Das ATOS-Magazin
 
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02.05.2001

Interview zum xTOS-Projekt Pegasus

Von Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim interviewte Ulrich Gössel für die ATOS.

Im Herbst 2000 gab Milan bekannt, den Milan II doch nicht zu bauen bzw. fertigzustellen, was große Enttäuschung und Wut in der Atari-Gemeinde hervorrief, gab es doch nun keine Hoffnung mehr auf einen schnellen Atari-Clone.

Doch schon kurze Zeit später kursierten hartnäckige Gerüchte um einen neuen Clone in der Atari-Szene, diesmal nicht von Milan. Einige munkelten etwas von Medusa Computersystems aus der Schweiz, etwas Offizielles war jedoch nicht in Erfahrung zu bringen.

Ende 2000 dann die Gewissheit: Tatsächlich plant Medusa Computersystems einen neuen Atari-Clone, der aktuelle Hardwarestandards erfüllen soll. Das Herz: ein Motorola ColdFire-Prozessor. Bekanntgemacht wurde das Ganze in der st-computer und auf der offiziellen Webseite http://www.xtos.de/. Es war jedoch nicht sehr viel Konkretes zu erfahren, lediglich eine Umfrage wurde gestartet. Fest standen nur der Hauptprozessor und der Projektname Pegasus, der Rest sollte am Bedarf der verbliebenen Atarianer in einer Umfrage herausgefunden werden, die in mehreren Sprachen stattfand.

Heiße Diskussionen um den Hauptprozessor folgten vor allem im Atari-World-Forum, auch die Art der Einleitung zur Umfrage und des Umgangs mit Milan rief zwiespältige Meinungen hervor. Inzwischen ist die Umfrage beendet und wird ausgewertet. Um es vorwegzunehmen: der Rechner wird gebaut, soviel steht schon mal fest. Grund genug für uns, ein Interview mit dem Pressewart des xTOS-Projekts, Ulrich Gössel, zu führen.

ATOS: Wer steckt hinter xTOS?

U. Gössel: Die xTOS-Homepage wurde von mir initiiert, als der Bau des ColdFire-Rechners durch Medusa Computer Systems und mich ins Leben gerufen wurde. Der Begriff xTOS bezeichnet also das Rechner-Projekt und die dazugehörige Webseite, nicht aber eine Firma. Er wurde ausgewählt, weil er einprägsam, kurz und gleichermassen vielsagend ist. Glücklicherweise wird die Homepage noch von einigen ehrenamtlichen Hilfskräften aus ganz Europa unterstützt, die beim Design oder bei Übersetzungen mitarbeiten. Hier möchte ich insbesondere Norman Feske erwähnen, der das neue xTOS-Logo kreiert hat, das bald die Webseite zieren wird. Übrigens steht das x für extended, also erweitert, und zielt auf das Weiterleben des TOS im neuen Jahrtausend hin. Natürlich würde sich der Begriff auch bestens für ein komplett erneuertes Betriebssystem eignen und auch in der Namensgebung einen Neuanfang verdeutlichen.

ATOS: Welche Leistungsmerkmale wird der neue Atari-Clone haben und mit welcher Ausstattung kann man rechnen?

U. Gössel: Das Herzstück des Rechners wird der ColdFire 4e sein, der mit bis zu 300 MHz getaktet werden kann. Neben einem Flash-ROM für das Betriebssystem wird die Maschine über EIDE-, AGP-, PCI- und USB-Schnittstellen verfügen. Zusätzliche Ausstattungsmerkmale sind on board-MIDI-Anschlüsse und eine mit 10 und 100 Mbit nutzbare Ethernet-Schnittstelle.

ATOS: Wann wurde der Entschluss gefasst, den neuen Rechner zu bauen?

U. Gössel: Nun, die definitive Entscheidung war auf jeden Fall von der Resonanz potentieller User abhängig. Als wir dann die Möglichkeit ankündigten, einen neuen TOS-Rechner auf den Markt zu bringen, waren die allgemeinen Reaktionen wirklich sehr positiv und ermutigend. Da das Interesse der Fans zusätzlich durch eine rege Teilnahme an der Umfrage untermauert wurde, konnten wir von unserem angestrebten Absatzziel von mindestens 500 Maschinen ausgehen und den Bau des xTOS-Rechners bestätigen.

ATOS: Hat das Projekt etwas mit dem Aus des Milan II zu tun oder sollte der Rechner auch gebaut werden, wenn der Milan II veröffentlicht worden wäre?

U. Gössel: Im Grunde basiert das Projekt auf der Absage des Milan II. Wäre dieser erschienen, dann wäre der gesamte Atari-Markt rechtzeitig stabilisiert worden, was einen Schub in puncto Hard- und Software-Entwicklung mit sich gebracht hätte. Da die TOS-Welt Ende letzten Jahres aber vor dem endgültigen Aus stand, musste etwas passieren. Insofern war unsere Ankündigung die letzte Möglichkeit, das sinkende Schiff noch zu retten. Wenn man den Milan II mit all den angekündigten Vorzügen gebaut hätte, wäre der Markt gesättigt gewesen, was den Bau eines zweiten Rechners erübrigt hätte.

ATOS: Gibt es einen Informationsaustausch mit Milan?

U. Gössel: Nein, dazu ist es bislang noch nicht gekommen. Zwar hat sich Ali Goukassian bei uns gemeldet und uns freundlicherweise Unterstützung zugesagt. Doch auf unser daraufhin bekundetes Interesse haben wir leider niemals eine Antwort erhalten.

ATOS: Wird es eventuell eine Kooperation mit der Milan Computersystems und AXRO geben?

U. Gössel: Von AXRO haben wir rein gar nichts gehört. Ich bin auch nicht sicher, ob diese Firma nach wie vor Interesse am Atari-Markt hat und hege Zweifel, ob eine Zusammenarbeit den Erfolg bringen könnte, den man beim Milan II angestrebt hatte. Die diesbezüglichen Ziele waren wohl zu hoch gesteckt, weshalb wir uns zunächst nur an die vorhandene Fangemeinde richten. Was Milan betrifft, wäre eine Zusammenarbeit sicherlich hilfreich und würde beiderseits vieles vereinfachen, doch erfordert eine diesbezügliche Entscheidung natürlich zwei Seiten. Auf jeden Fall hat sich noch nichts ergeben und der ColdFire-Rechner wird so oder so erscheinen.

ATOS: Wie kam der Kontakt mit Dir (Ulrich) und Medusa Computer zustande?

U. Gössel: Nun, als das Aus des Milan II bekanntgegeben wurde, war ich drauf und dran, das Rechnersystem endgültig zu wechseln. Da ich aber ein alter TOS-Fan bin und Bill Gates nicht unterstützen wollte, dachte ich an den Erwerb eines Hades. Mit diesem hätte ich zumindest einigermaßen zeitgemäß arbeiten können. Also erkundigte ich mich bei Fredi Aschwanden nach dem aktuellen Status des Hades. Daraus ergab sich dann eine lebhafte Diskussion und mein Vorschlag, angesichts des gescheiterten Milan II doch einen neuen Rechner zu bauen. Da Fredi solche Gedanken auch schon erwogen hatte, haben wir uns auf eine Zusammenarbeit geeignet. So wurde das xTOS-Projekt geboren, eine Umfrage gestaltet und die Webseite ins Leben gerufen.

ATOS: Wer arbeitet alles an dem Projekt und wie sind die Aufgaben verteilt?

U. Gössel: Während ich mich um die Öffentlichkeitsarbeit und um verschiedene organisatorische Fragen kümmere, beschäftigt sich Medusa in Zusammenarbeit mit Entwicklern vornehmlich mit dem eigentlichen Hardware-Design.

