Gut gemixt ist halb gewonnen: CUBASE - MIDI-Manager in der Anwendung, Teil 1

Hatten Sie nicht auch schon einmal den Wunsch mit Ihrem Sequenzer das eine oder andere völlig unmögliche Ding zu drehen? Nehmen Sie doch einfach »Cubase«. Mit dem integrierten MIDI-Manager kommen Sie zwar nicht ins Restaurant am Ende des Universums, aber andere unmögliche Dinge schaffen Sie mit unserer Hilfe spielend.

»Das ist viel zu kompliziert« sagen Sie? Keine Angst, wir schaffen es schon. Starten Sie Cubase, laden einen beliebigen Song und rufen im Menü »Edit« den MIDI-Manager auf. Der Manager läßt sich nur öffnen, wenn bereits ein (auch leerer) Part existiert, da der Manager immer auf einen Part bezogen arbeitet. In dem geöffneten Fenster finden Sie bereits eine fertige Mixer-Seite mit drei unterschiedlichen Arten von Objekten, wobei jede

Spalte einem MIDI-Kanal zugeordnet ist. Die obere Reihe enthält 16 Zählboxen, die bei Betätigung mit der Maus auf dem der Nummer entsprechenden MIDI-Kanal einen Programmwechselbefehl ausgeben. Sie sprechen damit vom Computer aus einen der 128 Programmplätze in Ihrem Synthesizer an. Erproben Sie zunächst, wie das Programm unterschiedliche Sounds Ihres Gerätes anwählt. Falls Sie nicht wissen, auf welchem MIDI-Kanal Ihr Synthesizer arbeiten, testen Sie alle Programmwechselboxen.

Die zweite Reihe besteht aus 16 Schiebereglern, die pro MIDI-Kanal die Lautstärke ändern. Aber Vorsicht: Einige alte Synthesizer akzeptieren diesen Befehl nicht. Die dritte Reihe besteht aus Panoramareglern, die das Klangbild des Synthesizers zwischen der rechten und der linken Lautsprecherbox regeln.

An den Rollbalken am rechten und unteren Rand erkennen Sie, daß das Manager-Fenster etwas größer als angezeigt ist. Verschieben Sie den Ausschnitt nach rechts, dort befindet sich noch ein Schieberegler: der Masterregler. Er verändert die Lautstärke auf allen MIDI-Kanälen. Bewegt er sich, ändern sich mit ihm auch alle anderen Regler. Bei gedrückter Alternate-Taste bewegt sich nur der Masterregler.

Cubase arbeitet so, daß man auch bei laufendem Sequenzer über die Managerseite alle Parameter ändern und sogar speichern kann. Die verschiedenen Modi »local«, »replace« und »write« bestimmen, ob die durchgeführten Veränderungen ohne Speicherung nur lokal wirken, ob sie alte ersetzen oder zusätzlich geschrieben werden. Diese aufgenommenen Befehle (Events) sind dann auch im Grid-Editor wie gewohnt zu bearbeiten. Maximal nimmt die MIDI-Manager-Seite 127 Objekte auf, die beliebige Informationen beinhalten.

Was verbirgt sich hinter diesen Objekten? Betätigen Sie die rechte Maustaste und wählen aus der erscheinenden Toolbox den Pfeil zum Editieren der Objekte. Wenn Sie nun beispielsweise einen Regler anklicken, invertiert dieser und ist von einem Rahmen umgeben. Das ausgewählte Objekt läßt sich jetzt unter »Edit« mit »Delete« löschen.

Ziehen Sie mit gedrückter Maustaste einen Rahmen um mehrere Objekte, dann sind diese selektiert und lassen sich gemeinsam bearbeiten. Um den Bildschirm etwas übersichtlicher zu gestalten, löschen Sie bis auf zwei Schieberegler alle Objekte dieser Seite. Diese beiden Regler sind mit gedrückter Maustaste beliebig auf dem Bildschirm zu verschieben. Für das selektierte Objekt läßt sich zudem die Größe mit Hilfe des kleinen Quadrates rechts unten am Objekt verändern.

