Die ST-Gemeinde horcht in letzter Zeit bei dem Begriff »Virus« besonders auf. Doch heute wollen wir Ihnen keinen neuen Bootsektorfressenden Softwarekiller vorstellen, den unverantwortliche Programmierer in Umlauf bringen: Denn bei unserem »Virus« handelt es sich um ein neues Spiel vom Autor des Weltraumklassikers »Elite«. Die Handlung läßt sich knapp und präzise beschreiben: Sie besitzen einen kleinen Planeten, der sich vor dem Angriff fremder Wesen schützen muß. Die bösen Jungs aus dem All verstreuen einen scheußlich roten Virus, der die gesamte Vegetation innerhalb von Sekunden in verwelktes Unkraut verwandelt. Dem müssen Sie Einhalt gebieten.
Noch bevor Sie sich vom Spielwitz des Programms überzeugen, überrascht Sie schon die außergewöhnliche Grafik des Demo-Modus. Virus stellt das Spielgeschehen in einer ungewöhnlichen 3D-Vogelperspektive dar: Sie sehen Ihr Raumschiff immer von schräg oben, wie von einer nebenherfliegenden Kamera gefilmt. Viele 3D-Spiele verwenden eine absolut flache Landschaft. Nicht so Virus. Die Viren-Landschaft hat Hügel und Abhänge, was den 3D-Effekt besonders unterstreicht. Ebenfalls neu für ein 3D-Spiel ist die Darstellung von Partikel-Systemen: der Auspuffstrahl, die Gischt auf den Wellen des Sees, die einer Dampfschwade gleichende Viren-Wolke oder die Rauchfahne eines explodierten Wracks sehen sehr realistisch aus. Und auch an Gags wurde nicht gespart: Fliegende Fische hüpfen aus dem Wasser des Sees, auch ein aus Versehen getroffener Baum brennt langsam ab. Trotz der Fülle von Details bleibt die 3D-Grafik sehr schnell, so daß der Spielfluß nicht gefährdet ist. Spielerisch ist Virus ein Actionspiel mit einer leichten strategischen Note. Je schneller Sie die Aliens vernichten, desto besser. Acht verschiedene Typen gibt es; die einen kümmern sich um das Verstreuen des Virus, die anderen versuchen Sie zu rammen oder beschießen Ihr Raumschiff aufs Heftigste. Aber nicht nur die angreifenden Raumschiffe sind eine Gefahr. Auch mangelnder Sprit kann Ihr Schicksal besiegeln. Wenn der Tank fast leer ist, müssen Sie auf Ihrem Landeplatz neuen Treibstoff holen. Der Gleiter ist recht empfindlich, Sie müssen ihn ganz sanft aufsetzen.
Zur Kontrolle des Gleiters dient eine delikate Maus-Steuerung. In den ersten Spielstunden wird man Virus deswegen verfluchen, denn die Bedienung ist auf den ersten Blick unlogisch aufgebaut. Häufige Crashs sind die Folge. Erst mit viel Fingerspitzengefühl erkennen Sie, wieviel Mühe sich der Programmierer mit der Steuerung gemacht hat. Präzise und elegante Flugmanöver sind mit etwas Übung nicht mehr schwierig. Geduld zahlt sich also aus.
Obwohl das Spielprinzip einfach ist, fesselt Virus an den Bildschirm. Der Schreiber dieser Zeilen mußte schon an einem Wochenende auf mehrere Stunden Schlaf verzichten, um den High-Score eines Kollegen zu schlagen. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht daran zu denken, gegen den Computer antreten zu wollen. Im Demo-Modus spielt der Computer nämlich eine ordentliche Partie zusammen und erreicht Punktezahlen, von denen Anfänger nur träumen. Dummerweise pocht der Computer auch auf das Recht, sich selber in die High-Score-Liste einzutragen. Diese wird allerdings nicht auf Diskette gespeichert.
Dank des einfachen, aber süchtig machenden Spielprinzips und der technischen Perfektion prophezeien wir, daß sich Virus zum neuen Kultspiel für den ST entwickelt. Wenn Sie sich einmal an die Steuerung gewöhnt haben, werden Sie so schnell nicht wieder die Finger davon lassen. (am)
Hersteller: Firebird
Anbieter: Ariolasoft, Hauptstraße 70, 4835 Fliet-berg 2
Preis: 69 Mark
Funktioniert mit
Monochrom: Nein
Farbe: Ja
Blitter-TOS: Nein
Stärken:
□ sehr beeindruckende 3D-Grafik □ einfache Spielregeln □ ungewöhnliche, präzise Steuerung mit der Maus
Schwächen:
□ wird sehr schnell sehr schwer □ High-Scores nicht auf Disk □ lange Lernphase bei der Steuerung