Das Betriebssystem des Apple Macintosh ist für einen Rechner mit 68000'er Prozessor konzipiert. Die einzelnen Programmteile sind unabhängig von der eigentlichen Hardware des Rechners und nur direkt an den Schnittstellen zum Monitor, zur Diskettenstation oder dem Drucker ist eine Anpassung der Routinen an die Peripherie notwendig. Da der Atari über eine ähnliche Hardware verfügt, und in der Geschwindigkeit des Prozessors und der Auflösung des Monitors besser abschneidet als der Original Mac, ist es sinnvoll, mit dem ST den Mac zu emulieren. Von zwei Firmen werden dafür Emulatoren angeboten: Zum einen von ROBTEK (England) der MAGIC SAC Emulator für 498 DM, und von PROFI-COMP das System ALADIN, das ab Ende Januar für 298 DM erhältlich sein wird.
MAGIC SAC
Beim MAGIC SAC (Bild 1) wird neben einer Platine mit Platz für die beiden Original Mac-ROMs und einer Uhr, noch ein Kabel zum Datenaustausch zwischen Mac und ST geliefert, sowie je eine Diskette für den ST und den Mac. Um den Emulator zum Laufen zu bringen, muß man zuerst das Betriebssystem und die zu benutzenden Programme vom Mac auf den ST übertragen (pro Diskette 12 Minuten) und die ROMs aus dem Mac in die Platine stecken. Vor dem Hochfahren des Mac-Betriebssystems läßt der MAGIC SAC noch eine Einstellung der Speichergröße (128 K bis 890 K) zu. Ferner kann der Inhalt einer Diskette in einen Diskcache geladen werden, so daß beim Zugriff auf diese Diskette direkt aus dem Ram geladen wird. Allerdings funktioniert der Diskettencache nicht sehr sicher, so daß man vorher die benutzten Programme noch auf eine andere Diskette speichern sollte.
Obwohl die Mac-Oberfläche ähnlich aussieht wie GEM, gibt es doch einige Dinge die anders funktionieren. Zu den Sachen, die man auf jeden Fall sein lassen sollte, gehört das Wechseln von Disketten, ohne dem Betriebssystem vorher Bescheid zu geben. Das Formatieren von Disketten erfolgt beim MAGIC SAC nur unter GEM, so daß man sich eine ausreichende Menge formatierter Disketten bereithalten sollte. Die Disketten werden ausschließlich einseitig benutzt, so daß bei doppelseitigen Laufwerken einiges an Speicherplatz verschenkt wird. Da das Mac-Betriebssystem automatisch auf eine eingelegte Diskette reagiert, und der ST Floppy Controller eine eingelegte Diskette nur bei geschlossenem Schreibschutz erkennen kann, müssen alle Disketten beschreibbar in die Station gelegt werden, damit der MAGIC SAC richtig darauf reagiert. Allerdings ergeben sich bei Disketten, die beim Booten im Laufwerk B: eingelegt waren Schwierigkeiten, da sie nicht erkannt werden.
ALADIN
Das ALADIN System besteht wie der MAGIC SAC aus einer Platine, in die die Original Mac-ROMs gesteckt werden. Auf eine zusätzliche Uhr wurde verzichtet, da durch die Benutzung der internen ST Uhr die Kompatibilität zu bestehenden residenten Uhren gewährleistet bleibt. Die Installation bei ALADIN ist um einiges komfortabler und macht auch einen saubereren Eindruck als beim MAGIC SAC. Der Mac-Speicher ist frei konfigurierbar bis zu einer Größe von über 900 KByte. Bei ALADIN ist eine Ramdisk implementiert, die auch beim Reset ihren Inhalt behält, und aus der sogar das System hochgefahren werden kann. Die Disketten können doppelseitig formatiert werden und besitzen dann eine Kapazität von 711 K Byte. Das Formatieren erfolgt bei ALADIN direkt unter dem laufenden Emulator, so daß man nicht erst nach formatierten Disketten suchen muß. Beim Hantieren mit Disketten paßt der Emulator auf, daß ja nicht eine Diskette zum falschen Zeitpunkt aus dem Laufwerk gezogen wird und macht sich sofort durch ein alarmierendes Piepen bemerkbar. Als Erweiterung ist ein Anschluß der ATARI HardDisk als eigenes Laufwerk geplant. Der Drucker kann wie beim MAGIC SAC seriell oder parallel betrieben werden, muß aber zur Zeit noch steuerzeichenkompatibel zum Apple IMAGEWRITER sein. Als Update ist für ALADIN ein Druckertreiber für EPSON kompatible Drucker in der Entwicklung.
