YAMI

Mäuse für den Atari zu finden, wird immer schwieriger. Die Originale geben nach und nach den Dienst aus Altersgründen auf, auch auf ebay ist die Suche nicht immer erfolgreich. Was liegt also näher, als eine PC-Maus am Atari anzuschließen?

PC-Mäuse am ATARI

Leider lassen auch serielle PC-Mäuse sich nicht ohne Umwege an der klassischen Atari-Hardware anschließen, weshalb ein Adapter notwendig wird. Dieser wird von der Firma "ehsystems" angeboten und trägt den klingenden Namen "YAMI", was für "Yet Another Mouse Interface" steht.

Lieblings-Mäuse

Schon vor YAMI gab es diverse Treiberlösungen für die Nutzung serieller Mäuse am Atari. Diese Methode war aber von Nachteilen behaftet. Zuerst einmal musste ein serieller Port geopfert werden, der außer beim TT und Mega STE beim Betrieb eines Modems fast nicht zu entbehren ist. Zweitens versagen reine Softwarelösungen bei nicht systemkonformen Programmen, die eigene Routinen zum Abfragen des Mausports nutzen. YAMI verzichtet hingegen völlig auf Treibersoftware und wird einfach auf die Mausschnittstelle des Atari gesteckt. Die Signale der PC-Maus werden umgesetzt auf diejenigen, die der Atari benötigt. Somit werden alle Probleme mit Programmen, die das Betriebssystem umgehen, von vornherein ausgeschlossen.

Der Adapter selbst ist professionell verarbeitet. Auf die externen Tastaturen des Mega ST bzw. des TT und Mega STE kann er direkt gesteckt werden. Ataris im Tastaturgehäuse bieten in der Schnittstellen-Bucht an ihrer Unterseite nicht genügend Platz, weshalb eh-systems auf Wunsch eine Atari-Maus-Port-Verlängerung mitliefert. Für eine PS/2-Maus ist ein zusätzlicher Adapter notwendig.

YAMI im Betrieb

Nach Angaben des Herstellers unterstützt YAMI alle gängigen seriellen Mäuse PC-Mäuse mit dem Datenprotokoll von Microsoft, Logitech oder Mouse Systems. Der Anwender muss keinen Jumper setzen, die unterschiedlichen Formate werden automatisch erkannt. Während andere entsprechende Interface-Lösungen die jeweilige Mausposition im Treppenformat ansteuern, wurde YAMI eine Kantenglättung gegönnt, die für einen ruhigeren Laut sorgen soll. Auch sonst legten die Entwickler Wert auf die Störungssicherheit. So erkennt es automatisch ein 7- oder 8-Bit-Protokoll und synchronisiert sich permanent neu auf die seriellen Daten ein. Kurze Unterbrechungen können YAMI ebenso wenig anhaben wie ein Umstöpseln der Maus im Betrieb. Ein eingebauter "Watchdog-Timer" sorgt dafür, dass YAMI nicht einfach hängen bleibt, sollte die integrierte Firmware einmal abstürzen. Zu guter Letzt ist YAMI aktualisierbar. Die Firmware im Interface kann also erneuert werden, ohne dass ein neuer Baustein gekauft oder am Interface herumgelötet werden müsste.

In unserem Test betrieben wir YAMI zusammen mit der originalen Microsoft-Maus. Das Arbeiten am Atari war ohne Probleme möglich. Trotzdem wirkte der Mauszeiger im Vergleich zum Beispiel mit der Champ- oder Logitech-Maus für den Atari recht unruhig, was die Lösung für detailgenaue Arbeiten zum Beispiel im Layout mit Calamus unbrauchbar macht. Nach Auskunft des Herstellers liegt dies an der hohen Auflösung heutiger PC-Mäuse, die der Atari so nicht verarbeiten kann. Im privaten Bereich reicht die Qualität jedoch durchaus zum Arbeiten.

Spaßfaktor

Spielernaturen wird es freuen, dass YAMI parallel zu Joysticks am Atari betrieben werden kann. Benutzt wird dazu ein handelsüblicher Verteiler, der in den Joystick bzw. Mausport des Atari gesteckt wird, wobei YAMI in einen Anschluss gesteckt wird. YAMI überwacht permanent den Mausport. Sobald auf den Feuerknopf des Joysticks gedrückt wird, geht YAMI in einen Passiv-Modus über, sodass der Joystick nicht gestört wird. Durch eine Bewegung an der Maus wird YAMI dann wieder aktiviert. Sogar ein zweiter YAMI-Adapter kann angesteckt werden.

Fazit

YAMI ist durchaus zu empfehlen, wenn es nicht auf detaillierte Anwendungen ankommt. Der Einsatz ist unkompliziert. Layouter und Designer sollten eher versuchen, auf ebay eine Logitech-Maus für den Atari zu "schießen".

www.eh-systems.com


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 10 / 2003, Seite

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