»Tools«: Kleine Hilfen mit großer Wirkung

Unter dem englischen Begriff »Tool« versteht man ein praktisches Werkzeug, das einem bei der alltäglichen Arbeit hilfreich zur Seite steht. »Tools« gibt es für den Atari ST und »1st Word(plus)« wie Sand am Meer: Wir stellen die wichtigsten Hilfen vor.

Beginnen wir zunächst mit der leidigen Schreibarbeit selbst. Wer hat sich nicht schon einmal darüber geärgert, daß man bei der Textverarbeitung die gleichen Phrasen immer wieder neu eintippen muß, daß die Funktionstasten nicht zu programmieren sind, daß ... Für solche Fälle steht nun für den Atari ST ein kleines Accessory mit großem Gebrauchswert zur Verfügung: »KeyClick«. Mit einfachem Mäusespiel versieht man fast jede beliebige Taste (auch die unter 1st Word(plus) vorbelegten Funktionstasten!) mit einem bis zu 60 Zeichen langen Text. <CTRL-M> ergibt dann am Ende des Briefes automatisch die obligate Schlußfloskel »Mit freundlichen Grüßen«. Da alle Tksten gegenseitig aufrufbar sind, ist es wohl korrekt, von »Tastaturprogrammierung« zu sprechen, denn auch verkettete Makros sind mit KeyClick kein Problem (Bild 1). Einen ausführlichen Test können Sie an anderer Stelle in diesem Heft lesen.


Bild 1. KeyClick erlaubt die Programmierung (fast) aller Tasten, auch der Funktionstasten

Ein weiteres nützliches Hilfsmittel stellt die eingebaute Drucker- und Modemanpassung dar. Obwohl das Accessory mit 20 KByte Programmlänge sehr kurz geraten ist, ersetzt es die Konfigurations-Accessories für den parallelen und seriellen Port vollständig. Sofern man das Drucker- oder Telefon-Piktogramm anklickt, erscheinen die bekannten Dialogboxen, mit denen sich alle Parameter einstellen lassen.

Auf die Funktionstastenbelegung ist »Userkey« spezialisiert. In drei Ebenen läßt sich jede der zehn Tasten mit maximal 80 Zeichen vorbelegen. Wie auch bei KeyClick ist die einmal eingegebene Wunschtastatur editier- und speicherbar. Zusätzliches bietet Userkey für Anwender, die einen Epson oder kompatiblen Drucker ihr eigen nennen: In diesem Fall wandelt Userkey die deutschen Umlaute bei der Dateiausgabe korrekt um.

Aus Österreich kommt ein neues Programm, das einen anderen Weg einschlägt. »Shortcut« ist ein echtes »Online«-Accessory, das während der Texteingabe vorherbestimmte Kürzel übersetzt. Wenn Sie einen Blick auf Bild 2 werfen, sehen Sie in dem großen Fenster auf der linken Seite einen Ausschnitt unserer Kürzelbibliothek. In der rechten Fensterhälfte steht der zugehörige Text. Wählt man nun die »Active«-Box an und verläßt das Accessory, so übersetzt Shortcut jede Kürzeleingabe noch während des Schreibvorganges. Tippt man beispielsweise am Briefanfang die Anredeformel »sgdh«, so wird diese blitzschnell in »Sehr geehrte Damen und Herren« übersetzt. Sinnvollerweise wird man eindeutige Kürzel wählen, es bietet sich an, ein bestimmtes Zeichen (/, ",) den Abkürzungen voran- oder nachzustellen. Im Unterschied zu allen anderen Programmen kennt Shortcut keinerlei Begrenzungen in der Zahl der Makros. Daß alle hier vorgestellten Programme der Kürzelverwaltung ihre Bibliothek auf Diskette speichern, um sie später wieder zu laden, ist selbstverständlich.

Früher war das Korrekturlesen längerer Texte eine mühselige Angelegenheit, bei der doch mancher Fehler übersehen wurde. Mit einem Rechtschreibkorrekturprogramm, auch »Spelling Checker« genannt, arbeitet man schneller und zuverlässiger. Programme dieser Art sind prinzipiell recht einfach gestrickt, aber die Tücke liegt bisweilen im Detail: Ein Lexikon enthält die bekannten Wörter und das Programm vergleicht diese mit allen Wörtern im Text. Dem Lexikon unbekannte Begriffe sind entweder falsch geschrieben oder noch nicht erfaßt. Im zweiten Fall nimmt man die neuen Wörter in das Lexikon auf und baut sich somit von Text zu Text ein individuelles Fachlexikon auf.


Bild 2. Shortcut übersetzt Kürzel in einen Langtext. Es arbeitet als Online-Accessory.

Bei 1st Word plus ist die Rechtschreibkorrektur integriert. Klickt man auf den Menüpunkt »Korrektur«, so wird eine Wörterbuchdatei von Diskette geladen, die »Spelling.Dic« heißt. Bei der Auslieferung erhält man je ein englisches und deutsches Lexikon, die jedoch beide stark erweiterungsbedürftig sind. Der eigentliche Korrekturvorgang wird mit der Thste »Escape« gestartet, der Cursor bleibt dann hinter dem ersten unbekannten Wort stehen und man korrigiert nun entweder das Wort direkt, setzt ein anderes Wort aus dem Lexikon an dessen Stelle ein oder nimmt das Wort neu ins Wörterbuch auf. Der letzte Fall kommt wohl am häufigsten vor und im Praxistest zeigte sich, daß der Neueintrag von Wörtern sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Besser wäre es, wenn man gleich eine Liste aller vermeintlich falschen Wörter erhielte, die man dann en bloc korrigiert oder ersetzt.

