Emulation auf PC, Mac, Linux und Risc OS

Atari-Emulatoren Auf vielfachen Leserwunsch vergleichen wir die aktuellen Versionen bekannter Atari-Emulatoren.

Emulatoren, die den Atari auf verschiedenen Systemen nachahmen, gibt es in rauhen Mengen. Angefangen von dem Urvater PaCifiST bis zu dem aktuellen "ist-aber-kein-Emulator-sondern-eine-virtuelle-Maschine" ARAnyM reicht das Angebot. Jeder Emulator widmet sich dabei einer anderen Zielgruppe, was Atari-User durchaus als Kompliment auffassen dürfen, denn normalerweise widmen sich Emulatoren primär den Spielen.
Am Anfang stand der Gemulator, eine Hardware/Software-Lösung, die jedoch aufgrund verschiedener Mängel in den Atari-Publikationen eher verhalten aufgenommen wurde. Der Durchbruch kam erst mit MagiCMac: zum einen hatte der Emulator eine hohe Qualität und zum anderen hat Apple in der Kontaktpflege ganze Arbeit geleistet. Auf dem PC ging es nach dem Gemulator mit der Janus-Karte weiter, wobei der Janus ursprünglich für einen industriellen Auftraggeber entwickelt, aber dann doch an alle verkauft wurde. Janus hatte auf der Karte einen 68000 oder 68020 und nutzte die PC-Grafikkarte zur Grafikbeschleunigung.
Spieler kamen erst mit dem PaCifiST auf ihre Kosten, dem ersten Emulator, der speziell für Spiele und Demos programmiert war. Lange wurde der Emulator nicht weiterentwickelt, erfreut sich aber zumindest bei allen, die hauptsächlich MS-DOS benutzen, größerer Beliebtheit.
Nur langsam kamen die Emulatoren, die auf Windows basierten, in Fahrt. Pionier war auch hier der Gemulator 95, der pünktlich zum Start von Windows 95 erschienen ist. Für Spiele-Fans folgte WinSTon, aber erst STeem und SainT konnten PaCifiST endgültig überflügeln.
Während Janus bald in Vergessenheit geriet, lieferten sich TOS2WIN, STemulator und MagiCPC ein Duell um die Anwender. Damals schon sehr populär: Benchmarktests. Da kamen dann schon einmal Werte wie 20-fache TT-Geschwindigkeit auf einem Pentium-133 heraus - das das Arbeitsgefühl aber eher einem Atari ST mit 4 MHz glich, wurde wohltuend verschwiegen.
Weniger los war auf dem Macintosh: während MagiCMac bis heute seine Kreise zieht, stammen die beiden Spiele-orientierten Emulatoren von ein und demselben Autor.
Noch später bedacht wurde die Unix-Gemeinde. Obwohl "STonX" einer der ersten ST-Emulatoren war, blieb die Weiterentwicklung lange liegen.
Soweit ein kurzer geschichtlicher Ausflug in die Emulatoren-Welt. Was die Emulatoren leisten, soll nun erläutert werden.

PaCifiST

PaCifiST ist ein Software-Emulator, der am besten in einer puren DOS-Umgebung läuft. Emuliert wird ein normaler Atari ST, als Betriebssystem dient idealerweise TOS 1.0, da PaCifiST keine Blitter-Emulation hat. Vor dem Start muß eine Konfigurationsdatei noch editiert werden, obwohl es auch komfortable Programmstarter gab. Emuliert wird der 68000 und zwar möglichst mit der exakten Geschwindigkeit eines normalen STs. Im Grafik-Bereich unterscheidet PaCifiST zwischen Bildschirm-orientiert (schneller) und Zeilen-orientiert (exakter, erlaubt auch grafische Effekte). Nicht fehlen darf natürlich der Yamaha-Soundchip. Wie üblich bei DOS-Programmen gibt es auch hier Probleme im Zusammenspiel von Windows und diversen Soundkarten. Da nützt es gar nichts, das auf SoundBlaster-kompatiblen Karten Sound herauskommen soll, denn Kompatibel sind sie angeblich alle.
PaCifiST kann Disk-Images im ".ST"-Format verwenden und auch Verzeichnisse als Laufwerk behandeln. Mit Scroll Lock kann noch ein Screenshot gespeichert werden - das war es dann auch schon.

