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ATOS-Magazin August/September 1997
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jinnee

Von Rainer Wiesenfeller


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Inhalt:




Vorgeschichte

Alternative Desktops unter TOS haben eine lange Geschichte. Schon sehr schnell nach Erscheinen der ersten TOS-Versionen mit der doch sehr einfachen und wenig komfortablen Oberfläche wurde der Wunsch der Anwender nach mehr Luxus laut.

Der erste alternative Desktop, NeoDesk, kam damals aus den USA von der Firma Gribnif und hatte schon damals einen beeindruckenden Funktionsumfang. Leider konnte er sich bei den europäischen Anwendern nie richtig durchsetzen.

Das schaffte dann aber Gemini, der alternative Desktop, der lange Zeit Maßstäbe für alle nachkommenden Oberflächen setzte. Gemini führte seinerzeit das AV-Protokoll ein, mit dem man auch auf dem Atari mit "Drag&Drop" arbeiten konnte und das heute aus modernen TOS-Applikationen gar nicht mehr wegzudenken ist. Auch die Möglichkeit, den Applikationen individuelle Icons zu verpassen, unabhängig von der Größe, war damals eine sensationelle Neuerung. Schließlich und endlich die Mupfel, eine UNIX-ähnliche Shell, verhalf Gemini zum Standard-Desktop auf TOS-Rechnern.

Nur aufgrund der Tatsache, daß Gemini nicht mehr weiterentwickelt wurde, konnten später andere Desktops nachrücken. Mittlerweile war MAG!X, später MagiC (das anfänglich noch MAG!X hieß) zum Standard geworden und ein Desktop war nun zwangsweise erforderlich geworden, da dieses Betriebssystem keine eigene Oberfläche mehr mitbrachte. Das mitgelieferte Magxdesk war anfänglich nur eine sehr spartanische Notlösung, auch wenn sich die mittlerweile mit MagiC 5.xx ausgelieferten Versionen deutlich verbessert haben und aufgrund des nur sehr geringen Speicherverbrauchs auch viele Freunde gewinnen konnte.

Ein würdiger Gemini-Nachfolger wurde dann THING, ein von Arno Welzel programmierter Desktop, der anfänglich als Freeware, später als Shareware vertrieben wurde. THING vereinte die Gemini-Features mit neuen Ideen und eroberte schnell die Herzen der Atari-Anwender. Leider dauerte es auch hier nicht lange und die Entwicklung wurde von Arno Welzel wieder eingestellt. Zwar übernahm Thomas Binder die weitere Thing-Entwicklung, aber bisher waren dort leider keine großen Fortschritte mehr zu verzeichnen.

Die von ASH vertriebene EASE-Oberfläche konnte sich aufgrund halbherziger Programmierung und seinem unvollständigen AV-Protokoll nie richtig bei den Usern beliebt machen, auch wenn es als "Quasi-Gratis-Zugabe" bei den MagiC-Relases mitgeliefert wurde, anfänglich noch gegen Aufpreis später dann zwangsweise, ob man es haben wollte oder nicht.

ASH hat diese Tatsache wohl mittlerweile eingesehen und versucht nun die Lücke zu schließen. Im zweiten Halbjahr 1997 liefert ASH einen neuen Desktop aus: Jinnee von Manfred Lippert.






Oberflächenveredelung

Jinnee geht unbestritten nicht ganz neue Wege. Die Grundfunktionen eines Desktops sind natürlich erwartungsgemäß auch wieder erhalten. Desktop-Icons, Fenster, also alles das, was man von einem Desktop erwartet werden kann und darf. Interessant sind die neuen Features, die Jinnee bereitstellt. Die interessantesten habe ich einmal für Sie herausgesucht.

Fensterln mal ein wenig anders
Strukturiertes Darstellen von Verzeichnissen
Notizzettel
Alles in Ordnern
Icons de Luxe
Eine Frage der Einstellung






Fensterln mal ein wenig anders

Die Desktop-Fenster von jinnee können in ihrem Verhalten so konfiguriert werden, daß sie immer den sinnvollsten Platz auf dem Dektop einnehmen. Die von Thing bekannte Funktion, daß Fenster immer so groß sind wie deren Inhalt, wurde um das Feature erweitert, daß diese Fenster auch noch intelligent auf dem Desktop plaziert werden. Das bedeutet, daß Fenster so angeordnet werden, daß sie beim Öffnen nie übereinander gelegt werden, solange der notwendige Platz auf dem Desktop vorhanden ist.

Die Position der Fenster kann auf vielfältige Weise eingestellt werden, so kann zum Beispiel ein Rand definiert werden (z.B. der, auf dem die Icons liegen), auf dem die Fenster beim Öffnen nicht gelegt werden. Die Darstellung des Fensterinhalts als Text oder Icons kann vom Inhalt (Anzahl der Files oder Verzeichnisse) abhängig gemacht werden.


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Jinnee-Fenster verfügen über die auch von THING her bekannten "Hot-Closer", mit denen man ein Fenster sofort schließen kann, gleichgültig, wie tief man sich in den Strukturen des Verzeichnisses "verlaufen" hat.

Desweiteren kann Jinnee sich bestimmte Fenster-Parameter im Pfad des aktuellen Fensters merken. Wechselt man später wieder einmal in diesen Pfad, so öffnet sich das Fenster in der gleichen Darstellung (in der vorliegenden Beta-Version funktionierte dieses jedoch noch nicht).

Besonders schön ist das Jinnee-Feature, daß man nun auch für Fenster ein Hintergrund-Bild mitladen kann. Die Zeiten der tristen weißen Fenster ist damit vorbei. Der Nachteil dieses Features soll aber nicht verschwiegen werden: Das Öffnen der Fenster auf langsamen Rechnern wird dadurch ein wenig träger.






