Mittlerweile konnten wir einige Erfahrungen mit Fremdlaufwerken sammeln, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten. Die folgenden Tips sind teilweise eine Ergänzung zu den bereits veröffentlichten Berichten, der ST-Computer Heft Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 4.
Wir berichteten in unserer Märzausgabe, daß zwei FD-35 F mit der dort vorgestellten Treiberkarte einwandfrei funktionierten. An dieser Tatsache hat sich bis heute auch nichts geändert, jedoch die Laufwerke. Hatten wir damals nur Laufwerke mit einer TTL-
B 2 = Diode für die Diskwechselerkennung"
Eingangstufe" zur Verfügung, so hat die Firma TEAC den Eingangsteil ihrer Floppies - im Zuge technischen Fortschritts - nun mit CMOS-Chips" ausgestattet. An und für sich eine positive Entwicklung, jedoch zeigte sich bald, im Zusammenhang mit dem ATARI ST, ein Nachteil dieser neuen" Modelle. Das Wechseln einer Diskette wird dem ST nicht mehr mitgeteilt. Dadurch kann man sich den Inhalt mehrerer Disketten z. B. nicht mehr durch bloßes Drücken der Esc"-Taste anzeigen lassen. Es erscheint immer nur das Inhaltsverzeichnis der zuerst eingelegten Diskette, denn alle danach eingelegten Disketten werden dem Rechner nicht gemeldet", so daß er aus seinem Speicher jedesmal das Verzeichnis der ersten Diskette auf den Bildschirm bringt, obwohl eine neue Diskette eingelegt wurde. Im schlimmsten Fall kann es beim Beschreiben oder Kopieren von Disketten passieren, daß die Directory einer Diskette kaputtgeschrieben und somit die Diskette zerstört wird.
Durch einen Tip unseres Lesers und Autors Uli Eickmann haben wir erfahren, daß die neuen Laufwerke auf Pin 2 des Shugart-Bus-Steckers das Signal Disk-Change" anbieten. Bei älteren Modellen ist der Pin 2 meist unbenutzt. Jetzt war es nur noch nötig, dem ST dieses Signal irgendwie mitzuteilen, da er keinen separaten Eingang für ein Diskettenwechsel-Signal" besitzt. Der ST besitzt nur vier Eingänge, um vom Laufwerk Informationen zu erhalten:
Wie sich zeigte, wird beim ST der letzte Eingang auch-zum Erkennen eines Diskettenwechsels herangezogen. Folglich muß man das Signal vom Pin 2 der Floppy (Disk-Change (aktiv low)) über eine Diode (IN 4148) zum Pin 28 (Write Protect) hinzumischen. Wie dies in der Praxis aussieht, ist auf dem Bild zu sehen. Besitzt man zwei Laufwerke, die über ein 34-poliges Flachbandkabel verbunden sind, ist die oben beschriebene Änderung nur in einer Floppy notwendig, da ohnehin sämtliche Pins der beiden Laufwerke miteinander verbunden sind. Nach dem Einbau der Diode verhält sich auch ein modernes FD-35 F wie eine original ATARI Floppy.
Hatten wir diese Umschaltung für das ältere Modell FD-55 F in der Aprilausgabe (Nachtrag dazu in Nr. 5) bereits beschrieben, wollen wir Ihnen nun diese Möglichkeit auch für das robuste und neuere Modell FD-55 FV geben. Um das Laufwerk von 80 auf 40 Tracks umzuschalten, ist der Widerstand R 19 (10 Ohm) über einen Schalter anzuschließen (siehe Bild). Dazu ist der Widerstand an einer Seite auszulöten. Diese Verbindung wird nun über einen kleinen Schalter, der irgendwo auf der Frontseite des Laufwerkes eingebaut wird, wieder hergestellt. Ist der Schalter offen, entspricht das 40 Spuren (48 tpi), ist er geschlossen, stehen 80 Spuren (96 tpi) zur Verfügung. Es sei noch bemerkt, daß nach jedem Umschalten der Spuren die Floppy einmal ein/aus zu schalten ist, um diese neu zu initialisieren, Außerdem verlangsamt sich die Steppgeschwindigeit bei 40 Spuren, da der Stepper dann zwei Impulse benötigt, um von einer zur nächsten Spur zu gelangen. Gegebenenfalls ist mit dem nachfolgenden Programm die Steppgeschwindigkeit des Floppy-Controllers im Rechner zu ändern,
Beim Anschluß fremder Laufwerke an den ST kann es Schwierigkeiten geben, wenn die Spurwechselzeit (Steppgeschwindigkeit) der fremden Floppy langsamer ist als die der original Atari Floppies (SF354 bzw, SF314), Bei diesen Floppies beträgt die Spurwechselzeit (eng!, Seekrate) nur 3 ms (Millisekunden), so daß vor allem ältere Laufwerke bei solch schnellem Spurwechsel nicht mehr mithalten können. Das TOS bietet jedoch die Möglichkeit, den Floppy-Controller im Rechner mit anderen Geschwindigkeiten zu programmieren, so daß auch langsamere Laufwerke, wie z. B, die Sony Microfloppy des Typs OA-D33V, am ST betrieben werden können.
