Die Zahl der Atari-Anwender, die Daten mit IBM-kompatiblen PCs austauschen wollen oder neben ihrem Atari einen solchen PC auf dem Schreibtisch stehen haben, steigt. Somit gewinnt auch die Frage an Bedeutung, wie man größere Datenmengen zwischen diesen Systemen verschieben kann.
Ohne besondere Schwierigkeiten geht der Datenaustausch dann vonstatten, wenn sich die Dateien auf einer akzeptablen Zahl an Disketten unterbringen lassen. Sowohl Daten auf DD- als auch HD-Disketten lassen sich direkt zwischen Atari und IBM austauschen. Lediglich bei Ataris mit TOS 1.00 oder 1.02 kann es erforderlich sein, die Disketten auf dem PC zu formatieren. Die alten TOS-Versionen erzeugen von sich aus kein voll IBM- kompatibles Format. Selbstverständlich kann man sich damit behelfen, die Disketten auf dem Atari nicht mit der Formatier-Funktion des Desktop, sondern mit einem anderen Programm zu formatieren. Heutzutage ist wohl jedes Formatier-Tool für den Atari in der Lage, IBM-kompatible Disketten zu erzeugen. Und seit TOS 1.04 funktioniert dies auch direkt über den Desktop.
Kaum einem Anwender dürfte verborgen geblieben sein, dass die Größe einer durchschnittlichen Datei von Jahr zu Jahr zunimmt. Wenn diese Entwicklung bei Atari auch nicht so deutlich erkennbar sein mag wie bei anderen Plattformen, lässt sich dies nicht von der Hand weisen. Diejenigen, die Audio- oder Videodaten bearbeiten, sind ungewöhnlich große Datenmengen ohnehin gewohnt. So gibt es wohl kaum einen Falcon-Anwender, der Harddisk-Recording betreibt und dazu die kleine interne Festplatte des Falcon einsetzt. Daten in der Größenordnung von einem GByte sind hier keine Seltenheit. Ebenfalls hohe Anforderungen an die Festplatten- Kapazität stellt das Brennen eigener CDs. Inzwischen ist die dafür erforderliche Hardware für unter 1000,- verfügbar und mehr und mehr Privatanwender nutzen CDs für die langfristige Datensicherung. Natürlich kommen auch reine Audio-Anwendungen in Betracht, beispielsweise die Zusammenstellung eigener Audio-CDs. Im Idealfall hält man bei diesem Vorgang eine Kopie (Image) der zu brennenden Daten auf der Festplatte bereit, so dass diese direkt auf die CD übertragen werden können. Verzögerungen bei der Bereitstellung der Daten für die CD kann man sich nicht leisten, da die CD kontinuierlich beschrieben werden muss. Wo große Datenmengen zu verarbeiten sind, stellt sich natürlich auch die Frage nach dem Austausch dieser Daten mit anderen Plattformen. Eventuell ist ein CD-Brenner nur für den IBM-kompatiblen PC vorhanden oder Bilddaten sollen zur Weiterverarbeitung auf die Festplatte eines PC übertragen werden. Selbstverständlich ist häufig auch der Austausch von Daten in die umgekehrte Richtung erforderlich.
Sind PC und Atari räumlich nicht getrennt, bietet sich der Datenaustausch
über ein lokales Netzwerk an. Leider bietet der Atari hierzu keine
optimalen Voraussetzungen, vor allen Dingen dann nicht, wenn Daten in der
Größenordnung mehrerer Megabytes zu übertragen sind. Über die serielle
Schnittstelle ist ein Datenaustausch zwar möglich, allerdings of nicht
mit einer befriedigenden Geschwindigkeit. So erreicht ein Atari ST eine
Übertragungsrate von maximal 19200 Baud. Durch Hardware-Modifikationen
lassen sich zwar auch 38400 Baud erreichen, aber auch dies ist nicht das
Gelbe vom Ei. Bei TT und Falcon sind über die serielle Schnittstelle
deutlich höhere Übertragungsraten möglich, aber die Geschwindigkeit wie
man sie von professionellen Netzwerken (beispielsweise auf Ethernet-
Basis) her kennt, werden bei weitem nicht erreicht. Wie schaut es also
mit einer Ethernet-Lösung für den Atari aus? Diese Möglichkeit für eine
Vernetzung spielt für Ataris bisher lediglich eine untergeordnete Rolle.
