Elite

Mit 14 Tonnen Sklaven an Bord, von zwei Polizeischiffen verfolgt und im Anflug auf einen Anarchie-Planeten — kann das gut gehen?

Beim Anflug auf eine Raumstation gilt es, auf Gegenverkehr zu achten

Was ist ein Softwareklassiker?

Ein Programm, das die durchschnittliche Lebensdauer von wenigen Monaten, nach denen es schon wieder unattraktiv geworden ist, überlebt. In diesem Sinne gibt es einige Klassiker bei der sogenannten Standardsoftware; die wenigen guten Textverarbeitungen und Datenbanken, die heute noch im Gespräch sind, gehören dazu. Bei Spielen gibt es allerdings nur wenige echte Klassiker; manche Spiele-Fans sagen, es gäbe sogar nur einen einzigen. Die Rede ist von »Elite«, das demnächst auf dem BBC-Computer seinen fünfjährigen Geburtstag feiert. Elite war 1984 derart beliebt, daß sich gerade in England einige Leute nur den exotischen BBC-Computer gekauft hatten, um Elite spielen zu können. Mehrere Softwarefirmen erkannten das Potential von Elite und überboten sich gegenseitig mit Angeboten für die Umsetzungsrechte. Für eine angeblich sechsstellige Summe bekam dann schließlich Firebird den Zuschlag. C 64- und Spectrum-Versionen, sogar eine MSX-Version, folgten 1985. Der Erfolg war phänomenal.

Heute, nach einem Jahr langer Programmierarbeit, gibt es endlich die ST-Version von Elite. Wer das Spiel noch aus den 8-Bit-Tagen kennt, wird überrascht sein, wie komfortabel und schnell es geworden ist. Wer von Elite aber bisher noch nichts gehört hat, dem erklären wir kurz, worum es geht:

Sie haben sich von Ihren Ersparnissen ein Raumschiff gekauft und wollen als Sternenhändler Karriere machen. Zu diesem Zweck kaufen Sie möglichst billig Waren ein, die Sie auf einem der 2000 Planeten möglichst teuer verkaufen. Der Handel ist zwar meist sehr ertragreich, wäre aber trotzdem auf Dauer langweilig. Zum Glück lauern an jeder Ecke des Universums Weltraumpiraten, die es in packenden 3D-Raumschlachten zu besiegen gilt. Für vernichtete Piratenschiffe gibt es Kopfgelder, die Sie ebenso wie den Gewinn beim Handeln in neuer Ausrüstung anlegen können.

Schon nach kurzer Spielzeit steht Ihnen eine wichtige Entscheidung bevor: Bleiben Sie beim friedlichen, aber nicht sehr ertragreichen Handeln? Oder versuchen Sie Ihr Glück im illegalen Geschäft mit Waffen, Drogen und Sklaven? Probieren Sie lieber, Piratennester aufzuspüren und professioneller Kopfgeldjäger zu werden? Arbeiten Sie lieber für die Föderation der Planeten und kämpfen gegen die Thargoiden, grausame Invasoren aus einer anderen Galaxis? Oder legen Sie es auf das schnelle Geld und das riskante Leben eines Weltraumpiraten an? Generell gilt: Je gefährlicher Sie leben, desto schneller kommen Sie ans Geld. Aber wer von der Galakto-Polizei gesucht wird, sollte es sich überlegen, ob er dichtbesiedelte Planeten überhaupt noch anfliegt oder lieber in den dunklen, verkommenen Ecken des Universums bleibt.

Von Zeit zu Zeit winkt ein besonderer Bonus durch eine Spezial-Mission, bei der es gilt, ein beinahe unbesiegbares Raumschiff zu finden und zu vernichten oder wichtige Dokumente zu einem anderen Sonnensystem zu schaffen. Diese Missionen lockern den auf Dauer etwas eintönigen Spielablauf auf. Spielziel ist es, in der Piloten-Hierarchie aufzusteigen.

Der Computer verrechnet intern, wie viele Raumschiffe Sie gekillt und wieviel Geld Sie eingenommen haben, und errechnet daraus eine Art Rang. Sie starten im Rang »Harmless« (harmlos) und arbeiten sich über ein gutes Dutzend Stufen bis zum »Elite«-Kämpfer vor.

Elite bietet in der ST-Version bunte und schnelle 3D-Grafik, die ein gutes Fluggefühl vermittelt. Der Sound ist eher schwach auf der Brust. Zur Steuerung benötigt man die Tastatur. Auf Wunsch können Sie einen Joystick verwenden.

Alles in allem ein komplexes Weltraumabenteuer, das nicht nur ein paar Stunden, sondern gleich ein paar Wochen an den Monitor fesselt. Also Vorsicht! Wenn Sie in nächster Zeit noch etwas Größeres mit dem ST Vorhaben, sollten Sie Elite vielleicht nicht kaufen.

(T. Bosch/hb)

Elite

Hersteller: Firebird
Anbieter: Ariolasoft, Hauptstr. 70, 4835 Rietberg 2
Preis: 69 Mark
Funktioniert mit:
Monochrom: nein
Farbe: ja
Blitter-TOS: ja

Stärken: □ schnelle 3D-Grafik □ 2000 verschiedene Planeten □ Spielstände speicherbar □ gute Menüführung □ ausführliche deutsche Anleitung

Schwächen: □ Einstieg etwas schwer Fazit: fesselndes Weltraumspiel mit sehr hoher Motivation


Boris Schneider
Aus: ST-Magazin 01 / 1989, Seite 162

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