Terminal-Programm STalker: Die neue Generation

Nach Rufus tat sich kaum etwas bei Terminal-Programmen. Nun wagt sich mit Gribnif Software wieder mal ein kommerzieller Anbieter in Ataris DFÜ-Ecke. Der Newcomer hat sogar eine Mini-Mailbox im Handgepäck.

Das Terminalprogramm »STalker« präsentiert sich im schicken GEM-Gewand mit Menüzeile und Fenster. Die Installation kann sowohl als Programm als auch als Accessory erfolgen, wobei die Menüzeile bei einer Installation als Accessory ins Fenster wandert. Dadurch ist STalker von jedem GEM-Programm mit einer Menüzeile aufrufbar. Weiterhin unterstützt STalker im Accessory-Betrieb den Up- und Download von Dateien im Hintergrund, was einige sicherlich schätzen werden, weil man so auch längere Dateien aus der Mailbox holen kann. Telefonnummern wählt STalker so nebenbei im Hintergrund. Der Rechner ist damit während des Wählvorgangs zur Mailbox, die ja bekanntlich ständig besetzt sind, nicht blockiert.

STalker unterstützt alle Schnittstellen, die es im Moment aus der ST-Familie (dazu gehört auch der TT) gibt — also auch die neuen zusätzlichen seriellen Schnittstellen des Mega STE und TT. An Terminal-Emulationen unterstützt STalker VT52, VT100 und ANSI. Dies sollte eigentlich für jede Mailbox reichen.

Die Autologin-Einstellung in STalker

Für Dateitransfers bietet STalker die gebräuchlichen Protokolle, von XModem über XModem-lk, YModem, YModem-G bis hin zu Z-Modem, dem modernsten und schnellsten. Das ZModem-Protokoll setzt sogar unterbrochene Dateitransfers fort. Da inzwischen jede Mailbox ZModem unterstützt, sollte man möglichst damit arbeiten.

STalker verwaltet 30 Telefonnummern und wählt sie auch automatisch. Dabei kann man mehrere Boxen hintereinander anrufen, was die Erfolgsaussichten auf Kontakt steigert. Zusätzlich zu diesen Nummern werden noch andere Parameter verwaltet, so z.B. die benutzte Schnittstelle und die Terminal- und Protokollparameter. Außerdem verwaltet STalker für jede Nummer bis zu acht Autologin-Texte. Damit läßt sich die Box anwählen und direkt einloggen, ohne dabei eine einzige Taste zu drücken. Zusätzlich kann man eine Routine in BackTALK ausführen lassen. Besonders das Feature mit Autologin-Texten hat uns gut gefallen: Da lassen sich Inhalte verstecken und Paßwörter für unterschiedliche Systeme ablegen. Als ernsthafter Schutz freilich sinnlos, da STalker das Paßwort ungeniert sendet, so daß theoretisch unbefugte Benutzer einfach unter falschem Namen in die Mailbox gelangen. Da wäre ein Paßwortschutz der INF-Datei sinnvoller. Ob die Begrenzung auf 30 Telefonnummern heute noch zeitgemäß ist?

So arbeiten STalker und STeno zusammen

STalker unterstützt GDOS. Im Terminalfenster ist jeder beliebige, nichtproportionale GDOS-Zei-chensatz möglich. GDOS und ein paar Zeichensätze werden mit STalker geliefert. Freilich muß man den GDOS-Zeichensatz eigens einstellen — warum allerdings dazu noch ein Programmneustart erforderlich ist? Das ist lästig, wenn STalker als Accessory läuft. Im Terminalfenster kann man Blocks markieren und damit einige Operationen vornehmen. Beispielsweise lassen sich Blocks speichern oder senden oder ins Clipboard kopieren. Allerdings haben die Programmierer von STalker da eine etwas eigene Auffassung, wie ein Clipboard zu nutzen ist. STalker legt auf dem Laufwerk C (das ist einstellbar) im Wurzelverzeichnis die versteckte Datei SCRAPTXT an — kümmert sich allerdings dabei überhaupt nicht darum, ob vielleicht schon ein Clipboard irgendwo installiert ist.

Dadurch ist leider auch kein direkter Datenaustausch mit anderen Programmen möglich. Laut Handbuch ist das Clipboard Atari-Standard — die Richtlinien sehen zu diesem Thema freilich doch etwas anders aus [siehe 1].

Kommunikationsparameter in STalker

STeno ist der zu STalker passende Texteditor. Auch STeno läuft wie STalker als Accessory oder als PRG. Die Kommunikation zwischen beiden funktioniert hervorragend. Leider unterstützt STeno keine GDOS-Zeichensätze. Zumindest lassen sich aber die Punktgrößen des Zeichensatzes einstellen. Gearbeitet wird ausnahmslos im Einfügemodus. Alle benötigten Funktionen sind integriert, darunter auch Suchen und Ersetzen. STeno fungiert in Zusammenarbeit mit STalker auch als Textoder Vorschreib-Buffer. Dabei schreibt der Anwender in STeno seine Eingaben, editiert entsprechend und gesendet wird der Text erst nach einem »Return«.

BackTALK heißt die Programmiersprache in STalker. Dabei ist BackTALK ein umfangreiches Werkzeug, eine strukturierte Programmiersprache mit Variablen, Prozeduren und Funktionen. Die Syntax ist an C angelehnt, aber auch Modula-2 oder Pascal-Programmierer werden zurechtkommen. Wie mächtig und umfangreich BackTALK ist, läßt der gewichtige Abschnitt im STalker-Handbuch ahnen. Eine Einführung zeigt, wie man Programme schreibt. Außerdem ist ein umfangreicher Referenzteil vorhanden, der alle Funktionen erläutert. Über BackTALK lassen sich sämtliche STalker-Parameter abfragen und ändern. Erwähnenswert ist die in STalker integrierte Mini-Mailbox, die es gestattet, auch von anderen Rechnern auf den eigenen ST zu Hause zuzugreifen. So kann man mal schnell eine Datei, die man vergessen hat mitzunehmen, per Modem holen.

Schnittstellenauswahl in STalker

Noch ein Wort zu Handbüchern: Zum Test lag nur das englische Handbuch vor. Es ist umfangreich und ausführlich. Laut Auskunft des Distributors ist das deutsche Handbuch ebenfalls fertig — es muß nur noch gedruckt werden. Dies sollte bis zur Auslieferung von STalker wohl der Fall sein. Das Handbuch für STeno gibt’s schon in der deutschen Übersetzung und macht ebenfalls einen guten Eindruck. Es scheint zwar etwas zu dünn, aber dennoch sind eigentlich sämtliche Funktionen und alle wichtigen Parameter ausreichend beschrieben und erklärt, (mn)

WERTUNG

STalker

Hersteller: Gribnif Software
Preise: STalker 169,- DM STeno 69,- DM Paket: 198,- DM

Vorteile: als PRG und ACC lauffähig, integrierte Programmiersprache, Auto-Loggin

Einschränkungen: nur 30 Nummern, seltsames Clipboard, Texteditor muß extra bezahlt werden

Vertrieb: COMPUTERWARE, Gerd Sender; Weißer Straße 76; D-5000 Köln 50

Quellen:

[1] Using the AES Scrap Library, Mike Fulton, ATARI.RSC, Vol. IV, Ausgabe 2, April-Mai 1991


Dirk Stein
Aus: ST-Magazin 02 / 1992, Seite 32

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