Die besten Hardware-Voraussetzungen besitzen MegaSTE und TT dank des
integrierten VME-Bus. Die Ethernet-Karte von Riebel für den VME-Bus wird
allerdings schon lange nicht mehr produziert. Darüber hinaus war die ANS-
Software (Atari Networking System) für diese Karte sehr instabil. Auch
andere Ethernet-Lösungen fanden keine weite Verbreitung, wobei der hohe
Preis ein Grund dafür gewesen sein dürfte. Inwischen gibt es eine
zufriedenstellende Lösung aus dem Hause AG Computertechnik, die
allerdings eine spezielle Variante des MiNT, nämlich MiNTNet voraussetzt.
D.h., dass eine Netzwerkanbindung im Single-TOS-Modus oder unter MagiC
damit leider noch nicht vorhanden ist.
Selbst wenn ein Netzwerk unter Einbeziehung von Atari-Computern vorhanden
ist, lassen sich damit nicht alle anfallenden Aufgaben lösen, wenn es um
den Datenaustausch geht. Ein lokales Netzwerk (neudeutsch: Intranet) ist
lediglich für den Datenaustausch innerhalb des Hauses nutzbar. Für den
Transport über größere Entfernungen kommt zwar grundsätzlich das Internet
in Frage, aber die damit verbundenen Kosten bei großen Volumina sind
nicht für jedermann tragbar. Grundlegende Voraussetzung wäre ein ISDN-
Anschluss und ein ISDN-Modem für den Atari. ISDN-Karten, wie es sie für
PCs gibt, sind für den Atari nicht verfügbar. Abhilfe wurde jedoch auch
für diesen Fall bereits angekündigt.
Wenden wir uns wieder einer eher traditionellen Methode zum
Datenaustausch zu. Zwar sind Disketten zum Transport großer Datenmengen
ungeeignet, aber inzwischen gibt es eine breite Palette an alternativen
wechselbaren Medien. Besonders weit verbreitet sind die Wechselplatten
der Firma SyQuest, besonders die Ausführungen mit 44 MByte und 256 MByte
(formatierter) Kapazität. Auch die ZIP-Laufwerke mit 100 MByte Kapazität
haben sich inzwischen etabliert, insbesondere auf dem PC-Sektor.
Schließlich erfreuen sich noch MOs, MODs und JAZ-Laufwerke wachsender
Beliebtheit. Besonders zu erwähnen sind die PD-Laufwerke (Phasewriter),
bei denen es sich um eine Kombination aus optischem Laufwerk mit einer
Kapazität von 650 MByte und einem CD-ROM-Laufwerk handelt. (Das
Beschreiben von CDs ist damit allerdings nicht möglich.)
Allen diesen Geräten ist gemeinsam, dass sie mit wechselbaren Medien
arbeiten, deren Kapazität deutlich über der einer Diskette liegt. Zur
Zeit stellen Medien für JAZ-Laufwerke mit einer Kapazität von 1 GByte die
Obergrenze dar. Erfahrungsgemäß werden in den nächsten Monaten oder
Jahren Geräte mit noch größerer Kapazität folgen. Und noch etwas trifft
für alle genannten Systeme zu und ist für den Atari-Anwender natürlich
besonders wichtig: Alle diese Geräte lassen sich am Atari betreiben. Soll
der Austausch von Daten ausschließlich zwischen Atari-Computern erfolgen,
lässt sich diese Aufgabe somit bereits durch eine Wechselplatte mit
ausreichender Kapazität lösen. Nicht ganz so einfach ist es allerdings,
Medien zwischen Ataris und IBM-kompatiblen PCs auszutauschen. Zwar werden
die Daten bei diesen Plattformen in einem nahezu identischen Format auf
den Wechselmedien gespeichert, aber leider gibt es einige Abweichungen,
die insbesondere bei Partitionen hoher Kapazität zum Tragen kommen.
Wer sich bereits mit dem Austausch von Wechselmedien zwischen Ataris und
IBM-kompatiblen PCs beschäftigt hat weiß, dass PCs auf dem Atari
eingerichtete Wechselmedien nicht akzeptieren. Gleiches gilt für
Festplatten, die auf dem Atari partitioniert wurden. In umgekehrter
Richtung sieht es dagegen besser aus: Die meisten Festplattentreiber für
den Atari erkennen von vornherein PC-Wechselmedien bis zu einer gewissen
Größe. Dies trifft sogar auf den Festplattentreiber AHDI von Atari zu,
der ansonsten nicht gerade durch seine Flexibilität besticht. Somit ist
ein Weg für den Datenaustausch zwischen Atari und PC in beide Richtungen
bereits in Sicht: Es dürfen ausschließlich PC-kompatible Medien verwendet
werden. Diese lassen sich selbstverständlich direkt auf einem PC
erzeugen, sei es unter DOS mit "fdisk" und "format" oder unter Windows
durch die mitgelieferten Tools mit grafischer Oberfläche. Auch auf dem
Atari lassen sich PC-kompatible Medien anlegen, und zwar mit SCSITOOL [2]
oder HDDRUTIL [3].