Fazit zu PaCifiST: Auch ausgeprägte Windows-Hasser müssen zugegeben, das PaCifiST nicht mehr auf dem Stand der Technik ist. Die Kompatibilität zu Spielen ist relativ hoch, bei Demos mutiert das ganze zur Glückssache. Der Emulator lohnt sich nur für ältere PCs.

Gemulator

Darek Mihocka ist ein alter Hase im Emulatoren-Markt. Sein XFormer war der erste XL-Emulator und sollte sogar einmal um eine C64- und Apple II-Emulation erweitert werden - woraus leider nichts wurde. Seinen Multi-Emulator verwirklichte er erst auf dem PC.
Der Gemulator in seiner jetzigen Form benötigt keine Karte mit den TOS-ROMs mehr. Wer immer noch auf DOS setzt, kann sich die Classic-Version frei herunterladen, an der Versionsnummer läßt sich aber schon erkennen, das sie nicht mehr weitergepflegt wird.
Auch der Gemulator 2000 v8.03 kann frei heruntergeladen werden und läuft unter Windows 95/98/2000. Neben der Atari ST/STE-Emulation wird auch der Atari XL/XE und sogar der Mac Classic emuliert.

An Betriebssystemen wird alles unterstützt - von TOS 1.0 bis MagiC 5. Dem virtuellen ST kann bis zu 8 MB Speicher zugewiesen werden, die drei ST-Auflösungen sowie die mittlere TT-Auflösung stehen zur Verfügung. Im Gemulator 2000 können auch höhere Auflösungen bis zu 1600*1200 festgelegt werden. Der Speicherausbau steigt auf 14 MB. Der STE wird ebenfalls emuliert, allerdings reicht diese Emulation nicht unbedingt für STE-Spiele. Gemulator ist in erster Linie für Anwendungen gedacht. Auf einem 33 MHz 486 soll tatsächlich ST-Geschwindigkeit erreicht werden, als Beweis wird QuickIndex verwendet, ein wegen seiner Ungenauigkeiten inzwischen berüchtigtes Benchmark-Programm. Um das Arbeitsgefühl eines STs zu erreichen wird schon ein schneller Pentium benötigt.
Bleibt noch die Frage, warum der einstmals kommerzielle Emulator freizügig weggegeben wird. Ganz einfach: Gemulator 8.0 soll auf SoftMac 2000/Gemulator pro aufmerksam machen, der mit 68040-Emulation immerhin ältere Macs nachahmt.

Nicht unerwähnt bleiben sollte allerdings, das sich Gemulator mitunter wie eine störrische Diva verhält: auf dem Test-System (K6-3/Win98) war trotz Einhaltung der Installationsanweisung keine Emulation möglich.
Ein Wort noch zur Atari XL-Emulation: diese ist zwar gut, aber kann keinesfalls mit "Atari800+" mithalten. Insbesondere die Bedienungsfreundlichkeit ist nicht sehr hoch.

Fazit: Gemulator verspricht mehr, als er hält. In der Praxis summieren sich die kleinen Fehler, das ganze Programm wirkt nicht besonders durchdacht.

Echo

Auf Echo trifft der Emulator-Interessierte Atarianer auf einigen Web-Seiten. Echo ist ein ST-Emulator für MS-DOS und wurde entwickelt, weil der Programmierer unzufrieden mit den existieren (DOS-)Emulatoren war, die sein Lieblings-Spiel "Oids" nicht perfekt wiedergeben konnten. Echo ist nur mit wenigen Spielen kompatibel, Oids soll aber perfekt laufen.

Fazit: Der Emulator wurde einige Zeit vor Steem und SainT entwickelt - es ist also nicht mehr nötig, wegen "Oids" Echo zu installieren.

Fast

Fast ist ein ST- und Amiga-Emulator für DOS, wobei die Amiga-Emulation noch nicht eingebaut ist. In der derzeitigen Version wird die CPU und Teile des Diskcontrollers. Sound und Grafik werden bislang nur kümmerlich bis gar nicht emuliert und können nicht mit dem direkten Konkurrenten PaCifiST mithalten.

Fazit: In seiner jetzigen Form eher eine Spielerei.

