Durch Tuning zum Super-ST

Erweiterungen machen Ihren ST schneller und komfortabler

Geschwindigkeit ist für die Computer der ST-Serie kein Fremdwort. Auch komplexe Anwendungen verarbeiten diese Maschinen dank ihrer schnellen CPU und dem großen Speicher mit beachtlichem Tempo. Als die STs 1985 das Licht der Welt erblickten, schienen ein Arbeitsspeicher von 512 KByte und ein 360-KByte-Floppylaufwerk mehr als ausreichend bemessen. Schnell stiegen jedoch die Anforderungen der Programme an Speicherplatz und Rechenleistung. Atari reagierte und stattete die Computer bald mit 1 MByte Arbeitsspeicher aus. Später folgten die STs der Mega-Serie, denen der Hersteller wahlweise 2 oder 4 MByte mit auf den Lebensweg gibt. Auch bei der Schnittsteilen-Ausstattung bewies Atari eine glückliche Hand. Alle Standardanschlüsse sind schon von Haus aus eingebaut. Der Vorteil dieser Komplettausstattung ist klar: Jedem Programm steht dieselbe Hardware-Umgebung zur Verfügung. Dadurch gibt es nicht die von anderen Systemen bekannten Inkompatibilitäts-Probleme. Dieses Konzept eines »Komplett-Computers« führt aber bei Erweiterungen zu Problemen. Trotzdem bieten viele Hersteller — auch Atari — Zusatzgeräte und Erweiterungen an, mit denen der ST schneller und komfortabler wird. Eine Auswahl der besten Erweiterungen stellen wir Ihnen hier vor.

Nachbrenner

Manchmal reicht auch die Rechenleistung des ST nicht aus, um komplexe Rechenaufgaben in akzeptabler Zeit fertigzustellen. Die Floating-Point-Unit »SFP004« von Atari spart hier kostbare Zeit. Das Herz dieser Einbaukarte besteht aus dem Coprozessor »MC68881«, der Fließkomma-Operationen besonders schnell und genau durchführt. Anschluß findet diese Karte am internen Prozessor-Bus. Haben Sie zeitaufwendige Rechnungen zu erledigen, sollten Sie sich unseren Test genauer ansehen. Auch wenn Sie nicht zu den glücklichen Mega ST-Besitzern zählen, brauchen Sie auf diese Erweiterung nicht zu verzichten: Unsere Mega-Bus-Bauanleitung aus Ausgabe 11/88 harmoniert hervorragend mit dieser Zusatzkarte.

Reicht Ihnen die Leistung mit der SFP004 nicht aus, so sollten Sie zur besonders schnellen »PAK 68« greifen. Diese Prozessor-Austauschkarte arbeitet mit dem schnelleren Prozessor »MC68020« und einer Taktfrequenz von 12 MHz. Bei Fließkomma-Operationen greift auch hier der mathematische Coprozessor MC68881 der CPU unter die Arme. So machen Sie Ihren ST fast zu einem »echten 68020-Computer«. Der Anschluß einer zusätzlichen 32 Bit breiten RAM-Erweiterung stellt sozusagen die Krönung in Sachen Geschwindigkeitssteigerung dar. Wir untersuchen diese Erweiterungskarte und überprüfen bei dieser Gelegenheit auch das »gepatchte« TOS auf Kompatibilität.

Atari versprach schon vor geraumer Zeit, den Blitter auch im Dual-Inline-Gehäuse anzubieten, um auch den »kleinen STs« zu Blitterstürmen im Desktop zu verhelfen. Da dieses Versprechen noch nicht eingelöst ist, testen wir den Nachrüstsatz eines Fremdherstellers. Diese Karte nimmt den Blitter auf und stellt die Verbindung zum Prozessor her.

Massenspeicher

Mit dem Computer alleine können Sie nur wenig anfangen — um sinnvoll zu arbeiten, brauchen Sie sogenannte »Massenspeicher«. Sind die gespeicherten Daten nicht allzu umfangreich, genügt für den Anfang ein Floppylaufwerk. Mit der Zeit stellt sich der Wunsch nach mehr und schneller verfügbarem Speicherplatz ein. Ein zweites Floppylaufwerk befriedigt zwar den Hunger nach mehr Speicherplatz, eine Geschwindigkeitssteigerung beim Datenzugriff erzielt sie nicht. Daher greifen viele Anwender zu einer RAM-Disk, die beim Ausschalten des Computers ihre Daten leider »vergißt«.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet eine Festplatte. Alle häufig benützten Programme finden hier Platz, und der Zugriff ist fast genauso schnell wie bei einer RAM-Disk. Besitzen Sie schon eine Original-Atari-Festplatte, können Sie ohne viel Aufwand zusätzlichen Speicherplatz schaffen. Unsere Umbauanleitung beschreibt detailliert den Einbau eines zusätzlichen Laufwerks. Die nötigen Änderungen am Treiberprogramm AH-DI, um diese Platte anzusprechen, haben wir ebenfalls ausgetüftelt. Für Besitzer eines Mega ST testeten wir eine kleine Sensation: einen 40-MByte-Hard-Disk-Einbausatz. Dieses kompakte Laufwerk findet seinen Platz im Mega-ST-Computergehäuse und bezieht seine Betriebsspannung vom internen Netzteil. Im harten Redaktionseinsatz mußte dieses neue Konzept seine Tauglichkeit beweisen.

Tastaturfragen

Nicht zuletzt entscheidet auch der Komfort über die Alltagstauglichkeit eines Computers. Besondere Kritik erntete der ST wegen seiner steinzeitlich anmutenden Tastatur. Denn trotz der Maus ist die Tastatur noch immer das wichtigste Eingabemedium eines Computers. Da die Original-Tastatur — besonders bei den »kleinen STs« — eine zügige Texteingabe fast unmöglich macht, bieten verschiedene Hersteller Alternativlösungen an. Teilweise erlauben Interface-Schaltungen den Anschluß einer PC-oder AFTastatur. Meistens finden diese Adapter ihren Anschluß an der MIDI-oder der RS232-Schnittstelle und benötigen Treiberprogramme, um ihre Funktion zu erfüllen. Diesen Weg beschritten wir auch bei unserer Bauanleitung, die wir in den Ausgaben 12/88 und 1/89 vorstellten. Einige Anbieter praktizieren den kompletten Austausch der Atari-Tastatur und wählen die originale Tastatur-Schnittstelle für den Anschluß. Prinzipbedingt haben alle diese Lösungen eins gemeinsam: Sie sind nicht gerade preiswert. Außerdem gibt es bei einigen Austauschtastaturen, die Treiberprogramme benötigen, Probleme, wenn Sie andere Betriebssysteme als TOS bevorzugen. Jedes Betriebssystem verlangt eine spezielle Anpassung des Treibers.

Eine neuartige Lösung stellt die Firma »RTS-Elektronik« vor. Durch den Austausch der Tastenkappen verspricht der Hersteller eine merkliche Verbesserung bei der Texteingabe. Diesen Umrüstsatz, den es in verschiedenen Ausführungen gibt, haben wir genauer unter die Lupe genommen. (uw)


Uwe Wirth
Aus: ST-Magazin 02 / 1989, Seite 126

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