Diese Möglichkeit bietet »1st Lektor«. Das recht lang geratene Programm liest zunächst eine Textdatei ein, sortiert diese vor und vergleicht dann mit dem Wörterbuch. Auch hier ist das Lexikon recht bescheiden ausgefallen, dafür darf man gleichzeitig mit mehreren Wörterbüchern parallel arbeiten. Falsch geschriebene und unbekannte Begriffe stehen zum Editieren in einer Liste. Nach der Korrektur kennt sie das Wörterbuch. Ein witziges Detail mit ernstem Hintergrund: Beim Korrekturlesen erscheint eine Tasse Kaffee auf dem Bildschirm, um den Anwender mit angenehmen Assoziationen vorsichtig auf eine längere Wartezeit aufmerksam zu machen, die sicherlich bei effizienterer Programmierung vermeidbar gewesen wäre. Andererseits bietet »1st Lektor« auch einige Möglichkeiten, die sonst nur selten vorzufinden sind. Dazu gehört ein ausführliches Statistikpaket, mit dem Worthäufigkeiten und Satzlängen zu ermitteln sind.

Als Demo-Version erhielten wir ferner »JackSpell« zu Testzwecken. Dieses Programm wird zweifach ausgeliefert: Zum einen ist JackSpell ein normales Korrekturprogramm, das mit verschiedenen Wörterbüchern arbeitet und einen Text von Diskette einliest. Zum anderen ist JackSpell aber auch ein »Online«-Programm, das als Accessory jederzeit ersetzbar ist. Schon während des Schreibens wird man auf alle Tippfehler hingewiesen, unabhängig vom benutzten Editor, aber auch bei der Dateiverwaltung oder einer anderen Anwendung. Unser Testexemplar enthielt noch einige Fehler, die Konzeption scheint aber erfolgversprechend zu sein.


Bild 3. Ein Probeausdruck mit 1st Proportional: Proportionalschrift im Blocksatz und spitzenmäßige Grafik

Für den perfekten Ausdruck mit 1st Word(plus) stehen zwei durchdachte Programme zur Verfügung. »LQ Font« ist in erster Linie für diejenigen Benutzer gedacht, denen ein Schönschriftdrucker fehlt, denn das Programm liest eine 1st Word(plus)-Datei ein und gibt diese im Grafikmodus aus.

»1st Proportional« ist dagegen anders konzipiert. Das in GFA-Basic geschriebene Programm erlaubt den Ausdruck in Proportionalschrift und Blocksatz. Wenn man einen 24-Nadeldrucker wie den NEC P6 einsetzt, ergibt sich ein sehr schönes und ausgeglichenes Schriftbild. Dazu tragen auch einige weitere Funktionen bei, die Ist Proportional als ein wirklich universelles Druckprogramm erscheinen lassen: Kopf- und Fußzeilen werden unter- beziehungsweise überstrichen wiedergegeben und für alle »Snapshot«-Grafiken existiert ein spezieller Grafiktreiber, der die Bilder in allerhöchster Qualität aufs Papier bringt. Sogar die Kreise bleiben rund, wenn man den Modus »Grafik unverzerrt« einschaltet (Bild 3). Daß auch die verkettete Ausgabe mehrerer Text-Files mit automatischer Seitennummerierung oder das Nachladen von 1st Word(plus) möglich ist, unterstreicht den professionellen Charakter des Programms.

Jeden Tag flattern uns Werbeschreiben ins Haus, die scheinbar persönlich gehalten sind. Serienbriefe schreibt man heute mit dem Computer schnell und dennoch für den Empfänger ansprechend. Auch für den Atari ST steht ein Programmpaket zur Verfügung, das solche Aufgaben mit Bravour erledigt.


Bild 4. 1st Mail — das Serienbriefprogramm für jedermann

»1st Mail« ist eine Zugabe zu 1st Word plus, die für alle 1st Word-Besitzer auch separat zu erwerben ist (Bild 4). Das Programm kooperiert nur mit diesen beiden englischen Textsystemen, dies aber perfekt. 1st Mail ist nicht nur für Einzel- und Serienbriefe geschaffen, vielmehr erledigt es auch komplexe Mischoperationen. Mit seiner Programmiersprache lassen sich zunächst alle Formatierungsbefehle der Textverarbeitung programmieren. Schleifen und Verschachtelungen sind realisierbar, und daß 1st Mail mit den meisten Dateiprogrammen zusammenarbeitet und eine Mischdatei fakultativ auf Diskette ausgibt, weist auf solide Arbeit der Programmierer von der Insel hin.

Natürlich lassen sich hier nicht alle »Tools« vorstellen, die dem Anwender eine Hilfe sind. Vergleichen Sie selbst. »Tools« kosten in der Regel nicht mehr als 50 bis 100 Mark und haben sich bei täglichem Einsatz schnell rentiert. Sie gestalten Ihr Textsystem professioneller und einfacher, kurzum: Für viele Benutzer sind »Tools« unersetzlich geworden.

(Michael Spehr/uh)



Aus: 68000er 08 / 1987, Seite 46

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