STonX

Den Atari-Emulator für Unix-Systeme gibt es auch für MS-DOS und Windows. Diese Versionen sind aber zu vernachlässigen.
STonX emuliert den klassischen ST - allerdings mit vier oder 14 MB RAM. Da die Auflösung mit ein paar Einschränkungen wählbar ist (z.B. 800*608), ist die Zielgruppe nicht nur auf passionierte Spieler beschränkt. Dazu paßt, das STonX auch das FreeMiNT-Dateisystem unterstützt und der Zugriff auf das Dateisystem des darunterliegenden Betriebssystems mit langen Dateinamen möglich ist. Diskimages werden aber zusätzlich unterstützt. Joysticks sind derzeit nur unter Linux möglich.
Auch wenn einige Spiele in STonX funktionieren, ist die Emulation dafür noch nicht komplett genug. Das Betriebssystem der Wahl ist daher TOS 2.06.

Fazit: STonX macht nur sehr langsam Fortschritte und hat in Aranym einen fast übermächtigen Konkurrenten. Nur bedingt empfehlenswert.

STonC

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Da staunte der stc-Redakteur nicht schlecht, als Google bei der Suche nach "STonX" auch noch "STonC" rauswarf. Ein Schreibfehler? Nein, denn STonC ist mit STonX verwandt.
Der Autor von STonC hatte vor einiger Zeit angefangen, STonX so zu erweitern, das genug von der Hardware emuliert wird, um das Multitasking-Betriebssystem Minix zu starten. Als er gemerkt hat, das er das AES gar nicht benutzt, hat er die für ihn nutzlosen Teile von STonX entfernt. Dies hatte den netten Nebeneffekt, das außer Curses keine externen Libraries mehr für die Compilierung erforderlich sind.
Es gibt aber auch Einschränkungen: keine Grafiken, Farben sind derzeit nicht eingebaut, keine Maus/Joystick, kein Sound und kein direkter Zugriff auf Diskette oder Festplatte.
Lauffähig ist dadurch nicht viel - TOS-Programme ohne grafische Ausgaben, Minix, MiNT, nethack und EmuTOS.
Fazit: Dieser Emulator ist ein absolutes Freak-Produkt - spaßig und irgendwie nutzlos. Für einige Exoten-Computer kann STonC aber auch ein schneller Weg zu einer etwas größeren Software-Sammlung sein.

TOS-Emulator für QDOS

1984 erschien der QL. Sein Betriebssystem war modern und multitaskingfähig, aber Sinclair wieder einmal unfähig in Stückzahlen zu liefern. Als Folge konnte der QL seinen Zeitvorteil gegenüber Amiga und ST nicht ausnutzen.
Trotzdem gibt es QL-Turbokarten und -Clones. Während die QL-Programmiersprachen größtenteils auf den Atari ST portiert wurden, wird dank des TOS-Emulators der umgekehrte Weg beschritten. Der Emulator läuft dabei als normaler QDOS-Task und lenkt TOS-Aufrufe auf passende QDOS-Aufrufe um. Da es nicht für jeden Aufruf ein Äquivalent gibt, können solche Programme nicht laufen. Die TOS-Systemvariablen sind nicht vorhanden. Versucht ein Programm, das GEM anzusprechen, bricht der Emulator ab.
Die Kompatibilität reicht aber, um Lattice C 3.04 und einige andere TOS-Programme zu benutzen. Eine nette Kuriosität ist sicherlich, das der Emulator erfolgreich auf dem QDOS-Emulator für den ST getestet wurde.

Hatari

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Atari-Emulation für benachteiligte Randgruppen - so könnte man Hatari beschreiben. Hatari basiert auf dem WinSTon Sourcecode, benutzt aber die CPU-Emulation des Amiga-Emulators UAE, da die WinSTon-CPU-Emulation in Assembler geschrieben war. Herausgekommen ist ein guter Emulator für ST-Spiele, der auf Linux/i86, Linux/PPC, FreeBSD und BeOS/i86 erfolgreich getestet wurde.
Emuliert wird der klassische ST: bis zu vier MB RAM, Maus, Keyboard und die drei ST-Auflösungen u.a. . Benutzt wird TOS 1.0, 1.02, 1.04 oder 2.06. Neben den üblichen Diskimages kann auch ein Verzeichnis des darunterliegenden Betriebssystems als Laufwerk benutzt werden. Der Blitter, STE Sound-Hardware und MIDI werden derzeit nicht emuliert.
Hatari liegt nur als Sourcecode vor, jedoch ist eine kompilierte Version für BeOS/Intel auf einigen Seiten zu finden. Voraussetzung für die Kompilierung ist der GnuC-Compiler und die SDL-Library - damit wäre Hatari auch ein Kandidat für eine Portierung auf den Coldfire-Atari.