ATOS: Wie hoch war die Beteiligung bei der Umfrage?

U. Gössel: Weltweit haben über 500 Personen die Fragen beantwortet. Wir hätten sogar noch wesentlich mehr Umfrageteilnahmen bekommen können, wie sich später herausstellte. Offenbar war der Zeitraum von knapp vier Wochen zu kurz gehalten, denn viele User und Interessierte erfuhren erst nach Beendigung der Umfrage vom xTOS-Projekt.

ATOS: Wie sieht das Ergebnis der Umfrage aus?

U. Gössel: Im Prinzip so, wie wir es vorher erwartet hatten. In puncto Hardware wünscht sich das Gros der User eine zeitgemäße Ausstattung und möglichst vielseitig einsetzbare, moderne Schnittstellen. Natürlich gab es auch exotische Wünsche, wie z. B. die Ausstattung des Rechners mit sämtlichen alten ST-Schnittstellen, aber vorne auf der Wunschliste standen fast immer AGP, PCI und USB. Was das Betriebssystem angeht, so liegt MagiC ziemlich weit vorne, gefolgt von MINT und TOS. Auch das war eigentlich zu erwarten. Bleiben noch die zahlreichen Antworten der Programmierer, die uns sehr viel Mut gemacht haben und über die wir sehr dankbar sind. Noch jetzt melden sich Entwickler aus der ganzen Welt, die ihr großes Interesse am Projekt bekunden.

ATOS: Wie sieht jetzt, nach der Umfrage, eure weitere Planung aus (zeitlich im Bereich Hardware und Software und vor allem finanziell)?

U. Gössel: In Kürze wird ein internes Entwicklertreffen stattfinden, auf dem alle weiteren Schritte festgelegt werden. Danach wissen wir mehr.

ATOS: Welche Argumente sprechen für den ColdFire?

U. Gössel: Nun, zum einen die unmittelbare Nähe bzw. Kompatibilität zur 68k-Reihe, die die Anpassung vorhandener Software deutlich erleichtert. Zum anderen sein sehr geringer Preis, der weit unterhalb derer von sonstigen CPUs liegt.

ATOS: Wann ist der neue ColdFire denn lieferbar?

U. Gössel: Wir hoffen, dass er nicht mehr lange auf sich warten lässt. Natürlich hätten wir die CPU gerne schon zur Verfügung, doch leider können wir die Veröffentlichungspolitik von Motorola nicht beeinflussen.

ATOS: Warum setzt man nicht von Anfang an auf zeitgemäße Hardware (PPC)?

U. Gössel: Der ColdFire ist durchaus zeitgemäß, die neue CPU sogar hochaktuell. Schon die bisherigen Versionen waren und sind Gegenstand zahlreicher Entwicklungen und Anpassungen. So ist z. B. Linux für den ColdFire eines der Projekte, mit dem sich weltweit etliche Entwickler beschäftigen. Und angesichts der erheblich erweiterten Möglichkeiten wird der ColdFire 4e einen noch größeren Stellenwert in Bezug auf Betriebssystem-Anpassung einnehmen, da er den reinen Embedded-Bereich hinter sich lässt. Die Verwendung eines PPC hätte einerseits einen enormen Mehraufwand hinsichtlich der Anpassung des Betriebssystems bedeutet. Der begrenzte Vorteil gegenüber einem Mac mit MagicMac hätte einen solchen Aufwand nicht gerechtfertigt. Zum anderen bietet der ColdFire einen erheblichen Preisvorteil im Vergleich zum PPC. Wir könnten einen mit PPC ausgerüsteten Rechner kaum unter DM 3500,- anbieten.

ATOS: Warum wird jetzt auf einen neuen ColdFire gewartet?

