ST-Podium — Das Podium für Ihre Diskussionsbeiträge

Liebe Leserin, lieber Leser

In dieser Ausgabe des Podiums geht es mir um ein besonders übles Spielchen, das so manchem Wettbewerber auf dem freien Markt widerfährt.

Es ist anscheinend eine momentane Modeerscheinung, Mitbewerbern oder Konkurrenten anonyme Briefe zukommen zu lassen, die persönlich verletzend sind bzw. direkt unter die Gürtellinie zielen. Da fragt man sich, wo bleibt die Fairneß von Kollegen in derselben Branche. Ist es wirklich nötig sich solcher miesen Methoden zu bedienen, wenn man ein Problem mit einem Mitbewerber hat?

Es ist mir aus presserechtlichen Gründen leider nicht möglich, die anonym an mich gesandten Briefe hier abzudrucken, doch ich möchte Ihnen versichern, daß ich mich in Kindergartenzeiten zurückversetzt sehe, wenn es der oder die Autoren von solchen Schandschriften noch nicht mal für nötig befinden, sich namentlich verantwortlich zu zeigen.

Aber was kann man als Anwender gegen solche Aktionen unternehmen? Auf jeden Fall den Brief nicht vernichten, sondern dem Betroffenen, der auf diesen »Schmierereien« verunglimpft wird, eine Kopie schicken. Der zweite Weg ist, an die Presse zu gehen, wie in diesem Fall geschehen.

Ich hoffe, daß sich die betreffende Person mit mir in Verbindung setzt, damit ich in der nächsten Ausgabe an dieser Stelle die Briefe ab-drucken kann.

Ich freue mich auch in Zukunft über Ihre Post, besonders wenn konstruktive Kritik oder Lob enthalten ist. Doch vergessen Sie bitte nicht in jedem Ihrer Briefe mitzuteilen, ob wir Ihre Zuschrift veröffentlichen dürfen.

Eine besondere Hilfe ist es für mich, wenn Sie längere Beiträge auf Diskette übersenden, da ich mir so das zeitaufwendige Abtippen sparen kann.

Ihre Michaela Beckers


Zweiklassengesellschaft

Ich gebe Herrn Adrian vollkommen Recht mit der Meinung: »Die Glaubwürdigkeit der Tommy Software geht langsam aber sicher den Bach runter.«

Genau dieselbe Firma brachte dieses Jahr das Programm Mega Paint II Professional zu einem Listenpreis von 799 Mark auf den Markt. Seit August ’90 kann man sich die noch bessere Version 3.0 zu einer Upgrade-Gebühr von 106 Mark bei Tommy Software bestellen. Ab September ’90 kann jeder das Mega Paint II Professional, Version 3.0, zu einem Listenpreis von 799 Mark beim Händler kaufen.

Als ich dies hörte, dachte ich erst, ich habe mich verhört, aber nach telefonischer Rücksprache mit dem Verkaufsleiter von Tommy Software wurde ich »aufgeklärt«, warum wir registrierten Benutzer eine Upgrade-Gebühr von 106 Mark zu bezahlen haben.

Bei dieser Verkaufsargumentation standen mir die Haare zu Berge. Da sind wir registrierten Benutzer bei der Tommy Software wirklich auf den Arm genommen, bei anderen Software-Häusern werden die registrierten Benutzer hofiert, und es gibt günstige Updates mit Treuebonus. Glück für den, der das neue Programm jetzt erst kauft. Bei solchen Verkaufspraktiken braucht man sich nicht wundern, wenn die Raubkopiererei blüht.

Günther K., Passau

Ich habe mich mit Tommy Software in Verbindung gesetzt und folgende Stellungnahme zu obigem Brief erhalten:

Nach Rücksprache mit unserer Verkaufsleitung nehmen wir wie folgt Stellung zu dem Leserbrief:

Der Upgrade-Preis für Megapaint II Professional 3.0 ist durch die Entwicklungs- und Handlingskosten gerechtfertigt, da es sich um eine Weiterentwicklung handelt und nicht um eine Fehlerbehebung als Update. Damit entsprechen wir dem gängigen Verhalten anderer namhafter Software-Unternehmen. Wir sind aber gerne bereit, die Bedenken von Herrn K. bei kommenden Aktionen entsprechend zu berücksichtigen.