Fazit: Ein guter Emulator, aber abzuwarten bleibt, wie es nach dem Ende von WinSTon weitergeht.

Steem

"STE emulating engine" ist einer der aktivsten Emulatoren. Die Programmierer arbeiten an kleinsten Details, um auch aufwendige Demos zum laufen zu bekommen. Zusammen mit SainT liefert sich Steem ein Duell um die Krone der Demo/Spiele-Emulatoren.
Wird Steem gestartet, erscheint zunächst einmal ein winziges Fenster mit Iconleiste. Steem ist ein STE-Emulator und verarbeitet von TOS 1.0 bis TOS 2.06 jedes TOS. Ungewöhnlich ist die Play-Taste zum Starten der Emulation. Beim Aktivieren wird der Mauszeiger "eingefangen" - erst ein Druck auf die Pause-Taste befreit den Mauszeiger. Der Play-Button ist aber weiterhin aktiv, die Emulation frißt also Rechenzeit. Nach einem weiteren Klick auf den Play-Button befindet sich Steem im Pause-Modus.
Als echter STE-Emulator unterstützt Steem auch die STE-Joystickports. Die Richtungen und Feuerknöpfe können mit Tasten oder den Knöpfen eines angeschlossenen Gamepads/Joystick belegt werden. Steem bietet auch zuschaltbares Dauerfeuer. An den emulierten STE-Joystickports kann selbstverständlich auch ein Jag-Pad emuliert werden, allerdings verringert sich dann die Anzahl der möglichen Joysticks auf sechs. Zu guter letzt wird sogar ein Parallel-Port-Interface unterstützt.
Hinter dem "Chip"-Icon steckt die Maschinenkonfiguration. Dies ist zunächst etwas irreführend, da zuerst die Auswahl des ROMs bzw. eines Moduls assoziiert wird. Beides ist auch im Konfigurationsdialog vorhanden, aber auch die RAM-Größe (512 KB bis 4 MB) und der Monitortyp (Farbe oder s/w). Letzteres sollte eher in den Optionen abgelegt werden, denn dort gibt es eine Rubrik für die Anzeige.
Die Optionen sind reichhaltig und sehr übersichtlich angeordnet. Als erstes kann die Geschwindigkeit des STs von acht bis 128 MHz geregelt werden. Ebenso können hier die etwas nervigen Pop-Up-Hilfen von Steem deaktiviert werden.
Für Musiker bietet Steem einiges. Neben diversen Einstellmöglichkeiten zum Sound, die schon fast etwas zu viel ins Detail gehen, bietet Steem als einer der wenigen Emulatoren MIDI-Support. Dieser funktioniert ganz gut und so ist Steem der Lieblings-Emulator der Atari-MIDI-Gruppe geworden.
Damit auf großen Bildschirmen das ST-Fenster nicht im Briefmarkenformat verkümmert, kann das Fenster je nach Auflösung vergrößert oder sogar als Vollbild dargestellt werden.
Als Laufwerke verträgt Steem neben Verzeichnissen auch gezippte .ST-Dateien. Dies spart sehr viel Speicher, das ungezippte .ST-Dateien immer eine Größe von 720 KB haben.
Die Kompatibilität ist sehr hoch. Für die wenigen Fälle in denen ein Spiel nicht vollständig läuft, besitzt Steem einige Patch-Dateien. Spiele, die den ST fordern wie z.B. Lethal XCess lassen sich problemlos spielen.

Fazit: Derzeit der beste Emulator für Spiele. Von Steem existiert auch eine Linux-Version.

