Cat & In2Cat

Cat genießt einen hervorragenden Ruf als MAUS-Tausch-Programm für den Atari. Dass es auch mit dem Internet zusammenarbeitet, wissen jedoch längst nicht alle Anwender. Wir haben uns die "Hintertür ins Netz" einmal angeschaut.

Wir erinnern uns: Als das Internet mitsamt DSL-Geschwindigkeit, HTML-Code und Flash-Animationen höchstens einigen Computerfreaks auf amerikanischen Universitäten bekannt war, waren Atari-Anwender schon Online-Dauergäste in so genannten "Mailboxen". Das Angebot war in den 80er und 90er Jahren riesengroß und die Boxen boten Kommunikations- und Informationspunkte für ihre Besucher.

Unter Atari-Besitzern erfreute sich das MausNet allergrößter Beliebtheit, zu den Glanzzeiten der MAUS war in nahezu jeder größeren Stadt eine Box zu finden. Damit die Welt der "Mauser" nicht gänzlich abgeschnitten war, wurden sehr bald Gateways zu anderen Netzen installiert. Mittlerweile können private und öffentliche Nachrichten selbstverständlich auch mit dem Internet ausgetauscht werden.

Cat und das Internet. Zwar pflegen viele Atari-Anwender immer noch ihren Point in einer MAUS, das Internet hat die klassischen Mailboxen aber längst abgelöst. Im Zeitalter von DSL verfügen viele Computeranwender über eine Standleitung zum Internet, ein Modern ist dagegen oftmals gar nicht mehr vorhanden, weshalb die Einwahl in eine lokale Mailbox nicht mehr besonders attraktiv ist. An die Stelle von MAUS-Tausch-Programmen sind daher auch auf dem Atari in den meisten Fällen Einwahlprogramme und Clients für das Internet getreten.

Auf dem Atari hat sich Cat als Maus-Tausch-Programm in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf angeeignet. Tatsächlich scheint das Programm ein Hauptgrund dafür zu sein, warum so viele Atari-Besitzer ihrer MAUS nach wie vor die Treue halten. Wer jahrelang mit dem Programm gearbeitet hat, schätzt zumeist die einfache Bedienung, die übersichtliche Verwaltung der Gruppen bzw. Postfächer, die komfortable Anzeige von Nachrichten und die vielfältigen Konfigurationsmöglichkeiten und Zusatzmodule. Und so verwundert es nicht, dass viele Anwender auch nach einer Abkehr von der MAUS nicht auf Cat verzichten möchten.

Der große Vorteil von Cat ist, dass das eigentliche Terminalprogramm, also diejenige Applikation die den eigentlichen Nachrichtenaustausch durch den Zugang zu einem Provider (also in vielen Fällen zur MAUS) herstellt, als externes Programm aus dem eigentlichen Hauptprogramm heraus aufgerufen wird. Dies begrenzt die Einsatzmöglichkeiten von Cat nicht auf die diversen MAUS-Boxen, theoretisch könnte sich der Anwender - Modul vorausgesetzt - also in jedes Mailbox- und Netzwerksystem einwählen, um mit diesem Daten zu tauschen. Dazu gehört natürlich und heutzutage in erster Linie das Internet. Und genau für dieses bietet Cat eine eigene Schnittstelle an: In2Cat macht es dem Anwender möglich, Nachrichten aus dem Internet abzurufen und eigene zu versenden - unabhängig von jeglicher MAUS-Mailbox. Ähnlich wie zum Beispiel der ASH-Emailer mutiert Cat somit zum kombinierten E-Mail- und News-Client und ergänzt die Palette der Internet-Programme auf dem Atari.

Voraussetzungen. Cat benötigt für seinen Betrieb ein Atari-System mit mindestens 2 MBytes Hauptspeicher, da die Hauptapplikation selbst bereits 1 MByte RAM belegt. Hinzu kommt der Speicherplatz, den das Terminalprogramm belegt, in diesem Fall also In2Cat. Um Probleme auszuschließen, sollte also schon gern ein Atari mit 4 MBytes vorhanden sein - auch in der Atari-Weit dürfte dies wohl als unterste aller Speichergrenzen betrachtet werden.

Um den direkten Zugriff zum Internet herzustellen, wird wie gesagt In2Cat benötigt. Dieses wiederum setzt Cat ab der Version 5.0c voraus. In2Cat selbst ist nun aber (glücklicherweise) kein Internet-Stack, setzt so einen bereits installierten Stack voraus. Erfreulicherweise lässt sich das Programm auf den Wildwuchs der auf dem Atari bestehenden Stacks ein und unterstützt die wichtigsten Systeme I-Connect und STinG bzw. STIK. Wer sein Atari-Environment auf PC-Hardware mittels MagiC PC betreibt, kann auch den Internet-Stack von Windows direkt nutzen.

In unserem Test nutzten wir STING 1.26 als lnternet-Stack, wobei der Testrechner (Atari Falcon 030, 32 MHz, 14 MBytes RAM) per EthernetSchnittstelle und Router einen DSLZugang nutzte. Als Betriebssystem wurde MagiC 6.1 eingesetzt.

