DiSc-Code Datencodierung: Panzerschrank mit Rissen

Je weiter Atari mit den ST-Geräten in den professionellen Bereich vorstößt, desto mehr wandeln sich die Anforderungen an das System (z.B. DTP).

Um so mehr stellen sieh Probleme rund um die Massenspeicherung und die Sicherung regelmäßig anfallender großer Datenmengen.

Eine Methode ist die Verschlüsselung der Daten.

Mit »DiSc-Code ST« liegt ein solches Verschlüsselungsprogramm auch für den Atari ST vor.

Im Menü stellen Sie Quell- und Ziellaufwerk der Daten ein. Darüber hinaus geben Sie ein nur Ihnen bekanntes Paßwort ein, mit dem »DiSc-Code ST« verschlüsselt. Nur mit Kenntnis dieses Codes können Sie die Daten später in ihre ursprüngliche Form zurückbringen. Dieses Paßwort darf maximal 13 Zeichen umfassen. Mit einem Mausklick auf »Start« gelangen Sie in zwei Fileselect-Boxen, in denen Sie die Daten oder Programme, die Sie verschlüsseln möchten, auswählen. Nach Beendigung Ihrer Wahl beginnt das Programm mit dem Verschlüsseln, was recht schnell vonstatten geht: Es benötigt zum Verschlüsseln einer 300-KByte-Datei etwa 6 s — das ist flott. Zuzüglich zur reinen Verschlüsselung benötigt das System Zeit zum Laden und Speichern der Daten, was bei Platten- oder RAM-Disk-Betrieb kaum Zeit beansprucht, Diskettenanwender müssen sich, bedingt durch die Geschwindigkeit ihrer Laufwerke, entschieden länger gedulden. »DiSc-Code ST« ist es dabei vollkommen egal, ob Sie Daten ver- oder entschlüsseln, es verfährt immer nach dem gleichen Schema. Ein falsches Paßwort erkennt das Programm deshalb auch nicht, es produziert bei einer Falscheingabe Dateien, die oberflächlich betrachtet, nur noch Datenmüll enthalten.

Inwiefern eine Entschlüsselung in der Praxis doch möglich ist, konnten wir in der Testzeit nicht ermitteln. Uns ist eine Entschlüsselung ohne Kenntnis des Paßworts nicht gelungen; also erfüllt das Programm seinen Zweck.

»DiSc-Code« ist eine preiswerte Alternative zur teuren Hardware-Lösung

Leider haben sich einige unverständliche Fehler eingeschlichen, die den Bedienungskomfort beträchtlich schmälern. So bleibt beispielsweise die Länge der Datei konstant. Es wäre sicherlich wünschenswerter gewesen, einen schnellen Packer zu integrieren, auf den der Autor, wohl in Hinsicht auf die Verschlüsselungsgeschwindigkeit, verzichtet hat. Viel gravierender ist jedoch, daß »DiSc-Code ST« den Namen der ursprünglichen Datei nicht mitspeichert. Wenn Sie beispielsweise drei Dateien mit den Namen

BEISPIEL.PRG
BEISPIEL.RSC
und
BEISPIEL.DFN
verschlüsseln, dann müssen Sie sich die Namen der Ursprungsdateien selber merken und bei der Entschlüsselung selbst wiederherstellen.

Auch fehlt in der sehr kurzen, knapp neunseitigen Anleitung ein Hinweis auf die Erfüllung von Codierungsnormen. Es gibt nämlich sehr wohl Sicherheitsnormen für Verschlüsselungsprogramme, doch offenbar hält sich »DiSc-Code ST« an keine davon.

Die Benutzerführung des Programms ist, obwohl es nur ein einziges Menü gibt, alles andere als gelungen. Die Dialogbox hält sich an keinen GEM-Standard, so daß es beispielsweise schon eines Blickes in die Anleitung bedarf, um festzustellen, daß hier »Start« anklickbar ist. Einer Norm für eine gute Benutzerführung wird hier nicht im geringsten entsprochen, doch da das Programm ohnehin nur über ein einziges Menü verfügt, kann man sich die Bedienung nach einem Blick ins Handbuch merken.

Weiterhin schaltet das Programm während Diskettenzugriffen den Mauspfeil ab, so daß Sie bei Auftreten eines Diskettenfehlers erhebliche Probleme haben, den »Abbruch«-Knopf zu treffen. Und wenn Sie diesen Knopf der Alertbox dann schließlich doch erreicht haben, federt das Programm den Fehler nicht ab. Es erscheint eine nichtssagende GFA-Basic-Fehlermeldung, woraufhin das Programm zum Desktop zurückkehrt.

Zusätzlich zum Codierprogramm befindet sich im Lieferumfang auch ein Programm, mit dem sich die Daten wirkungsvoll löschen lassen.

Mit einem Preis von 39,50 Mark ist das Programmpaket derzeit bedingt empfehlenswert. Der Autor hat uns jedoch bereits eine schnelle Beseitigung aller Kritikpunkte zugesagt, so daß »DiSc-Code ST« für die Sicherung persönlicher Daten eine preiswerte Alternative zur Wechselplatte für Privatanwender wird. (mb)


Laurenz Prüßner
Aus: ST-Magazin 07 / 1990, Seite 60

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