SainT

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Der heilige Emulator wirbt mit einem neuen Schlagwort: "cycle accurate". Dies bedeutet im Prinzip nichts anderes, als das SainT die Hardware des Ataris besonders genau nachahmt, um auch Demos mit "unmöglichen" Effekten Originalgetreu darzustellen. Seit der Version 1.0 werden aber auch Spiele verstärkt unterstützt. Der Emulator benötigt zwingend DirectX8.
SainT präsentiert sich "szeniger" als Steem mit einem großen Einstiegsdialog. SainT unterstützt auch gezippte MSA-Dateien und sogar das ADF-Format vom Amiga - allerdings gibt noch keine ST-Disketten, abgesehen von Starglider II, im ADF-Format.
Die STE-Emulation ist noch nicht vollständig und auch die Optionen sind weniger zahlreich, dafür aber unübersichtlicher. Interessant ist das Filtering, mit dem die Bildqualität verbessert werden soll.
Wohin die Detailverliebtheit führten kann, zeigt die Disk-Emulation: SainT emuliert die exakte Geschwindigkeit der Atari-Floppy und sogar den Sound des Diskettenlaufwerks.

Fazit: Für Demos erste Wahl, im Spiele-Bereich keine Alternative zu Steem.

Janus

Janus ist eine Steckkarte für den ISA-Bus und enthält einige ST-Hardwarekomponenten. Der Prozessor ist entweder ein 68000 (20 MHz) oder ein 68020 (40 MHz). Die Grafikkarte des PCs wird genutzt, die Auflösung wird beim Start des Emulators ausgewählt. Unterschieden wird auch zwischen zwei Grafikmodi, Dual und Local. Der Local-Modus bietet eine höhere Kompatibilität, z.B. läuft GFA-Basic nur im Local-Modus. Der Dual-Modus ist dafür erheblich schneller.
Die Karte ist größtenteils netzwerkfähig und sollte alle eingebundenen Peripheriegeräte erkennen.
Es ist anzunehmen, das die Webseite von Janus nicht mehr ganz aktuell ist. Ein Preis von 498 DM (254 Euro) für die 68000-Version ohne TOS-ROMs und Speicher wäre schon happig.

Fazit: Janus lohnt sich nur auf ganz alten 286/386/486 PCs. Auch dann sollte der Preis für die Karte möglichst niedrig sein, denn für 254 Euro bekommt man schon fast einen PC, der auch schnell genug für die Software-Emulatoren ist.

STizer

Der Vollständigkeit und weil er immer mal wieder erwähnt wird: der STizer. Dieser Hardware-Emulator sollte auf der Janus-Karte basieren, aber mit seinen MIDI-Schnittstellen voll kompatibel zu Musik-Programmen sein. Erschienen ist der STizer nie.

WinSTon

Dieser Emulator war der erste Windows-Emulator, der sich komplett den Spielen widmete. Natürlich beeindruckte der Emulator im Vergleich zu PaCifiST, denn die Bedienung ist wesentlich einfacher.
Neben Sound und Joystick werden die drei ST-Auflösungen emuliert. Als Diskimages können MSA (MagiC Shadow Archiver), ST und gezippte MSA/ST benutzt werden. Der Clou ist die umfangreiche Verwaltung von Favoriten. Hier sieht man die Sammlung an Spielen und mit einem Klick wird ausgewählt zwischen den verfügbaren und herunterladbaren Spielen. Letzteres funktioniert allerdings aufgrund des Neustarts von Little Green Desktop nicht mehr.
Lauffähig sind eine ganze Reihe von Spielen: Falcon, Bard's Tale, Oids... die Spiele-Kompatibilität ist nicht so hoch wie die von Steem, Probleme gibt es besonders mit grafischen Spielereien.
Der Source von WinSTon wurde freigegeben, weil Programmierer Paul Bates sich durch die GBA-Emulatoren gestört und ihm die gesamte Emulatoren-Szene nicht gefallen hat. Zu allem Überfüuß hat sich auch noch ein "Hacker" auf seinem Computer bedient. Mittlerweile gibt es ein SourceForge-Projekt, dem fünf Programmierer angehören, aber auch dort tut sich seit Ende 2000 nichts mehr.

Fazit: WinSTon bietet nichts, was andere Emulatoren nicht besser könnten - nicht mehr empfehlenswert.

STew

STew basiert auf WinSTon und wurde mit einem moderneren Compiler erstellt. Dadurch ist der Emulator 20% schneller. Ein paar Fehler wurden korrigiert, sonst ist das Programm identisch mit WinSTon.
Der Autor Darren Birks hat zwar einmal STew 2.0 angekündigt, aber ob es dieser noch herauskommt, ist unsicher.