Cat und In2Cat sind äußerst umfassend in deutscher Sprache dokumentiert. Cat selbst verfügt über eine Hilfe im ST-Guide-Format, In2Cat vertraut auf das zeitgemäßere HTML-Format. Letztere Dokumentation lässt sich übrigens vorzüglich mit dem neuen Webbrowser HighWire darstellen, der Seitenaufbau ist deutlich schneller als mit dem betagten CAB, auch alle Grafiken werden angezeigt.

Installation

Wer Cat selbst noch nicht betreibt, muss natürlich zunächst einmal das Hauptprogramm installieren. Die Hauptarbeit wird dabei von einer eigenen Installationsroutine erledigt, dem Anwender selbst bleibt die korrekte Konfiguration des Tools. In der Regel ist aber lediglich die Angabe einiger Pfadangaben notwendig, da die Einrichtung eines Packers prinzipbedingt ausfällt. Einzig kritischer Punkt ist das korrekte Ausfüllen der Kommandozeile, die an das Terminalprogramm übergeben wird. Glücklicherweise kann der Anwender zu diesem Zweck jedoch direkt In2Cat nutzen.

In2Cat selbst wird ähnlich wie ein Dialer eines Internet-Stacks eingerichtet. Wer diese Aufgabe also schon einmal bei I-Connect bzw. STiK/STinG erledigt hat, sollte ohne Probleme zurechtkommen. STinG-Anwender sind zusätzlich fein raus, denn In2Cat kann das DialScript der STinG-Konfiguration auslesen. in aufeinanderfolgenden Dialogen müssen nun nur noch Benutzername und Kennwort für die Nachten- und Newssserver eingetragen werden.

Bedienung. Die Bedienung von Cat wird für Anwender, die vorher mit anderen, klassischen EMail-Clients gearbeitet haben, zunächst etwas ungewohnt sein. Das Programm stellt die vorhandenen Mails und Nachrichten nämlich nicht wie zum Beispiel der ASH Emailer auf einen Blick dar, sondern verwaltet die vorhandenen Einträge in verschiedenen Gruppen. Hier greift eben noch das typische Mailbox-Prinzip der hierarchischen Organisation vorhandener Informationen in Postfächer oder Bretter. Der Anwender wird daher mit einem GEM-Fenster konfrontiert, das ihm Navigationsmöglichkeiten innerhalb seines Nachrichtenaufkommens bietet. So können neue Nachrichten nach bestimmten Kriterien (Datum, Message-ID, ungelesen etc.) aufgerufen werden, wobei auch das persönliche Postfach als Gruppeneintrag verwaltet wird. Cat setzt also immer private und öffentliche Postfächer gleich. Wer Cat ausschließlich als EMailer einsetzen möchte, arbeitet also ausschließlich mit der "Gruppe" "Persönliche". Dies mag etwas umständlich erscheinen, macht aber spätestens dann Sinn, wenn auch tatsächlich öffentliche Gruppen aus dem Internet importiert werden.

Zum Lesen von Nachrichten bietet Cat ein eigenes Reader-Fenster, das recht komfortabel zu bedienen ist. Zwischen den Nachrichten springt der Anwender mittels eines kleinen Navigators, zusätzliche Informationen können über eine Piktogrammleiste aufgerufen werden. Zum gezielten Kommentieren einer Nachricht bietet der Reader einige Blockfunktionen, die durch ein ein Funktionspopup per Rechtsklick ergänzt werden.

Eigene persönliche oder öffentliche Nachrichten werden mittels eines eigenen Editors eingegeben. Die Auswahl eines externen Editors wie qed oder Luna ist leider nicht vorgesehen. Der interne Texteditor bietet jedoch einen recht zufriedenstellenden Funktionsumfang inklusive Block- und Suchfunktionen sowie einer Sonderzeichenauswahl. Grundlegende Funktionen werden über eine kleine Piktogrammleiste aufgerufen. Natürlich kann Cat auch Anhänge verwalten und versenden.

Funktionsumfang

Cat ist die kontinuierliche Weiterentwicklung über Jahre positiv anzumerken. Das Programm wirkt in seinem Funktionsumfang ausgereift und überdacht, viele Anwenderwünsche sind hier sicherlich eingeflossen. So bietet Cat zum Beispiel eine Vielzahl attraktiver Konfigurationsmöglichkeiten, die kaum Wünsche offen lassen. Hier findet sich zum Beispiel ein automatischer Umlautwandler (ä zu ae usw.), Die Zuordnung von Klängen auf besondere Systemereignisse, eine Floskelverwaltung (mit freundlichen Grüßen etc.) und vieles mehr.

