Falcon- und ST(E)-Tower

Die Firma Hard & Soft aus Castrop-Rauxel führt in ihrem Programm unter anderem ein Towergehäuse für Falcon030 und 1040ST. Ob sich eine Ausgabe von knapp DM 400,- lohnt und ob der Einbau ohne Probleme zu bewältigen ist, soll dieser Praxistest zeigen.

Die erste ATARI-Inside ist fertig und noch nie habe ich meine Computer Tastatur so gequält wie in den letzten zwei Monaten. Was es heißt, auf der ATARI Tastatur (Ausnahme ATARI TT) längere Texte tippen zu müssen, weiß wohl jeder. So schaute ich mich in unseren Geschäftsräumen um und entdeckte einen älteren PC. Die Tastatur und das hervorragende Tippgefühl regte mich zum Kauf eines PC- Tastaturinterfaces für meinen ATARI Falcon an. Doch da in naher Zukunft eine weitere Festplatte und ein Wechselplattenlaufwerk hinzukommen sollten, spendierte ich meinem Falcon030 gleich ein komplettes Towergehäuse. Die Entscheidung war schnell getroffen. Da unser Hardware-Budget eingeschränkt war, entschied ich mich kurzentschlossen für das Towergehäuse inkl. PC-Tastaturinterface der Firma Hard + Soft.

Das Paket

Eine Woche nach Bestellung erreichte mich auf dem Postwege ein recht großer Karton im Wert von DM 400,-. Beim Auspacken entdeckte ich neben dem unübersehbaren Towergehäuse eine PC-Interface-Karte, eine Diskettenhalterung inkl. Frontblende, ein Netzkabel, diverse Schrauben, ein 8 poliges Flachbandkabel, Kabelverbinder, ein 34 poliges Diskettenlaufwerk-Verlängerungskabel, zwei Kabel zum Herausführen der Paddelports, zwei 5 polige Midikabel und letztendlich eine 26 seitige DIN-A5 Einbauanleitung (s. Abb. 1). Eine Herausführung des ROM- Ports gibt es übrigens separat zu kaufen. Da die ROM-Port-Verlängerung mittels einer Schaltung verstärkt werden muss und nicht jeder einen herausgeführten ROM-Port benötigt, ist die Lösung, ihn als optionales Zubehör anzubieten, sehr zu begrüßen. Nur so kann das Einbaukit seinen günstigen Preis halten.

Mein erster Eindruck

Ein gelungenes Towergehäuse ohne viel "Schnickschnack", dazu eine Menge Schrauben (brauche ich die wirklich alle?). Ein erster Blick in die Anleitung offenbarte mir das Fehlen der Aufkleber für die Schnittstellen an der Gehäuserückwand. Ein kurzer Anruf bei H+S und die Kleber wurden nachgeliefert. Vor dem öffnen des Falcons sollte man sich übrigens im klaren darüber sein, dass dies unweigerlich zum Garantieverlust führt. Mir war das allerdings relativ egal, denn meinen Falcon030 öffnete ich bereits am Tage des Neukaufs (reine Neugier).

Als Werkzeug benötigt man lediglich einen Kreuzschlitzschraubenzieher, eine Flachzange und einen 5mm Maulschlüssel.
Nachdem der Falcon von Schrauben, Gehäuse, Tastatur, Netzteil und Diskettenlaufwerk befreit wurde und nur noch aus der Platine und unterem Abschirmblech bestand, konnte der Einbau in das Towergehäuse erfolgen.

Zwei Tips von mir am Rande: Zu allererst sollte man das Speed-Display einstellen, da es ziemlich ungünstig im Gehäuse plaziert ist und nach dem Einbau nahezu unerreichbar wird. Im Gegensatz zum Handbuch empfehle ich auch, das Resetkabel und die Laufwerksverlängerung erst nach dem Einbau in dem Tower zu befestigen.
Nachdem die Platine mit insgesamt vier Schrauben im Gehäuseinneren befestigt wurde, begann die Kleinarbeit. Alle Anschlüsse, die sich auf der Rückseite des Falcon oder 1040ST befinden, paßten genau in die Rückblende des Gehäuses. Somit mussten nur noch wenige Anschlüsse nach außen geführt werden.

Man sollte sich ab hier wirklich mit dem Einbau viel Zeit lassen um späteren ärger zu vermeiden.

