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HD-Disketten-Modul für 10 Mark selber gebaut

Wenn Sie sich heute auf die Suche nach Leerdisketten machen, so finden Sie kaum noch die "alten" DD-Disketten mit einer Speicherkapazität von 770 KB. Dies ist kaum verwunderlich, denn die HD-Diskettenlaufwerke können das Doppelte der Datenmenge erfassen. Leider kann der ATARI ST nicht von Haus aus mit solchen Laufwerken arbeiten - entsprechende Erweiterungen sind häufig recht kostspielig.

Na endlich, ein Bastelvorschlag für ein HD-Modul. Gibt es natürlich - eines edler als das andere - mit Anschlussmöglichkeit für bis zu 4 Floppies, AutoStep, voll steckbar und Turbo-Nachbrenner. Hat dieses Modul alles nicht. Dafür ist man aber mit 10,-- DM dabei.

Einiges zur Funktion:

Der mit 8 MHz getaktete Floppycontroller unterhält sich mit dem Diskettenlaufwerk mit einer Datenübertragungsrate von 250 KBit/s. Damit lässt sich eine mit 300 U/Min. laufende Diskette in 9, 10, möglicherweise 11 Sektoren einteilen. Somit stehen bei 80 Tracks ca. 800 KB Speicherplatz zur Verfügung.

HD-Disketten bringen aber nun auf jedem Track mindestens 18 Sektoren unter, also doppelt soviel wie DD-Disketten. Da HD-Disketten sich genauso schnell drehen wie DD-Disketten, muss die Datenübertragungsrate erhöht, sprich verdoppelt werden. Damit der Floppycontroller mit den mit 500 KBit/s heranrauschenden HD-Daten fertig wird, muss seine Taktrate angepasst werden. D.h., man benötigt 16 MHz beim HD-Betrieb. Ob der Floppycontroller den verdoppelten Takt verträgt, hängt vom eingebauten Typ ab. Die Chancen stehen folgendermaßen:

WVD 1772 00-02	nein
WD 1772 02-02	90 % ja
VLSI 1772 02	50 %ja
Ajax (Atari Floppycont.)	ja

Bei dieser HD-Lösung muss, wie bei allen anderen HD-Modulen auch, der Takteingang des Floppycontrollers von der Versorgung durch das Board abgetrennt werden. Hört sich schlimmer an, als es ist, also los:

Der Floppycontroller hat 28 Anschlüsse, von denen hier aber nur der Pin 18 von Interesse ist. Gezählt wird gegen den Uhrzeigersinn, Pin 1 ist links unten, wenn die Kerbe ebenfalls links ist. An Pin 18 also wird der Arbeitstakt eingespeist. Glücklich sind jene, deren Floppycontroller einen IC-Sockel bewohnt. Hier gilt es den Chip vorsichtig aus der Fassung zu ziehen, Pin 18 etwas hochzubiegen und ihn dann so wieder an seinen Arbeitsplatz zu verfrachten, dass Pin 18 neben dem Sockel liegt. Alle anderen müssen den entsprechenden Anschluss mit einem feinen Seitenschneider ungefähr in der Mitte durchtrennen.

Ans Eingemachte:

Die Information über die Art der eingelegten Diskette stellt das HD-Laufwerk normalerweise an Pin 2 des Shugart-Busses, so nennt sich die Verbindung zwischen Floppy und Rechner, zur Verfügung. Es handelt sich dabei um die 2. Ader des 34 poligen Flachbandkabels, direkt neben der rot oder schwarz markierten. "Normalerweise" heißt: bei neueren Laufwerken ist die HD-Erkennung oft nicht mehr bis auf den Shugart-Bus geführt, da bei PCs und bei TTs das Diskettenformat vom Rechner überprüft wird.

Hier kann man sich nur mittels Ohmmeter ein passendes Plätzchen für eine Brücke suchen und die fehlende Verbindung selbst herstellen. Wer diesen Aufwand scheut, steht dennoch nicht im Regen. Die Betriebsart lässt sich, wenn man auf die automatische Formaterkennung verzichten kann, auch über einen Schalter einstellen. Dabei reduziert sich der Aufwand für die Schaltung noch einmal um 50 %. Damit das HD-Modul richtig funktioniert, muss es zunächst einmal gebaut werden. Da hier zwei Varianten vorgestellt werden, fangen wir mit der ersten an. Diese bedient sich der manuellen Umschaltung.

