NConvert - Herr der Formate

NConvert konvertiert - von Paint Magic (C64) bis JPEG

Wenn die Rede von Konvertierungsprogrammen ist, fällt meistens immer noch der Name GEMView, ab und zu auch Smurf und Graftool. Mit dem Doppel NView/NConvert gibt es zwei Programme, die erheblich mehr Formate verdauen und dazu auch noch völlig kostenlos. Im Gegensatz zu speziell für den Atari entwickelten Programmen, sind diese beiden Multiplattform-Entwicklungen: es gibt Umsetzungen für MS-DOS, verschiedene Unix-Derivate, BeOS, OS/2 und Windows. Priorität genießen Windows und Linux - deshalb hinkt die Atari-Version auch etwas hinterher. Größter Unterschied ist aber, das für Linux und Windows auch ein Viewer mit grafischer Benutzeroberfläche zur Verfügung steht. Interessant ist aber, das mit XnView auf diesen Betriebssystem auch Atari-Formate wie XIMG, Degas oder Neochrome ohne Probleme angezeigt werden können.

Die Atari-Version

Die derzeit aktuelle Atari-Version enthält keinen Viewer mehr, obwohl es auch eine Version von NView gibt.

Sowohl NConvert als auch NView sind TTP-Programme, wobei letzteres auch frech Grafik benutzt. Ungewöhnlich ist die Kompaktheit des Programms: alle Import-, Export- und Effekt-Module befinden sich im Programm. Es läßt sich darüber streiten, ob das besonders klug war, denn die Programme schleppen eine Menge exotischer Formate mit sich herum, denen man vielleicht nie im Leben begegnen wird.

Am interessantesten dürfte zunächst NView sein, schließlich muß nur eine Bilddatei auf das Programm gezogen werden, um ein Bild anzuzeigen.

NView

NView zeigt alle von NConvert unterstützten Formate an. Das Programm präsentiert sich sehr altmodisch und wurde offenbar schnell von einer anderen Plattform portiert. Wird eine Grafik auf die TTP-Datei gezogen, wird diese relativ flott angezeigt. Allerdings löscht NView dabei den Bildschirm und stürzt beim Beenden gerne ab. Es ist daher nur für SingleTOS empfehlenswert, da es dort vermutlich stabiler laufen wird. Wer Multitasking benutzt, sollte lieber zu einem modernen GEM-Viewer greifen.

Das Bild wird zentriert auf dem Bildschirm ausgegeben, was die Bedienung bei Grafiken, die größer sind als der Bildschirm natürlich ungünstig ist.

Konsequenterweise findet sich NView auch nicht mehr im aktuellen Programmpaket, obwohl auf der Webseite davon noch die Rede ist. Die ältere Version von NView befindet sich im Programmpaket von XConvert.

NConvert

Mit NConvert liegt ein sehr umfangreiches Konvertierprogramm vor. Es verarbeitet neben allen gängigen Formaten auch Exoten wie Amica Paint (C64), Mavica oder Adex. Selbst einige Spezialformate für Spiele sind vertreten, wie z.B. das Modelformat für Half Life (dt.). Sage und schreibe über 360 Formate kennt NConvert, hinzu kommen noch diverse Unterformate. Atari-Fans mit einem Hang zum Sammeln von Grafikprogrammen werden aber sicher das eine oder Format finden, das noch nicht unterstützt wird. Schade aus der Sicht von 8-Bit-Atarianern ist, das sich mit Blazing Paddles nur ein Atari-8-Bit-Format in der Liste befindet. Andere 8-Bitter schneiden aber auch nicht besser ab, vom C64 einmal abgesehen, der mit über zehn Formaten in der Liste vertreten ist.

Das Programm kann problemlos die Endung PRG tragen, damit unter MagiC nicht das VT52-Fenster geöffnet wird. Um störende Bildschirmausgaben zu unterbinden, gibt es einen Quiet-Modus, der alle Ausgaben von NConvert unterdrückt. Damit wird auch der Shell-Betrieb möglich und dafür ist NConvert auch konzipiert.

Beim Export zeigt sich NConvert etwas bescheidener: vierzig Formate können abgespeichert werden. Die Verteilung ist dabei etwas eigenartig: so wird das XIMG-Format beim speichern nicht unterstützt, aber dafür Degas. Die Liste der Exportformate wird jedoch ständig erweitert und Degas bekam wohl nur wegen seines einfachen Aufbaus den Vorzug. Die Formate, die auf mehreren Plattformen heimisch, werden fast alle auch exportiert. Leider noch nicht auf dem Atari möglich ist JPEG2000, der Nachfolger von JPEG mit fraktaler Kompression für bessere Bildqualität, verschiedenen Kompressionsraten in einem Bild und Layern. NConvert nutzt für einige Formate Plugins oder QuickTime.

Für die von NConvert unterstützten Formate wäre es nun denkbar, dass ein Web-Browser ihm unbekannte Grafikdateien durch NConvert in ein anderes Format konvertieren läßt, um z.B. schnell an eine PNG-Unterstützung zu kommen. Da dabei temporäre Dateien entstehen, ist diese Lösung sicherlich nicht so elegant wie z.B. eine Einbindung über OLGA.