U. Gössel: Der neue ColdFire 4e wird mehrere Spezifikationen in sich bergen, die für die Gestaltung des neuen Boards von großer Bedeutung sind. Dementsprechend kann das Board nicht designt werden, ohne dass der 4e bzw. die endgültigen Daten zur Verfügung stehen. Wie wir ja bereits bekanntgegeben haben, würde ein auf der jetzigen CPU basierender Rechner mehr Anpassungsarbeit erfordern und deutlich weniger Leistung bringen. Zudem wollen wir die Wünsche der User einfließen lassen, was auch seine Zeit benötigt.

ATOS: Entgegen der Darstellung auf http://www.xtos.de/ ist der ColdFire nicht 100% kompatibel zum 68060, wie auf http://www.czuba-tech.com/CT60/english/v4e_eng.htm zu lesen ist. Werden die fehlenden Befehle einfach emuliert? Oder alle Programme gepatcht?

U. Gössel: Ich möchte hier nicht auf eine angebliche E-Mail eingehen, die Rodolphe Czuba verwendet, um die User zu verwirren. Offenbar hat er zuviel Zeit oder befürchtet Konkurrenz, sonst würde er sich nicht soviele Gedanken um das xTOS-Projekt machen. Da er nicht zu unserem Team gehört und auch nicht mit den internen Details vertraut ist, sollte er sich mit vorschnellen Urteilen doch sehr zurückhalten. Bevor man sich irgendwelche schwerwiegenden Gedanken macht, sollte man eines bedenken: Der 68060 ist nicht kompatibel zum 68040, der 68040 nicht zum 68030 und der 68030 nicht zum 68020 usw. usf. TOS läuft dennoch, und das ist das Entscheidende. Außerdem wird der neue ColdFire der offizielle 68k-Nachfolger und ist von Motorola entsprechend konzipiert worden.

ATOS: Wer wird den Emulator bzw. das Patchprogramm schreiben?

U. Gössel: Ein Emulator wird nicht benötigt werden. Das Ansprechen der neuen Hardwareadressen wird ins Betriebssystem integriert und der Zugriff auf die alten Adressen wird, soweit möglich, in der FPGA umgeleitet. Der Rest wird mit der prozessoreigenen Debugger-Schnittstelle bearbeitet.

Anmerkung:

Was ist ein FPGA?
Das Field Programmable Gate Array (FPGA) ist ein relativ neuer Baustein, der zum Aufbau digitaler, logischer Schaltungen dient. Er besteht im wesentlichen aus einzelnen Funktionsblöcken, die in einer regelmäßigen Struktur (engl.: Array) angeordnet sind, und einem Netzwerk von Verbindungen zwischen diesen Blöcken. Die speziellen Funktionen der einzelnen Blöcke und die Auswahl der benötigten Verbindungen sind programmierbar. Die Programmierung geschieht dabei durch das elektrische Einschreiben der Konfigurationsdaten in das FPGA. Damit kann in das FPGA eine bestimmte vom Anwender entwickelte Schaltung implementiert werden. Man spricht dabei auch von einer Personalisierung des Bausteins. [Red.]

ATOS: Wie wird die Performance des ColdFire sein, wenn die Emulation eingesetzt wird? Liegt die bei der dreifachen Hades-Geschwindigkeit, wie im stc-Interview gesagt oder teilweise unter 060er-Niveau, wie einige andere behaupten?

U. Gössel: Die genauen Performance-Daten werden wir nach den ersten Tests bekanntgeben. Die Arbeitsgeschwindigkeit wird aber definitiv nicht unter der doppelten eines 060ers liegen. Gegenteilige Aussagen entbehren jeder Grundlage und verkennen die erheblichen Neuerungen und die Leistungssteigerung des ColdFire 4e. Mit dem 300 MHz-ColdFire erwarten wir etwa die 4- bis 6-fache Geschwindigkeit eines Hades 060, mit dem später erscheinenden 500-MHz-Typ entsprechend mehr.

ATOS: Wie schützt man sich vor auslaufenden Komponenten, die in Zukunft nicht mehr hergestellt werden?