Ein Doppelklick öffnet die Objekt-Definition-Box. Sie enthält die Definition des Objekts und seiner Funktion. In der ersten Zeile geben Sie dem Objekt einen Namen, bestimmen den MIDI-Kanal und die Ausgangszuordnung (Atari, M-ROS, Midex etc.). Cubase bietet zudem den Komfort, den MIDI-Kanal anhand eines bereits vergebenen Instrumentennamens zuzuordnen. Haben Sie erst einmal den Namen für einen MIDI-Kanal vergeben, beispielsweise TX-7, dann erscheint über der Instrument-Box eine Auswahl aller eingegebenen Namen in einem Pop-Up-Menü. Damit läßt sich der MIDI-Kanal komfortabel zuordnen. Die MIDI-Informationen der Objekt-Definition-Box sind immer dem eingestellten MIDI-Kanal zugeordnet.

Die Box »external controller« erlaubt eine Fernsteuerung des Objektes und über »Master« ordnen Sie das Objekt einer Gruppe zu, die gleichzeitig editierbar ist. Dazu später mehr. Wichtig für uns ist die folgende Zeile mit der MIDI-Information. Die Boxen »Status Byte« und »Extra« bieten den einfachen Zugriff auf bestimmte MIDI-Daten und »Learn« veranlaßt den Manager, ankommende MIDI-Daten in die lange untere Zeile einzutragen. Diese Zeile enthält die MIDI-Information in hexadezimaler Darstellung, die darunter in der Infozeile nochmals im Klartext erscheint. In die obere Zeile muß man an einer Stelle »XX« einsetzen, da hier der im Objekt gezeigte Wert eingestellt wird. Die Eingabezeile funktioniert übrigens auch umgekehrt. Wenn Sie ein Status-Byte hexadezimal eintragen, dann erscheint automatisch in der Infozeile die entsprechende Information im Klartext.

In der darunter liegenden Zeile stehen sechs Objekte zur Auswahl. Des weiteren geben Sie hier die Extremwerte des Objektes an und geben diesen einen vierstelligen Namen. Zu dem Objekt sind der Name und/oder das Instrument einzublenden. Ganz rechts bestimmen Sie noch die Ausrichtung des Objektes, lassen es bei Bedarf in umgekehrter Richtung laufen und definieren es als »Master«.

Für die weiteren Erklärungen bedarf es kurzer Erläuterungen zum MIDI-Datenformat. MIDI-Daten sind Pakete in Form von zwei oder drei Byte-Informationen, wobei das erste Byte - das Status-Byte - die Befehlsart bestimmt. Dieses Status-Byte unterscheidet sich von den anderen Informationen dadurch, daß sein Wert immer größer als dezimal 127 ist. Zu dem Status-Byte addiert man den Wert des MIDI-Kanals minus eins, um für jeden MIDI-Kanal getrennt die Information zu verschicken.

MIDI-Daten gibt man meist in hexadezimaler Form, also zur Basis 16 an. Dadurch vereinfacht sich die Darstellung derart, daß in der ersten Ziffer das Status-Byte definiert ist, während die zweite Ziffer den MIDI-Kanal bestimmt. Da dieser aber veränderlich und für die Status-Information unerheblich ist, steht repräsentativ für den Kanals häufig ein »n« für »Nummer« in den Angaben. Im Cubase-Handbuch finden Sie eine Umrechnungstabelle für Zahlen im dezimalen, hexadezimalen und binären Format.

Alle MIDI-Kanal-abhängigen Information heißen »Channel Voice Messages«. Die folgende Tabelle enthält diese Informationen. Welche Informationen Ihr Synthesizer davon verarbeitet, entnehmen Sie der MIDI-Implementation-Chart des Gerätes.

