12.06.2001 GEM-TV von wollerFernsehkarte für den MilanVon Ingo Schmidt Von der Milan-GmbH schon vor langer Zeit in Aussicht gestellt, ist die Fernsehkarte für den Milan nun seit gut einem halben Jahr Wirklichkeit. Im Atari-Sektor ist diese Karte sicherlich ein Novum. Außerdem stellt sie eine Fähigkeit des Milan unter Beweis, hardwaremäßig PC-kompatibel zu sein, sofern nur jemand einen Treiber schreibt. Gründe genug also, sich die Hard- und Software einmal näher anzusehen. LieferumfangZu einem Preis von 398 DM bekommt man folgende Dinge geliefert:
Zum Handbuch ist noch anzumerken, dass es sich eher um einige gefaltete, lose Blätter handelt. Auch ist es noch nicht ganz vollständig. Es enthält aber immerhin alle benötigten Informationen zum Betrieb der Karte am Milan. Man kann die Software auch ohne die Karte bestellen. Die Software allein kostet 278 DM. Sicherlich kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, dass sie auf dem PC kostenlos mit dabei ist. VoraussetzungenUm die Karte erfolgreich zu betreiben, muss der Milan einige Voraussetzungen erfüllen:
Während die ersten beiden Bedingungen sicherlich kein großes Hindernis darstellen, kann letztere zu einem gravierenden Problem ausarten. Dazu benötigt man nämlich ein spezielles Programmierkabel, welches die Milan-Händler nur sehr ungern bis gar nicht herausrücken. Dieses Problem war der Anlass für den Autor dieses Artikels, eine neue Homepage zu erstellen, die sogenannte Milan-Hilfe-Seite (http://cip.physik.uni-wuerzburg.de/~ischmidt). Dort finden sich alle zur Installation und zum Betrieb der Fernsehkarte notwendigen Informationen, weshalb wir an dieser Stelle darauf verzichten wollen. InstallationHat man die obigen Hürden erst einmal genommen, ist die Installation wahrlich ein Kinderspiel: Karte in einen freien PCI-Slot stecken, Software starten. Fertig. Na gut, das Audio- sowie das Antennenkabel darf man auch nicht vergessen, aber dann kann es wirklich losgehen. BetriebKommen wir zum interessantesten Teil: dem Betrieb der Karte im Alltag. Dabei sollte man allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass die Software sich noch im Beta-Stadium befindet und somit fehlerbehaftet ist. Nur wollte man bei woller die Auslieferung der Karte nicht noch weiter herauszögern. Erster Start und Einstellen der KanäleDa das Programm keine Menüzeile hat, öffnet sich nach dem ersten Start, der einige Sekunden dauert, lediglich folgendes Fenster:
Bevor man jedoch loslegen kann, muss man, wie bei einem richtigen Fernseher auch, die Kanäle einstellen. Dies erreicht man über das Icon ganz rechts. Daraufhin öffnet sich zunächst der Optionen-Dialog:
Hier kann man eine ganze Fülle von Dingen ändern, die jedoch vorerst nicht weiter interessieren. Über den Tuner-Button wechselt man nun zum eigentlichen Tuner, wo man die Kanäle einstellen kann:
Leider ist dieser Dialog alles andere als gelungen zu bezeichnen, denn die Bedienung ist keineswegs intuitiv und dann auch noch umständlich. Die Pfeile für die Senderwahl etwa haben genau umgekehrtes Verhalten wie man es erwarten würde: So erhöht sich mit Linkspfeilen die Suchlaufzahl, mit denen nach rechts wird sie niedriger. Außerdem ist diese Zahl wenig aussagekräftig - eine Angabe der Frequenzen in MHz wäre hier sinnvoller gewesen. Ein weiterer besonders nerviger Schwachpunkt ist, dass diese Zahl nicht direkt per Tastatur eingeben werden kann, sondern immer über den automatischen oder manuellen Suchlauf geändert werden muss, die beide nicht sehr schnell sind. Des Weiteren wäre folgende Option im automatischen Sendersuchlauf sinnvoll: Der Suchlauf hält nicht bei jedem gefundenen Sender an, sondern trägt diesen automatisch in die Liste ein und läuft einfach weiter. Auf diese Weise könnte man den Suchlauf einmal starten, dann Kaffee trinken gehen und hinterher alle doppelten oder sonst nicht gebrauchten Sender wieder löschen. Mit der derzeitigen Methode muss man mit viel Geduld vor dem Rechner ausharren und jeden Kanal quasi doch manuell eingeben. Im rechten Teil des Dialogs könnte man sich theoretisch seine Lieblingssender zusammenstellen, die dann als PopUp im