Bei der Flut der heutigen Werbe-Nachrichten (Spams) machen sich zum Beispiel die Filterfunktionen nachhaltig bezahlt. Fast einzigartig für ein GEM-Programm dürfte die genaue Größenbestimmung für Dialogboxen sein. Zusätzlich können für die verschiedene Menüeinträge eigene Tastaturkürzel bestimmt werden. Der Anwender kann Cat also hochgradig individualisieren.

Weniger schön ist, dass nicht alle Ausgaben komplett in GEMFenstern erfolgen, sondern oftmals modale Flydials benutzen. Da Cat ansonsten eine mitunter recht unscheinbare, aber trotzdem gelungene und übersichtliche Oberfläche bietet, wirken diese Multitasking-Killer etwas deplatziert und trüben den Gesamteindruck des ansonsten recht modern umgesetzten Programms.

Nachrichtenaustausch

Beim eigentlichen Nachrichtenaustausch packt Cat alle privaten und öffentlichen Nachrichten in eine Ausgangsdatei und gibt diese an den Provider weiter. Letztlich arbeiten auch spezielle E-Mail-Clients nicht anders, Cat-Anwender werden lediglich mit der programminternen Verwaltung von In- und Outfiles direkter konfrontiert. Auch hier sind die Wurzeln der Mieze als Point-Tool wieder recht deutlich zu spüren. Wirklich Nachteile in der Bedienung bringt dies aber nicht mit sich, da Cat selbstverständlich alle Funktionen automatisch ausführt.

Die Verbindung mit dem Provider nimmt wie erwähnt das Zusatzprogramm In2Cat vor, das genau wie ein Terminalprogramm von Cat aufgerufen wird. Eine recht schicke GEMOberfläche informiert dabei über den Status der Anmeldung bzw. Übertragung. Etwas umständlich ist, dass In2Cat dabei über einen Menüeintrag bzw. ein Tastaturkürzel aufgerufen werden muss und sich kein entsprechender Button im Navigationsfenster findet.

Sind alle Daten in den Voreinstellungen richtig konfiguriert, sollte es zu keinen Problemen beim Nachrichtenaustausch kommen. Eine Austausch mit T-Online als Internetprovider ist uns allerdings nicht gelungen: In2Cat bleibt beim Abrufen von Nachrichten stecken, andere Rechner im Netzwerk können dann ebenfalls nicht mehr auf das Postfach zugreifen, bis die Verbindung des Atari zum Netz gekappt wird. Allerdings scheint sich dieses Problem nicht unbedingt nur auf In2Cat zu begrenzen, da in den letzten Wochen immer einmal wieder Atari-Anwender über Probleme der vorhandenen Stacks mit T-Online berichteten. Der rosa Riese scheint verschiedene technische Veränderungen vorgenommen zu haben, auf die diverse Atari-Programme bzw. -Stacks recht verschnupft reagieren. Dabei ist es bisher schwierig, das Problem einzugrenzen: Während I-Connect anscheinend beim Mailen und Websurfen komplett die Zusammenarbeit mit T-Online verweigert, scheint STinG auf verschiedene Konfigurationen klar zu kommen. Da die Einwahl ins Internet in unserem Redaktions-Netzwerk zum Beispiel von einem Router vorgenommen wird, gibt es wiederum normalerweise keine Probleme - das Surfen mit CAB und das Verwalten von E-Mails mit MyMail und Marijuana Mail funktioniert tadellos. Einzig In2Cat scheint mit T-Online Probleme zu machen. Anwender mit analogem Zugang oder ISDN-Anschluss beklagen ähnliche Probleme auch mit anderen Programmen. Mit anderen Providern klappte der Austausch aber problemlos. Dies lässt also tatsächlich auf das "T-Online-Problem" schließen.

Fazit

Cat präsentiert sich als absolut ausgereiftes und zuverlässiges Programm, das kaum Schwächen bietet. Langjährige Anwender vermissen kaum etwas im Vergleich zu den "echten" E-Mailern, besonders unter STinG schneidet Cat hier fast am besten ab. Die umfangreichen Filterfunktionen zum Beispiel sind einmalig.

In2Cat verrichtet seine Arbeit ganz hervorragend. Die Einbindung in Cat, die Konfiguration und die grafische Gestaltung sind äußerst gelungen. Die Internet-Anbindung wertet das Gesamtpaket nochmals ordentlich auf und verleiht Cat nachhaltig seine Berechtigung.

Die Bedienung ist hingegen sicher nicht jedermanns Sache. Ein reiner E-Mailer benutzt einfach weniger Umwege für das gleiche Ziel. Vorzuwerfen ist dies Cat jedoch nicht, immerhin ist das Programm eben kein klassischer E-Mailer, sondern eben ein Point-Tool, und diese haben eben auch ihre Fürsprecher.

Mit Cat steht eine umfassende Lösung für den Atari bereit, die eine willkommmene Alternative darstellt. STC

Preis:

Derzeit Freeware, der Entwickler behält sich aber vor, in Zukunft eine Sharewaregebühr in Höhe von ca. E 20.- einzuführen.

http://www.dimitri-junker.de/software/cat/cat.html


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 06 / 2003, Seite

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