Der zweite Akt: Arrangiersoftware »Freestyle« in neuer Version 2.0

Die vielgelobte Begleit-und Arrangiersoftware »Freestyle« liegt mittlerweile in der Version 2.0 vor. Wir wollten wissen, ob die wenigen vorhandenen Schwachpunkte nun der Vergangenheit angehören.

Erinnern Sie sich noch an die TOS 7/91 ? Dort stellten wir Ihnen »Freestyle« zum ersten Mal vor und resümierten: »Das zur Zeit beste Arrangierprogramm für den Atari ST«. Nur wenige Wermutstropfen gab es, die das an sich hervorragende Gesamtbild trübten.

Einer der Hauptkritikpunkte stellte in der Version 1.1 das etwas magere Harmonierepertoire dar. Diesem Manko begegnet Fröhlich nun gleich zweifach. Zum einen erweiterte man die Zahl der verfügbaren Akkordtypen auf stattliche 59. Trotz dieser an sich lobenswerten Tatsache steckt hier doch die Tücke im Detail, da den Programmierern die Sortierung der Akkorde unseres Erachtens etwas unübersichtlich und unstrukturiert geriet. Das Heraussuchen einer passenden Harmonie ufert so häufig zum lästigen Stöbern in der Akkordliste aus.

Uneingeschränktes Lob erhält hingegen die zweite Harmonie-erweiternde Maßnahme: der harmonisch frei führbare Baß. Unabhängig von den im »Lead-Sheet« eingetragenen Akkorden läßt sich für den Baß bei Bedarf ein anderes Harmoniegerüst vorgeben. So lassen sich mit wenig Aufwand weitere, recht komplexe Harmonien erzeugen. Beispiel: die Begleitcombo groovt einen G major 7 Akkord, der Baß unterlegt eine auf dem Grundton < a > basierende Linie. Der daraus resultierende, recht komplexe < A13 >-Akkord ist in der Akkord-Library in dieser Form nicht vorhanden. Waren früher lediglich halbtaktige Akkordwechsel möglich, gestattet Freestyle jetzt vierteltaktige Harmonieänderungen.

Beweglicher in der Gestaltung der tiefen Töne gibt sich nun auch die ohnehin schon recht flexible MIDI-Realtime Begleitautomatik. Mit der Funktion »Revolving Bass« läßt man jeden akkordeigenen Ton als tiefsten Ton erklingen. Welcher Baßton jeweils tönt, bestimmen sie durch Ihre Spielweise.

Der fortgeschrittene Arrangeur freut sich sicherlich über den neu hinzugekommenen grafischen MIDI-Mixer, mit dem sich alle wichtigen Parameter wie z.B. Lautstärke, Programm-Changes, Panorama etc. für die einzelnen Begleitspuren und den Thru-Kanal programmieren lassen.

Zu begrüßen ist die Unterstützung des digitalen DMA-Sounds für STE und TT. Momentan gibt Freestlye allerdings nur einige Drum- und Percussionspuren parallel zum MlDl-Arrangement aus.

Dem Trend der Zeit folgte man bei Fröhlich durch die Anpassung der einzelnen Styles an die neue GS-Norm des Roland SC-55 Sound Canvas. Doch auch Besitzer anderer Klangerzeuger brauchen nicht zu verzweifeln: Nach wie vor passen Sie Freestyle mühelos an Ihr Equipment an, sei es auch noch so exotisch.

Freestyle gelingt es mit der Version 2.0, seinen Vorsprung in der Riege der Software-Begleitautomaten noch weiter auszubauen. Das erweiterte Akkordangebot, der Mixer und die um den Revolving-Bass ergänzte MIDI-Realtime-Option sowie die enorme Musikalität der Preset-Styles empfehlen Freestyle als erste Wahl für jeden, der einen Software-Arranger sein eigen nennen möchte. Freestyle 2.0 ist übrigens in zwei Versionen erhältlich, der Junior- und der PRO-Fassung. Beide Programme unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der Begleitspuren. Sind es in der PRO-Version sechs »Musiker«, die Ihren Songs den rechten Schwung verleihen, müssen sich die Junioren mit drei Musikanten (Schlagzeug, Baß und eine Akkordspur) für ihre Band begnügen. (wk)

Fröhlich Musiconsulting, Postfach 1424, 3550 Marburg


Kai Schwirzke
Aus: TOS 03 / 1992, Seite 122

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