Hauptfenster erscheinen. Diese Mühe kann man sich jedoch sparen, da das PopUp nicht funktioniert und sogar Systemabstürze hervorruft (siehe Anmerkung). Um die Negativliste zu komplettieren, sei noch erwähnt, dass es keine Möglichkeit gibt, die Kanäle umzusortieren (siehe Anmerkung). Kurz, über diesen Dialog verlieren wir besser keine weiteren Worte, sonst entsteht noch der Eindruck, die Software sei völlig unbrauchbar, was sicherlich nicht zutreffend ist. Anmerkung: Nach Fertigstellung dieses Artikels ergaben sich neue Erkenntnisse zu diesem Thema: AlltagsbetriebBevor wir irgendetwas anderes tun, sichern wir zunächst die Einstellungen (im Optionen-Dialog, vorher Tuner-Dialog schließen). Dies darf man keinesfalls vergessen, da Änderungen an den Kanaleinstellungen nicht automatisch gespeichert werden und auch vor dem Beenden leider kein Hinweis erscheint, dass an diesen etwas geändert wurde. Wer will, kann nun noch ein wenig mit den unzähligen Einstellungen im Optionen-Dialog spielen und die Farben genau seinen Wünschen entsprechend anpassen. Auf die einzelnen Optionen wollen wir an dieser Stelle nicht eingehen, da man sie nur äußerst selten, wenn überhaupt, benötigt. Außerdem sind die Voreinstellungen gut gewählt, so dass hier auch keine Änderungen nötig sein sollten. Lediglich den Interrupt sollte man eingeschaltet lassen. Dies wirkt sich positiv beim Umschalten der Bildgröße oder beim Verschieben des Hauptfensters aus. Ohne Interrupt kommt es hier sonst manchmal zu Hängern, d.h. das Bild steht kurz. Falls dies auch mit Interrupt einmal geschehen sollte, lässt sich das bewegte Bild leicht zurückbekommen, indem man für das Hauptfenster einen Redraw auslöst (z.B. Shaden/Unshaden) oder das Fenster kurz bewegt oder das Programm kurz hin- und herschaltet. Die Software läuft im Augenblick ab 256 und mehr Farben. Geplant ist sogar die Darstellung unter SW. Dabei ist die Bildqualität unter 256 Farben erstaunlich gut. Das liegt daran, dass die Software für diese Farbtiefe eine ganz spezielle Palette benutzt. Diese wird auch bei jedem Redraw des Fensters neu gesetzt, so dass es ein Leichtes ist, wieder ein akzeptables Fernsehbild herzustellen, wenn gerade ein anderes Programm diese umgestellt hat. Auf jeden Fall ist aber eine Auflösung jenseits der 256 Farben zu empfehlen. Die Größe des Fernsehbildes lässt sich in vier Stufen verstellen: 1:1, 2:1, 1:2, 2:2. Am häufigsten wird man wohl die 2:2 und die 1:1 Darstellung benutzen. Letztere speziell dann, wenn man nebenher sonst nichts tut, weil 768*576 Pixel nicht gerade mehr viel Platz auf dem Desktop lassen. Die Software unterstützt nämlich im Augenblick noch kein Clipping, d.h. dass das Fernsehbild immer alles übermalt, auch wenn das Fenster im Hintergrund liegt. Dies kann man jedoch auch als Feature nutzen, denn somit kann man im Vordergrund etwas anderes tun, während die GEM-TV-Software einfach irgendwo im Hintergrund läuft und trotzdem sichtbar ist. Was der Software jedoch momentan fehlt, ist eine Art zentrale Bedienstelle, also das, was beim richtigen Fernseher die Fernbedienung ist. Wie schon erwähnt, ist es nämlich sehr unpraktisch, den Sender immer über den Tuner-Dialog zu wechseln (siehe auch Anmerkung). Ferner wäre eine Lautstärkeregelung besonders schön, gerade wo doch Soundkarte und Fernsehkarte aus demselben Hause stammen. Spezielle Features - oder auch nichtWas wünscht man sich sonst noch so von einer Fernsehkarte, abgesehen davon, dass man eben damit fernsehen kann? Nun, der große Vorteil einer Fernsehkarte gegenüber einem normalen Fernseher ist sicherlich der, dass man Schnappschüsse des Fernsehbildes machen kann. Leider ist dies mit der aktuellen Software nicht möglich, obgleich schon die Bedienelemente dafür vorhanden sind. Daher muss man auf herkömmliche Snapshot-Utilities zurückgreifen, welche sich jedoch allesamt als alltagsuntauglich erwiesen. Entweder kommen sie mit mehr als 256 Farben nicht klar oder bei 256 Farben kommt es zu seltsamen Verzerrungen im Bild. Hoffen wir also, dass die Software dies bald von Haus aus kann, damit das Speichern von Schnappschüssen endlich problemlos möglich wird.
