Handlich, Praktisch, Gut: Organiser im Vergleich

center Besitzt man erst einmal einen, will man nicht mehr auf ihn verzichten: Organiser für unterwegs.

Vor nicht allzulanger Zeit als törichte Modeerscheinung spleeniger Yuppies abgetan, erfreuen sich heute die handlichen Organiser sehr großer Beliebtheit. Sind Sie auch noch stolzer Besitzer eines STs, steht Ihnen mit den hier vorgestellten Geräten nichts mehr im Weg, Ihre Daten und Termine vor Ort zu erfassen und zuhause am »großen« Bruder weiter zu verarbeiten. Für die vier Geräte sind Interfaces und Programme erhältlich, die den Datenaustausch zwischen ST und Organiser problemlos gewährleisten.

Ataris Portfolio

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Die technischen Daten des 798 Mark teuren »Portfolio« waren bis vor kurzem »ausgewachsenen« Personal Computern Vorbehalten. Atari brachte alle Komponenten des Kraftpakets in einem nur 197x98x26 mm großen Gehäuse unter: einen mit 4,77 MHz getakteten 80C88-Prozessor, einen 128-KByte-Hauptspeicher, der sich auf 640 KByte erweitern läßt, einen 256-KByte-ROM-Speicher und als Massenspeicher ein RAM-Kartenlaufwerk. Dabei wiegt der Portfolio mit Batterien gerade 495 Gramm.

Öffnet man den Portfolio, so erscheint eine Tastatur im bekannten Layout. Die Kunststofftasten sind leicht nach vorne geneigt. Für schnelles, fließendes Tippen sind sie leider zu schwergängig. Über der Tastatur befindet sich ein LC-Display, das sechs Zeilen a 40 Zeichen anzeigt. Der Portfolio läßt sich auch im 80x25-Modus betreiben. In diesem Modus geht der Überblick schnell verloren, da der kleine Portfolio-Bildschirm als »Fenster« auf den großen Bildschirm dient.

Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieses Gerätes ist die Kommando-Kompatibilität zu MS-DOS. Das bedeutet in der Praxis, daß der Portfolio wie ein PC zu bedienen ist. Dadurch entfällt für alle, die bereits mit MS-DOS Erfahrungen sammelten, die Einarbeitungszeit. Neben dem Betriebssystem befinden sich weitere Programme im ROM des Portfolio, die fensterorientiert arbeiten und übersichtlich strukturiert sind. Im einzelnen handelt es sich um eine Textverarbeitung, eine Lotus-kompatible Tabellenkalkulation, eine Adressverwaltung, einen Notizblock, einen Wecker und einen Terminplänen Die Benutzerführung ist komplett in Deutsch gehalten, ferner stehen umfangreiche Hilfstexte zur Verfügung. Wahlweise läßt sich die Benutzerführung auch auf Englisch oder Französisch umschalten. Über eine Zwischenablage kopieren Sie beliebig Daten zwischen den einzelnen Anwendungen hin und her.

Ein serielles Interface, das leider nicht zum Lieferumfang des Portfolios gehört, stellt die Verbindung zum ST her. Die Firma DM-Computer entwickelte das Programm »Folio-Trans«, mit dem Sie Ihre Daten vom Folio auf den ST und umgekehrt übertragen. Da dieses Programm auch als Accessory läuft, steht es aus jeder GEM-Applikation heraus zur Verfügung. Zum Lieferumfang von Folio-Trans gehört neben der Programmdiskette und einer Beschreibung auch das passende Kabel. Folio-Trans kostet 110 Mark.

Da mit Folio-Trans nur eine Rechnerkopplung möglich ist, bietet DM-Computer für 165 Mark auch das Programm »Folio-X-Modem« an. Mit dieser Software sind Sie in der Lage, mit dem Portfolio neben anderen Computern auch mit Mailboxen zu kommunizieren. Auch Folio-X-Modem liegt ein passendes Kabel bei.

Casios SF-7500

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Der »Casio SF-7500« ist der absolute Winzling unter unseren Testkandidaten. Mit seinen 7,5x133x74 mm (HxBxT) und seinen 148 Gramm paßt er wirklich in jede Jackentasche. Dennoch ist das Gerät keineswegs zu unterschätzen. Nach dem Öffnen fällt der Blick auf eine Schreibmaschinen-ähnliche Tastatur mit einer Reihe von Sonderzeichen in der unteren Hälfte des Geräts. In der oberen Hälfte befinden sich ein 100x32 mm großes Display und eine Doppelreihe Funktionstasten.