Ein Resetkabel mit zwei Klemmen am Ende wurde an einem Dioden- und Kondensatorende der Platine befestigt, so dass man jederzeit von der Frontblende des Towers aus ein Reset auslösen kann. Anschließend wurde das Verlängerungskabel für das Diskettenlaufwerk befestigt. Anschließend habe ich das PC-Tastaturinterface eingebaut. Es besteht aus einem Anschluß für eine beliebige PC-Tastatur und zwei Anschlüssen für Joystick und Maus. Da H+S kurzfristig auf ein anderes Towergehäuse umgestiegen ist und die Anleitung nicht mehr rechtzeitig geändert werden konnte, ergibt sich eine kleine aber wichtige Veränderung: Die Anschlüsse auf dem Interface, die in der Anleitung als Key-Lock bezeichnet werden, müssen mit einem Jumper überbrückt werden. Da das neue Towergehäuse keinen Schlüsselschalter mehr besitzt, fehlen natürlich die Anschlüsse. Ohne die Überbrückung durch den Jumper lässt sich aber auch keine Tastatur und Maus ansprechen! Hier sollte H+S vielleicht einen entsprechenden Handzettel beilegen um spätere Herzattacken seitens des Hobbybastlers zu vermeiden. Ich habe jedenfalls einen gehörigen Schreck bekommen, als sich beim ersten Start weder Tastatur noch Maus regten. Doch bei H+S wußte man Rat und nach wenigen Sekunden war das Problem beseitigt. Nachdem abschließend die Midi- und Paddleportkabel herrausgeführt und das Netzkabel angeschlossen wurden, war der Einbau nahezu abgeschlossen. Es fehlte lediglich das Diskettenlaufwerk, welches mit der mitgelieferten Frontblende im Tower befestigt wurde.

Wer Ordentlichkeit liebt, kann außerdem mit den mitgelieferten Kabelverbindern (Strapsen) alle frei liegenden Kabel zu Kabelbäumen zusammenfassen.

Insgesamt dauerte der gesamte Einbau ungefähr 2-3 Stunden. Das jetzige Towergehäuse bietet übrigen Platz für 4 Laufwerke (z.B. Wechselplatten, CD-ROM-Laufwerke etc.). Zusätzlich noch zwei, von außen nicht erreichbare, Festplattenhalterungen. In meinem Gehäuse befinden sich mittlerweile (zusätzlich) ein ehemaliges externes CD-ROM-Laufwerk (SCSI), eine 270er Wechselplatte (SCSI) und eine 420 MB Festplatte (IDE btw. AT-Bus). Um eine 3,5" Festplatte an die interne 2,5" Schnittstellenbuchse anschließen zu können, braucht man allerdings ein entsprechendes Adapterkabel. Dies bekommt man bei gut sortierten Händlern oder direkt bei H+S.

Fazit

Herrlich, endlich hat das Kabelwirrwar ein Ende. Alle Platten und CD-ROM-Laufwerke passen in ein einziges Gehäuse.
Der Tower ist jedem Anwender zu empfehlen, der von externen Geräten und den damit verbundenen Platzproblemen "die Nase voll" hat und oft längere Texte tippen muss. Hard + Soft bietet neben dem Tower auch ein Desktopgehäuse an, welches für DM 279,- inkl. PC-Tastatur angeboten wird.

Positiv

Der Einbau gestaltete sich recht einfach. Der Falconlüfter wird durch das Gehäuse merklich in seiner Lautstärke gedämpft, der Netzteillüfter ist überhaupt nicht zu hören.

Ein herausgeführter Netzstecker ermöglicht das direkte anschließen eines Monitors. Damit spart man sich erstens ein Steckdosenplatz und zweitens wird der Monitor gleichzeitig mit dem ganzen System an- /ausgeschaltet.
Extensions wie RAM-Erweiterungen und Speed-Enhancer sind weiterhin ohne Probleme in das System einzufügen. Die Unterstützung bei Problemen seitens H+S war zumindest in meinem Fall vorbildlich.

Negativ

Die Anleitung sollte gründlich überarbeitet werden, zumal der in der Beschreibung erwähnte Schlüsselschalter nicht mehr existiert (s.o.) und damit Probleme mit dem Tastaturinterface auftreten. Es hätten außerdem mehr Bilder verwendet werden können, denn die teils recht fachmännisch geschriebene Einbauanleitung imitiert sicherlich so manchen Hobbybastler und beschwört ungewollte Fehler herauf.

Optionales Zubehör:



Aus: Atari Inside 01 / 1994, Seite 40

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