Datensicherheit: Wenn die Platten Trauer tragen - Über die Selbstverständlichkeit von Backups

Ein Alptraum, der zu häufig Wirklichkeit wird: der Headcrash der Festplatte oder der Kaffee auf den Systemdisketten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie ein solches Mißgeschick mit heilen Nerven überstehen.

In einem Computerbuch über Murphys Gesetze heißt es unter dem Abschnitt »Famous last words«: »Du kannst die Daten ruhig löschen, ich hab eine Kopie«. Kurze Zeit danach, doch in jedem Fall zu spät, wissen Sie es besser -Ihre wichtigsten Daten sind soeben zu den Ahnen abgewandert. Wer stand noch nicht vor einem ähnlichen Malheur? »Mit einem Backup wäre das nicht passiert« hört man dann von seinen Freunden, die von ihren wichtigen Daten »selbstverständlich« über »mindestens« eine Kopie verfügen. Die gleichen Freunde klagen zwei Wochen später über den Verlust ihrer (Quell-) Texte der letzten drei Monate, die dem Schreib-/Lesekopf der Festplatte zum Opfer gefallen sind. Über etwaige Kopien derselben herrscht dann nur noch betretenes Schweigen.

Ohne Fleiß kein Preis

Auch wenn die Anfertigung einer Sicherheitskopie (Backup) einer 80 MByte-Platte auf ebenso viele Disketten langwierig ist, der Aufwand lohntallemal. Nur wer über Kopien von seinen Programmen und Daten verfügt, kann nachts mit ruhigem Gewissen schlafen. Hierzu gleich ein Tip: Vergewissern Sie sich vor einem anstehenden Backup über die Anzahl der zur Verfügung stehenden Disketten, um einem cholerischen Anfall bei akutem Mangel derselben einer Stunde nach Beginn des Backups vorzubeugen.

Bild 1. Eine der Stärken des »HDU« ist seine Übersichtlichkeit

Wann ist ein Backup erforderlich?

Ein entscheidender Faktor für die Notwendigkeit von Backups liegt in der Dauer der Arbeitszeit am Computer und somit in der Menge der Daten auf dem Massenspeicher, die sich während dieser Zeit ändern. Darum gilt: Je mehr Zeit Sie vor dem Schirm verbringen, desto enger drängen sich die Backup-Termine. Ebenso wichtig ist die Wiederbeschaffbarkeit der Daten. Ihre Entwicklungen bzw. Ihre persönlichen Aufzeichnungen sind auf keiner anderen Platte zu finden, also nur durch erneute Eingabe wieder zu beschaffen. Dagegen sind Ihre käuflich erworbenen Anwendungen oder Spiele ein weiteres Mal auf den Originaldisketten vorhanden. Ist die Frage nach etwaigen Daten gleichzeitig eine Frage des Geldes, wird ein Backup zur Existenzstütze. Ein Broker oder Banker, der seine Tabellen, Angebote und Kontaktadressen mit einem Schlag verliert, steht nicht nur am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Daten, die in Zusammenhang mit Geld stehen, können gar nicht oft genug vorhanden sein.