Status Status-Byte 1. Datenbyte 2. Datenbyte
Note On 9n Tonnummer Velocity
Note Off 8n Tonnummer Velocity
All Notes Off Bn 7B 0
Channel pressure
Aftertouch Dn Druckstärke
Poly-Pressure An Tonnummer Druckstärke
Control Change Bn Controllern. Wert
Program Change Cn Programme.
Pitchbending En LSB MSB

Ein Beispiel: Die Note On-Sequenz löst eine Note an Ihrem Synthesizer aus. Dem Statusbyte »9n« folgt die Tonnummer der Note und die Anschlagstärke. Dieser Ton erklingt so lange, bis der Note Off-Befehl oder ein erneuter Note On-Befehl mit gleicher Tonnummer aber Anschlagstärke 0 (0 im 2. Datenbyte) ankommt. Deshalb fehlt auch ein Eintrag für den Note Off-Befehl im Menü der Objekt-Definition-Box. Dieser Befehl ist eigentlich überflüssig. Wenn Sie den Note On-Befehl auswählen, dann haben Sie die Möglichkeit, die Variable »xx« als Tonnummer oder als Velocity einzutragen, so daß sich die Reglerbewegung entsprechend auswirkt.

Der Aftertouch bzw. Channel pressure-Befehl enthält nur ein Datenbyte, in dem der durch Nachdrücken der Taste verursachte Grad der Veränderung definiert ist. Welchen Effekt das auslöst, hängt vom programmierten Klang des Synthesizers ab. Da in diesem Befehl nur die Druckstärke angegeben ist, wirkt er auf alle Töne gleichzeitig. Demgegenüber existiert der Poly Pressure-Befehl, der zusätzlich noch die Tonnummer enthält und deshalb nur für den betreffenden Ton gültig ist. Das erhöht die Variationen der klanglichen Gestaltung ganz erheblich. Leider verarbeiten nur wenige Synthesizer diesen Befehl.

Die Control-Changes sind eine Gruppe von Steuerelementen, wie Regler, Wheels und Pedale und lassen sich durch eine bestimmte Nummer, 127 stehen zur Auswahl, ansprechen. Wählen Sie dazu in der Status-Box »Ctrl change« und Sie erhalten unter »Extra« alle Controller zur Wahl. Sie sehen in der Abbildung einige Controller als Nummern aufgeführt, andere dagegen mit Begriffen versehen. Das liegt an den Vorgaben der wichtigsten Nummern der MIDI-Association und die meisten Hersteller halten sich daran. Die Nummern 0 bis 31 sind dabei für Regler und die Nummern 64 bis 95 für Schalter reserviert.

Da der über ein MIDI-Datenbyte maximal übertragene Wert 127 beträgt, teilt man größere Werte in ein MSB (Most significant Byte) und ein LSB (Lowest Significant Byte), wobei im MSB der Faktor mit der Zahl 128 und im LSB die Zwischenwerte 0 bis 127 stehen. Dadurch ergibt sich insgesamt ein übertragbarer Maximalwert von 16384 (= 128 x 128). Die MIDI-Spezifikation definiert, daß das LSB mit dem Controller übertragen wird, der um. 32 Nummern höher steht. Für das Modulationsrad mit der Nummer 1, wird also das LSB im Controller mit der Nummer 33 übertragen. Dies ist allerdings nur notwendig, wenn der Synthesizer auch eine so große Auflösung (14 Bit) im Modulationsrad zuläßt (siehe MIDI-Implementation-Chart). Für die Schalter hat ein Wert von 0 die Bedeutung des Zustandes »aus«, während der Wert 127 den Zustand »an« symbolisiert. Dementsprechend arbeitet auch der Schalter im MIDI-Manager des Cubase. Die letzten Controller-Nummern von 122 bis 127 sind die sogenannten Mode Messages. Liier sind die Umschaltungen »Local on/off«, »All Notes Oft«, »Omni on/off« und »Mono on/off« definiert. »All Notes off« schaltet alle klingenden Töne gleichzeitig aus und »Local on/off« trennt bzw. stellt die Verbindung zwischen einem Klangerzeuger und der Klaviatur her, wenn diese in einem Gerät vereint sind. Im »Local off«-Betrieb spielen Sie die Klaviatur Ihres Synthesizers unabhängig von der eingebauten Klangerzeugung und steuern direkt einen anderen Synthesizer (Expander), ohne im eigenen Gerät Klänge zu erzeugen. Der Program-Change-Befehl löst eine Soundprogrammumschaltung an Ihrem Gerät aus. Sie wählen damit einen der 128 zur Verfügung stehenden Klänge. Mit dem Pitch-Bend erzeugen Sie Tonhöhenänderungen. Diese sind mit 14 oder 7 Bit Auflösung zu übertragen. Wichtig ist hierbei, daß der Wert 0 nicht der Nullstellung des Reglers entspricht.

