07.03.2000 Interview mit Frank NaumannVon Benjamin Kirchheim Benjamin Kirchheim führte für die ATOS ein interessantes Interview mit dem MiNT-Guru Frank Naumann.ATOS: Möchtest Du kurz etwas über Dich schreiben (Alter, was Du gerade so machst)? Frank: Ich bin 24 Jahre alt und studiere Informatik an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg. ATOS: Wie bist Du zu Ataris gekommen? Frank: Als ich noch jünger war, wollte ich schon immer einen eigenen Computer haben. Als dann die Wende kam, habe ich mir diesen Traum erfüllt und mir einen Computer zugelegt. Auf Anraten eines guten Freundes meiner Schwester ist es ein ATARI 1040 STFM geworden. Seitdem arbeite ich am liebsten am ATARI. ATOS: Was für Computer benutzt Du zur Zeit? Welche Betriebssysteme laufen darauf? Frank: Hauptsächlich arbeite ich an meinem Milan. Ausserdem besitze ich noch einen Falcon mit Afterburner/Nova und einen ganz normalen Falcon 030. Auf allen Rechnern läuft FreeMiNT/N.AES. Auf dem Falcon 030 lief eine Zeitlang mal MagiC aber das war zu instabil. Desweiteren habe ich noch einen PC mit NetBSD der als Server hier seinen Dienst verrichtet. ATOS: Wann hast Du angefangen, MiNT zu benutzen? Frank: Als ich angefangen habe zu studieren. Da sind schlagartig meine Ansprüche gewachsen und ich brauchte eine leistungsfähigere Basis, um mit meinem ATARI zu arbeiten. TOS war da ganz und gar nicht mehr ausreichend. ATOS: Was gefällt Dir an MiNT besser als an MagiC? Hat MagiC auch Vorteile? Frank: Der einzige echte Vorteil von MagiC, der mir einfällt ist die Kompaktheit: sehr klein und sparsam. Allerdings fehlen dafür für mich wichtige Funktionalitäten. An MiNT gibt es auch einige Sachen, die mir nicht gefallen. Allerdings sind da die Sourcen zur Weiterentwicklung frei verfügbar. Da kann man alles um- oder neuschreiben. Überhaupt gefällt mir die OpenSource Idee sehr gut. ATOS: Wann hast Du angefangen zu programmieren? Welche Programmiersprachen beherrschst/benutzt Du? Frank: Meine ersten Erfahrungen habe ich 1988 gemacht. Über die
Polytechnische Ausbildung kam ich mit dem KC87 und Basic in
Kontakt. Seitdem wollte ich auch unbedingt meinen eigenen Computer
haben. ATOS: Was sind Deine aktuellen Projekte? Frank: Meine Freizeitprojekte haben im Prinzip auschliesslich mit FreeMiNT und allen dazugehörigen Tools rundherum zu tun. Insbesondere arbeite ich in letzter Zeit auch an Sparemint. Es fehlt für Sparemint beispielsweise noch ein aktueller Compiler (aber das wird sich sehr schnell ändern). ATOS: Gibt es auch sog. "Jugendsünden" in Deiner Programmiererlaufbahn? Frank: Meine frühen Programme habe ich im Prinzip nur für mich geschrieben. Als Sünde würde ich keines bezeichnen. Aus heutiger Sicht sind sie alles andere als toll. Dadurch lernt man auch sehr viel, was ich nicht missen möchte. ATOS: Wann und warum hast Du MiNT übernommen? Frank: Aktiv an MiNT zu arbeiten habe ich im Januar 1998
angefangen. Der Grund dafür war, das mir einige Sachen fehlten und
andere nicht gefielen. Mein theoretisch erworbenes Wissen wollte ich
auch praktisch in einem echten System umsetzen, einem System, was im
Alltag auch genutzt wird, nicht nur ein Übungssystem für Studenten. ATOS: Was ist das für ein Gefühl, sein eigenes Betriebssystem zu programmieren?
Frank: Ich finde es großartig. Es macht riesigen Spaß und ist
ein schönes Gefühl, mit seinem eigenem System zu arbeiten. Vor allem
hat man die Möglichkeit, es nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten
und zu verbessern. Das gefällt mir wesentlich besser, als vor einem
mehr oder weniger anonymen System zu sitzen und sich zum x-ten Mal
über dieses oder jenes zu ärgern.
ATOS: Was planst Du für die Zukunft?
Frank: Ich werde mich hauptsächlich weiter an der Entwicklung
von FreeMiNT engagieren. Das macht mir am meisten Spaß und ich habe
auch noch einige Ideen, die ich unbedingt umsetzen möchte.
ATOS: Was ist SpareMiNT?
Frank: SpareMiNT ist ein MiNT-Distribution, die auf Basis von
RPM eine recht einfache Installation und Verwaltung verschiedenster
Softwarepakete ermöglicht. RPM ist der Redhat Package Manager, das
Kernstück jeder Suse oder Redhat Linux Installation. Guido Flohr hat
RPM für MiNT portiert.
ATOS: Wann und warum wurde SpareMiNT ins Leben gerufen?
Frank: Die Idee dazu hatte Guido so Mitte 1999. Guido hat es
sehr gestört, das man die MiNT Distributionen so schlecht verwalten
konnte. Auch muss man mal modernere Wege beschreiten. RPM erleichtert
einem das Leben auch ungemein.
ATOS: Wann wird SpareMiNT "komplett" sein?
Frank: Eigentlich niemals :-). Es wird immer wieder neue Pakete
geben die sich jemand wünscht. Ein für Einsteiger leicht zu
installierendes und komplettes System ist eines unser vorrangigen
Ziele. Ich kann aber unmöglich sagen, wann es das geben wird.
ATOS: Wird es später für einfache Anwender möglich sein, sich
SpareMiNT zu installieren?
Frank: Ja, das ist so angedacht. Bis dahin gibt es aber noch
viel zu tun. Wir hoffen ja auch auf Hilfe weiterer Mitarbeiter. Im
Moment sieht es auch ganz gut aus, das sich dahingehend etwas tut.
ATOS: Warum MiNT und nicht gleich Linux/Unix/BSD?
Frank: Unix im allgemeinen ist ein sehr leistungsfähiges System
und sehr etabliert. Man kann deshalb auch nur begrenzt neue Ideen und
Konzepte umsetzen. Bei MiNT dagegen fehlen aus meiner Sicht noch
elementare Dinge, die ich gerne mit einbauen möchte. Das macht einfach
viel mehr Spaß. Auch die ATARI-Kompatibilität ist sehr interessant.
ATOS: Wie sieht es mit MiNT Doku-Projekten aus?
Frank: Ich bemühe mich immer, meine Programme so gut wie
möglich zu dokumentieren. Allerdings kostet das sehr viel Zeit und
ich programmiere da auch viel lieber. ATOS: Liest Du die ATOS? Was hältst Du von der ATOS?
Frank: Selbstverständlich lese ich die ATOS. Die Artikel und
das Layout sind von hervorragender Qualität und es ist immer wieder
eine Freude, in der ATOS zu blättern.
ATOS: Welche anderen Atari-Magazine liest Du noch?
Frank: Die ST-Computer und die Classic ATARI.
ATOS: Wir bedanken uns für das Interview.
Frank: Ich habe zu danken, vor allem der ATARI-Gemeinde und
insbesondere allen Leuten die FreeMiNT einsetzen, damit arbeiten und
aktiv oder passiv an der Entwicklung mithelfen.
Das Interview führte Benjamin Kirchheim für die ATOS.
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