Fazit: siehe WinSTon.

STem

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Auch die hierzulande nie richtig beliebten Acorn Risc-Rechner haben einen ST-Emulator. STem kann über Diskimages auf ST-Daten zugreifen und läuft auf RiscPCs ab RISC OS 3.5 und StrongARM. Der Emulator richtet sich an die Spiele-Fans.
Einer der Nachteile von STem ist die mangelnde Geschwindigkeit. Ein StrongARM mit 233 Mhz kommt noch nicht einmal auf die Hälfte der ST-Geschwindigkeit. In diesem Zusammenhang ist es schon erstaunlich, das Acorn-Händler Ende der 90er in der st-computer STem und einen RiscPC als schnelle Alternative zu einem ST angeboten haben.
Immerhin kann auch der Joystick benutzt werden, die Kompatibilität weist leichte Schwächen auf, dennoch laufen viele Spiele.

Fazit: Wer zu den Besitzern einer PC-Karte zählt, wird eher bei den PC-Atari-Emulatoren bedienen.

TOS2WIN

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TOS2WIN ist ein ST-Emulator, der keine ROMs benötigt. Dadurch ist auch kein Desktop erhalten, auch wenn dieser nachgestartet werden kann. Der Emulator wird von aixit blumig als "Erweiterung für Windows-Systeme" angepriesen und widmet sich ausschließlich den Anwendungen. Die Maus läßt sich problemlos aus dem Fenster raus- und wieder reinbewegen.
Eine Mogelpackung ist hingegen das Multitasking: dies besteht hauptsächlich daraus, den Emulator mehrfach zu starten.
Für jede Anwendung können individuell Parameter gespeichert werden. Der RAM-Ausbau erfolgt getrennt für ST- und TT-RAM. Ersteres kann bis zu 14 MB betragen, letzteres 2 GB.
Die MIDI-Schnittstelle wird unterstützt, allerdings stehen keine praktischen Erfahrungen mit MIDI-Programmen zur Verfügung.

Fazit: Dem Programm merkt man an, das seit mehreren Jahren nichts mehr gemacht wurde. Das direkte Starten vom Windows-Desktop ist schon lange mit den Konkurrenten möglich.

NoSTalgia/PowerST

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Die Alternativen zu MagiCMac stehen eher in der Tradition von Steem. Power ST ist dabei nicht ganz so weit entwickelt wie NoSTalgia, verfügt aber über eine CPU-Emulation in Assembler, die schneller ist als die von NoSTalgia. Dafür ist Power ST Shareware.
Beide Emulatoren kennen Erweiterungen, die nicht nur dem Spieler gefallen. So sind maximal 14 MB RAM möglich und Tests mit MagiC 6, N.AES und Geneva verliefen positiv. Volle Unterstützung für MIDI gibt es aber nur in PowerST.
NoSTalgia wurde ziemlich schnell an MacOSX angepaßt und läuft dort in der Carbon-Umgebung.

Fazit: Etwas verwirrend sind sie schon, die zwei Emulatoren von einem Programmierer. Da wäre es sinnvoller einen verstärkt weiterzuentwickeln und den anderen einzustellen. Ansonsten ist NoSTalgia eine gute Ergänzung zu MagiCMac.

Tosbox

Ein Software-Emulator, der 2000 eingestellt wurde, richtet sich an die Anwender. Dies zeigt sich schon am Einbau von nicht-Atari-Auflösungen wie 800*600. Die Konfiguration erfolgt über eine einfache Textdatei, da Tosbox ein DOS-Programm ist, gibt es keine Standard-Shell.
Alles was mit Spielen zu tun hat, wird nicht emuliert, so u.a. auch die Joysticks. Dafür laufen Programme wie Geneva oder GFA-Basic. Als Betriebssystem dürfte in den meisten Fällen TOS 2.06 dienen.
In der Emulation zeigt Tosbox klare Schwächen. Viele Anwendungen verabschieden sich mit einem Absturz, was sicherlich nicht in jedem Fall der Anwendung angelastet werden kann.

Fazit: Nicht mehr zeitgemäß.

