Guitar Dream: Six-String

Die Gitarre ist und bleibt das Lieblingsinstrument unter deutschen Dächern. Mit dem Gitarrensequenzer »Guitar Dream« bietet SoundPool neben komfortabler Midi-Software allen Autodidakten eine Alternative zum trockenen Lehrbuch.

Tastendarstellung, Notenschrift und Griffbilder lassen sich kombinieren

Durch ihre Lebendigkeit, den Eigenheiten im Klang und den vielseitigen Spieltechniken sind Gitarren auch ohne Chips und Tricks das beliebteste Instrument. Die Anordnung der Saiten erzwingen ein unverwechselbares und gänzlich anderes Voicing als beispielsweise ein Klavier. Während die rechte Hand am Keyboard Akkorde meist nur innerhalb einer einzigen Oktavlage spielen kann, umfaßt ein Gitarren-Klang nicht selten mehr als drei Oktaven. Die typischen Arpreggios - das sind perlende Akkordbrechungen - lassen sich am Keyboard nur mit abenteuerlicher Fingerakrobatik realisieren. Gitarren-Soli und Dualakkorde, Obertonreiche Sustainsounds und das typische Saitenziehen - das alles verleiht der Gitarre ihren unnachahmlichen Reiz.

Im Gegensatz zum Klavier, auf dem der Anfänger bereits nach dem ersten Unterricht einen wohlklingenden Ton produzieren kann, erwartet den Neuling auf der Gitarre erst einmal eine Phase voller Frusterlebnisse. Und auch Fortgeschrittene haben im technisch-harmonischen Bereich oft enorme Probleme: Während der Pianist die Theorie praktisch nebenbei erlernt, haben es Gitarristen schwer. Durch die Trennung von Bass - diese Rolle spielt ein eigenes Instrument - und Akkordbegleitung entsteht im musikalischen Bewußtsein eines Gitarristen eine leicht schizophrene Situation.

SoundPool begegnet dieser Problematik mit der computergesteuerten Gitarrenschule »Guitar Dreams«. Sie schlägt eine Brücke zwischen einem Sequenzer, einem Lehrprogramm mit umfassenden musikalischen Kenntnissen und einem reinen Gitarren-Lehrbuch. Das Programm hält sich an die Sprache, die alle Gitarristen verstehen: das sechs-saitige Griffbrett mit numerierten Notenpunkten. Darüber hinaus lassen sich Tastendarstellung, Notenschrift und Griffbilder beliebig auf dem Bildschirm kombinieren. Die Grifftabellen werden als Fingersatz, in Intervallnotierung oder mit Notennamen beziffert. Alle Darstellungen arbeiten interaktiv und lassen sich bei Bedarf schnell austauschen. Über 100 Akkordtypen und rund 50 Skalen sind pro Grundton integriert. Praktisch: Für Linkshänder werden die Saiten entsprechend spiegelverkehrt dargestellt. Ein Kapodaster kann frei an den virtuellen Gitarrenhals montiert werden. Für Fortgeschrittene wurde eine »Open Tuning«-Funktion integriert. Damit lassen sich die Saiten frei nach verschiedenen Mustermodellen stimmen. Neben einer Akkordbegleitung bietet Guitar Dreams auch einen Skalenmodus. Schließlich listet ein Notenstrang im unteren Teil des Fenster jeweils das gesamte Material auf.

Genial ist das Trigger-Prinzip im Rhythmus-Editor: mit einer Triggerline lassen sich per Mausklick rasch interessante Rythmusfiguren aufbauen. Diese Arbeitsweise unterscheidet sich grundlegend von der Notenbehandlung bei herkömmlichen Sequenzern. Klang und Rhythmus lassen sich als eigenständige Elemente unabhängig voneinander programmieren.

Im Übungsmodus kann das gesamte Arrangement oder ein markierter Abschnitt im Cycle-Modus endlos wiederholt werden.

Eingegeben werden die Songs in Akkordschreibweise als Leadsheets. In jedem Takt sind beliebig viele Akkorde möglich. Taktstriche können manuell oder automatisch einsetzt werden. Für den Rhythmus ist auch hier die Triggerlinie verantwortlich. Gesetzt wird der Trigger in einem 1-taktigen Fenster mit einem Triggerkreuz. Mehrere eintaktige Rhythmen bilden zusammen ein Rhythmusset. Hier können die Schlagrichtung, Staccatos, Akkordwechsel und Akzente gesetzt werden. Obwohl sich dieser Programmteil - recht bescheiden - als Rythmusgitarren-Editor bezeichnet, lassen sich auch Melodien und komplexe Riffs einspielen. Akkorde können dabei aus einer oder zwei Noten bestehen.

Vertrieb: SoundPool, Brunsbütteier Damm 5, 1000 Berlin 20

WERTUNG

Hersteller: W. Widder

Einführungspreis: 198 Mark

Vorteile: spricht Gitarristensprache, Leadsheets, Sequenzer mit Triggerlinie, Schlagrichtung bestimmbar, Standard-Midi-Files, Open-Tune-Funktion

Einschränkungen: keine frei definierbaren Mikro-Grooves möglich


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 07 / 1993, Seite 13

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite