Falcon Xtender
Wie ein Phönix aus der Asche meldet sich die für
längere Zeit untergetauchte Entwickler-Crew von
"Blow Up" zurück.
Kurz nach Erscheinen des ATARI Falcon veröffentlichte diese Firma eine
hervorragende und preiswerte Bildschirmerweiterung, die im Laufe der letzten
Jahre gepflegt und weiterentwickelt wurde. Dass die drei Blow-Upper in den
vergangenen Monaten nicht untätig gewesen sind, beweist deren neuster Streich.
Das Ergebnis der intensiven Forschung- und Entwicklungsarbeit ist "Three in one
The Falcon Extender". In diese Erweiterungskarte wurden die drei wichtigsten
Erweiterungen eingebaut, die den Falcon für eine gesicherte Zukunft rüsten und
ihm auch das Schritthalten mit der großen Konkurrenz ermöglichen.
Berücksichtigt wurden folgende Komponenten:
1) Speichererweiterung
2) Beschleuniger
3) Bildschirmerweiterung
Die Speichererweiterung
Speichererweiterungen sind für den Falcon grundsätzlich nichts Neues mehr. Die
bisher erschienenen Modelle hatten jedoch allesamt den Nachteil, dass sie im
Austausch zur bestehenden Falcon-Karte aufgesetzt werden mussten. Zwar kann
die interne Falcon-Karte bei den meisten Händlern in Zahlung gegeben werden,
doch häufig erhält man für die immerhin 4 MB nur gut 50.- DM. De facto macht
man also beim Aufrüsten des Rechners stets Verlust. Die Blow-Up
Speichererweiterung umgeht dieses Problem, das sie auf den internen CPU-
Erweiterungssteckplatz gesetzt wird. Auch hierbei haben die Entwickler der
Karte an die vielen User gedacht, die bereits eine Erweiterung wie z.B.
Grafikkarten, PC-Karten oder Digitizer eingebaut haben, denn die FX-Karte
ist glücklicherweise durchgeschleift. Wer allerdings zwei Erweiterungen
übereinander nutzen will, der sollte sich ein größeres Gehäuse zulegen, da
das Original selbstverständlich nicht hoch genug ist. Auf der Karte befinden
sich vier Slots für Standard-Simms (Speichermodule), die in den
Speichergrößen 1 MB oder 4 MB jeweils paarweise einzusetzen sind. Der
hier installierte Speicher wird additional zum internen Falcon-Speicher
genutzt! Mögliche Ausbaustufen sind z.B.
4 x 1 MB (insgesamt 8 MB), oder
2 x 1 plus 2 x 4 MB (insgesamt 14), oder auch nur
2 x 1 MB (6 MB).
Gegenüber der herkömmlichen 4 x 4 MB Erweiterung werden hierbei also
auch nicht 2 MB verschenkt. Diese Aufrüstflexibilität lässt das schrittweise
Erweitern des Rechners zu, was nicht zuletzt auch aus Kostengründen sehr
interessant sein dürfte. Wer mit dem Gedanken spielt, die Karte
ausschließlich zur Speichererweiterung zu verwenden, braucht nichteinmal
Lötarbeiten vorzunehmen. Nachdem die Karte also installiert wurde, zeigt
der Falcon nach dem erneuten Starten den erweiterten Gesamtspeicher an.
Dieser Speicher wird von der Software entsprechend dem TT-RAM
behandelt. Die meisten Programme haben keine Probleme, auf dieses RAM
zuzugreifen, das können TT-Besitzer bestätigen. Nichts desto trotz kann es
zu gelegentlichen Problemen beim Bildschirmaufbau kommen. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass ATARI für den Falcon kein Fast-Ram
vorgesehen hat. Das Problem ist, dass das Falcon-(TT)-RAM im
Adreßbereich des Falcon-Blitters liegt, der wiederum dazu genutzt wird, um
z.B. Icons auf dem Bildschirm zu kopieren (also darauf darzustellen).
