Layout leichtgemacht, Teil 1

Desktop Publishing - hinter dem Zauberwort verbirgt sich nicht nur die Vorstellung, Zeitschriften oder Bücher vom Schreibtisch aus zu produzieren. DTP bedeutet auch, die kleinen Papierkriege des Alltags elegant zu meistern. Unser Kurs zeigt Ihnen, wie Sie den Publishing Partner Master sinnvoll nutzen und gibt Tips zur Gestaltung.

Marc Kowalsky und Wolfgang Klemme

Was ist eigentlich DTP? Grundsätzlich versteht man unter Desktop Publishing nichts anderes als die Kombination von Text, Bildern und grafischen Elementen. Allerdings nützt es nichts, sich die beste und teuerste DTP-Ausrüstung zuzulegen, in der Hoffnung, der Computer produziert ansprechende Ergebnisse dann ganz von alleine. Nein, Grundwissen über Gestaltungsfragen und Kreativität gehören schon dazu. Grundlagen und Anregungen finden Sie in unserem Kurs.

Unter die Einsatzbereiche für DTP fallen einfache Aufgaben wie die Gestaltung von Briefbögen und Visitenkarten. Aber auch Handzettel, Werbeplakate oder Broschüren lassen sich sehr gut auf dem heimischen ST produzieren. Und wer genug Muße hat, gestaltet seine Vereinszeitschrift auf dem Schreibtisch. Profis entwerfen sogar ganze Bücher auf ihren DTP-Anlagen. Dazu bedarf es allerdings sehr leistungsfähiger Hard- und Software. Auch die TOS entsteht teilweise auf DTP-Systemen.

Von zentraler Bedeutung bei DTP ist das geplante Ausgabemedium - es bestimmt in entscheidendem Maße die Qualität des fertigen Dokumentes. Alles, was in irgendeiner größeren Form publiziert wird, läuft meist über Satzbelichter. Diese Geräte bannen Ihr Dokument auf einen Film, der als Ausgangsmaterial für die Druckerei dient. Ein Maßstab für die Ausgabequalität ist die Auflösung des Ausgabegerätes, gemessen in dpi (Punkten pro Zoll). Satzbelichter schaffen eine Auflösung bis 2540 dpi, das garantiert professionelle Qualität. Die entsprechenden Geräte sind für einen Hobbyisten in der Anschaffung unerschwinglich, sie kosten ab 50000 Mark aufwärts. Es gibt aber ein relativ dichtes Netz von Belichtungsstudios, die eine entsprechende Ausbelichtung der fertigen Dokumente zu einem Seitenpreis zwischen 10 und 30 Mark übernehmen. Mit dem fertigen Film gehen Sie dann einfach in die nächste Druckerei und geben beispielsweise eine Kleinauflage in Auftrag. Sind die Seiten richtig belichtet, nimmt jede Druckerei die Filme gerne an. Manchmal wird der Auftrag dadurch sogar noch etwas preiswerter, weil die Druckerei nicht selbst erst den Film produzieren muß. Vor allem sind Sie aber bei der Gestaltung keinerlei Einschränkungen unterworfen.

In der Heimanwendung ist die Ausgabe via Laserdrucker gebräuchlich. Die Ausgabequalität von 300 dpi reicht zwar nicht an einen Belichter heran, für Handzettel, Plakate oder kleinere Broschüren reicht sie aber allemal. Die Vervielfältigung geht dann entweder über den Laser selbst vor sich (Friede seinem Druckwerk!) oder bei einem kleinem Qualitätsverlust über den Fotokopierer. Mit letzterem läßt sich ein Dokument auch gleich auf Overheadfolie bannen -wichtig für Präsentationen.

Nur im Notfall sollte man sich die Ausgabe über einen Matrixdrucker antun. Sie dauert entsetzlich lange und ist qualitativ einer Laserdrucker-Ausgabe immer unterlegen. Zwar ist die Auflösung eines 24-Nadeldruckers mit 360 dpi höher, doch diese Auflösung erreichen die Geräte nur mit dem Trick des Doppeldrucks. Dadurch ergibt sich rechnerisch eine Auflösung von 360 dpi, der Ausdruck schmiert aber durch Überlappungen stärker zu als bei einem Laserdrucker. Wenn Sie diesen Weg trotzdem gehen wollen, sollten Sie wenigstens den kleinen Umweg über Postscript machen. Ein geeigneter Software-Interpreter, wie etwa UltraScript (vgl. TOS 6/91), sorgt dann für eine verhältnismäßig gute Qualität.

Was brauchen Sie nun noch außer dem Publishing Partner Master? Natürlich erst einmal einen ST mit mindestens 1, viel besser jedoch 2 oder noch mehr MByte RAM, einen Monochrom- oder Farb-Monitor und einen Drucker. Bei intensiver Nutzung ist eine Festplatte sehr zu empfehlen. Für die Beispiele des Kurses ist sie allerdings nicht nötig. Haben Sie den PPM installiert, sind wir schon startklar.