U. Gössel: Der neue Rechner wird ausschließlich anhand von aktuellen Standard-PC-Bausteinen gebaut, so dass eine weitreichende Verfügbarkeit erstmal gegeben ist. Da wir das Board insgesamt weitestgehend flexibel halten, können auslaufende Standard-Komponenten notfalls durch die jeweils neueren Versionen ersetzt werden. So werden die RAM-Bänke beispielsweise mit DIP-Schaltern versehen, die unterschiedliche Konfigurationsmöglichkeiten erlauben und somit auch für zukünftige RAM-Bausteine geeignet sind.

ATOS: In wie weit werden moderne Peripheriegeräte unterstützt (Drucker, Scanner usw.)?

U. Gössel: Durch den USB-Bus wird man prinzipiell die komplette PC-Peripherie verwenden können, sofern ein Treiber vorhanden ist oder entwickelt wird. Grundsätzlich gibt es hier keine Einschränkungen, egal, ob das einen Scanner oder eine Audio-Erweiterung betrifft. Die Ethernet-Schnittstelle ist durch ihre zweifache Belegung ebenfalls für alle modernen Netzwerkkarten gerüstet.

ATOS: Welche Schnittstellen soll der Rechner (intern, extern) erhalten?

U. Gössel: Intern wird er auf jeden Fall mit EIDE und AGP ausgestattet sein, während er extern mit USB, PCI, Ethernet, MIDI und schnellen seriellen Schnittstellen bestückt sein wird. Der Betrieb von SCSI-Geräten wird durch den Einsatz einer PCI-Karte ermöglicht, so dass die User ihre alte SCSI-Peripherie problemlos verwenden können. Die Ansteuerung modernster Drucker, Tastaturen und Mäuse wird durch USB ermöglicht. Einen Mangel an Anschlussmöglichkeiten wird der Rechner also definitiv nicht haben. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass man diesen bisherigen Status der Schnittstellen-Ausstattung noch nicht als endgültig betrachten sollte. Abhängig von verschiedenen Faktoren können sich hier noch kurzfristig Erweiterungen ergeben.

ATOS: Wird der Rechner USB 2.0 bieten (er wäre damit einer der ersten, die das tun)?

U. Gössel: Das war zunächst von uns angedacht. Momentan können wir jedoch nur von USB 1.1 ausgehen, da wir uns diesbezüglich nach der Spezifikation der neuen CPU richten müssen, die nach dem jetzigen Stand der Dinge kein USB 2.0 vorsieht.

ATOS: Welches Betriebssystem ist geplant?

U. Gössel: Zunächst gehen wir von der Verwendung eines entsprechend angepassten TOS 3.06 als Grundlage aus. Dies würde die Verwendung von sowohl MagiC wie auch MINT problemlos ermöglichen. Wir schließen jedoch nicht aus, dass sich hier noch Aktualisierungen ergeben werden. Die jetzige Situation ist ja recht schwierig, zumal MagiC Atari offenbar nicht mehr weiterentwickelt wird. Der Stand des Milan-TOS ist mir ebenso wenig bekannt wie der von NAES. Nur Freemint kann sich mit regelmäßigen Neuerungen rühmen. Persönlich würde ich es sehr begrüßen, wenn das gesamte noch vorhandene Entwickler-Potential in ein amtliches und hochmodernes (x)TOS fließen würde. Wenn also alle Vorzüge von MiNT, MagiC und TOS in einem neuen (x)TOS zusammenkommen und durch Modernisierung noch optimiert würden. Wir haben eine völlig anachronistische Situation: Eine der kleinsten Anwenderschaften bei gleichzeitig den meisten Betriebssystemen! Und abgesehen davon fehlen dringend notwendige Optimierungen sowie eine moderne und individuelle Optik, wie sie z. B. das neue Mac OS bietet.

