Nicht mehr ohne: Der richtige Massenspeicher

Wer heute seinen ST oder TT mit einem schnellen Massenspeicher aufwerten möchte, sieht sich mit einem fast undurchdringlichen Angebot konfrontiert. Wir erläutern die unterschiedlichen Technologien und helfen Ihnen durch das Dickicht der Angebote.

Wenn Sie nicht gerade Besitzer eines Mega SIE oder TT sind, die in der Regel bereits mit einer eingebauten Festplatte erworben werden, dann strapaziert häufiges Diskettenwechseln bereits nach kurzer Zeit gehörig die Nerven. Die Konsequenz: ein schneller Massenspeicher muß her. Doch bevor Sie Ihren Computerhändler aufsuchen, um den Entschluß in die Tat umzusetzen, sollten Sie sich überlegen, wofür Sie den Atari überwiegend einsetzen. Denn je nach Verwendung des Computers unterscheiden sich auch die Ansprüche an den Massenspeicher.

Benutzen Sie den ST oder TT überwiegend als intelligente und komfortable Schreibmaschine, dann benötigen Sie sicher keine Platte mit mehreren 100 MByte und rekordverdächtigen Zugriffszeiten. Also kommen durchaus auch etwas ältere und daher gemächlichere, aber preisgünstige Laufwerke in Betracht. Eine Kapazität von 30 bis 50 MByte sollte für die Textverarbeitung selbst bei umfangreicheren Arbeiten ausreichen. Auch die von Atari mit den Mega STEs und TTs ausgelieferten Festplatten sind, was die Kapazitäten und Zugriffszeiten betrifft, durchaus für dieses Einsatzgebiet geeignet. Etwas andere Anforderungen stellen Programmierer an eine Festplatte. Auch hier sollte die Kapazität 30 MByte nicht unterschreiten, denn neben den Programmiersprachen wächst meist auch der Quelltext sehr rasch an. Beim

Schreiben einer wirklich umfangreichen Applikation benötigen Sie auch schon einmal 50 MByte. Im Gegensatz zur Textverarbeitung stellen Compiler höhere Ansprüche an die Geschwindigkeit eines Massenspeichers. Dies kommt daher, daß Compilersprachen meist aus mehreren separaten Programmen bestehen, die über eine Shell nacheinander automatisch gestartet werden. Ferner erzeugt der Compiler bei einem Übersetzungslauf temporäre Dateien, die er auf der Festplatte zwischenspeichert. Auch ist es bei jedem Compilieren unumgänglich, daß das Übersetzungsprogramm die Quelltexte und Bibliotheken erst liest, bevor es ein lauffähiges Programm erzeugt. Entscheiden Sie sich für eine zu langsame Festplatte, dann haben Sie bei jedem Compilerlauf bequem Zeit, eine ausgiebige Kaffeepause einzulegen. Und das Warten strapaziert bekanntlich die Nerven nicht minder als das Diskettenwechseln. Arbeiten Sie hauptsächlich mit Datenbanken, dann sollten Sie die Kapazität eher etwas reichlicher dimensionieren. Die Datenmengen wachsen nämlich bei Datenbankanwendungen meist schneller als man denkt. 100 MByte oder mehr sollten es schon sein.

Arbeitet Ihr Datenbankprogramm aus Sicherheitsgründen diskorientiert, das heißt liest und schreibt es Daten immer direkt vom oder auf den Massenspeicher, dann ist logischerweise die Geschwindigkeit der Festplatte eminent wichtig. Bei Adimens ST ist dies beispielsweise der Fall. Suchen Sie mit diesem Programm bestimmte Daten in einer Datenbank oder importieren Sie umfangreiche Datenbestände, dann dauert dies bei langsamen Platten unverhältnismäßig lange. Komfortabel nutzen Sie die Fähigkeiten Ihrer Datenbank mit Festplatten, deren mittlere Zugriffszeit kleiner als 20 ms ist. Desktop Publishing ist ein weitverbreitetes Einsatzgebiet des ST und TT. Hier kommt es in erster Linie auf die Kapazität der verwendeten Massenspeicher an. Neben den sehr umfangreichen DTP-Programmen verlangen nämlich auch die Dokumente viel Platz. Also sollte ein DTP-Anwender sich für eine Platte mit mindestens 100 MByte entscheiden. Da ein Dokument normalerweise nur einmal zum Bearbeiten geladen wird, sind die Anforderungen an die Geschwindigkeit des Massenspeichers nicht so hoch wie beispielsweise bei einer Datenbank. Wegen der meist sehr umfangreichen Dokumente kommt es im DTR-Bereich oft zu folgendem Problem: Wie bekomme ich die Daten in das Belichtungsstudio? In der Regel stehen Ihnen zwei Wege offen, wenn Ihre Dokumente größer als das Fassungsvermögen einer Diskette sind. Zum einen verfügen die meisten Studios über ein Modem, so daß Sie Ihre Dokumente per Datenfernübertragung zum Belichter bringen können. Die Alternative hierzu stellen Wechselplattenlaufwerke dar. Da Sie mit einem derartigen Laufwerk neben dem Transport der Dokumente auch in der Lage sind, Ihre Datenbestände komfortabel zu sichern, ist ein Wechselplattenlaufwerk mit 44 oder 88 MByte Kapazität meist die richtige Wahl.

Im Rahmen des DTP-Einsatzes findet auch die elektronische Bildverarbeitung, kurz EBV, auf dem ST/TT eine immer weitere Verbreitung. Da die zu verarbeitenden Datenmengen hier geradezu gigantisch sind, kommen in diesem Bereich nur Festplatten mit mehreren 100 MByte Kapazität in Frage. Alternativen bieten wegen ihres großen Fassungsvermögens die neuen magnetooptischen Platten. Sie haben neben der großen Kapazität auch noch den Vorteil, daß die Medien portabel wie eine Diskette oder Wechselplatte sind. So bereitet der Datenaustausch beispielsweise mit dem Belichtungsstudio keine Probleme, wenn dieses ebenfalls über ein entsprechendes MO-Plattenlaufwerk verfügt.

Sie sehen also, daß Massenspeicher lange nicht gleich Massenspeicher ist. Die richtige Hardware für Ihre Anwendung finden Sie in unserer großen Marktübersicht ab Seite 22.


Ulrich Hofner
Aus: TOS 04 / 1992, Seite 16

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