Nach dem Ladevorgang erscheinen die Menüzeile und das schmale Fenster mit den wichtigsten Funktionen. Wählen Sie im Menü »Datei« den Punkt »neues Dokument« und in der Auswahlbox zunächst einmal ein Format, zum Beispiel DIN A4. Das Programm öffnet ein leeres Fenster und ist für die eigentliche Arbeit bereit.

Schauen Sie sich den Handzettel in Bild 1 an, er ist das Ziel unseres ersten Kursteils. Verschiedene Einzelelemente sind hier zusammengefügt: fertige Bilder, Text und ein Rahmen. Ausgangspunkt des Entwurfs ist die Einladung zu einer Cocktail-Party. Damit man der Einladung folgen kann, muß der Text einige Informationen geben, außerdem soll die Einladung auch Neugierde wecken und schon eine gute Party-Stimmung vermitteln.

Vor der eigentlichen Gestaltungsarbeit haben wir also einige Bildersammlungen durchforstet und eine Reihe fertiger Grafiken ausgewählt, die als »Stimmungsmacher« und optischer Reiz dienen sollen. Die verwendeten Bilder stammen übrigens alle aus der »Take off«-Serie von ST-Profi-Partner. Die nächste Überlegung galt den Informationen im Text. Die Gäste kennen alle den Ort, müssen aber noch Datum und Anfangszeit der Veranstaltung erfahren.

Schon geht es an die eigentliche Gestaltung im PPM. Zunächst haben wir die Textzeilen geschrieben und grob untereinander angeordnet. Dabei sind gestalterische Überlegungen anzustellen. Der Text soll im Mittelpunkt der Einladung stehen, also sind die wenigen Zeilen sehr gut im sogenannten »Mittelachssatz« aufgehoben. Die genaue Ausrichtung übernimmt die Funktion »Ausrichten« im Objekt-Menü. Grundsätzlich dürfen Sie Ihr Dokument nicht überladen, sondern sollten es plakativ gestalten. Das heißt Freiräume lassen, nicht zuviel Text zu eng zusammenquetschen und wichtiges hervorheben - durch Fettdruck oder noch besser durch größere Schriften. Die Betonung liegt hier aber auf dem wichtigen - heben Sie zuviel hervor, neutralisiert sich die Wirkung.

Vor das Tippen haben die Programmierer von PPM aber die Schriftwahl gestellt, denn ohne Zeichensatz keine Texte. In diesem Fall wählen wir eine »Present«, die einen optischen Anreiz darstellt. Als Alternative, die dem kühlen Cocktail auch angemessen wäre, hielt sich noch eine »Avantgarde« im Rennen. Ein sehr beliebter Fehler in Sachen Typographie ist das Überladen eines Dokuments mit vielen verschiedenen Zeichensätzen, frei nach dem Motto: Schaut her, alle diese tollen Schriften hat mein DTP-Programm. Auch wenn die Versuchung noch so groß ist - tun Sie's nicht.

Bild 1. Hier wählen Sie das Seitenformat für ein neues Dokument
Bild 2. Der Strichcursor zeigt den Textmodus an
Bild 3. Unter den Linienattributen stellen Sie die Strichstärke für den Rahmen ein

Grundsätzlich sollten Sie in einem Dokument nur eine, allenfalls zwei Zeichensatzfamilien verwenden, gegebenenfalls in verschiedenen Abwandlungen, bei so wenig Text wie in unserem Beispiel darf nur eine Schrift erscheinen.

Um den Text auf den Bildschirm zu bekommen, schalten sie per Mausklick auf den Textmodus. Dabei ist das Buchstabensymbol ganz oben links im schmalen Funktionsfenster invertiert. Klicken Sie jetzt auf die Zeichenfläche, und es erscheint ein Strichcursor, an dessen Höhe Sie schon ungefähr die Schriftgröße erkennen. Schreiben Sie die erste Zeile und klicken

Sie dann mit der Maus in die nächste Zeile. Das mag auf den ersten Blick umständlich erscheinen, hat aber durchaus seinen Sinn. PPM unterscheidet nämlich verschiedene Textformen, den Textrahmen und das Textobjekt. Ein Textrahmen enthält mehrere Zeilen Text und entsteht beim Eintippen mehrerer Zeilen mit Return am Ende oder beim Importieren eines fertigen Textes, sei es ASCII oder ein spezielles Textformat, das PPM unterstützt. Besteht der Textrahmen nur aus einer Zeile, dann handelt es sich um ein Textobjekt, das sich in der Rahmenbearbeitung wie ein Grafikrahmen verhält. Zur Rahmenbearbeitung schalten Sie per Mausklick in das Pfeilsymbol, rechts neben dem Buchstabensymbol um. Jetzt sehen Sie um die zuletzt getippte Zeile einen Rahmen mit kleinen Quadraten. Jedes dieser Quadrate läßt sich mit der Maus greifen und verschieben. Dadurch ändern sich Größe und Form des Objektes. Experimentieren Sie zunächst einfach einmal ein wenig mit dieser Form der Objektveränderung.