Aranym

Wer Aranym einen Emulator nennt und Sekunden später in ein vor Wut rot angelaufene Gesicht sieht, der weiß: da steht wohl einer der Aranym-Programmierer vor einem. "Virtuelle Maschine" soll Aranym genannt werden, aber da letztlich auch TOS2WIN ein Emulator war/ist, gehört Aranym auch in diese Kategorie. Wenn sich jeder Emulator, der nicht alles emuliert, virtuelle Maschine nennen würde, gäbe es vermutlich schon hunderte.
Emulator oder nicht, Aranym hat seine Qualitäten. Zum ersten emuliert es eine 68040 - wieder einmal dank des Amiga-Emulators UAE. Die FPU 68882 und einige Atari-Chips werden nachgeahmt, darunter der VIDEL und Blitter. Der VIDEL wird nur zum Booten benötigt, denn die nativen fVDI-Treiber sind ohnehin schneller und erlauben höhere Auflösungen.
Bei den Schnittstellen besteht noch Nachholbedarf: Seriell und MIDI fehlt noch, Parallel ist er zu 70% fertiggestellt.
Die Soundausgabe funktioniert inzwischen, wenn auch ohne DSP-Unterstützung.
Obwohl Aranym eigentlich für den Einsatz von freeMiNT entwickelt wurde, läuft auch MagiC. Das Ziel ist es, eine eigenständige, von TOS unabhängige Distribution mit freeMiNT, EmuTOS und XaAES auf die Beine zu stellen.
Die Hauptplattform für Aranym ist eindeutig Linux. Eine Windows-Version existiert zwar auch, aber diese ist langsam und hat Probleme mit einigen Programmen.
Wer sich Aranym herunterlädt, sollte auch eines der HD-Images herunterladen. Ist dann auch das TOS 4.04 auf der Festplatte, kann Aranym schnell gestartet werden. Leider gibt es derzeit kein HD-Image, das ein komplettes MiNT-Setup mit gcc zur Programmentwicklung enthält. Dies kann sich zwar auch jeder selbst zusammenstellen, aber es wäre zumindest ein gutes Zeichen von den Aranym-Entwicklern.

Fazit: Für Unix-Benutzer, die nicht an Spielen interessiert sind, ist Aranym die erste Wahl.

MagiCPC

MagiCPC und STemulator heißen die größten Konkurrenten, um den besten Emulator für Anwendungen. Beide Emulatoren sind in etwa zeitgleich erschienen. MagiCPC ist die Portierung von MagiC auf die Windows-Plattform. Da PCs eine völlig andere Prozessorfamilie benutzen, muß die komplette CPU, eine 68000, emuliert werden. Daher war MagiCPC auch immer etwas langsamer als sein Mac-Pendant. Der Emulator läuft auf allen Windows-Systemen ab Version 95.
Bei der Laufwerksauswahl kann entweder ein "Laufwerks-Container", also ein HD-Image oder ein beliebiger Windows-Pfad benutzt werden. Leider unterstützt MagiCPC keine .ST-Dateien und auch Sets für verschiedene Konfigurationen wären nett gewesen.
Die Systemparameter enthalten Angaben zum Speicherausbau, Emulation des Yamaha-Soundchips und die Auflösung. Sehr praktisch ist die Einbindung der Windows-Ablage: ein Datenaustausch ist dabei einfach über das Clipboard möglich. Schließlich läßt sich die Maus noch einfangen, so das sie sich exklusiv im MPC-Fenster bewegt. Gerade bei Malprogrammen sollte das "Einfangen" immer aktiviert sein.
Ohne NVDI sind maximal 16 Farben möglich, was für heutige Zwecke sicher nicht mehr ausreicht. Das bedeutet, das NVDI noch dazugekauft werden muß. Das macht das Gesamtpaket zwar teurer, aber NVDI als de-facto-Standard darf auf keinem Rechner/Emulator fehlen. Sobald NVDI installiert ist, verlieren die Auflösungseinstellungen im Systemparameter-Menü ihre Gültigkeit. Die Auflösung wird dann innerhalb von MagiC eingestellt - eine etwas ungeschickte Lösung.
Neben diversen anderen kleinen Einstellungen bietet MagiCPC noch einen Compiler. Als Emulator setzt MagiCPC den Atari-Code automatisch in Intel-Code um. Der Compiler merkt sich nun bereits umgesetzten Code, so das eine Geschwindigkeitssteigerung erreicht wird. Allerdings kann es zu Inkompatibilitäten mit einigen Anwendungen kommen.
Als Desktop erscheint das bekannte Jinnee. Das Arbeitsgefühl ist wie von MagiC auf dem Atari gewohnt gut. Nur manche Programme spielen nicht mit und behaupten frech, der emulierte Atari sei zu langsam, bloß weil keine 68030 CPU emuliert wird (Aniplayer).
Wer will, kann das mitgelieferte MagiC-OS durch ein SingleTOS ersetzen. Diese Möglichkeit wird zwar erwähnt, ist aber eher kümmerlich im Programm eingebunden: die Datei muß kopiert und umbenannt werden. Eigentlich wäre dies eine gute Ergänzung zu den Systemeinstellungen.
Das vor kurzem erschienen Update auf MagiC 6.20 ist leider genauso schwer zu installiert wie die andere Variante.

