Speicher massenhaft: CD-ROM von Nautilus Computer

Metados installieren Sie bequem und weitgehend automatisch mit diesem Utility

Gerade bei Desktop Publishing und elektronischer Bildverarbeitung besteht ein ungeheurer Bedarf an großen Massenspeichern. Denn die Programme, Dokumente und vor allem farbige Bilder in größerer Zahl lassen sich in der Regel nicht mehr auf einer »normalen« Festplatte unterbringen. Die Lösung für dieses Problem heißt CD-ROM.

Eine CD bietet beim NEC CDR-37-Laufwerk maximal Platz für 680 MByte Daten

Die Berliner Firma Nautilus Computer bietet CD-ROM-Laufwerke zum Anschluß an alle Atari-Rechner der ST-, TT-und Falcon-Familie an. Wir prüften das Laufwerk »CD-37« in unserem Testlabor ausführlich.

Nautilus liefert das CD-37 in zwei Versionen: zum einen das Laufwerk mit SCSI-Kabel und Treiber für den TT und Falcon für 899 Mark, zum anderen das Drive mit dem ICD-Hostadapter »The Link« inklusive ICD-Treiber und Metados für alle ST-Modelle mit DMA-Schnittstelle für 1049 Mark. Zum Test kam die zweite Variante an einem Mega ST4 mit einer 100-MByte-Quantum-Festplatte zum Einsatz.

Das Gerät nimmt die CDs von oben auf, so daß ein Caddy, der üblicherweise bei Frontladern mit einem Schlitten benötigt wird, entfällt. Ob dies eine Einsparung ist, die dem Anwender nutzt, bleibt zumindest zweifelhaft, da mit dem Caddy ein direkter Schutz der CD entfällt. Neben dem Deckel befinden sich noch die Power- und die Busy-Anzeige auf der Oberseite. Die Front ziert ein Audio-Ausgang und ein Lautstärkenregler, rechts finden Sie den Ein/Aus-Schalter. Schließlich trägt die Rückseite einen SCSI-Bus und den Anschluß für die Spannungsversorgung.

Der Anschluß an den ST gestaltet sich relativ einfach. Nach dem Auspacken sind als erstes zwei Sicherungsschrauben an der Unterseite, die das Gerät beim Transport vor Beschädigungen schützen, zu entfernen. Sollten Sie dies übersehen, kann es zu keinem Defekt beim Einschalten kommen: Das Drive läßt sich nämlich nicht einschalten! Hier haben die Entwickler mitgedacht.

Als nächstes stellen Sie mit DIP-Schaltern an der Unterseite die SCSI-Adresse des Laufwerks so ein, daß das CD-ROM mit keinem vorhandenen SCSl-Gerät kollidiert. Dann ist nur noch der Hostadapter in den SCSI-Port an der Rückseite zu stecken und mit einem Kabel mit dem DMA-Bus des ST zu verbinden. Zum Schluß versorgen Sie das CD-37 noch über ein leider externes Netzteil mit Strom. Als Drive kommt beim Nautilus-Laufwerk ein CD-ROM Reader CDR-37 von NEC zum Einsatz. Nach dem hardwaremäßigen Anschluß ist der ICD-Treiber und das Metados auf dem Bootlaufwerk einzurichten. Den größten Teil dieser Arbeit nimmt Ihnen ein Installationsprogramm von Nautilus Computer ab. Lediglich einige Parameter müssen Sie Ihrer Konfiguration entsprechend »per Hand« in eine INF-Datei des Metados eintragen. Diese Prozedur ist aber recht ausführlich im Handbuch beschrieben, so daß selbst bei weniger versierten Computeranwendern keine Probleme auftreten sollten. Ist dieser Schritt vollbracht und der Atari neu gebootet, stehen zwei neue Laufwerke unter der Kennung P: und Q: zur Verfügung. Der Computer greift auf das Drive P: zu, wenn es sich bei der Scheibe im CD-ROM-Laufwerk um ein im High-Sierra-Format beschriebenes Medium handelt. Wurde die CD nach ISO-9660 formatiert, so kommen Sie über das Q:-Laufwerk an seine Daten.

