Editorial - Falsche Flucht vor der Vergangenheit

Der Atari ST gilt im Heimbereich als der »Profi«-Computer. Seine Besitzer setzen ihn wesentlich weniger für Spiele ein, als andere Computer dieser Preisklasse.

Durch seinen hervorragenden monochromen Monitor eignet er sich eben ausgezeichnet für Anwendungen, die ohne Farbe auskommen.

Atari zeigte sich von dieser Entwicklung begeistert, denn da war die Gelegenheit, das unliebsame Image des Spielekonsolen-Herstellers abzustreifen.

Während der Knappheit an RAM-Bausteinen wurde die Produktion des kleinsten Modells der ST-Serie gedrosselt; mit einem teuereren Modell verdient auch der Händler mehr.

Dabei vernachlässigte Atari ein wichtiges Marktsegment: die Spieler. In diesem Bereich dominiert inzwischen der Amiga 500. Durch bessere Grafik- und Soundeigenschaften geradezu prädestiniert für tolle, wirklichskeitsnahe Spiele, lief er hier dem kleinsten ST-Modell den Rang ab.

Da schaltete man schnell, und auf der Atari-Messe stand ein 104-0 STE. Allerdings wenig beachtet im Schatten des großen Bruders, des TT. Schließlich hat der 1040 STE nur eine größere Farbpalette und Stereosound, dachten viele. Dieser Wolf im Schafspelz ist technisch aber durchaus in der Lage, seinem Konkurrenten die Zähne zu zeigen. Ist der neue Atari ST ein idealer Kompromiß zwischen tollem Entertainment-Computer und Arbeitstier für professionelle Heimanwender? Wir glauben: ja!

Ihr
Horst Brandl
Chefredakteur ST-Magazin


Horst Brandl
Aus: ST-Magazin 11 / 1989, Seite 3

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite