich dann nach allen Seiten um, doch meistens wird der Predator erst dann sichtbar, wenn er grinsend vor einem steht und zuschlägt. Als Alien bietet sich nicht soviel Abwechslung. Die Marines sind nicht besonders schnell, so daß ein Angriff für den Alien relativ harmlos ausgeht. Es macht aber schon Spaß, wenn man den einen oder anderen Kämpfer verpuppt und dazu relativ unschöne Geräusche aus den Lautsprechern kommen. Die Figur des Predators hat es meines Erachtens am schwersten:
Ein Face-Hugger - ihn loszuwerden ist super schwer
Horden von Marines schießen auf ihn doch er kann sich anfangs lediglich mit seinem Schneidewerkzeug wehren. Auch die Unsichtbarkeit hilft nicht viel, denn auf kürzerer Distanz wird man trotzdem erkannt. Bis man die erforderlichen 150.000 Punkte für die erste neue Waffe zusammen hat, bedarf es einiger Bildschirmtode und Versuche. Alles in allem bietet der Marine die meiste Vielfalt und Spannung. Die Atmosphäre ist tatsächlich so beklemmend, wie man es noch nie in einem Computerspiel gehabt hat. Wer hier nicht Herzklopfen und Schweißausbrüche bekommt, muß ein eiskalter Krieger sein. Man bekommt durchgehend den Eindruck, wirklich in einer realen Welt zu spielen: der absolute Wahnsinn. Um diesem Spielgenre noch eines "draufzusetzen", bedarf es schon neuer Technologie. So würde meiner Meinung eine Steigerung nur noch in Form eines VFt-Helms möglich sein. Wer weiß, vielleicht gibt es soetwas in nächster Zukunft sogar für den Jaguar. Abschließend sei zu sagen, daß jeder Jaguar Besitzer Alien vs Predator haben muß. Ohne dieses Spiel ist der Jaguar nur ein halber Jaguar. In unserer Redaktion sorgte AvP für totale Spielsucht und legte die Arbeit für mehrere Stunden lahm.
Marco Schitz
GRAFIK 90%
SOUND 76%
MOTIVATION 93%
GESCHW. 83%
SCHWIERIGKEIT 70%
GESAMTURTEIL 93%
Vertrieb: Pagedown
Herausgeber: ATARI
Speicherfunkt.: Ja
Preis: ca. 159 - DM
Multiplayer: Nein
Systeme: JAGUAR