Eine wichtige Sache beim Emulator ist das richtige Layout der Tastatur: Beim MAGIC SAC ist die amerikanische (englische) Tastaturbelegung des ST eingestellt. Bei ALADIN wird vorrangig die deutsche Tastaturbelegung unterstützt, wahlweise kann aber auch die englische ST Tastatur installiert werden. Zusätzlich werden bei ALADIN die Kodes für den Ziffernblock unterstützt, so daß im Prinzip die neue Mac+ Tastatur vorhanden ist.
Bevor auf einzelne interessante Programme eingegangen wird, sollten einige generelle Aussagen zur Kompatibilität des Emulators gemacht werden. Normalerweise werden auf dem Mac die Programme sehr sauber programmiert, damit sie auch auf den unterschiedlichen Mac-Computern laufen. Der Unterschied zwischen einem normalen Mac und zum Beispiel dem Mac XL ist von der Hardware her genauso groß, wie der zwischen Mac und ST, aber trotzdem laufen fast alle Programme auch auf dem XL. Probleme ergeben sich durch die Bytes 0 bis 7, die beim Mac als RAM benutzbar sind, und beim ST nur die Resetadresse des ROMs wiedergeben und nicht veränderbar sind. Ferner kann es passieren, daß Programme, die direkt bestimmte Bereiche im Mac System-ROM abfragen, oder direkt auf die Hardware zugreifen, auf dem ST nicht laufen können. Für ALADIN wird ein Programm mitgeliefert werden, das die wichtigen Programme, die direkt mit der Hardware kommunizieren so modifiziert, daß sie auf dem ST laufen können.
Ernsthaftere Komplikationen entstehen bei geschützter Mac-Software, da beim Übertragen der Disketten nur die normalen Sektoren übertragen werden können. Aber auch für dieses Problem wird von einigen Mac-Softwarefirmen ein sogenanntes HardDisk Utility angeboten, welches die geschützte Software für die Installation auf einer Harddisk vorbereitet, sie also an den Stellen, wo eine Abfrage auf die Originaldiskette erfolgt, entsprechend modifiziert. Diese modifizierten Programme sollten auch auf dem ST ohne Probleme laufen.
Um einen kleinen Einstieg in die Welt der Mac-Programme zu geben, erfolgt eine Aufstellung der wichtigsten:
Als erstes Programm das Textprogramm MS WORD (Bild 2), das auf dem ALADIN einwandfrei läuft (MAGIC SAC erliegt einem BUS ERROR). Damit dürfte für professionelle Schreiber ein ausgezeichnetes Textsystem zur Verfügung stehen. Wer mit Grafik zu tun hat kann beim MAGIC SAC mit BILLBOARD (Shareware), einem erweiterten MACPAINT, arbeiten. Bei ALADIN empfiehlt sich das Programm FULLPAINT von ANN ARBOR SOFTWORKS (Bild 3), das noch schöner als BILLBOARD ist, aber auf MAGIC SAC nicht läuft. Für Tabellenkalkulation mit integrierter Grafik empfiehlt sich das Microsoft Programm EXCEL, das auf beiden Emulatoren läuft. Wer mit dem Emulator spielen will, kann das mit dem Spiel UNINVITED von MINDSCAPE (Bild 4), wo ein völlig neues Adventurekonzept verwirklicht wurde.
Beim direkten Vergleich der beiden Emulatoren ergibt sich bei der Hardware für den MAGIC SAC ein leichter Vorteil durch eine mitgelieferte Uhr, der allerdings durch einen Mehrpreis von 200 DM mehr als wettgemacht wird. Bei der Software hat ALADIN eindeutig die Nase vorn:
Nicht nur daß wesentlich mehr Programme laufen, und Fehler elegant mit einem adaptierten Mac-Debugger behoben werden können, er besitzt auch die eindeutig bessere Implementation der Treibersoftware für Tastatur und Diskettenlaufwerke.
Oliver Joppich