Wir betonen nochmals, daß wir mit unserer zeitlich begrenzten Legalisierung der Raubkopierer in der DDR keine »Zweiklassengesellschaft« schaffen wollen. Nach der Wiedervereinigung werden wir mit wirkungsvollen Maßnahmen in den fünf neuen Bundesländern unsere Interessen wahrnehmen.

Angesichts der Kritik von Herrn K.sollte vielleicht grundsätzlich mal überlegt werden, wie überhaupt die Haltung gegenüber den 17 Millionen neuen Bundesbürgern ist.

Tommy Software, Berlin

Computer und Sex?

Unter der Rubrik Fun wurden Tests von »Larry III« und »Morgensonne über Austerlitz« veröffentlicht. Ich finde es unverantwortlich, Spiele dieser Art zu verbreiten. Arme Jugend, die sich Sex am Computer »reinzieht«!

Gibt es nicht genug Gewalt auf unserer Erde? Ich finde es schlimm, daß gewaltverherrlichende Spiele anscheinend legitim geworden sind. Was sagen wohl »Fans historischer Schlachten« zum Kriegsgeschehen im Nahen Osten? Was ist mit Gewalt in Kolumbien? Wie war das denn in diesem unserem Lande vor einem halben Jahrhundert? Und nun wird unsere Jugend schleichend an Gewalt gewöhnt mit »mehr als zehn Stunden Spielspaß ...«

Wolfgang B., Dortmund

Traurig, aber wahr!

Wer »Larry« als sexistische Software hinstellt und das Strategiespiel »Austerlitz« als gewaltverherrlichend abkanzelt, zeigt zunächst einmal, wie wenig Ahnung er tatsächlich von der Materie hat. Natürlich ist es nicht schwer, erst einmal die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen und überall gleich den Satan zu sehen. Damit behält man nach außen ein weißes Westchen und kann trotzdem weiter den »Tatort« und »Tutti Frutti« ansehen. Leider hat sich dann seit dem finsteren Mittelalter und der Inquisition wenig geändert...

Richtig ist zweifellos, daß es einen Sumpf an schlüpfriger (und indizierter) Software gibt, die aber auf keinem Ladentisch auftaucht, geschweige denn irgendwo in der Presse rezensiert wird — damit verhält es sich nicht anders als mit gedruckter Pornographie. Larry dagegen ist eine ironisch-satirische Persiflage auf typisch amerikanische Mentalität — harmlos, aber aus Unkenntnis gern an falscher Stelle zitiert...

Austerlitz? Natürlich haben Strategiefans eine ganz eigene Mentalität, die — zugegeben — Geschmacksache ist. Die Simulation um Austerlitz ist gewiß um einiges realistischer als das Wegräumen eines Schachbauern auf dem Spielfeld — trotzdem »nur« abstrakte Strategie. Wer wollte behaupten, Schach sei ein gewaltverherrlichendes Vergnügen?

Computergames und Gewalt? Ein oft diskutiertes Thema. Zu umfangreich, um an dieser Stelle zu einem auch nur halbwegs befriedigenden Ergebnis zu kommen. Fragt sich allerdings, wo der Teufelskreis beginnt: Verderben Video, Fernsehen und Computergames die Gesellschaft, oder sucht eine zunehmend dekadente Gesellschaft Spiel ohne (moralische) Grenzen und bezahlt gut dafür? Es gehört nun einmal zu den Spielregeln eben dieser demokratisch-freiheitlichen Gesellschaft, daß jeder weitgehend selbst entscheiden darf, womit er sich beschäftigt, auch in der Freizeit — wer nach allzu strengen Einschränkungen schreit, beweist eigentlich nur, daß er dieser Art von Freiheit nicht gewachsen ist: Als eigenverantwortliche Person oder als Vorbild für seine Kinder... (hu)

Antwort: Ein Absturz nach dem anderen

Welches Problem Herr V. hat und welche Ursache dafür verantwortlich ist, kann ich dem Brief nicht genau entnehmen. Ich hatte ein ähnliches Problem und möchte deshalb in allgemeiner Form darauf antworten.

