Task Help - Preisfrage

Task Help — ein Multi-Accessory wie viele andere — ringt um die Gunst der Atari-Benutzer. Wir wollten wissen, ob dieses Programm seinen Preis wert ist.

Multi-Accessories sind längst keine Sensation mehr. Funktionsfülle und Bedienungskomfort verdoppeln sich bei jeder Programmgeneration. Neben den kommerziell vertriebenen Helfern steht eine kaum mehr überschaubare Fülle von Public-Domain-Accessories zur Verfügung. Von »Stuhr&Jacobs« aus Darmstadt kommt »Task Help«, ein Multi-Accessory, welches bereits in der Version 2.35 vorliegt. Auf den ersten Blick bietet sich dem Anwender ein reichhaltig bestücktes Hauptmenü, das Hilfe im Umgang mit Dateien wie mit Disketten, mit Uhrfunktionen wie Druckeraktionen umfaßt. Einzelne Dateien lassen sich umbenennen, löschen, kopieren oder auf Monitor bzw. Drucker ausgeben. Die entsprechenden Gegenstücke zur Bearbeitung von Ordnern fehlen. Unter der Rubrik »Diskette« sind die Funktionen formatieren, kopieren und »BPB ausgeben« enthalten; letzteres steht für eine Anzeige der Bios-Parameter einer Diskette. Interessanterweise läuft die Formatierung im Hintergrund ab, doch erfährt die Tätigkeit des Anwenders eine durchaus spürbare Beschränkung. Das Formatierungsmenü bietet die Wahl zwischen ein- und zweiseitig, 80 und 82 Spuren (an 81 Tracks, für manche Benutzer knapp justierter Laufwerke interessant, hat offenbar niemand gedacht). Die Kopierfunktion lief nicht ganz reibungslos, beispielsweise benötigte Task Help mehrere Versuche, um das Format der eigenen Diskette zu identifizieren; als problematisch erwies sich die Anzahl der zu kopierenden Spuren. Während eines Formatier- oder Kopierdurchgangs ist der Zugriff auf das Accessory notwendigerweise gesperrt. Nach erfolgter Diskettenbearbeitung klappte das Beenden nicht so recht, wenn der Mauszeiger nicht zu sehen war. Erst mehrfaches Drücken der Return-Taste ließ das Menü verschwinden.

Die Hauptseite von Task Help mit den drei Funktionsblöcken Datei, Diskette, Utility

Der dritte Bereich der Aufgaben, die Task Help übernimmt, steht unter der Überschrift »Utilities«. Mit der Alarmfunktion lassen sich vier verschiedene Zeitpunkte zu Weckzwecken nutzen. Dazu steht ein Intervallwecker bereit — praktisch für Leute, denen das Zeitgefühl beispielsweise beim Programmieren schwindet. Mit »Datum/Uhrzeit« erhält der Anwender verändernden Zugriff auf diese Systemdaten. Per »freier Speicher« verrät Task Help, wieviel KByte im RAM und auf einem Medium noch frei sind. Die Bewegungsfreudigkeit der Maus läßt sich mit »Quick-Maus« erhöhen. Zur einfacheren Bedienung erhält der Anwender auch per Tastatur Zugriff auf die Funktionen von Task Help. Hinter »Start-Tasten« verbirgt sich ein Menü, in welchem das Accessory die zu seiner Aktivierung per Tastatur notwendige Tastenkombination erfragt. Im Angebot sind die beiden Shift-Tasten sowie Alternate und Control enthalten. Wer jedoch das Angebot nutzt und beispielsweise von Tempus aus die Start-Tastenkombination verändert, der erlebt seltsame Dinge: Die Shift-Tasten bleiben im weiteren wirkungslos, und ein zweiter Anlauf, diese Fehlreaktion zu revidieren, beschert ein extrem hartnäckiges Accessory, das nur mit besonderer Tücke wieder zu deaktivieren ist.

Mit »Tastatur-Klick« schaltet man eben diesen ein oder aus, mit »Bildfrequenz« läßt sich der für Farbanwendungen wichtige Systemparameter von 50 auf 60 Hz ändern. »Drucker-lnit« beinhaltet die wesentlichen Steuercodes für Epson-NEC-kompatible Drucker, um diese schnell einzustellen. Der Anwender beeinflußt so die Schriftart (Proportional, Pica, Elite), den Druckmodus (schmal, kursiv, fett, doppelt), den Zeichensatz (BRD/USA), den Zeilenabstand (4, 5, 6 oder 8 LPI) sowie die Seitenlänge (10/12 Inch). »Hardcopy« soll eine Umleitung der Bildschirmgrafik in eine DEGAS-

Datei bewirken; im Test war Task Help dazu nicht zu überreden, vielmehr schickte ein Doppelklick auf das Hard-copy-lcon den Rechner ins Computer-Nirwana Genauere Probiererei ergab, daß der Doppelklick in jedem Fall für Task Help böse Folgen hat — der Atari reagiert mit drei oder vier Bomben, je nach Laune.

Ähnlich unerquicklich verlief der Probelauf der »Recor-der«-Funktion, die Mausaktionen aufzeichnen soll. Die gesammelten Events legt Task Help in einer Datei ab, die zum Abspielen geladen wird. Leider erwies sich auch der Recorder als recht »bombenträchtig« — nach zweimaligem Absturz brachen wir den weiteren Test ab. Professionell scheint beim Schreiben des Quellcodes höchstens das Tempo gewesen zu sein. Wie sonst wäre eine so hohe Fehlerdichte zu erklären?

Insgesamt ist ein kaum erfreuliches Resultat festzuhalten. Das Multi-Accessory, für dessen Einsatz man fast 180 KByte RAM opfern muß, ist weder absturzsicher — für Accessories sehr bedeutsam — noch in puncto Funktionsumfang und Steuerung ausgereift. Angesichts der auf dem PD-Markt erhältlichen Programme, die zwar nicht ganz so reichhaltig bestückt sind, dafür aber mit wesentlich höherer Betriebssicherheit glänzen, ist schließlich der Preis von 89 Mark asl völlig unangemessen zu bewerten. (uw)

Wertung

Name: Task Help, Vers. 2.35
Hersteller: S&J, Darmstadt
Preis: 89 Mark

Stärken: □ auch per Tastatur aktivierbar □ Intervallwecker integriert

Schwächen: □ nicht betriebssicher □ Ordneroperationen fehlen □ großer Speicherbedarf □ sehr kleine Beschriftung des Menüs □ Parameter z.T. wenig durchdacht □ Preis zu hoch

Fazit: wegen schwerer Fehler nicht zu empfehlen

S&J Büro und EDV Service, Otto-Röhm-Straße 81. 6100 Darmstadt

Ein Wort in eigener Sache:

Häufig erreichen uns Programme, deren Autoren um eine Begutachtung oder eine Berücksichtigung im ST-Magazin bitten. Leider kommt ebenso häufig nicht deutlich zum Ausdruck, was sich der Einsender wünscht:

Wer von uns erwartet, wir würden ein Produkt testen, um anschließend dem Hersteller mitzuteilen: »Wir fanden diesen oder jenen Fehler« und über die Testergebnisse im weiteren tiefes Stillschweigen zu bewahren, den müssen wir enttäuschen. Programme, die für mehr als einen Anerkennungsbetrag im Handel erhältlich sind, sollten das Stadium des Beta-Testings absolviert haben.

Wenn Sie uns also ein Programm schicken, so teilen Sie uns bitte deutlich mit, was Sie mit der Einsendung bezwecken möchten.


Ulrich Hilgefort
Aus: ST-Magazin 08 / 1990, Seite 32

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