Sofort fällt die gute Gliederung und übersichtliche Anordnung der Tasten und Arbeitsbereiche auf. Verschiedene Farben kennzeichnen dabei zusammengehörige Tastenbelegungen. Das Gerät hat eine Folientastatur, die gut anspricht und auch nach längerem Betrieb keine Probleme verursacht. Ansonsten bleiben an »Äußerlichkeiten« nur noch der Kontrastregler für das Display und der Anschluß für das Übertragungskabel zwischen dem Casio und anderne Geräten zu erwähnen.

Interessanter sind die inneren Werte des Gerätes. Es verfügt über ein einfaches Telefonregister für Nummer, Name und Adresse und über ein erweitertes Register, das sog. »Business Card Modul«. Es ist in Firma, Ansprechpartner, Position, Abteilung, Postfach, Adresse, Telex, Telefax und sechs frei belegbare Einträge unterteilt. Weiterhin sind ein Memo-Speicher mit maximal 384 Zeichen pro Notiz, ein Terminkalender mit Zeitplaner, ein Taschenrechner sowie Zeitanzeige in Landeszeit und 127 verschiedenen internationalen Zeiten vor handen. Der Zeitplaner ist mit einer Weckfunktion ausgestattet, die Termine zuverlässig meldet.

Das Gerät bietet verschiedene Formen der Suche sowohl nach Text als auch nach Datum oder Zeiten. Selbstverständlich lassen sich die Daten durch ein Passwort gegen unbefugte Benutzung schützen. Insgesamt machte das Gerät im Testbetrieb einen sehr positiven Eindruck. Die Bedienung ließ sich nach dem mit vielen Beispielen angereicherten Handbuch leicht erlernen, die Anwendung ist dank der übersichtlichen Gliederung problemlos. Allein die Tastatur hinterläßt ein gemischtes Gefühl. Vor allem die Tippgeschwindigkeit läßt auf den Folientasten zu wünschen übrig. Mit echten Tasten wäre das Gerät schwerer, doch dann könnten Schreiber auch längere Texte problemlos eintippen und später auf dem Computer weiter bearbeiten. Die Speicherkapazität von 64 KByte RAM beim SF-7500 (32 KByte beim SF-7000) erreicht eine Dimension, die noch vor wenigen Jahren als Spitzenklasse bei Heimcomputern galt. Platzprobleme dürften also wirklich nicht auftreten. Der SF-7500 kostet 449 Mark.

Sharps IQ-7100

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Der 449 Mark teuere »Sharp IQ-7100M« ist in Abmessung und Gewicht größer als der Casio SF-7500, paßt aber ebenfalls in jede Jackentasche. Mit 94x163 x21,5 mm (BxTxH) und zirka 245 Gramm liegt mit diesem »Elektronic Organiser« schon ein kleines Taschenbuch in der Hand.

Aufgeklappt präsentiert sich auch dieses Gerät zweigeteilt und gut strukturiert. Links die 96x64 Punktmatrix-Flüssigkristallanzeige mit den zwei umschaltbaren Anzeigearten 16 Stellen mal 8 Zeilen oder 12 Stellen mal 4 Zeilen. Darunter liegt der Einschub für Erweiterungskarten mit speziellen Programmen oder Wörterbüchern, die es als Zubehör gibt. Auf der rechten Seite finden sich die drei Eingabebereiche mit echten kleinen Plastiktasten, die ein sehr gutes Tippgefühl vermitteln. In der oberen Doppelreihe sitzen die Tasten zur Anwahl der einzelnen Gerätefunktionen wie Kalender, Terminplaner, Telefonregister, Memoblock, Taschenrechner, Erweiterungskarte, Weltzeit und Heimatzeit sowie der Ein- und Ausschalter. Die zweite Tastengruppe umfaßt alle Buchstaben und die Cursorsteuerung. Im unteren Drittel der Tastatur sind die Zahlen und Taschenrechnertasten untergebracht. Außerdem bietet das Gerät einen Anschluß für Peripheriegeräte oder einen Computer.

Der Sharp ist ein echtes Sprachtalent, denn im Gegensatz zu den meisten Terminplanern verfügt er über sieben eingebaute Führungssprachen. Auch in den übrigen Funktionen erweist er sich als flexibel. So stehen dem Anwender beispielsweise drei verschiedene Telefonregister zur Verfügung, die beliebig zu benennen sind. Die maximale Länge eines Eintrags bei Telefon, Termin oder Memo beträgt immerhin 512 Zeichen. Der verfügbare Speicher von 32 KByte sorgt allerdings für aussagekräftige Kürze bei den Einträgen, sonst ist bei einigen Dutzend Adressen und den Terminen für ein halbes Jahr die noch verfügbare Speicherkapazität schnell erschöpft.