Benötigte Bauelemente:
1	74ALS257 (2 zu 1 Multiplexer)
1	Widerstand 4k7
1	Kondensator 100nF
1  Schalter ein/aus
bißchen 'was zum Verdrahten
Zusammenbau: (Bild 1)

Pin 1 des 74ALS257 über einen Widerstand von 4k7 mit Pin 16 (+5V) verbinden. Einen Anschluss des Schalters an Masse löten, den anderen an Pin 1 des ICs. An Pin 2 wird der 8MHz-Takt eingespeist. Den findet man an dem auf der Atari-Platine verbliebenen Rest des durchgekniffenen Controlleranschlusses, bzw. dem freien Platz im Sockel, oder an Pin 15 der CPU. Der 16MhzTakt gehört an Pin 3 des 74ALS257. Lieferant ist Pin 39 des Shifters. Pin 4 vom 74ALS257 an den verwaisten Anschluss 18 des Floppycontrollers löten. Jetzt noch Pin 8 und 15 mit Masse und Pin 16 mit +5 Volt verbinden, einen 100nF Kondensator dazwischen, und einem DD/HD-Betrieb steht prinzipiell nichts mehr im Wege.

Automatische Umschaltung: (Bild 2)
Benötigte Bauelemente:
1	74ALS257 (2 zu 1 Multiplexer)
1    74LSOO (NAND-Gatter)
2	Kondensator 100nF
1	Stück Lochrasterplatine bischen 'was zum Verdrahten

Die Pins 1 + 2 des 74LS00 miteinander und mit Pin 2 des Shugart-Busses verbinden. Pin 3 + 4 ebenfalls miteinander verbinden. Pin 5 an Pin 10 des ShugartBusses anlöten (Drive Select 0). Pin 6 des 74LSOO gehört an Pin 1 des 74ALS257. Pin 7 ist Masse, Pin 14 erwartet +5 Volt, dazwischen gehört ein 100nF Kondensator. Den Rest genauso wie bei der manuellen Umschaltung verdrahten, dabei natürlich den Widerstand und den Schalter weglassen.

Mögliche Probleme:

Durch die Taktverdopplung wird die Zeit, die der Floppycontroller einem angeschlossenen HD-Laufwerk zum Spurwechsel lässt leider halbiert. Schreib/Lesefehler sind die Folge. Abhilfe schafft hier das Heraufsetzen der Steprate auf 6ms. Das stört bei der Benutzung von DD-Disketten nicht und ermöglicht einen sicheren HD-Betrieb. Die Möglichkeit die Steprate zu manipulieren wird von nahezu jedem Kopierprogramm geboten, außerdem existieren zahlreiche für diesen Zweck geschriebene Autoordnerprogramme, so dass wir an dieser Stelle das Rad nicht noch einmal erfinden müssen. Einen weiteren Pferdefuß können die vor der Floppybuchse angesiedelten Spulen darstellen. Diese Bewohner unseres Rechners sind mit einer Mittelanzapfung ausgestattet, durch die eine ungetrübte Freude an doppelter Diskettenkapazität vereitelt werden kann. Sollten also trotz geeignetem Floppycontroller Fehler auftreten, hilft nur eines: Die Spulen, die in Reihe zu Pin 19 (RD) und Pin 22 (WD) des Floppycontrollers liegen, müssen gegen Drahtbrücken ausgetauscht, oder zumindest entfernt werden.

Bastelanfängern mag diese Anleitung etwas zu mager sein, aber auf alle Platinenvarianten des Atari einzugehen würde den Rahmen sprengen. Deshalb bietet die Atari Inside allen Bastelwütigen die Möglichkeit, durch Einsendung eines frankierten und adressierten Rückumschlages und Angabe des Rechnermodells, an eine tiefschürfende Einbauanleitung zu kommen. Wer noch DM 10,- dazupackt und sich für eine der beiden Varianten entscheiden konnte, erhält die erforderlichen Bauelemente gleich dazu. Dann bitte eine Versandtasche benutzen.

Die Anschrift des Falke Verlags finden Sie im Impressum dieser Ausgabe.

Ulli


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