Bild 2. Mit »FCopy Pro« zum schnellen Partition-Backup

Die Frage nach dem Medium

Datensicherung verlangt zunächst die Klärung der Frage nach einem passenden Datenträger. Die Aussage »Ich hab ja nur ein Diskettenlaufwerk, da brauch' ich kein Backup« kann ein folgenschwerer Trugschluß sein. Auch für Disketten gilt: Wichtige Daten immer ein zweites Mal griffbereit und die Kopien regelmäßig »up to date« halten. Für Festplattenbesitzer, die mit Datenmengen im Bereich zwischen 20 und 40 MByte hantieren, sind Disketten als Sicherheitsspeicher noch akzeptabel, solange ein Backup nur wöchentlich anfällt. Besteht die Notwendigkeit, mehrere Backups pro Woche durchzuführen, verwenden Sie besser ein komfortableres Medium. Besitzer einer Wechselplatte haben gut lachen - ihnen steht ein Backup-Medium zur Verfügung, das viele Vorteile in sich birgt: Durch die hohe Geschwindigkeit ziehen Sie selbst von großen Datenmengen in kurzer Zeit Kopien (psychologisch wertvoll). Geschützt durch eine Kunststoffverpackung lassen sich immerhin 44 MByte (bald 88 MByte) bequem in Form einer Cartridge zum nächsten Computer verlagern. Außerdem gehören Wechselplatten auch im Alltag mit einer Zugriffszeit von 28 ms zu den schnelleren Gefährten. Zu Unrecht als altertümlich abgestempelt: die Magnetbänder im Kleinformat. Streamer sind auf dem ST/TT noch wenig populär. Sie sind ein sehr preiswerter Datenträger. Während die Anschaffungskosten zwar denen einer Wechselplatte entsprechen, sind die Kassetten wesentlich billiger. Natürlich haben sie gegenüber Wechselplatten in puncto Geschwindigkeit das Nachsehen, überzeugen aber durch höhere Datensicherheit. Bei Datenmengen von mehreren hundert MByte sind Streamer nicht nur billiger, sondern auch leichter zu handhaben.

Die notige Software oftmals frei Haus

Für den Atari ST gibt es eine Reihe verschiedener Backup-Programme. Einige Hersteller liefern ihre Produkte zusammen mit kommerzieller Software aus. Sehr bekannt ist das »HDU« (Harddisk-Utility) von Application Systems Heidelberg (Bild 1). Das »HDU« besticht vor allem durch seine einfache Bedienung und Übersichtlichkeit. Ein weiterer Vorteil ist das Sichern von einzelnen Dateien. Bei Partitionen mit sehr vielen Dateien nimmt sich das »HDU« jedoch eine Menge Zeit.

Wer auf Geschwindigkeit weniger Wert legt oder nur Teile seiner Platte (z.B. die neuesten Tabellen oder Grafiken) ein zweites Mal benötigt, für den ist das »HDU« genau richtig. Frisch von der CeBIT kommt »FCopy Pro« (Bild 2), die Nachfolgerversion des bekannten Kopierprogramms

»FCopy III«. Neben den bekannten Kopiereigenschaften erhalten Sie jetzt eine sehr komfortable Backup-Funktion. Durch ein Sek-tor-orientiertes Kopierverfahren erreicht »FCopy Pro« eine herausragende Geschwindigkeit. Besitzer eines HD-Laufwerks (hier: High Density) speichern bis zu 2,5 MByte Daten (komprimiert) auf einer Diskette. Da »FCopy Pro« nur ganze Partitionen sichert, leistet es vor allem beim vollständigen Restore (Kopieren eines Backups zurück auf die Platte) wegen seiner Geschwindigkeit gute Dienste. Der »Fast File Mover« ist der schnellste Datenjongleur. Sein Geheimnis liegt ebenfalls im Kopierverfahren. Wie auch »FCopy Pro« schreibt FFM die Dateien nicht einzeln, sondern unabhängig als Kette von Sektoren. Zum Schluß erfolgt die korrekte Verknüpfung in der »File Allocation Table« (FAT). Der Zeitgewinn ist enorm, da das Öffnen beziehungsweise Schließen der einzelnen Dateien und damit der ständige Spurwechsel des Schreib-/Lesekopfes entfällt. Auf Hochtouren kommt das Programm aber erst ab 2 MByte Speicher. Hier liegt dann auch die Begrenzung. Der »FFM« kopiert nur Daten, die komplett im Arbeitsspeicher des Atari Platz finden. Für Datenmengen bis zu 4 MByte (je nach Arbeitsspeicher) ist es jedoch wärmstens zu empfehlen.

Bild 3. Meister der Kurzstrecke: der »Fast File Mover«.

Armin Hierstetter
Aus: TOS 05 / 1991, Seite 47

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