Dynablaster: Da hat’s die Wand erwischt

Die einfachsten Spielprinzipien sind erfahrungsgemäß die fesselndsten. »Dynablaster« von Hudson Soft bietet jede Menge Zündstoff

Am besten schaltet man Gegner aus, wenn die sich gerade ausrüsten

Bombenlegen gehört gewiß nicht zum täglichen Brot eines braven Bürgers — zumindest nicht in halbwegs friedlichen Gegenden. »Dynablasters« jedoch verarbeitet jede Menge digitales Dynamit. Der japanische Videospielhersteller Hudson hat einige niedliche Kerlchen in ein gemauertes Labyrinth verbannt, das verdächtig an den natürlichen Lebensraum eines altbekannten Freundchens erinnert: an das gefräßigste aller Sprites, den Pac Man. Sobald das Spiel beginnt, ändert sich die Situation allerdings ein klein wenig: die Sprites fressen sich nicht wie in PacMan durch Berge bunter Pillen, sondern sprengen sich den Weg mit Bomben frei. Nicht umsonst ist das Spiel auf Konsolen auch unter dem Titel »Bomber Man« bekannt.

Auf Knopfdruck (Dynablaster wird komplett über Joystick gesteuert) läßt das eigene Sprite einen Zündsatz fallen. Die Detonation greift mit ein bis zwei Sekunden Verzögerung auf die jeweils umliegenden Felder über und räumt innerhalb dieses Radius’ im Weg stehende Wände und andere Spielfiguren vom Feld, während sich der Spieler rechtzeitig in Sicherheit bringt. Unter den weggesprengten Mauern tauchen hie und da Extras auf, die den Wirkungsgrad der Bomben zusätzlich erhöhen. Beispielsweise erweitert ein Flammenextra den Wirkungsradius der Sprengkörper.

Explosives Vergnügen im Labyrinth à la PacMan

Ziel des Spiels ist es, das Feld von allen anderen Gegnern zu säubern und selbst als einziger Kämpfer übrigzubleiben. Da kommt es natürlich sehr gelegen, wenn unter einem weggesprengten Mauerstück Zusatzbomben liegen, die es dem eigenen Männchen erlauben, ganze Minenfelder anzulegen, die Gegnern kaum eine Chance lassen. Der gewitzte Spieler rüstet sich gleich zu Beginn einer Partie möglichst gut mit Extras aus, indem er möglichst viele Mauerstücke auf einmal beseitigt. Dann beginnt er seine Bombenfelder strategisch zu verlegen und jeden Konkurrenten systematisch auszuschalten, indem er ihn in eine Sackgasse treibt. Da jedoch auch die Gegner fleißig Sprengsätze deponieren und sich in der Nähe liegende Munition gerne benachbarten Detonationen aus Sympathie anschließt, sind bei fortgeschrittenem Spielverlauf die Kettenreaktionen auch der eigenen Sprengsätze immer schwieriger einzuschätzen.

Richtig vermutet: Das Ganze hört sich sehr nach Spaß für mehrere Spieler an. Zwar gibt es auch einen Einspielermodus, in dem ein einsamer Held gegen eine Horde von Computergegnern kämpft, doch da macht die Sache nicht halb soviel Spaß, wie mit einigen kampflustigen Kumpels. Im Einspielermodus tauchen unter manchen Steinen negative Extras in Form von Totenköpfen auf, die dem Bombenleger sein Handwerk erschweren, damit die Motivation nicht ganz so schnell dahin ist. Zum Lieferumfang gehört ein Adapter zum Anschluß an den Druckerport, der zwei zusätzliche Anschlußplätze für Joysticks zur Verfügung stellt, so daß sich maximal vier Spieler an dem Spektakel beteiligen können, obwohl die Software fünf Spielfiguren vorsieht. Mega STE-, 1040 STE- und Falcon-Besitzer werden wenig Freude mit ihren serienmäßigen zusätzlichen Anschlußplätzen für die Enhanced Joysticks haben: die unterstützt die Software nämlich nicht. Aus dem hektischen Betrieb zu Beginn einer Partie wird mit fortschreitender Erfahrung und einigen Stunden Praxis eiskalte Berechnung.

Unterstützt wird die Bomberei vom altbekannt nervtötenden Gedudel aus dem Soundchip des ST, der bei all der Adlib- und Soundblaster-Konkurrenz mittlerweile mehr als alt aussieht. Dynablaster ist einfach konzipiert, schnell kapiert, bietet aber langanhaltenden Riesenspaß — ab drei Mitspielern. (ua)

Leisuresoft, Robert-Koch-Str. 1,4703 Bönen

WERTUNG

Dynablaster

ST, STE

Hersteller: Hudson/UBI Soft Preis: ca. 85 Mark
Grafik: 4 von 6
Sound: 3 von 6
Motivation: 6 von 6
Wertung: 6 von 6


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 05 / 1993, Seite 94

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