Eine Fest- oder Wechselplatte, die mit einem dieser beiden Pakete DOS-
kompatibel partitioniert wurde, lässt sich unter DOS und TOS gleichermaßen
verwenden. Einen Haken hat die Sache jedoch: Standard-TOS kommt mit DOS-
kompatiblen Partitionen nur dann klar, wenn die Kapazität pro Partition
32 MByte nicht überschreitet. 32 MByte reichen heutzutage für einen
komfortablen Datenaustausch oft nicht mehr aus. Diese Aussage trifft
schon alleine deshalb zu, weil unter TOS maximal 14 Partitionen erlaubt
sind. 14 Partitionen zu einer Kapazität von je 32 MByte resultieren in
448 MByte Gesamtkapazität. Wer ein JAZ-Medium DOS-kompatibel
partitionieren wollte, könnte also lediglich die halbe Kapazität des
Mediums ausnutzen. Selbst mit MagiC [4] (in Abhängigkeit vom
Festplattentreiber maximal 23 Partitionen) oder Big-DOS [5] (maximal 29
Partitionen), könnte man dieses Problem nicht an der Wurzel packen.
Die 32 MByte-Grenze stellt also u. U. ein störendes Hindernis beim Datenaustausch zwischen TOS und DOS dar. Mit MagiC 5 oder Big-DOS lässt sich diese Limitierung jedoch aus der Welt schaffen. Sowohl MagiC 5 als auch Big-DOS unterstützen DOS-kompatible Partitionen mit einer Kapazität von mehr als 32 MByte. Voraussetzung sind allerdings bestimmte Festplattentreiber, beispielsweise aktuelle Versionen von CBHD oder HDDRIVER. Letzterer ermöglicht außerdem das Erzeugen großer DOS- kompatibler Partitionen auch auf dem Atari. Dies ist nicht zuletzt dann interessant, wenn man selber keinen PC besitzt. Genauere Informationen zur Unterstützung PC-kompatibler Partitionen durch die Festplattentreiber für den Atari können dem README zu Big-DOS entnommen werden. Besitzer des schnellen Dateikopierers Kobold sollten wissen, dass große DOS-Partitionen erst ab Kobold 3.5 unterstützt werden, und zwar im GEMDOS-Modus. Alles in allem sorgt die richtige Wahl von Festplattentreiber und Betriebssystem also dafür, dass sich Daten auf Wechselmedien ohne irgendwelche Einschränkungen zwischen PC und Atari austauschen lassen. Darüber hinaus erlaubt der Einsatz von MagiC 5 auch die Nutzung der langen Dateinamen des VFAT-Dateisystems (s. u.), wie es unter Windows zum Einsatz kommt. Der Atari gibt sich inzwischen also recht flexibel und in mancher Hinsicht flexibler als beispielsweise Windows NT 4.0. So lassen es die bei NT mitgelieferten Dienstprogramme nicht zu, auf Wechselmedien mehrere DOS-Partitionen anzulegen. Maximal eine Partition pro Medium ist hier erlaubt. Müßte man die Kapazität dieser Partition noch auf 32 MByte beschränken, um zum Atari kompatibel zu sein, wäre ein sinnvoller Datenaustausch über Wechselmedien kaum noch möglich.
Hin und wieder tauchen Gerüchte auf, dass die Kompatibilität zwischen TOS-
und DOS-kompatiblen Medien durch die Formatierung der Festplatte
beeinflußt werde. Wie so oft hat auch dieses Gerücht weder Hand noch Fuß.
Die Formatierung hat absolut keinen Einfluß auf den Datenaustausch über
Fest- und Wechselplatten. Was genau bedeutet nun aber "Formatierung",
wenn von Festplatten die Rede ist? Leider wird dieser Begriff oft falsch
verwendet, nicht zuletzt von PC-Besitzern. So existiert unter DOS das
Kommando "format", das sich auch auf Festplatten-Partitionen anwenden
lässt. Mit der eigentlichen Formatierung einer Festplatte hat "format"
jedoch gar nichts zu schaffen. "format" richtet lediglich ein DOS-
kompatibles Dateisystem auf einer bereits vorhandenen Partition ein, wie
sie beispielsweise mit "fdisk" erzeugt wurde.