Strukturiertes Darstellen von Verzeichnissen

Jinnee bietet die Möglichkeit, eine strukturierte Darstellung eines Verzeichnisses im Textmodus darzustellen. Mit einem Klick auf das Mini-Icon vor den Ordnern wird dieses Verzeichnis nicht geöffnet, sondern nur aufgeklappt, so daß man sehen, was sich darin befindet. Das ganze sieht dann so aus:


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Notizzettel

In Jinnee implementiert ist eine Notizzettel-Funktion, die das MagiC beigelegte MGNOTICE überflüssig macht. In sechs Editfeldern können beliebige Notizen in 256 Hintergrund- und Zeichensatzfarben auf dem Desktop plaziert werden.

Benötigt man die Notizen nicht mehr, werden sie einfach in den Mülleimer gezogen und dadurch gelöscht.


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Alles in Ordnern

Die Ordnerbehandlung geschieht in Jinnee auch auf ganz feine Art: wie auf dem Macintosh kann man Ordner in neuen Fenstern öffnen lassen, wenn man das vorzieht.

Besonders interessant ist dabei das Feature des sogenannten "Spring-Folder". Draggt man etwas auf einen Ordner, ohne das Icon gleich fallenzulassen, so wird der Inhalt des Ordners in einem neuen Fenster dargestellt. Dort kann man wieder das Icon über andere Ordner schieben; das Spiel beginnt beliebig oft von neuem. Läßt man das Icon dann endgültig los, werden alle geöffneten Fenster sofort geschlossen. Das ist sehr praktisch, da man dann zum simplen Kopieren einer Datei in ein tief verschachteltes Verzeichnis nicht mehr lange klicken muß. Dieses Feature ist auch im nächsten Macintosh-Betriebssystem eingebaut ...

Die Zeit, bis sich der Ordner öffnet ist einstellbar - man kann jedoch auch einen Ordner jederzeit per (beliebigen) Tastendruck öffnen und ist damit sehr flott in der Handhabung dieses Features.


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Icons de Luxe

Der Programmierer Manfred Lippert hat die Verwaltung der Icons sehr komfortabel gestaltet. Der mit Jinnee ausglieferte Icon-Editor ist sehr gut zu bedienen. Mit ihm kann man den einzelnen Programmen beliebig große Icons zuordnen. Jinnee folgt damit der alten Tradition von Gemini.


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Außerdem kann ein Pfad angegeben werden, in dem Jinnee zusätzliche Icon-RSC-Dateien sucht.

Damit kann man jetzt wie in MagiCDesk neue Icons einfach in diesen "Icon-Sammel-Ordner" kopieren und beim nächsten Jinnee-Start (oder nach einem "Desktop laden...") stehen sie automatisch zur Verfügung.

Außerdem gibt es noch ein wirklich neues Feature, daß bisher noch in keinem Desktop zu finden war:

Befindet sich in einem Pfad eine Datei namens JINTHUMB.RSC, so werden die darin enthaltenen Icons für diesen einen speziellen Pfad benutzt, und auch nur dann geladen, wenn man diesen Pfad öffnet. Somit kann man sich z.B. Thumbnail-Icons für seine Bildsammlungs-Ordner erzeugen (vorausgesetzt, es gäbe ein entsprechendes Programm, daß eine solche RSC-Datei automatisch erzeugt ... Stella würde sich da sicherlich anbieten).

Die Zeichensätze für die Icons sind frei einstellbar, Desktop- und Fenstericons können z.B. auch mit TrueType-Zeichensätzen dargestellt werden.






Eine Frage der Einstellung

In 26 (in Worten sechsundzwanzig) Menüs kann das Verhalten von Jinnee eingestellt werden. Dieses geschieht in einem sehr übersichtlichen Einstellungsdialog, der den Anwender nicht überfordert:


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Was unter anderem möglich ist, sei hier kurz in Form ein Aufzählung erwähnt:

  • Unter dem Punkt "Desktop" läßt sich festlegen, was bei bestimmten Mausaktionen passieren soll. So kann man zum Beispiel den Start eines Programmes (wie etwa PopFold oder ähnliche Utilities) mit einem Doppelklick der rechten Maustaste (oder in Verbindung mit einer der Tasten Alternate oder Control) bewirken. Mit einem einfachen Klick in eine freie Stelle des Desktops kommt dieser nach vorne (einstellbar).
  • Ebenfalls konfigurierbar ist Jinnees Verhalten beim Draggen von Dateien: Mann kann Icons, Texte oder Notizzettel in Echtzeit oder transparent verschieben. Fenster scrollen, wenn man ein Objekt an eine bestimmte Stelle des Fensters bewegt, nach einer einstellbaren Zeit nach unten; hält man das Objekt über einem Verzeichnis an, öffnet sich das Verzeichnis in einem neuen Fenster.
  • Für verschiedene Dateitypen kann für die Darstellung eine eigene Farbe gewählt werden.
  • Darstellung der Infozeilen in grau, 3-D oder normal.
  • Koboldunterstützung






jinnee: ein Fazit

Jinnee ist die konsequente Fortsetzung der Desktop-Entwicklung auf dem TOS-Sektor und wird sich sicherlich schnell zum Standard entwickeln. Insbesondere deshalb, weil Jinnee vermutlich auch mit MagiC ausgeliefert wird und ASH die Entwicklung der EASE einstellt.

Jinnee 1.0 kostet 69,- DM (für Poweruser sogar nur 49,- DM) und ist erhältlich bei:

Application Systems Heidelberg GmbH
Postfach 102 646
D-69016 Heidelberg
Telefon: 06221/300002
Telefax: 06221/300389



Rainer Wiesenfeller







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Rainer Wiesenfeller
Letzte Änderung am 1. August 1997

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