Unglücklicherweise (das liegt wohl daran, dass der TT keinen Blitter besaß)
kann dieser Grafik-Chip aber nicht auf das Fast-RAM zugreifen. Hieraus
resultieren gelegentliche Bildschirmprobleme. Diese können jedoch wie
folgt behoben werden: Entweder Sie haben z.B. NVDI installiert (und der
Blitter wurde ausgeschaltet), oder sie verwenden das von der Fa. Blow Up
im Lieferumfang enthaltene Patch-Programm. Zwar ist der Blitter dann
nicht mehr aktiv, doch die faktisch von einigen Programmen genutzte
Beschleunigung ist einerseits sehr gering, andererseits wird der Verlust
spielend vom Beschleuniger kompensiert.
Der Beschleuniger
Auf der FX-Karte ist u.a. ein Beschleuniger für CPU, FPU und DSP
integriert. Für den Betrieb der Speichererweiterung ist keiner dieser
Beschleuniger notwendig, die Nutzung scheint jedoch sehr sinnvoll. Um den
Beschleuniger einbauen zu können, werden jedoch gute Löterfahrungen und
entsprechendes Werkzeug benötigt. Der Beschleuniger kann den Systemtakt
wahlweise auf 18 MHz oder 20 MHz beschleunigen. Dies ist in sofern sinnvoll, da
ein langsames System nichts mit schnellen Daten der Zulieferer anfangen kann.
Die CPU selbst kann auf über das Doppelte, also 40 MHz beschleunigt werden.
Nach dem Einbau können die verschiedenen Taktfrequenzen mit Hilfe eines
CPX-Modules im Kontrollfeld softwaremäßig eingestellt werden. Über das Feld
"System" (siehe Bild 1) können Sie bestimmen, mit welcher Taktrate die CPU
angesteuert wird. Das System arbeitet eigentlich mit einer Taktfrequenz von 32
MHz, wobei die meisten Komponenten, wie z.B. die CPU jedoch nur die Hälfte,
also 16 MHz bekommen. Der hier veränderte Wert wirkt sich also direkt auf die
CPU aus. Gleichermaßen wird das gesamte System in der Geschwindigkeit
verdoppelt, da bei jedem Zugriff auf Speicher oder Peripherie-Geräte die CPU
wieder heruntergeschaltet wird. Die höhere Taktfrequenz des Systemtaktes
kommt der CPU immer dann zugute, wenn diese mit dem internen Cache arbeitet.
Bei Umschaltung auf 36 MHz arbeitet das System folglicherweise mit 18 MHz,
bzw. 36 MHz usw. Dieser Beschleuniger bringt grundsätzlich die gleichen Vor-
und Nachteile, wie die Konkurrenzmodelle. Das komplexe Timing des Falcon
lässt eine perfekte Lösung nur sehr selten zu. Daher kann es bei einigen Rechnern
zu Abstürzen in höheren Taktraten kommen. Um jedoch eine individuelle
Konfiguration zu ermöglichen, haben Sie im Kontrollfeld weiterhin die
Möglichkeit, eine Feinabstimmung durch die Buttons 1,2,3,1, DM1, DM2 zu
treffen.
Darüber hinaus kann eine überhitzte CPU zu Systemabstürzen führen. Zwar wird
von Blow Up ein CPU-Kühler mitgeliefert, doch im Original-Gehäuse des Falcon
kann es bei Langzeitbetrieb dennoch zu Hitzestauungen kommen, die evtl.
wiederum zu Abstürzen des Rechners führen. Dies alles muss nicht sein und kann
durch den dosierten Einsatz des Beschleunigers (bei einfachen Nutzungen
herunterschalten, bei komplexen Anwendungen höher takten) weitestgehend
umgangen werden. Die softwaremäßige Anpassung trägt ihr Bestes zum
komfortablen Arbeiten bei.