Bei mir traten ähnliche Erscheinungen wie beim Computer von Herrn V. auf, falls ich in der Partition C Boot ein Accessory falsch bediente. Die Festplatte wurde in eine Endlosschleife geschickt und lud das Betriebssystem immer wieder, bis alles abstürzte.

Wie ich dabei verfuhr und das Problem löste, entnehmen Sie bitte folgender Aufstellung. Dabei kamen mir Hinweise von Herrn Volker Schneider/Atari Raunheim zugute, dem ich an dieser Stelle nochmals danken möchte.

Was ist zu tun, wenn der Computer in eine Endlosschleife geschickt wird?

  1. Schalte die ganze Konfiguration aus.
  2. Stecke die Original-Boot-Diskette in das Laufwerk.
  3. Schalte nur den Bildschirm und dann den Computer ein und boote, die Festplatte bleibt bei dieser Aktion ausgeschaltet.
  4. Installiere fehlende Icons.
  5. Lösche die Datei Desk-top.Inf.
  6. Sichere die Icons in die neue Desktop.Inf.
  7. Schalte die Festplatte an.
  8. Betätige auf der Boot-Diskette im Autoordner die Datei AHDI.PRG.
  9. Betätige die Datei HIN-STALL.PRG, klicke im Menü den Punkt Install an, danach verlasse die Datei HINSTALL.PRG.
  10. Klicke das Icon C BOOT an und lösche alle Dateien; bitte vorher die Installation auf Diskette sichern.
  11. Kopiere die Original-Boot-Diskette in die Partition C Boot.
  12. Verlasse das System und schalte alles aus.
  13. Rufe das System zur Probe wieder auf.

Ewald R., Düsseldorf

PD-Pool in Beschuß genommen

Aufgrund unserer Mitgliedschaft im PD-Pool haben wir am 22.09.90 einen anonymen Brief (Poststempel: 7310 Plochingen) erhalten, der dringend einer Richtigstellung bedarf. Da der oder die Verfasser nicht bekannt sind, wenden wir uns mit der Bitte um Veröffentlichung einer Stellungnahme an Sie.

  1. Es ist falsch, daß wir PDs zu unverschämt hohen Preisen verkaufen. Unsere Preise für eine PD-Diskette liegen je nach Abnahmemenge zwischen 3 und 4 Mark, bei gelegentlichen Aktionen bei nur 2,50 Mark. 2.Über das erwähnte Verbot für Zweitanbieter und die dadurch erfolgten Abmahnschreiben sind wir von der Leitung des PD-Pools nie informiert worden.

Eu-Soft, Euskirchen

Support — Probleme über Probleme

Da Sie bereits mehrmals in Ihrer Zeitschrift Ihre Hilfe bei Problemen mit Software-Häusern angeboten haben, möchte ich hiermit diese Hilfe gern in Anspruch nehmen.

Ich habe Probleme mit der Software-Support-Abteilung der GFA Systemtechnik GmbH. Ich bin Besitzer der Originalversion des GFA-Ba-sic, Version 3.5 und fühle mich mittlerweile auf den Arm genommen.

Ausgangspunkt ist meine Arbeit an einer neuen Version von dem in PD-Kreisen bekannten »Fußball-ST«. Natürlich wollte ich diese Version in GFA-Basic V3.x schreiben und nicht bei der alten Version V2.02 bleiben. Leider enthielt aber meine GFA V3.07-Compiler-Version einen Fehler, den ich aber nicht genau lokalisieren konnte. Also erwarb ich sofort nach Erscheinen das GFA-Basic V3.5. Ich nahm an, der Fehler sei hier behoben. Da er aber auch hier auftrat, schrieb ich an GFA. Ich hatte bis dahin schon insgesamt 298 Mark (198 Mark für GFA-Basic V3.00, 10 Mark für den Compiler, 20 Mark für Updates auf V3.07, 70 Mark für Updates auf V3.5) für diese neue V3.x-Version ausgegeben, ohne es wirklich benutzen zu können. Aber Fehler können ja Vorkommen. Soweit die Vorgeschichte.

Ich schrieb also am 13.02.90 einen Brief mit genauer Fehlerbeschreibung an GFA. Nachdem ich keine Antwort auf mein erstes Schreiben erhalten hatte, schrieb ich einen zweiten Brief am 13.03.90. Am 15.03.90 erhielt ich ein Schreiben von GFA, mit dem Versprechen, mir zu gegebenem Zeitpunkt umsonst eine von diesem Fehler bereinigte Version zuzuschicken. Ich besuchte daraufhin GFA auf der CeBIT. Dort bekam ich eine neue Interpreter-Version V3.51 überspielt, in dem das Programm ja schon vorher korrekt lief. Der mir auf der Messe ebenfalls versprochene Compiler war mir zu meinem Erstaunen nicht überspielt worden. Zufall oder Messetrubel?

Am 02.04.90 fragte ich schriftlich nochmals nach dem versprochenen Compiler. Ich mußte mich am 20.04.90 leider nochmals bemühen, da ich auf den letzten Brief noch keine Antwort bekommen hatte.

Nun sind schon wieder einige Wochen vorüber, ohne irgendeine Antwort von GFA bekommen zu haben. Wie läßt sich das erklären? Andere Firmen wie »CCD« antworten innerhalb weniger Tage. So stelle ich mir Support vor. Warum nicht auch bei GFA?

Ich bin momentan ziemlich ratlos. Bei GFA nimmt man registrierte Kunden wohl nicht ernst. Dabei sind es doch diese registrierten Benutzer und die Programmierer wie ich, die GFA zum Standard auf dem Atari gemacht haben. Es ist auch normal, in einem neuen Programm Fehler zu finden. Programme ohne Fehler existieren nur sehr wenige. Der Support muß aber in Ordnung sein. Warum hat man sonst wohl Originale?

Rainer D., 4800 Bielefeld

Die Redaktion hat den gesamten Briefwechsel nochmals an GFA geschickt und um Stellungnahme gebeten. Hier nun das Antwortschreiben von GFA an die Redaktion:

»Sehr geehrte Damen und Herren, am 10.04.90 ist folgender Brief an Herrn D. abgeschickt worden. Dem Schreiben lagen zwei Disketten mit der neuesten Version des GFA-Basic bei. Was mit Herrn D. Schreiben vom 20.04.90 passiert ist, kann ich leider nach solch einem langen Zeitraum nicht mehr nachvollziehen. Mit freundlichen Grüßen, van Straelen«

Hier der Brief an Herrn D.:

»Sehr geehrter Herr D., wie es aussieht, ist während des CeBIT-Messetrubels etwas schiefgegangen. Natürlich sollten Sie auch den GFA-Basic-Compiler erhalten. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich Ihnen sogar schon die endgültige Version 3.5E des GFA-Basic zusenden. Mit diesem Compiler gibt es keine Probleme mehr. Anbei finden Sie zwei Update-Disketten mit den gewünschten Programmen. Nochmals vielen Dank für Ihre Mitarbeit.«

(mb)

Das Ende des Atari ST?

Als Besitzer eines Atari 1040 STF bin ich seit geraumer Zeit in Sorge. Durch einige Gerüchte, aber auch Tatsachen wurde ich darauf aufmerksam, daß es in Computerfachkreisen ein offenes Geheimnis ist, daß der Atari ST auf dem absteigenden Ast ist. Am ärgsten beunruhigte mich die Tatsache, daß in den USA nur noch ca. 100 Geschäfte Software für den Atari ST anbieten. Hier ein Zitat des Cinemaware-Mitarbeiters Bob Jacob: »In den USA ist der ST so gut wie tot.«

Ich möchte wissen, ob eine ähnliche Entwicklung auch in Deutschland zu befürchten ist?

Marc N., 7000 Stuttgart

Wenn Sie Kritik oder Lob loswerden wollen, hier unsere Anschrift: Markt & Technik Verlag AG Redaktion ST-Magazin Stichwort: »Podium« Hans-Pinsel-Str. 2 8013 Haar



Aus: ST-Magazin 11 / 1990, Seite 118

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