Spieletest: F16 Falcon

Trotz der Vielzahl an Funktionen bleibt das Cockpit übersichtlich.

Falcon« ist ein neuer Kampf-Flugsimulator des amerikanischen Softwarehauses >Spectrum Holobyte«, das mit Falcon den derzeit besten Flugsimulator für alle Mikrocomputer herstellen will. Was den ST betrifft, schließen wir uns dieser Behauptung an: Falcon ist unglaublich realistisch, komplex und schnell. Trotzdem bleibt es spielbar. Verglichen mit Falcon und alle bisherigen Flugsimulatoren ein fader Vorgeschmack in Zeitlupe. Doch eins vorweg: Falcon stellt hohe Ansprüche an seinen Benutzer. Wer bereit ist, ein Wochenende in das Studium des 150 Seiten umfassenden Handbuchs zu stecken, um komplizierte Zusammenhänge zu verstehen, wie sie zu modernen Kampfflugzeugen nun einmal gehören, wird mit einem beunruhigend realistischen und brillant umgesetzten Simulator belohnt. Sparen sollte sich jeder das Geld, der Flugsimulatoren langweilig findet oder nur Actionspiele zum Rumballern sucht.

Angesichts der Detailfülle erscheint es fast aussichtslos, einem Simulator, in dem laut Hersteller zehn Mannjahre Entwicklung stecken, auf einer Seite gerecht zu werden. Trotzdem hier die wichtigsten Features von Falcon in Stichworten: Sie sind Pilot eines amerikanischen F-16A Kampfjets und Herr über 80 Instrumente einschließlich 14 Warnleuchten, sechs Waffensysteme und zwei Spezialausrü-stungen. Alle Funktionen des Jets kontrollieren Sie mit rund 60 Tasten sowie dem Joystick oder der Maus. Das musterhaft strukturierte, englischsprachige Handbuch bringt auch komplizierte Zusammenhänge in wenigen Sätzen auf den Punkt. Über 190 Abbildungen erhöhen die Verständlichkeit der grauen Theorie. Für die grundlegenden Flugmanöver und während der ersten Mission begleitet Sie das Handbuch Schritt für Schritt. Nach einem Druck auf die »Pause«-Taste können Sie immer nachlesen, was Sie als nächstes tun müssen.

Abhängig von Ihrem fliegerischen Können wählen Sie zu Beginn der Simulation eine von sechs Schwierigkeitsstufen. Sie reichen von »Leutnant« mit unzerstörbarer F-16 und unbegrenzter Munition bis zum »Colonel«, dessen F-16 unter realistischen Flugbedingungen gefährliche Gegner zu bekämpfen hat. Anschließend entscheiden Sie sich für eine von elf unterschiedlich schwierigen Missionen, in denen Sie Luftziele vom sowjetischen Typ MiG 21 oder Bodenziele wie Landebahnen, Brücken oder Kommunikationsposten zerstören.

Jede Mission erfordert ein spezielles Waffenarsenal

Trotz der Vielzahl an Funktionen bleibt das Cockpit übersichtlich, da die meisten der 80 Instrumente immer nur nach Bedarf im »Headup-Display«, der vorderen Glasscheibe des Cockpit erscheinen. Für die Darstellung der Außenwelt verwendet Falcon ausschließlich 3D-Festkörpergrafik. Vom Cockpit haben Sie Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen. Ihr eigenes Flugzeug können Sie außerdem vom Tower, von einem Begleit-Flugzeug aus jedem Blickwinkel oder aus Sicht eines Beobachtungs-Satelliten betrachten.

Wer von der Landschaft ein spektakuläres Grafik-Demo erwartet, wird anfangs vielleicht enttäuscht sein. Sie merken aber schnell, daß alles sehr zweckmäßig entworfen wurde: Seen, Straßen, Berge, Landebahnen und Felder helfen der Orientierung, Brücken und Abschußbasen dienen als Bodenziele. Obwohl schon die Berechnung des Flugverhaltens einen beträchtlichen Rechenaufwand erfordert, stellt Falcon die Grafik der Außenwelt fließend und detailliert dar.

Falcon verwendet ausschließlich digitalisierte Geräuscheffekte. Dazu gehören das Rauschen der Triebwerke, Explosionen oder Sprachmeldungen des Bordcomputers wie »Go Up«, »Caution«.

Das größte Können erfordert der direkte Luftkampf gegen ein anderes Flugzeug. Je nach Wunsch stehen Sie bis zu drei Kampf Jägern gleichzeitig gegenüber, die der Computer steuert. Über Telefon oder Null-Modem lassen sich weitere Computer anschließen, so daß mehrere Spieler gleichzeitig an einem Luftkampf teilnehmen. In rasenden Schlachten müssen Sie ständig vor »Blackouts« oder »Read-outs« auf der Hut sein: In Phasen starker Beschleunigung schießt Ihnen das Blut in den Kopf oder die Gravitationskräfte ziehen Ihnen das Blut aus dem Hirn. Beides führt zur Bewußtlosigkeit, beides berücksichtigt Falcon. Und wenn Sie tatsächlich einmal »abschmieren«, hilft Ihnen die Black-Box bei der Analyse der letzten Flugmanöver.


Thomas Bosch
Aus: ST-Magazin 06 / 1989, Seite 151

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