Bild 1. Die Status-Byte-Zuordnung für einen Fader im MIDI-Manager
Bild 2. Übersicht der definierten Controller
Bild 3. Die Gesamtlautstärke über einen Masterfader gesteuert
Bild 4. Hier noch die Einstellung für den Pitch Bend Regler
Bild 5. So sieht die erste eigene MIDI-Manager Seite aus

Uns interessiert zuerst einmal der Controller 7, das Master Volume. Wählen Sie einen der beiden Regler und öffnen die Object-Definition-Box. Nun nennen wir diesen Regler »Lautstärke«, bestimmen die Master-Gruppe 1, den MIDI-Kanal 1, wählen im Pop-Up-Menü Status Byte den Eintrag »Ctrlchange« und dann unter »Extra« »Main Volume« aus. Damit ist der erste Regler definiert und wir verlassen die Box durch Klick auf »OK«. Dieser Regler verändert die Lautstärke auf dem MIDI-Kanal 1. Über die Definition eines Masterreglers lassen sich auch verschiedene MIDI-Informationen verbinden. Öffnen Sie die Object-Definition-Box für den zweiten Regler. Diesen nennen wir nun »Pitchbend«. Definieren Sie auch den MIDI-Kanal 1 und die Master-Gruppe 1 und wählen Sie einen horizontalen Regler. Zudem stellen Sie noch unter »Master« »proportional« ein. Sie haben jetzt zwei Regler auf dem Bildschirm und die Lautstärke läßt sich beliebig einstellen. Das Pitch-Bend allerdings haben wir als Master definiert. Jede Veränderung des Reglers wirkt sich proportional auf die Lautstärke aus. Spielen Sie nun einen Ton auf dem Synthesizer mit dem MIDI-Kanal 1 und bewegen die Regler. Ein Pitch zu hohen Tönen erhöht die Lautstärke und umgekehrt. Sie kehren die Verknüpfung um, indem Sie bei der Definition des Lautstärkereglers neben der 1 für die Master Gruppe »neg« statt »pos« wählen.

Noch nicht erwähnt ist das letzte Status-Byte, die systemexklusiven Informationen. Mit dieser Befehlssequenz lassen sich ganz spezielle Parameter in Ihrem Synthesizer ändern. Aber damit setzen wir uns in der nächsten Ausgabe auseinander. Experimentieren Sie zunächst mit den einfachen Zuordnungen des MIDI-Managers. Bereits damit lassen sich viele interessante Dinge anstellen. Viel Spaß. (wk)

Kursübersicht

Teil 1: Der Cubase MIDI-Manager □ MIDI-Controller

Teil 2: Weitere Manager-Elemente □ allgemeine systemexklusive Daten

Teil 3: Praxis □ Besonderheiten bei Roland-Instrumenten


Dietmar Lorenz
Aus: TOS 12 / 1991, Seite 52

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