Das folgende kleine Assembler-Programm ändert die Steppgeschwindigkeit nur für das Laufwerk B auf 12 ms. Durch Abändern der Systemadresse $440 (siehe Assemblerbefehl: move.w #1,$440) lassen sich auch andere Geschwindigkeiten wählen, Folgende Geschwindigkeiten sind im TOS einstellbar;
2 ms = 2
3 ms = 3
6 ms = 0
12 ms - l
Das Programm läuft ab der TOS-Version vom 20.11.85 bis einschließlich der ROMs. Es wurde auf dem Assembler von Digital Research erstellt und wird mit AS68 -1 -u PATCH.S assembliert, gelinkt wird mit dem Befehl LINK68 PATCH.68K=PATCH.O und reloziert mit RELMOD PATCH. 68K PATACH.PRG. .
Legt man das Programm in einen Ord' ner mit dem Namen AUTO" auf der Boot-Diskette ab, so wird es bei jedem
Einschalten des Rechners automatisch ausgeführt. Nach den zwei
move"-Befehlen - im Programm durch zwei ' *' abgesetzt - können natürlich
auch noch andere Patches zum Ändern des TOS eingefügt werden. Aber
Vorsicht, der Supervisor-Modus erlaubt alles; also auch Bömbchen!
Bernd Löhr
Manchmal kommt der Wunsch auf, mehr als zwei Laufwerke an den ST anzuschließen. Leider wird eine solche Konfiguration nicht durch das TOS bzw. die Hardware unterstützt, so daß der 'gleichzeitige' Betrieb dreier oder mehrerer Floppies nicht möglich ist. Man kann jedoch, mittels eines gewöhnlichen Umschalters (IxUm), zwischen zwei Laufwerken umschalten. In der Redaktion verwenden wir z. B. eine 3 1/2 Zoll Doppelstation, bestückt mit zwei TEAC FD-35 F (siehe Märzausgabe) sowie ein 5 1/4 Zoll Laufwerk FD-55 FV (siehe Januarausgabe). Dabei ist das Signal 'Drive-Select 0' immer an das Laufwerk A der Doppelstation angeschlossen. Das Signal 'Drive-Select l' läßt sich über einen Umschalter einmal zum Laufwerk B der Doppelstation oder zum 5 1/4 Zoll Laufwerk umstellen. Alle anderen Leitungen sind parallel (1:1) miteinander verbunden. Mit dieser Schaltung" hat man die Möglichkeit , als B-Laufwerk entweder ein 3 1/2- oder ein 51/4 Zoll Laufwerk zur Verfügung zu haben, ohne irgendwelche Geräte oder Stecker umstecken zu müssen. Selbstverständlich lassen sich Programme von 3 1/2- auf 5 1/4 Zoll und umgekehrt problemlos umkopieren.
Zum Schluß noch eine Tabelle, mit welchen Laufwerken wir Erfahrungen sammeln konnten.
Hersteller | Typenbezeichnung | 3 1/2" | 5 1/4" | Bemerkung |
TEAC | FD-55 F | x | problemlos, siehe ST Nr. 4 | |
TEAC | FD-55 FV | x | problemlos, siehe ST Nr. 1 | |
TEAC | FD-35 F | x | evtl. Diode für Disk-Change | |
TEAC | FD-135 F | x | Steppgeschwindigkeit 6 ms! | |
CHINON | F-354C | x | problemlos | |
BASF | 6164 | x | Probleme beim Fast-TOS etc. | |
NEC | D-1035 | x | Jumper: Head Load entfernen. | |
Sony | OA-D33V | x | Steppgeschwindigkeit 12 ms! | |
Matsushita | IU-363 | x | nur bis Track 80!!! | |
(PAN) | x | Disk Change |
* Probleme bei einigen Programmen (z.B. Diskmonitor, Copy-Programme)
Falls Sie Erfahrungen mit weiteren Modellen gemacht haben, wären wir sehr dankbar, wenn Sie uns diese mitteilen würden.
floppypatch.s(UB)