Der Milan II beispielsweise sollte ja mit vermeintlich neuen Icons erscheinen, die aber allesamt vom Amiga übernommen worden waren. So etwas trägt sicher nicht dazu bei, der Atari-Plattform auch optisch eine eigene Note zu verleihen.

ATOS: Wird dem Rechner ein Softwarepaket beiliegen? Wenn ja: Was soll es alles enthalten?

U. Gössel: Der Rechner wird sicherlich im Paket mit diverser Software ausgeliefert. Welche genau das sein wird, werden wir noch rechtzeitig bekanntgeben.

ATOS: Gibt es interne Softwareprojekte?

U. Gössel: Dazu möchte ich momentan noch nichts konkretes sagen, um nicht vorwegzugreifen. Es wird aber definitiv Projekte geben, die direkt für den neuen Rechner umgesetzt werden und von dessen CPU-Power profitieren.

ATOS: Werden externe Softwareprojekte unterstützt? Wenn ja: In welcher Form?

U. Gössel: Wir hoffen vor allem, dass wir dahingehend Einfluss nehmen können, dass der TOS-Welt in Zukunft ein zeitgemäßer Browser und ein neuer Sequenzer zur Verfügung stehen. Weiterhin gibt es diverse Projekte von externen Entwicklern, die moderne Hardware erfordern und von uns durch die rechtzeitige Bereitstellung eines neuen ColdFire-Rechners unterstützt werden.

ATOS: Welches moderne Entwicklungssystem soll für den Pegasus bereitgestellt werden, damit neue Treiber etc. programmiert werden können?

U. Gössel: Die endgültige Entscheidung darüber wird auf dem Entwicklertreffen gefällt. Natürlich werden wir die diesbezüglichen Informationen in einer speziellen Entwicklerrubrik auf http://www.xTOS.de/ bekanntgeben.

ATOS: Ist es geplant, dass Programme auch nativ auf dem ColdFire laufen können?

U. Gössel: Selbstverständlich! Das ist ja die Grundlage unseres Projektes. Ansonsten würde unsere Arbeit wenig Sinn machen. Dann wären die User mit einem Emulator sicher besser bedient. Zudem läuft der ColdFire ja mit 68k Code.

ATOS: Mit welchem Compiler soll ColdFire-Code erzeugt werden?

U. Gössel: Auf jeden Fall mit einem üblichen Compiler, den man auch bisher auf dem Atari-Markt verwendet hat.

ATOS: Wie sieht es mit der Kompatibilität aus? Werden alte, nicht mehr gepflegte Programme weiterhin laufen? ST-Low? ST-High?

U. Gössel: Darüber kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine definitive Aussage treffen. Es kann jedoch nicht unser Ziel sein, irgendein verstaubtes 80er-Jahre ST-Programm unbedingt auf dem ColdFire-Rechner ans Laufen zu bekommen. Auch bei anderen Betriebssystemen ist es üblich, dass Programme modernisiert und an neue technische Gegebenheiten angepasst werden. Die Software richtet sich nach der Hardware, nicht umgekehrt. Sowohl unser Augenmerk wie auch das der Entwickler sollte darauf liegen, entweder moderne Adaptionen oder aber neue, konkurrenzfähige Programme zu entwickeln. Software also, die den Vergleich zu anderen Plattformen nicht zu scheuen braucht.

ATOS: Welche Zielgruppe wird für den Kauf anvisiert?

U. Gössel: Zunächst vor allem die treuen Atari-Fans sowie diejenigen, die mangels eines aktuellen und ausreichend schnellen TOS-Rechners die Plattform gewechselt haben. Sofern sich die neue Maschine auf einer größeren Basis durchsetzt und auch potenzielle DOSen-Abtrünnige erreicht, würden wir das natürlich sehr begrüßen.

ATOS: Welchen Rechnerpreis peilt ihr an und was beinhaltet das alles?