Formatiert wird eine Platte bei IBM-kompatiblen PCs in der Regel mit
spezieller Software für den jeweiligen Festplattencontroller oder aber
über das BIOS dieses Controllers. Oft erhält man nach dem Neustart des
Computers die Möglichkeit, über eine Tastenkombination das Controller-
BIOS aufzurufen. Hier kann dann das durchgeführt werden, was bei PCs oft
als "Low Level Formatierung" bezeichnet wird, aber nichts anderes ist als
das, was man bei anderen Plattformen schlicht und einfach "Formatierung"
nennt. Zumindest bei SCSI-Platten wird die Formatierung vollständig durch
die Festplatte erledigt, wenn diese das entsprechende Kommando erhält.
Damit ist klar, dass das Ergebnis dieser Operation plattformunabhängig
ist: Nicht das Betriebssystem des Computers führt die Formatierung durch,
sondern einzig und allein die Festplatte. Treten später dennoch
Inkompatibilitäten bei der Datenspeicherung auf der Festplatte auf, ist
die Ursache in inkompatiblen Dateisystemen zu suchen.
Der Begriff "Dateisystem" bezieht sich auf das Format für die Speicherung
von Daten auf (formatierten) Fest- oder Wechselplatten. Zwei solche
Dateisysteme wurden bereits angesprochen: Das FAT- sowie das VFAT-
Dateisystem. Beim FAT-Dateisystem handelt es sich um das bekannte Format
mit 8+3 Zeichen für jeden Dateinamen, wie man es von TOS und DOS her
schon lange kennt. VFAT hingegen wurde zunächst unter Windows (95 und NT)
eingeführt und ist inzwischen mit MagiC 5 auch für den Atari verfügbar.
Dieses Format ist im wesentlichen abwärtskompatibel zum FAT-Dateisystem,
erlaubt aber längere Dateinamen. Benutzer von MiNT, MultiTOS oder N.AES
kennen möglicherweise ein weiteres Dateisystem, das auf dem Atari lange
Dateinamen unterstützt: Das Minix-Dateisystem.
Für einen plattformunabhängigen Datenaustausch ist es erforderlich, dass
ein Dateisystem gewählt wird, das von allen beteiligten Plattformen
erkannt wird. Von der Formatierung ist der Typ des Dateisystems
unabhängig. Es ist somit ohne weiteres möglich, eine Festplatte auf einem
Apple zu formatieren, dann an den Atari anzuschließen und dort ein DOS-
kompatibles FAT-Dateisystem einzurichten. Die Daten auf dieser Festplatte
könnten dann direkt von einem IBM-kompatiblen Computer verwendet werden.
Festplatten werden übrigens ab Werk formatiert ausgeliefert, so dass eine
nochmalige Formatierung unnötig ist. Eine neue Festplatte kann also
direkt partitioniert werden. Lediglich HDX ist hier wenig flexibel und
besteht häufig auf eine Formatierung der Platte.
Wer die Partitionierung einer Fest- oder Wechselplatte auf dem Atari
vornimmt, braucht sich glücklicherweise nicht um antiquierte DOS-Software
wie "fdisk" oder "format" zu kümmern. Die Funktionen dieser Programme
werden beim Atari vollständig von der Anwendung übernommen, mit der die
Platte partitioniert wird, beispielsweise HDX, SCSITOOL oder HDDRUTIL.
Dabei wird auf jeder Partition zunächst ein FAT-kompatibles Dateisystem
angelegt, wobei pro Partition je nach Betriebssystem eine Kapazität von
bis zu 2 GByte möglich ist. Wird ein Minix-Dateisystem benötigt, kann
dies nachträglich durch ein spezielles Tool erzeugt werden, das
Bestandteil der Minix-Distribution ist.
Soft- und Hardware:
[2] SCSITOOL
Hard & Soft Computerzubehör GmbH
Obere Münsterstraße 33-35
D-44575 Castrop-Rauxel
[3] HDDRIVER (Demoversion: Maus KA, HDDRIV62.ZIP)
Uwe Seimet
Lüdersstraße 4
D-76275 Ettlingen
[4] ASH MagiC
Application Systems Heidelberg
Postfach 102646
D-69016 Heidelberg
[5] Big-DOS (Maus KA, BIGDOS08.LZH)
Rainer Seitel
http://wwwrzstud.rz.uni-karlsruhe.de/~ujo7/index.html