Neben der Aufnahme von einzelnen Bildern wäre die Aufnahme von ganzen Filmsequenzen natürlich eine besonders feine Sache. Dies ist derzeit aber ebenfalls nicht möglich. Ob und wann das jemals funktionieren wird, weiß außer woller selbst wohl niemand so genau. Fakt ist jedoch, dass die vom Falcon bekannte Screeneye-Software angepasst werden soll. Hoffen wir, dass dies baldmöglichst geschieht. Momentan ist die Software auch noch ein einziges Programm. Später sollen die hardwarespezifischen Funktionen ausgelagert werden. Hintergrund hierfür ist, dass dann auch andere Programme die Fernsehkarte nutzen können. Sollte diese Trennung einmal vollzogen sein, kann man eventuell auch darauf hoffen, dass sich jemand die Mühe macht, eine komfortablere Software zur Bedienung der Karte zu schreiben. Es gibt aber bereits zum jetzigen Zeitpunkt doch schon eine Möglichkeit, sowohl Schnappschüsse als auch kleine Filmsequenzen aufzunehmen. Dazu muss man allerdings FunMedia von Patrick Eickhoff besitzen. Mit diesem Programm lassen sich Bilder in jeder Farbtiefe und sogar ganze Filmsequenzen mit Ton aufnehmen. Der Milan ist in der Lage, bis zu 15 Bilder in 320*200 Pixel auf eine schnelle SCSI-Platte zu schreiben! VideotextFernsehen ist ohne Videotext nur halb so viel wert. Videotext ist ein Beispiel dafür, dass man auch mit schlichtem Design in der heutigen bunten multimedialen Welt bestehen kann. Umso enttäuschender ist es, dass die Software keinen Videotext bietet. Ob und wann dieses Feature kommen wird, ist zum derzeitigen Augenblick völlig unklar. Unserer Meinung nach ist Videotext aber ein absolutes Muss! FazitDem vorangangenen Bericht nach zu urteilen, könnte man meinen, dass nun ein vernichtendes Urteil folgen würde. Dem ist mitnichten so. Denn trotz aller Unzulänglichkeiten, die die Software hat, erfüllt sie doch einen Zweck hervorragend: Man kann auf seinem Atari (nunja, Milan und demnächst auch Hades) Fernsehen! Und das funktioniert auch sehr gut, vor allem, wenn man weiß, wie man die Klippen der GEM-TV-Software umschiffen kann. Außerdem sollte man eines keinesfalls vergessen: Die Software befindet sich noch im beta-Stadium und ist noch längst nicht in der anvisierten Form. Allerdings sei angemerkt, dass sie nun schon eine ganze Weile in eben diesem Zustand verharrt. Und trotz des beta-Status ist es ein großes Minus, dass Videotext im Augenblick nicht möglich ist. Dennoch stellt die Fernsehkarte ein großes Prestige-Objekt dar, welches beweist, dass es nicht immer ein Windows-Rechner sein muss. Ob einem dieser Spaß allerdings knapp 400 DM wert ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Hier ist die Karte jedenfalls im fast täglichen Einsatz und verrichtet klaglos ihren Dienst. Richtig interessant dürfte es auf jeden Fall dann werden, wenn der Treiber fertiggestellt ist, mit dem auch andere Programme die Karte nutzen können. Gerade im Zusammenspiel mit Funmedia dürften sich hier einige interessante neue Möglichkeiten ergeben. Seien wir also gespannt, was uns zukünftige Versionen bringen werden. Bezugsquelle der Fernshekarte: woller systeme Berlin Weiterführende Links: |
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