Das elektronische Notizbuch erfüllt alle üblichen Ansprüche. Der Terminplaner erlaubt das Speichern von Einzelzeiten, Zeitperioden sowie jährlich und täglich wiederkehrenden Terminen.
Er verfügt über eine Alarm- und Weckfunktion.
Positiv fiel hier die Angabe von bis zu sieben täglich wiederkehrenden Terminen auf - der Casio SF-7500 bietet z.B. nur einen solchen Termin. Erwähnenswert ist die Umschaltung zwischen den beiden Anzeigearten (vier oder acht Zeilen). Sie schafft Übersicht auf dem kleinen Display.

Die übrigen Funktionen wie Editieren, Kopieren, Suchen, Löschen der Daten und Schützen mit einem Passwort arbeiten problemlos. Dank des umfangreichen Handbuchs mit Anwendungsbeispielen ist das Einarbeiten sehr einfach. Auch Uhrfunktionen und Taschenrechner arbeiten mit der gewohnten Präzision und dem üblichen Funktionsumfang. So unterstützt der Sharp, ebenso wie der Casio, die 12/24-Stunden-Anzeige sowie die Sommerzeit.

Die Bedienung und Handhabung des gesamten Gerätes ist problemlos. Im Vergleich zum Casio fallen das kleinere Display und das größere Format und Gewicht auf. Die Tastatur ist sehr gut - leider nicht in Schreibmaschinenform angeordnet, sondern in alphabetischer Reihenfolge. Im direkten Vergleich hat der Sharp für uns die Nase leicht vorn, dabei spielen aber persönliche Vorlieben in der Bedienung eine Rolle. Optimal wäre eine Kreuzung der beiden Geräte: Speicherkapazität, Bildschirm, Gewicht, Abmessungen, Tastaturanordnung und Business-Card-Modul vom Casio verbunden mit der Tastatur, dem Konzept der Erweiterungskarten und dem restlichen Inhalt des Sharp.

Psions Organiser II

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Der 645 Mark teure »Psion Organiser II« präsentiert sich in altehrwürdigem englischen Design. Mit 142x78x29 mm (HxBxT) ist er nicht der kleinste Organiser, paßt aber immer noch in jede Tasche. Äußerlich wirkt der Psion schlicht. Eine Plastikhülle schützt die doppelt belegte Tastatur. Leider sind die Plastiktasten alphabetisch angeordnet, so daß sie keine hohe Schreibgeschwindigkeit zu lassen. Über der Tastatur befindet sich ein LC-Display, das in vier Zeilen je 20 Zeichen darstellt. Der Kontrast läßt sich über einen Drehregler an der rechten Seite des Organisers einstellen. Dadurch ist das Display auch bei widrigen Beleuchtungsverhältnissen immer gut lesbar. Wesentlich interessanter sind beim Psion die inneren Werte. Auch dieser Organiser präsentiert sich als kleines Sprachgenie. Als Führungssprachen stehen Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung. Neben Taschenrechner, Adressverwaltung und Notizblöcken bietet der Psion sehr umfangreiche Terminfunktionen. Er merkt sich bis zu acht Weckzeiten, die einmalig, stündlich, täglich oder nur an Werktagen an den Termin erinnern. Neben diesem Wecker enthält er auch einen ausgeklügelten, vollwertigen Terminkalender, in dem Sie außer der Zeit auch den Anlaß des Termins vermerken. Alarmiert Sie der Psion, so scrollt der eingegebene Text über das Display und erinnert Sie an den Anlaß Ihrer Verabredung. Die Uhr des Organisers läßt sich per Menü auf Sommerzeit umstellen, und als Schmankerl bietet dieses Gerät die Weltzeiten mit den Telefonvorwahlen des jeweiligen Standortes.

Eine weitere Stärke des Psion ist seine spezielle Programmiersprache OPL (Organiser Programming Language). Mit OPL programmieren sie häufig wiederkommende Abläufe als Prozeduren. Diese Prozeduren stehen Ihnen nach einem Übersetzungslauf als Programme zur Verfügung, die Sie in das Menü des Organisers einbinden. Da OPL eine sehr komplexe Sprache ist, verwundert es nicht, daß zum Lieferumfang des Psion neben einem 130seitigen Bedienerhandbuch auch ein 162 Seiten starkes Programmierhandbuch gehört.

