Drucksachen, die zweite: Tricks zum Drucken mit LDW Powercalc II

In der zweiten Folge zur Lösung von Druckerproblemen im Zusammenhang mit »LDW 2« betrachten wir das drucktechnische Innenleben des Grafikausgabegeräts, frei nach der Devise: eine Grafik schwarz auf weiß gedruckt sagt mehr als flimmernde Monitorbilder.

Grafiken liegen voll im Trend. Eine Tabelle beinhaltet natürlich die exakteren Werte und ist damit aussagekräftiger, doch in unserer schnellebigen Zeit nimmt sich kaum noch jemand die Zeit, eine Tabelle genauer zu betrachten. Grafiken sind angesagt. Will man seine Aussage publikumswirksam präsentieren, ragen Säulen ins Bild oder Blöcke verbauen die Aussicht. Sogar in den Lehrplänen der Schulen fand dieser Trend schon seinen Niederschlag. Wurden früher Tabellen analysiert, erarbeitet man heute zusammen mit den Schülern eine Grafik.

Die Zusatzfunktionen der Tabellenkalkulationen, die für die Grafik zuständig sind, werden immer leistungsfähiger. Dreidimensional mit ausgerückten Tortenteilen muß es schon sein, ein Grafikeditor sorgt für die Feinheiten und eine formvollendete Druckerausgabe ist zum Muß einer wirkungsvollen Geschäftsgrafik geworden. Wen wundert’s, wenn sich Spezialprogramme wie »SciGraph« erfolgreich auf dem Markt tummeln.

Doch schon der Grafikteil von LDW 2 strotzt muskulös vor optischen Glanzleistungen, die wir hier und heute noch erfolgreich aufs Papier bringen wollen. Haben Sie mit LDW 2 Ihre Grafik erzeugt, stellt sich zunächst die Frage, mit welchem Befehl man überhaupt druckt. Dieser Befehl verbirgt sich nämlich, sozusagen getarnt, im Menü »Output Drucker Speichern«. Wer ahnt schon, daß er hiermit den Ausdruck aufruft - ein Fluch der Ähnlichkeit zum Übervater »Lotus 1-2-3«.

Doch zunächst her mit einer Grafik. Betrachten Sie bitte Bild 1. Die Tabelle zeigt die prozentualen Ein- und Ausfuhren der Bundesrepublik im Jahr 1971. Diese Tabelle liegt auf der TOS-Diskette vor. Sie können sich an dem Beispiel ansehen, wie man X-Bereich und A-Bereich bestimmt bzw. mit einem B-Bereich die Ausrückung des Tortenstückchens realisiert. Die zugehörige Grafik A (Bild 2) zeigt das Ausfuhrdiagramm, die Grafik B das Diagramm für die Einfuhr. Wollen Sie diese Tortendiagramme ausdrucken, dann stehen Ihnen die Menüpunkte »Metadatei Drucker Hardcopy Degas« zur Verfügung.

Beginnen wir mit der Hardcopy. Nach Aufruf des Menüpunktes stehen zwei weitere Unterpunkte zur Wahl: Fenster und Bildschirm. Doch zunächst einmal zum Begriff Hardcopy. Sicherlich hat Ihnen der freundliche Verkäufer Ihres Atari ST verraten, daß Sie durch Druck auf die Tasten ALT+HELP den Bildschirminhalt auf Papier gedruckt bekommen, sozusagen eine »harte Kopie des Bildschirms«, sofern Sie stolzer Besitzer eines 9-Nadel-Druckers sind. An diesen Geräten ging jedoch die Zeit sehr schnell vorbei, 24-Nadel-Drucker sind der mindeste Stand der Dinge, doch hier klappt die eingebaute Hardcopyroutine nicht mehr. Bevor Sie also eine Hardcopy mit etwas anderem als einem 9-Nadel-Drucker angehen möchten, sollten Sie ein kleines Zusatzprogramm starten, das Ihrem Rechner die Ansteuerung des Druckers gestattet. Auf dem PD-Sektor finden Sie so ziemlich für jeden Drucker das passende Progrämmchen. LDW greift mit dieser Funktion einfach auf die eingebaute Druckroutine zu bzw. auf diejenige, die Sie an deren Stelle geladen haben. Treten also hier irgendwelche Probleme auf, liegt es sicher nicht an LDW.

