Orchester in der Westentasche: Yamaha »QY10«, das Kompositionsmodul

Etwas kleiner als eine VHS-Videocassette ist er und will trotzdem große Tone spucken, der Yamaha QY10 Music Sequencer. Der musische Winzling bricht Testerherzen.

Eigentlich sind Computerbenutzer an die rasche Weiterentwicklung und Miniaturisierung der Elektronik gewöhnt. Was die Yamaha-Entwickler jedoch alles in den unscheinbaren QY10 hineingezwängt haben, grenzt schon an ein Wunder. Neben einem achtspurigen Sequenzer beherbergt das Kistchen noch eine 28stimmige Klangerzeugung, 26 Drum- und Percussionsounds sowie eine Begleitautomatik. Die Bezeichnung »Handheld MIDI Studio« wäre also weitaus angebrachter als das bescheidene »Music Sequencer«.

Der Sequenzer erlaubt die Bearbeitung von bis zu acht Songs und bietet Platz für etwa 6000 MIDl-Events. Die Fertigstellung eines Songs geht dabei trotz der geringen Größe des Geräts und des nur 16stelligen LC-Displays flott von der Hand. Dies liegt in erster Linie an dem pfiffigen Konzept des Sequenzers: Die letzten vier Tracks sind nämlich ausschließlich für das »Backing«, also das rhythmischmelodische Gerüst vorgesehen. Dazu weist man jedem Takt eine Harmonie und ein gewünschtes Begleitpattern zu. Die musikalische Qualität der 76 Presetpattern ist ausgezeichnet. Dabei ist man nicht nur auf die Presets angewiesen. Für Eigenschöpfungen stehen 24 Speicherplätze zur Verfügung. Sind so die »Basic Tracks« des Songs aufgenommen, ergänzt man auf den Spuren 1 bis 4 das Arrangement um Melodie oder Bläserriffs. Die Aufnahme erfolgt dabei entweder »Step by Step« oder in »Echtzeit«. Das gelingt aber angesichts der Gumminoppen-»Klaviatur« nur genialen Fingerakrobaten. Sequenzen lassen sich auch über ein externes Keyboard einspielen. Zur Feinarbeit und Korrektur der Songs verfügt der QY10 über vielfältige Edit-Funktionen.

Die integrierte Klangerzeugung bietet 30 Presets sowie ein Drumkit mit 26 Instrumenten. Auswahl und Klang der Sounds sind angesichts des verblüffend niedrigen Preises als ausgesprochen gut zu bezeichnen.

Eine etwas größere Anzahl von Sounds hätte nicht geschadet, zumal sie nicht editierbar sind. Entsprechend der acht Spuren verfügt die Klangerzeugung über einen achtfachen Multimode.

Mit der Außenwelt kommuniziert der Batterie- oder Netzteil-betriebene Musikzwerg über die beiden MIDI In/Out Buchsen sowie über einen Kopfhörer- und Line-Aus-gang in Miniklinkenstecker-Ausführung. Damit der Anschluß an die heimische Stereoanlage keine größeren Probleme aufwirft, liegt dem Gerät ein Adapterkabel von Miniklinke auf Cinch bei.

Der QY10 ist eine tolle Kiste, die während des Tests viel Spaß bereitet hat. Wegen seiner geringen Ausmaße empfiehlt er sich als idealer Reisebegleiter. Ob Flugzeug, Auto oder Bahn, ob Strand, Büro oder Hotelzimmer - der QY10 ist immer schnell und problemlos zur Hand. Doch auch als musikalisches Notizbuch für daheim ist der Winzling rundherum geeignet und für 660 Mark uneingeschränkt zu empfehlen. (wk)

WERTUNG

Name: QY10 Music Sequenzer
Hersteller: Yamaha
Preis: 660 Mark

Stärken: Geringe Ausmaße □ guter Sound □ gute Begleitpattern

Schwächen: Gummi-Tastatur □ Miniklinkenbuchse für Line Out

Fazit: Als musikalisches Notizbuch uneingeschränkt zu empfehlen


Kai Schwirzke
Aus: TOS 06 / 1991, Seite 123

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