AT-Tastatur: Ein Schreibwerkzeug für Profis

Angepaßte AT-Tastatur der Firma Velder für den Atari ST: Ein Schreibwerkzeug für Profis

Bis auf die Mega STs, die mit einer sehr guten Cherry-Tastatur ausgestattet sind, haben alle anderen ST-Modelle ein großes Manko: Ihre relativ schlechte Tastatur verhindert ein flottes Schreiben. Tastaturen, wie sie bei IBM-kompatiblen XT/AT-Computern Verwendung finden, wären mit Sicherheit für Vielschreiber besser geeignet, doch hielt bis jetzt viele potentielle Käufer die nötigen Hardwareänderungen von dieser Lösung ab. Die Berliner Firma Velder bietet eine modifizierte AT-Tastatur an, die über ein Adapterkabel an den ST angeschlossen wird und nach dem Starten eines Treiberprogrammes das Originalkeyboard ersetzt.

Die Installation des neuen Eingabemediums gestaltet sich äußerst einfach. Das zum Lieferumfang gehörende Adapterkabel wird mit der MIDI-IN-Buchse und dem Joystickanschluß verbunden. Nach dem Start des Treiberprogrammes lässt sich mit der neuen Tastatur arbeiten. Kopiert man den Treiber in den Auto-Ordner, wird die Tastatur beim Neustart automatisch initialisiert.

Da die Tastatur der deutschen DIN-Norm ähnelt, ergeben sich einige Änderungen gegenüber der Originaltastatur des Atari ST. Die Taste < Caps Lock > ist mit einem Pfeil nach unten gekennzeichnet, die beiden Control-Tasten sind mit »STRG« (Steuerung) beschriftet. »Alternate« erreicht man über die beiden lasten < Alt > und <Alt Gr>, »Help« befindet sich auf der Funktionstaste 11, »Undo« auf 12. <Num> schreibt eine Klammer rechts, <Shift Num> eine Klammer links und die Taste <Pos 1> entspricht der »Home«-Taste. Alle weiteren Zeichen erreicht man entsprechend ihrer Beschriftung, wobei sich gegenüber der Originaltastatur einige Verschiebungen ergeben.

Um dem Problem der genauen Cursor-Positionierung mit der Maus zu begegnen, das immer wieder bei Grafik-Programmen auftaucht, lässt sich die Tastatur durch das gleichzeitige Betätigen der Tasten <STRG NUM> in einen Grafikmodus schalten. Dies wird durch Blinken der LED »Num Lock« angezeigt. Danach bewegen die Cursor-Tasten des Cursorblocks den Mauspfeil in Grobsprüngen, die des Zahlenblocks in pixelgenauen Feinsprüngen über den Bildschirm. Ferner entsprechen die Tasten <Num> und < - > des Zahlenblocks der linken und rechten Maustaste. Ein erneutes < STRG Num > schaltet den Grafikmodus wieder ab. Die Firma Velder dachte auch an die vielen Benutzer von »Signum« und »GFA-Basic«. Um die Arbeit mit dem Textprogramm Signum zu erleichtern, lassen sich mit den beiden Tastenkombinationen < SHIFT STRG PAUSE > und < SHIFT ALT PAUSE > die Control- und Alternate-Taste verriegeln. Diese Funktion gestattet es also, bequem längere Texte mit Font 2 und Font 3 zu erfassen. Das Blinken der LED <Caps Lock> signalisiert diese Sonderfunktion. Durch erneute Eingabe lässt sich auch diese Funktion wieder abschalten. Unter GFA-Basic bewirken die Tasten <Bild oben> und <Bild unten > ein bequemes Vor- beziehungsweise Zurückblättern im Text. Bei diesen Tasten sendet das Keyboard die Kombination »Control-Cursor up/down« an den Computer.

Wie zuvor beschrieben, blinken die LEDs des Displays, wenn man eine der Funktionen NUM-, Mode-, oder Caps-Lock aktiviert hat. Wenn einem blinkende Tastaturen nicht zusagen, lassen sich diese mit < SHIFT PAUSE > auf Dauerlicht umschalten. Nach unserem fast zweimonatigem Test dieser Tastatur müssen wir hier jedoch etwas Kritik anbringen: Sinnvoller erscheint es, die LEDs beim Aktivieren einer Funktion im Dauerlicht zu betreiben und denen, die »Lichtorgeln« lieben, die Wahl einzuräumen, diese bewußt einzuschalten. Weiter ließ sich unsere modifizierte AT-Tastatur nur an Atari STs der Typen 260 und 520 betreiben, da das Adapterkabel so kurz ausgefallen ist, daß es nicht an der weiter auseinanderliegenden MIDIIN- und Joystick-Buchse des 1040 angeschlossen werden konnte. Schwierigkeiten gab es auch beim Einsatz der Tastatur in Verbindung mit Programmen, die mit einem sogenannten »Dongle«, also nur mit einem Hardware-Kopierschutz, arbeiten, da der Joystick-Anschluß bei unserem Testgerät noch nicht durchgeführt war. Die Firma Velder liefert nun aber Adapterkabel, deren Joystickstecker den Anschluß nach außen führen. Auf unsere Anregung hin wird in Zukunft das Kabel so lang sein, daß sich die Tastatur auch problemlos am Atari 1040 ST anschließen lässt.

Betreibt man die Tastatur an 260/520 STs, so lassen sich diese Geräte ganz aus dem Blickfeld verbannen, wenn man das Kabel der Maus entsprechend verlängert. Allerdings sollte man beim Verstauen des Atari darauf achten, daß dieser noch genügend frische Luft zur Kühlung bekommt, da er sonst durch einen Hitzestau Schaden nehmen könnte. Abschließend ist dieser Erweiterung des Atari ST zu bescheinigen, daß sie für 149 Mark endlich auch den Schnell- und Vielschreibern in der ST-Gemeinde ein professionelles Arbeiten mit ihrem Computer erlaubt.

Vertrieb: Büro für Elektrotechnik H. Velder, Nordbahnstr. 9, 1000 Berlin 51

Wertung
Name:Velder XT/AT-Tastatur
Preis:149 Mark
Hersteller:Heino Velder

Stärken:
- ohne Hardware-Eingriff anschließbar
- erlaubt professionellen Einsatz
Schwächen:
- Sondermodi werden standardmäßig mit blinkenden LEDs angezeigt
Fazit: Ein interessanter Drucker im Preisbereich um ca. 1000 Mark mit beeindruckender Schriftqualität

Ulrich Hofner
Aus: ST-Magazin 07 / 1988, Seite 27

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