Rufen Sie den Unterpunkt »Bildschirm« auf, erscheint der Inhalt Ihres aktuellen Grafikfensters in voller Bildschirmgröße. Das steigert auch die Qualität der Darstellung. Aktivieren Sie stattdessen den Befehl »Fenster«, dann bleibt die Grafik in der aktuellen Fenstergröße. Haben Sie ein kleines Fenster, erhalten Sie einen kleineren Ausdruck als bei einem größeren Fenster.

»Degas« ist eines der bekanntesten Malprogramme aus der Anfangszeit des Atari ST. Vor al lern ei nes ist von diesem Programm übriggeblieben, das Grafikformat. In diesem Format läßt sich der Grafikbildschirm speichern. Doch Sie benötigen nicht unbedingt Degas, um die Grafik weiterzuverarbeiten. Fast alle Malprogramme für den Atari ST unterstützen dieses Format. Vor allem, wenn Ihnen die eingebauten Funktionen des Grafikeditors nicht genügen, hilft ein spezielles Grafikprogramm sicher weiter.

Allerdings entspricht die Ausgabequalität in etwa der Bildschirmdarstellung - erwarten Sie also keine Wunder. Doch auf diesem Weg lassen sich die Grafiken in Programme einbinden, die kein GEM - Format verstehen, wie beispielsweise »Signum« (Bild 3).

Die nächsten Ausgabeformen sind »Metadatei« und »Drucker«. Für diese beiden Menüeinträge sind zunächst einige Vorbemerkungen nötig. Diese beiden Menüeinträge sind die einzigen Punkte in LDW, die auf GDOS zurückgreifen. GDOS, für viele ein großes Rätsel, sei hier kurz erläutert. Eigentlich sollte die Ausgabe des Atari ST völlig geräteunabhängig sein. Ein Programmteil mit dem Namen GDOS hätte dies möglich gemacht. Doch irgendwie paßte es nicht mehr in das ROM hinein, und jeder der mit GDOS arbeiten möchte, muß seither dafür sorgen, daß sich beim Starten des Rechners GDOS im »AUTO«-Ord-ner befindet. Nach seinem eigenen Start sucht GDOS nach weiteren Informationen.

Diese befinden sich in einer Datei mit dem Namen »ASSIGN.SYS«, die sich auf der Bootdiskette oder -partition befinden muß, aber nicht in irgendeinem Ordner. In dieser »ASSICN.SYS«-Datei findet GDOS Informationen über den Drucker, wo sich die Zeichensätze für die Bildschirmausgabe (nicht für LDW, aber für K-SPREAD 4 nötig) und Druckerausgabe befinden und wie die Metadateien zu handhaben sind. Diese Zeichensätze wiederum sollten sich ebenfalls in einem Ordner auf der Bootpartition befinden bzw. diese Diskette muß sich beim Aufruf von GDOS im Laufwerk befinden.

Blicken wir in eine ASSIGN.SYS-Datei hinein, die sich auf der LDW-Diskette befindet:

path = a:\gdos.fnt
01p screen.sys	;	DEFAULT
02p acreen.sys	;	low res
03p screen.sys	;	MEDIUM RESOLUTIONO
4p screen.sys	;	HIGH RESOLUTION
21 fx80.sys	;	Printer is Epson FX
attr10ep.fnt
attr12ep.fnt
attr18ep.fnt
attr24ep.fnt
31meta.sys	;	Metafiles
attr10mf.fnt 
attr12mf.fnt 
attr18mf.fnt 
attr24mf.fnt
Bild 1. Diese Tabelle erzeugt die Grafiken
Bild 3. Über STAD konvertiert: Grafiken aus LDW in Signum
Bild 2. Eine Kuchengrafik mit ausgerückten Teilen
Bild 4. So arbeitet GDOS
Bild 5. Das LDW-Metafile nach dem Import in SciGraph
Bild 6. Ein schöner Rahmen um die Grafik, doch leider nicht auszudrucken

In der ersten Zeile steht der Pfad für die Fonts. Hier werden die Fonts auf dem Laufwerk A im Ordner GDOS.FNT gesucht. Wollen Sie ein anderes Laufwerk oder einen anderen Ordnernamen verwenden, so müssen Sie die ASSIGN.SYS-Datei in einen Editor laden, ändern und dann wieder als ASCII-Text speichern. Die weiteren Informationen betreffen Bildschirmdarstellung, Drucker, Zeichensätze und Metafilezeichensätze. Besitzen Sie einen anderen Drucker, legen Sie die zweite Diskette ein, dort finden Sie für 24-Nadel-Drucker die Datei »ASSIGN.NB«; für Laserdrucker »ASSIGN.SMM«.