Die handlichen Taschenorganiser haben viele Vorteile im täglichen Kampf mit den Terminen. Für die Pflege der Datenbestände sollte man allerdings nicht auf den gewohnten großen Computer verzichten. Eingaben, Sicherheitskopien oder die Weiterverarbeitung von Notizen und Memos sind über den ST schnell erledigt. Außerdem gestattet eine solche Rechnerkopplung gewissermaßen die verlängerte Nutzung der gewohnten Anwendungsprogramme.

Mit der Transfile-Serie für den Atari ST und für PCs bietet Yellow Computing eine solche Verbindung für den Sharp (179 Mark), den Casio (179 Mark) und den Psion (99 Mark, mit Comslink 279 Mark). Wir stellen Ihnen hier die Lösung für den Sharp vor. Sie schließen Ihren Organiser über ein entsprechendes Verbindungskabel an den seriellen Port Ihres Computers an, starten die entsprechende Software und schon haben Sie Ihren elektronischen Miniknecht auf dem Bildschirm. Beim Sharp IQ-7000/7500 erscheint auf dem Bildschirm ein Monatsfeld des Kalenders. Dazu stehen am unteren Rand Buttons zum Anwählen der einzelnen Daten bankbereiche im Terminplaner. Die allgemeinen Programmbefehle sind über eine Menüleiste zugänglich.

Erst die Software bringt Komfort

Am Beginn der Arbeit sind die Datenbankbereiche noch leer. Wählen Sie z.B. »Shedule«, also Terminplan, per Doppelklick an. Eine Auswahlbox erscheint, in der Sie bestimmen, ob die Daten aus dem Organiser oder von der Diskette kommen sollen. Ist der Sharp auf Datenübertragung eingestellt (mit: »Shift Option 4« am Sharp),b bringt ein Klick auf <Sharp> die Daten aus dem Organiser direkt in ein neues Fenster auf dem Bildschirm des Atari. Die verfügbare Größe entspricht dabei genau dem Display des IQ-7000/7500. Jetzt lassen sich über den Menüpunkt »Bearbeiten« die vorhandenen Daten ändern, löschen oder ergänzen ganz bequem über die Atari-Tastatur. Zusätzlich zum Textfenster öffnet sich beim Terminplaner auch ein Feld unterhalb des Kalenders. Hier sind die Anfangszeiten der jeweiligen Termine, die Dauer, Alarmzeit und evtl. die Geheimvorgabe zu bestimmen. Das Terminfenster läßt sich übrigens nicht nur über den Button »Shedule«, sondern auch über die Auswahl eines bestimmten Datums öffnen. Alle Menü punkte und Datenbankbereiche genau vorzustellen, dazu reicht der verfügbare Platz hier leider nicht.

Besonders interessant: Das Programm verfügt über sechs verschiedene Dateiformate zum Import und Export von Daten. Dazu gehören neben den Organisern von Casio, Psion und Sharp die Formate von »Ist Word plus«, »Ist Mail« und »Adimens«. Zwar bleiben z.B. bei »*. DOC«-Texten von 1st Word plus die Schriftattribute nicht erhalten, doch das ist im Organiser auch kaum nötig. Diese Vielfalt an Formaten garantiert jedenfalls eine sehr hohe Flexibilität des Programms. Transfile verfügt auch über eine Druckeransteuerung, die eine frei definierbare Start- und Ende-Initialisierung verwendet.

Das Handbuch erklärt auf knapp 40 Seiten alle Funktionen des Programms in leicht verständlicher Form. Ein Übungsteil mit praktischen Beispielen rundet die Erläuterungen ab. Das Programm lief im Testbetrieb fehlerfrei und ist auf jeden Fall eine erhebliche Arbeitserleichterung. Daher für alle Organiser-Besitzer eigentlich ein Muß.

Bezugsquelle für Portfolio: Atari Deutschland, Frankfurter Str. 89 91, 6096 Raunheim, Tel. 06142/2090
Bezugsquelle für Folio-Trans und Folio-X-Modem: DM Computer, Kaiser Friedrich Str 8, 7530 Pforzheim, Tel. 07231/26091
Bezugsquelle für Casio Digital Diary: Casio, Kleine Bahnstr. 8, 2000 Hamburg 54, Tel. 040/853660
Bezugsquelle für Sharp IQ-7100: Sharp, Sonninstr. 3, 2000 Hamburg 1, Tel. 040/237750 Bezugsquelle für Psion Organiser II, Sharp IQ-7100 und die Transfile-Serie: Yellow Computing, Hauptstr. 10, 7107 Bad Friedrichshall, Tel. 07136/20016


Ulrich Hofner Wolfgang Klemme
Aus: TOS 05 / 1990, Seite 43

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