Sie können also mit Datenträgern dieser beiden weitverbreiteten Standards arbeiten, wodurch Ihnen sofort ein riesiger Pool an Grafiken offensteht. Programme, vornehmlich PD- und Shareware-Sammlungen sowie Retrival-Software, suchen Sie allerdings derzeit für den Atari meist vergebens, da die CDs noch hauptsächlich für MS-DOS angeboten werden.

Die Grafiken liegen aber meist in gängigen Bildformaten, wie z. B. GIF, vor, so daß sie sich auf dem Atari problemlos weiterbearbeiten lassen. Schlimmstenfalls benötigen Sie ein Konverterprogramm wie beispielsweise GEMVIEW, mit dem Sie die Grafiken im benötigten Format speichern, bevor Sie sie in Ihrer Anwendung verwenden.

Bei der Arbeit mit dem CD-ROM merkt man allerdings deutlich, daß es bei den Zugriffszeiten nicht mit einer Festplatte mithalten kann. Der Hersteller gibt die mittlere Zugriffszeit mit 450 ms an, moderne Festplatten bieten hier einen Wert von 20 bis 30 ms. Es empfiehlt sich daher, die nötigen Dateien zuerst von der CD auf die Festplatte zu kopieren und erst dann mit der Arbeit zu beginnen.

Diese lange Zugriffszeit darf man aber nicht als Fehler des CD-ROMs sehen, denn diese Laufwerke wurden nicht als Ersatz für eine Festplatte konzipiert, sondern als ein Datenträger mit sehr hoher Speicherkapazität bei einem vergleichsweise günstigen Preis.

Selbstverständlich bietet das Laufwerk auch einen Audio-Ausgang. Dadurch ist sichergestellt, daß Sie, wenn Sie nicht mit Daten-CDs arbeiten, Musik-CDs mit einem Kopfhörer oder über die Stereoanlage hören können. Während der Tests arbeitet das Gerät in beiden Modi stets zuverlässig.

Da Nautilus Computer mit der ICD-Lösung, die relativ teuer ist, nicht 100prozentig zufrieden ist, arbeitet man an einer eigenen Treibersoftware auf Basis des MEGA-SCSI-Treibers der Firma VEBA. Registrierte Kunden erhalten nach dessen Fertigstellung den neuen Treiber kostenfrei zugesandt. Doch mit einem bloßen CD-ROM-Laufwerk gibt sich die Berliner Firma nicht zufrieden. Das Schlagwort lautet Photo-CD. Die Hardware steht laut Aussage von Nautilus Computer bereits, mit einem leistungsfähigen Treiber und einem Import-Modul für Calamus ist zur CeBIT zu rechnen.

Weiter plant Nautilus eine eigene CD-Produktion aufzubauen und CDs für Ataris mit Grafiken im CVG-Format und Public Domain-und Shareware-Programmen zu produzieren. Dies ist auch wünschenswert, denn erst mit speziellen Atari Daten-CDs wird ein CD-ROM-Laufwerk für eine breitere Käuferschicht interessant.

Aber schon jetzt kommen Grafiker und DTP-Profis kaum an einem derartigen Massenspeicher vorbei. Doch für diesen Anwenderkreis ist mit Sicherheit ein Drive, das Photo-CDs verarbeitet, die bessere Wahl, da mit diesem Laufwerk Grafiken und Bilder praktisch in unbeschränkter Menge, nämlich alle Fotografien, bereitstehen. Hobbyisten sind aber bereits mit dem »kleinen« CD-37 gut bedient.

Nautilus Computer GmbH, Xantener Str. 22,1000 Berlin 15

WERTUNG

Name: CD-37
Preis: für TT/Falcon 899 Mark, für ST 1049 Mark
Hersteller: Nautilus Computer

Stärken: sehr hohe Speicherkapazität □ verarbeitet High Sierra- und ISO 9660-Format □ audiofähig

Schwächen: relativ langsam □ externes Netzteil

Fazit: Ein Massenspeicher, der den Platzbedarf selbst gehobener DTP- und EBV-Ansprüche befriedigt.


Ulrich Hofner
Aus: TOS 04 / 1993, Seite 28

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