Die jeweils nötige Datei kopieren Sie auf Ihre Bootpartition und nennen sie in ASSIGN.SYS um. Nach dieser Mühe werden Sie allerdings mit einer Ausgabequalität in Vollendung belohnt. Wenn alles geklappt hat, müßte es auf Ihrer Bootpartition etwa so aussehen wie in Bild 4.

Rufen Sie nun den Menüpunkt »Drucker« auf, dann geht der Grafikdrucker in seiner allerhöchsten Qualität ans Werk. Die Ausgabe erfolgt so, daß die eigentlich etwas quer verzerrte Bildschirmdarstellung nun in die Y-Richtung gezogen wird, so daß der Ausdruck in etwa gerade einer vollen Din-A4-Seite entspricht. Jetzt erst geben auch die Menübefehle »Y-Faktor« und »X-Faktor« einen Sinn. Beide sind auf 1 voreingestellt, geben Sie nun eine Kommazahl zwischen 0 und 1 ein, so wird die Bildschirmausgabe entsprechend verkleinert. Y-Faktor 0,5 und X Faktor 1 bewirken eine Ausgabe in voller DIN-A4-Breite bei nur halber DIN-A4-Höhe.

Noch ein Wort zu dem mitgelieferten GDOS. GDOS ist nämlich nicht gleich GDOS. Das GDOS, das LDW beiliegt, ist noch eines der älteren Vertreter dieser Sorte. Dies macht sich vor allem in einer verlangsamten Bildschirmdarstellung bemerkbar. Besorgen Sie sich sinnvollerweise eine neuere und schnellere Version. So liegt eine exzellente GDOS-Version SciGraph oder K-SPREAD 4 bei.

Mit dem Befehl »Metadatei« speichern Sie die Grafik in der gleichen hohen Qualität ab, so daß Ihnen diese Qualität auch für andere Programme erhalten bleibt.

Bild 5 zeigt den Import in SciGraph, das die Metafiles problemlos liest. Doch wie es eben so ist, auch diese hohe Qualität der Darstellung fordert ihren Preis. Zwangsläufig geht das WYSIWYG-Prinzip dabei verloren. Die Bildschirmdarstellung nähert sich nur noch der hohen Ausgabequalität. Bemerkbar wird dies, wenn man beginnt, seine Grafik mit dem Grafikeditor zu verschönen. Mit Begeisterung werden zumeist Rahmen (transparent einstellen!) um die Grafik gelegt, was dem Sinn für Ordnung sehr entgegen kommt. Kann die Bildschirmdarstellung noch entzücken, weicht dies zumeist dem blanken Entsetzen, wenn die , obere und untere Rahmenlinie beim Ausdruck verschwinden (vgl. Bild 6).

Der Rahmen wurde transparent mit einer Linienstärke von 3 Pixeln gezogen, und obwohl der Rahmen die Grafik sauber umschließt, läßt er sich nicht aus-drucken. Es bleiben vom Rahmen nur zwei Streifen, rechts und links der Grafik. Die Ursachen sind mit in der hohen Ausgabequalität zu suchen - ich habe das Problem schon bei den Programmautoren angemahnt (bislang vergebens). Doch Sie können sich helfen: Liegt der Rahmen oben knapp über der Grafik, wird er beim Ausdruck genau zwischen Überschrift und Grafik gesetzt. Bislang gelang mir noch kein Rahmen, der auch die Überschrift umschlossen hätte. Der untere Rahmenrand fällt auf die x-Achsenwerte, auch er wird knapp unter die Grafik gesetzt. Gut gedruckt bringen Sie Ihre Grafiken so zu Papier. Dazu wünschen wir gutes Gelingen. (wk)


Christian Opel
Aus: TOS 04 / 1992, Seite 71

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