Eine andere Art der Manipulation bietet der »Objekt«-Menüpunkt »Koordinaten«. Hier bestimmen Sie durch direkte Eingabe die Größe und Position eines Objektes und auch die Vergrößerung oder Verkleinerung in Prozent. So sieht es in unserem Fall aus: Da es eine Riesen-Cocktail-Party werden sollte, haben wir die verschiedenen Zeilen alle in der gleichen Schriftgröße getippt und hinterher über diese Funktion vergrößert. Das »Cocktail-Party«-Objekt hat eine Vergrößerung von 400 Prozent, die erste und dritte Zeile nur 300 Prozent, und Datum und Zeit sind mit 200 Prozent vergrößert. Man kann das alles auch direkt mit unterschiedlichen Fontgrößen erreichen, verschiedene Wege führen hier zum Ziel.

Bild 4. Objekte ausrichten. Hier ist das Zentrieren in der Horizontalen gewählt.
Bild 5. Koordinaten-Angaben. Im Bild sehen Sie das gleiche Objekt in 100 Prozent und in 30 Prozent.
Bild 6. Objekte lassen sich in alle Lebenslagen drehen

Beim Eintippen der letzten Zeile fiel auf, daß PPM noch keine hochgestellte Unterstreichung beherrscht. Also gibt man die unterstrichene Doppelnull wieder als eigenes Textobjekt ein, diesmal ganz normal mit dem Stil »Unterstrichen«. In der Größe ist dieses Objekt schnell angepaßt. Jetzt gilt die richtige Plazierung. Dazu vergrößern Sie den sichtbaren Ausschnitt auf dem Bildschirm über den »variablen Zoom«, greifen das Doppelnull-Objekt und plazieren es passend an die »20«. Fehlt nur noch das Ausrichten dieser Zeile an der Mittelachse. Wenn man einfach alle Objekte über die Funktion »Ausrichten« zentriert, springt die Doppelnull wieder von der »20« weg und ist ebenfalls zentriert. Also wählen Sie beide Objekte an, das geht wie auf dem Desktop mit gedrückter Shift-Taste. Fassen Sie nun beide Objekte zu einer Gruppe zusammen mit der Funktion »Gruppieren« aus dem »Objekt«-Menü. Dieses neue, übergeordnete Objekt läßt sich zentrieren, ohne daß sich die interne Struktur verändert.

Als nächstes haben wir über den entsprechenden »Datei«-Menüpunkt die Grafiken importiert. Sie liegen in der Sammlung alle als IMG-Dateien vor und waren nach dem Import viel zu groß. Über den Punkt »Koordinaten« ließ sich die Darstellung entsprechend reduzieren. So hat beispielsweise der Gitarrenmann nur noch 7 Prozent seiner ursprünglichen Größe. Manchmal taucht beim Import solch großer Grafiken die Meldung »Speicher reicht nicht. Bitte als temp. Datei sichern« auf. Normalerweise können Sie diese Warnung einfach mit OK quittieren und dann sofort über »Koordinaten« eine ausreichende Verkleinerung wählen.

Der Gitarrenmann und die Cocktail-Schale haben mit dem Befehl »Drehen« eine kleine Neigung bekommen. Die fliegende Schallplatte hatte im Original sogar die falsche Flugbahn und mußte deshalb auch noch gespiegelt werden. PPM besitzt keinen eigenen Menüpunkt »Spiegeln« für Objekte. Man erreicht das Ziel aber über die Vertikal-Drehung unter dem Punkt »Drehen«. Auswahl und Anordnung der Grafiken sind größtenteils Geschmacksache. Allerdings ist hier bei der Plazierung der Grafiken eine Diagonale eingehalten, die den Blick wieder in die Mitte auf den Text lenkt. Die beiden Grafiken mit hohem Schwarz-Anteil und die anderen beiden Bilder mit großem Weiß-Anteil sind jeweils diagonal angeordnet. Sonst würde die Seite mit Pinguin und Schallplatte den Blick zu stark auf den Rand lenken. Um die einzelnen Teile auch optisch zusammenzufassen, ziehen wir einen Rahmen um das Ganze. Stellen Sie dazu die Strichstärke unter »Objekt« und »Linienauswahl« auf »zwei Punkt« und ziehen einfach mit der Rechteck-Funktion aus dem Funktionsfenster einen Rahmen um alles.

So, damit ist die Gestaltung fertig. Jetzt muß man sein Werk nur noch zu Papier bringen, und schon kann die Party steigen. Experimentieren Sie ein wenig mit den Objektfunktionen und gestalten sie schon mal fleißig Einladungen, Handzettel etc. Vielleicht treffen wir uns dann mal auf einer PPM-Design-Party. (wk)

Kurs-Übersicht

Teil 1: Objektfunktionen □ Textobjekte □ einfache Zeichenfunktionen

Teil 2: Briefbögen □ Visitenkarten □ magnetische Hilfen

Teil 3: Mehrseitenlayouts □ Spaltenfluß □ Formsatz



Aus: TOS 08 / 1991, Seite 50

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