Die Bildschirmerweiterung
Diese ist eigentlich aus den früheren Revisionen der Blow-Up-
Auflösungserweiterungen bekannt. Daher werden wir in diesem Abschnitt
auch nur relativ kurz auf diese Komponente eingehen. Ein übersichtliches
Boot-Menü lässt vielseitige Einstellungen direkt beim Booten zu. Mögliche
Auflösungen sind z.B.:
Multiscan-Monitor:
bis zu 640 x 480 in True-Colour und 256-Farben - interlace.
VGA-Monitor:
bis zu 880 x 480 bei 256-Farben non interlaced. und
bis zu 1152 x 912 bei 16-Farben interlace.
SM 124:
bis zu 640 x 480 bei 2 Farben.
Die Boot-Software ist so ausgestattet, dass die bekanntesten Monitor-Typen
mit jeweils einer Menge Einstellungs-Möglichkeiten zur Auswahl stehen, so
dass keine komplizierten Fein-Abstimmung getroffen werden müssen. Wer
jedoch einen Monitor mit seltenen oder gar exotischen technischen Daten
besitzt, der hat die Möglichkeit, diverse Parameter individuell einzustellen und
so zu speichern, dass diese direkt nach dem Booten aufgerufen und aktiviert
werden.
In allen Fällen ist jedoch zu beachten, dass größte Vorsicht geboten wird,
denn unsachgemäßes Behandeln kann schnell zu einem Monitor-Tod führen.
Das ausführliche Handbuch ist aber in jedem Falle eine nützliche Hilfe beim
Finden der geeigneten Einstellungen.
Fazit
Die Entwickler von Upgrade-Hardware für den Falcon haben es stets mit
vielen Schwierigkeiten zu tun, da es von der Falcon-Hardware seitens
ATARI stets viele verschiedene Revisionen gegeben hat, die Erweiterung
jedoch für alle Rechner gleichzeitig funktionieren muss. Umso erfreulicher ist
die Laufsicherheit der FX-Karte. Sie macht vom ersten bis zum letzten
Moment einen durchdachten und sauber (v)erarbeiteten Eindruck. Bei unseren
Tests lief die Karte durchweg felherfrei, wobei sie in einem Tower-Falcon
eingebaut und mit der notwenigen Vorsicht dosiert eingesetzt wurde. Hinzu
kommt ein ausreichendes Handbuch und ein umfangreiches Softwarepaket,
welches auf nahezu alle Störfälle eine Lösung zu bieten scheint. Die Installation
ist spielend einfach: Sie müssen lediglich die Installationssoftware direkt von der
Diskette starten und die Grundeinstellungen wie z.B. die Anzahl der (wie) belegten
Simm-Bänke angeben. Nach Eingabe des Installationspfades legt das Programm
automatisch alle notwendigen Ordner usw. an, so dass einem reibungslosen Ablauf
nichts mehr im Wege steht.
Zukunft
Der Falcon-Anwender hat nun wieder einmal Grund zum Optimismus, denn wer
bis dato noch keine der enthaltenen Erweiterungen besaß, ist mit dieser Karte
bestens für die Zukunft gerüstet. Individuelle Erweiterungen räumen dem User
mehr Flexibilität ein. Wer z.B. mehr als 4 MB, aber nicht gleich das Geld für 16
MB Speicher ausgeben möchte ist ebenso gut bedient, wie derjenige, der z.B. zu
DTP-Zwecken mehr Speicher und mehr Performance benötigt. Endlich laufen
Video-Sequenzen flüssig wie bei den "großen Brüdern" PC und Apple ab. Die
Firma Blow Up hat zudem Updates und Upgrades angekündigt. D.h., dass es
sowohl softwaremäßige Optimierungen als auch Hardwareerweiterungen wie z.B.
optional aufsteckbare Simm-Bänke geben wird, so dass der Falcon später auch
mehr als 14 MB wird verwalten können. Sogesehen macht auch der Kauf eines C-
LAB-Falcon wieder viel Sinn.