Supercharger - Fragen & Antworten

Der »Supercharger« von Beta Systems beweist einmal mehr, daß der ST sich vor seinen Intel-Brüdern nicht verstecken muß. Doch auch bei diesem Emulator gibt es einiges zu beachten. Wir befragten diesbezüglich Dipl.-Ing. (FH) Peter Frieß zu häufigen Userfehlern.

Der Supercharger kann ohne umständlichen Einbau direkt an den ST angeschlossen werden

ST-Magazin: Auch wenn der Supercharger eine hohe PC-Kompatibilität bewiesen hat, stürzen in einigen Fällen Programme reihenweise ab. Woran liegt das?

Peter Frieß: Erlauben Sie mir zunächst einige grundsätzliche Bemerkungen: Neben üblichen Fehlbedienungen und evtl. Mißverständnissen beim Lesen der Anleitung besteht das Hauptproblem mit dem Emulator darin, daß viele Anwender den Supercharger (im folgenden SC genannt) aus Unkenntnis der Materie einfach falsch einordnen. Aus der Tatsache heraus, daß der SC sich höchst einfach an den ST hängen läßt, folgern sie nämlich, daß auch das Betriebssystem MS-/PC-DOS lediglich als eine »Erweiterung« der vorhandenen Atari-Umgebung gesehen werden kann. Spätestens bei den ersten Kopier-, Formatier- und Löschversuchen unter DOS wird den Benutzern dann klar, daß es sich um die Emulation eines völlig fremden Betriebssystems handelt. Zur Frage: Häufig kommt es bei selbst eingebauten Speicheraufrüstungen von 0,5 auf 1 MByte in den SC zu Speicherfehlern, die dazu führen, daß der Emulator stehenbleibt und ein Warmstart erfolglos bleibt. Wir haben herausgefunden, daß die Ursache erstaunlicherweise oft am falschen Einsetzen der RAMs liegt: Ein oder mehrere Beinchen (PINs) haben sich außen am Sockel vorbeigeschoben – hier genügt eine Sichtkontrolle nach dem Aufstecken. Kaum sichtbar sind dagegen nach innen verbogene Beinchen. Man muß dann die Platine nochmals ausbauen oder jeden einzelnen RAM-Baustein herausnehmen und überprüfen. Und noch etwas zum Arbeitsspeicher: Auch wenn der SC mit 1 MByte RAM ausgestattet ist, stehen nicht die vollen 1024 KByte zur Verfügung, da der SC einen Teil davon für sein BIOS, das Video-RAM und den residenten Teil des Betriebssystems verbraucht.

Individuelle Installation

ST-Magazin: Einige Programme lassen sich überhaupt nicht zum Arbeiten bewegen, obwohl sie eigentlich laufen müßten. Was ist der Grund?

Peter Frieß: Eine Vielzahl von Programmen aus der DOS-Welt erfordert eine individuelle Installation, d. h. eine Voreinstellung auf die vorhandene Hardware. Der »V30«-Prozessor des SC muß als 8086/8088 angemeldet werden. Die korrekte Angabe des Graphic Adapters hängt vom jeweiligen Graphic Mode des Emulators ab. Nach dem Booten befindet sich der SC automatisch im CGA-Mode. Auf Hercules installierte Programme laufen nur dann, wenn der SC mittels »setvideo h« unter DOS in den Hercules-Mode umgeschaltet wurde. Um Unklarheiten zu vermeiden, kann der Befehl in ein Batch-File geschrieben werden, das das entsprechende Programm startet.

ST-Magazin: Von Konkurrenzprodukten wissen wir daß es Probleme mit der Übernahme der Atari-Maus im DOS-Teil gibt. Auch beim Supercharger verweigert dia Maus öfters den Dienst. Woran liegt's?

Peter Frieß: Der SC bindet die Atari-Maus unter DOS ein, dazu befindet sich auf der SC-Utility-Diskette (ab Version 1.30) der Mouse-Systems-Treiber »msmouse.com«, der gerne als Microsoft-Treiber interpretiert wird. Das ist falsch: Bei einer Programminstallation muß eine Mouse-Systems-Maus angemeldet werden.

ST-Magazin: Oft treten Schwierigkeiten beim Formatieren von 720-KByte-Disketten auf. Warum?

Peter Frieß: SC-Utility-Versionen von 1.40 laden beim Booten einen Treiber, der sich mit »Loaded Exter-nal Disk Driver for Drive: (x)« meldet, »(x)« ist dabei der Laufwerksname, der unmittelbar auf den letzten tatsächlich vorhandenen Namen folgt. Bei einem System mit zwei Laufwerken »A:« und »B:« entspricht »(x)« also »C:«. Der Befehl »Format c:« wird eine Diskette in Laufwerk A: auf 720 KByte formatieren. Ab SC-Utility 1.40 kann man A: direkt mit »Format A:« formatieren.

ST-Magazin: Es gibt Fälle von vermeintlichem Datenverlust beim Schreiben auf Festplatte. Was muß man beachten?

Peter Frieß: Unter DOS auf Festplatte geschriebene Daten (z. B. unter E:) lassen sich unter TOS tatsächlich nicht mehr auf Partition E: finden. Die Daten wurden zwar ordnungsgemäß auf Platte geschrieben und stehen nach wie vor zur Verfügung, unter TOS findet man sie jedoch auf Partition D:. Woran liegt das nun? Ein Beispiel: Wurde bei der Installation des SC Laufwerk E: als SC-Bootpar-tition angelegt, interpretiert DOS E: als erste Partition und behandelt sie intern als C:. Die wirklichen Partitionen C: und E: behandelt DOS wie D: und E: und beschreibt sie auch entsprechend. Zweite Möglichkeit: Der Treiber »Ataridr.sys« erkennt unter DOS keine Partitionen, die kleiner als 4 MByte oder größer als 16 MByte sind. Alle folgenden Partitionen rücken entsprechend ihrer Bezeichnung einen Namen auf, also F: heißt dann z.B. E:.

ST-Magazin: Was gibt es beim Ausdrucken über den Atari-Laser zu beachten?

Peter Frieß: Die Druckmöglichkeiten beschränken sich grundsätzlich auf die speziellen Druckeremulationen des Atari-Lasers und zwar völlig unabhängig von den Optionen, die ein Programm unter DOS vielleicht zur Verfügung stellt.

ST-Magazin: Dem SC wird oft der Vorwurf gemacht, er sei gar nicht richtig PC-kompatibel, da sich weder Dongles am Printerport betreiben noch Kommunikationsprogramme über die serielle Schnittstelle einsetzen ließen?

Peter Frieß: Ursache für diese Probleme ist nicht etwa der SC, sondern die Belegung der Atari-Ports: Sie weicht nämlich vom PC-Standard ab. Dongles beispielsweise arbeiten u. a. mit dem Signal »PE« (Paper Empty), das am Printerport nicht belegt ist. Kommunikationsprogramme, die das Signal »DSR« (Data Set Ready) vom seriellen Port benötigen, funktionieren gar nicht oder nur stark eingeschränkt, weil das Signal nicht zur Verfügung steht. (hu)



Aus: ST-Magazin 01 / 1991, Seite 144

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