Der Quelltext von NConvert ist leider nicht frei, das Programm kostet erst bei kommerzieller Nutzung etwas. Sollte das GFL-SDK, auf dem NConvert basiert, weite Verbreitung finden, könnte es sogar sein, das bald viele PC-Programme problemlos die alten Art Director-, Degas- und Neo-Bilder laden können.

Neben der reinen Konvertierung hat NConvert darüber hinausgehende Funktionen. So kann die Transparenz bei GIF-Bildern über den Farbindex gesetzt werden.

Es gibt auch Parameter, um die Bildgröße und Farbtiefe (mit Dithering) zu verändern, oder Farben zu vertauschen. Bei der Veränderung der Bildgröße gibt es einen Modus, der auf Geschwindigkeit (Quick Resize) und einen qualitativ hochwertigeren (Bi-linear). Mit einem zusätzlichen Parameter achtet NConvert auf die richtigen Proportionen. Trickreicher sind hingegen die Filter- und Effektfunktionen. Ein Verwisch-Effekt (Blur) und Weichzeichner (Soften) stehen mit einstellbarer Stärke bereit. "Edge Enhance" betont die Ecken. "Emboss" bewirkt einen Einstanzeffekt. Mit "Noise Reduce" können Kratzer auf Scans entfernt werden. "Mosaic" pixelt das Bild auf. "Oilify" erzeugt einen Effekt, der an Ölfarben erinnert. Verdreht wird es mit Swirl, der das Bild wie ein Strudel dreht.

Die Effekte und Filter gehen weit über die Leistungsfähigkeit von GEMView & Co. hinaus. Da alles per Kommandozeile gesteuert wird, kommen mitunter recht lange Parameterlisten zustande, aber schließlich kann NConvert auch von einer Shell gesteuert werden.

Die Atari-Plattform profitiert hier ziemlich deutlich von der Multiplattformstrategie von Pierre-E. Gougelet, denn schließlich muß NConvert mit vielen Konvertierern konkurrieren.

"Taufrisch, aber bereits mit vielen Funktionen: Xconvert"

Xconvert

Die Benutzung der TTP-Version ist für mausverwöhnte Atarianer sicherlich gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist diese auch gedacht, Programmierer zu animieren, eigene Shells zu schreiben - eben dies hat Gunther Beninde getan.

Da NConvert sehr viele Funktionen bietet, werden von Xconvert in der Version 0.22 nur wenige unterstützt. Die niedrige Versionsnummer verdeutlicht, das noch einiges geplant ist. Im Archiv sind ältere Versionen von NView und NConvert enthalten.

Nach dem Start baut sich die GEM-Oberfläche des mit faceVALUE programmierten Tools auf. Dieses ist im Vergleich zu einigen anderen Programmneuerscheinungen eine echte Wohltat.

Ähnlich wie GEM-View hat Xconvert ein Log-Fenster, dass die gewählten Einstellungen protokolliert.

Mit "Bild laden" wird eine Datei gewählt, auf die eine Konvertierung, Skalierung und Effekte angewandt werden dürfen. Wenn alle gewünschten Einstellungen getätigt wurden, kann mit "NConvert ausführen" das Bild konvertiert werden.

Unter "Bild konvertieren" finden sich einige der Exportformate, die NConvert unterstützt: GIF, JPEG, TIFF, TGA, BMP, PNG, X11, Gimp und Palm. Zwischen den Bildformaten werden in der Version 0.22 kaum Unterschiede gemacht - so gibt es bei "GIF" keinen Transparenzschalter und für "JPEG" keine Einstellung der Qualität.

Nächster Menüpunkt ist skalieren. Die Skalierung eines Bildes kann proportional über einen Prozentsatz (bis 100%) oder durch Eingabe von Höhe und Breite erfolgen.

Letzter Menüpunkt sind die zehn Effekte: Linse, Helligkeit, Kontrast, Bild drehen, Spread, Falschfarben, Farbverschiebung, Swirl, Weichzeichnen und Spiegeln.

Das Ergebnis der Konvertierung findet sich immer in dem Verzeichnis von NConvert. Bisher läßt sich in Xconvert noch nicht der "Quiet"-Modus aktivieren, so das ein VT52-Emulator im Fenster, z.B. der bei MagiC vorinstallierte oder TOSWIN2.

Nett wäre natürlich auch noch OLGA-Unterstützung, damit ein Viewer seine Ansicht gleich aktualisiert. Diverse Viewer lassen sich übrigens in Xnconvert einstellen.

Fazit

NConvert mit Xconvert reicht für viele Zwecke aus. Schön wäre es natürlich, wenn noch mehr Programme NConvert nutzen würden, denn dann könnte es so etwas ähnliches werden wie das "GEMJing" für die Grafik-Welt.

Bleibt noch zu erwähnen, das Xconvert noch einen Hypertext enthält, der auch einige Funktionen von Nconvert erläutert.

http://www.xnview.com
http://www.beninde.net


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 12 / 2002, Seite 42

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