Meinung: Kommerzielle Computerspiele

Gerade bei Action- und Ballerspielen auf dem kommerziellen Sektor kommt es oft vor, daß Spiele praktisch unlösbar sind, vielleicht 1 Prozent, die absoluten Profis haben eine Chance. Aber der Normalspieler hat keine Chance. Sei es, um sich die Arbeit zu ersparen, ein großartiges Finale zu programmieren, oder um langen Spielspaß versprechen zu können. Abgesehen davon haben viele dieser Spiele sowieso kein Finale an, sondern fangen wieder von vorne an ("You have won!!! Now try Difficulty 2!!!").

Das bedeuted also, daß der allergrößte Teil der Käufer die auf der Diskette enthaltene Software nicht ganz nutzen können. Natürlich kann man keine rechtliche Diskussion anfangen, schließlich kennt man dieses Risiko, und die Softwarefirmen können sagen, man sei eben ein zu schlechter Spieler, aber manchmal übersteigt der Schwierigkeitsgrad wirklich das normale menschliche Können, und das bedeuted konkret, man hat den vollen Preis bezahlt, aber nicht alles ausreizen können, bzw. gesehen. Nun hat es wenig Sinn, einen staatlichen Testspieler mit durchschnittlichen Fähigkeiten einzustellen, der alle Spiele testet, und den Level bestimmt, es soll ja auch noch Spiele für Anfänger und Spiele für Profis geben, aber irgendwo sollte doch eine Grenze sein. Bei den heutigen Preisen für ein Spiel kann ich es absolut nicht mehr einsehen, wenn es sich die Programmieren so einfach machen, daß es irgendwann einfach unspielbar wird.

Und jeder leidenschaftliche Spieler wird die Enttäuschung kennen, wenn man dann das Spiel nach langen Nächten endlich doch geschafft hat, und mit einer kleinen Gratulation abgespeist wird.

Die aktuellen Preise der Spiele sind sowieso eine Sache für sich. Ich finde es teilweise wirklich unverschämt, was für Müll für fast 100 DM verkauft wird. Natürlich kann man sich durch Zeitschriften informieren, welche Spiele empfehlenswert sind, und welche nicht, aber erstens sind die Geschmäcker bekanntlich sehr verschieden (oft sind sich auch die verschiedenen Test-Zeitschriften absolut nicht einig), und zweitens kostet eine solche Zeitschrift nochmal recht viel Geld.

Bleibt die Frage, ob man den Softwarefirmen einen Vorwurf machen kann, denn die Raubkopierer drücken den Preis brutal in die Höhe. Dann kommt einem natürlich die Idee, das ganze viel billiger zu machen, dann müßten es doch viele kaufen. Ich glaube nicht an diese Theorie, denn der Shareware-Markt zeigt, daß die meistens auch nicht bereit sind, kleine Beträge zu zahlen, solange es auch anders geht. Und manche Shareware-Produkte schlagen einige Vertreter der Kommerziellen um Längen.

Ein Entkommen aus diesem Teufelskreis ist bei der derzeitigen Handhabung auch nicht abzusehen. Welcher Schüler kann sich Spiele für 100 DM leisten? Eigentlich keiner. Also wird raubkopiert, was den Software- Preis für die nächste Generation wieder 'verdirbt'.

Ich jedenfalls würde mich freuen, wenn endlich ein todsicherer Kopierschutz erfunden werden würde. Vielleicht könnte man dann wieder zu vernünftigen Preisen einkaufen. Bei Anwendungen gibt es ja oft Studentenrabatt, sehr sinnvoll!!! Aber da Spiele eigentlich sowieso fast nur Schüler ansprechen, ist das hier nicht der Fall, obwohl der Preis auch für Erwachsene zu teuer ist.

Über weitere Meinungen zu diesem Thema würden wir uns sehr freuen.


Timo Krämer
Aus: STraight Up 09 / 1992, Seite

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