U. Gössel: Leider kann zu diesem Zeitpunkt noch kein konkreter Preis genannt werden, da dieser von der noch festzulegenden Ausstattung abhängen wird. Wir gehen jedoch davon aus, dass die komplett ausgestatteten Endgeräte preislich in den Regionen normaler Standard-PCs liegen werden.

ATOS: Sollen auch Anwender gewonnen werden, die bisher nichts mit Atari zu tun hatten?

U. Gössel: Soweit denken wir noch nicht. Das kann erst Ziel unserer Bemühungen werden, wenn die erste Serie den TOS-Markt stabilisiert hat und dieser über genügend aktuelle Entwicklungen und Anpassungen bei Hard- und Software verfügt.

ATOS: Wieviel Stück sollen von dem Computer produziert werden?

U. Gössel: In der ersten Produktion wollen wir mindestens 500 und maximal 1000 Geräte produzieren lassen. Die genaue Zahl hängt von diversen Faktoren ab, auch von etwaigen konkreten Vorbestellungen seitens der User.

ATOS: Wo werden die Rechner gefertigt?

U. Gössel: Auf jeden Fall in einem europäischen Land. Die letztendliche Entscheidung hierüber wird von den Konditionen und der Arbeitsqualität des Fertigungsbetriebes abhängen.

ATOS: Wie soll der Vertrieb organisiert werden?

U. Gössel: Das wird auf dem schon erwähnten, bald stattfindenden Entwicklertreffen entschieden.

ATOS: Gibt es schon Vertriebspartner?

U. Gössel: Es sind zahlreiche Anfragen bei uns eingegangen, aber diesbezügliche Entscheidungen sind noch nicht gefällt. Sicherlich wird auch viel über das Internet abgewickelt werden.

ATOS: Welcher Service (Hotline; Händler vor Ort etc.) erwartet die Kunden nach dem Kauf?

U. Gössel: Auf jeden Fall eine Internet-Hotline. Ein möglicher Vor-Ort-Service wird davon abhängen, wie der Vertrieb organisiert wird.

ATOS: Welche Kontaktadresse steht denn den Usern zur Verfügung, die sich allgemein informieren wollen oder nur allgemeine Nachfragen haben?

U. Gössel: Nun, bislang habe ich mein Möglichstes getan, um alle Fragen zu beantworten. Das war und ist aber nicht in jedem Einzelfall möglich. In Zukunft wird es jedoch eine konkrete Anlaufstelle für die User geben, die man über die xTOS-Homepage erreichen kann. Sobald die Fertigung des Boards anläuft, werden wir eine entsprechende E-Mail-Adresse bekanntgeben.

ATOS: Wann wird die Webseite moderner gestaltet mit allen nötigen Infos, Entwicklerforum etc.?

U. Gössel: Die Webseite wird nach und nach aktualisiert und professioneller gestaltet. Das wird also nicht zwangsweise auf einen Schlag geschehen. Die Neugestaltung wird allgemeine Details, später aber auch ein Forum oder eine Infothek beinhalten. Dort können die Entwickler alles Notwendige erfahren.

ATOS: Wird es bei einem Erfolg des Computers Nachfolge-Projekte geben?

U. Gössel: Sicherlich ist es noch zu früh, um jetzt schon über einen Nachfolger zu spekulieren. Es gäbe durchaus einige zukunftsträchtige Möglichkeiten, aber wir möchten nicht unnötig für wilde Spekulationen sorgen. Stattdessen fangen wir erstmal klein an und arbeiten daran, den vorhandenen Bedarf zu decken. Es ist natürlich naheliegend, für zukünftige Rechner-Versionen bzw. Board-Upgrades die von Motorola geplanten ColdFire-Prozessoren Core 5 bis 7 zu verwenden.

ATOS: Wir wünschen Euch noch viel Erfolg!

U. Gössel: Herzlichen Dank. Den können wir gut gebrauchen.

Benjamin Kirchheim


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