Fazit: Wer MagiC auf dem PC braucht, kommt um MagiCPC nicht herum. Der Preis ist aufgrund des Leistungsumfangs durchaus gerechtfertigt.

MagiCMac

MagiCMac hat von allen ST-Emulatoren wohl am meisten Aufregung ausgelöst. Machte der Emulator in den ersten Jahren vor allem durch seine Geschwindigkeit Schlagzeilen, ist es heute das Warten auf eine Mac OS X-fähige Version.
MagicMac konnte sich zu nutze machen, das die Prozessoren der 68k-Macs praktisch identisch sind mit denen im Atari. Als dann später eine PowerPC-fähige Version erschien, benutze MagiCMac nicht etwa eine eigene CPU-Emulation, sondern griff auf die des MacOS zu. Diese fehlt im neuen OSX, weshalb sich ASH seit einiger Zeit abmüht eine Prozessor-Emulation einzubauen. Eine erste Beta-Version wurde bereits veröffentlicht. Allerdings hatte MagiCMac schon vorher diverse Probleme, denn wer brav jedes Update-Schritt von Apple mitgemacht hat, mußte hinterher oft feststellen, das MagiCMac nicht mehr läuft. MagiCMac teilt die Optionen - bis auf die Compilierung - mit MagiCPC. Im Gegensatz zu MPC läuft MMac immer im Vollbild-Modus. Die Geschwindigkeit ist sehr hoch, spannend wird ein Vergleich aber erst, wenn die Version für OSX fertig ist.

Fazit: Mac OS X-Anwender, die nicht warten wollen, sollten einen Blick auf Nostalgia werfen. Ansonsten bleibt MagiCMac konkurrenzlos - allerdings wird bereits an einer OSX-Version von Aranym gearbeitet.

STemulator

Der STemulator hat sich inzwischen eine treue Fangemeinde erarbeitet und gelegentlich flammt sogar etwas wie Rivalität zwischen MagiCPC/Mac und STemulator-Benutzern auf.
Der STemulator kann auf Atari-Anwendungen angemeldet, aber auch "alleine" gestartet werden. Für jedes Programm lassen sich individuell Parameter wie Speicherausbau, Auflösung festlegen.
Beim Bildschirm wird zwischen Atari-Standardauflösung und GDI (Windows-Gegenstück zum VDI) unterschieden. Bis auf TT-High und TT-Low stehen alle Standardauflösungen zur Verfügung. Bei den Atari-Auflösungen wird der Bildschirminhalt zyklisch aus dem Atari-Bildschirmspeicher auf den Windows-Bildschirm. Dadurch wird die Darstellung langsamer.
Die Farbanzahl läßt sich erst im GDI-Modus regeln. Neben Monochrom stehen 256 und 65000 Farben zur Auswahl.
Die RAM-Auswahl unterscheidet zwischen ST- und TT-RAM. ST-RAM kann bis zu 14 MB groß sein, TT bis zu 2 GB.
Die Laufwerksauswahl sieht etwas schicker aus als bei MagiCPC, bietet aber etwas weniger Funktionen. So sind keine HD-Images möglich, die bei den kleinen Atari-Dateien sonst Speicherplatzvorteile auf der Festplatte bringen. Hier sollte nachgebessert werden, am besten man übernimmt das HD-Image-Format von MagiCPC. Ebenfalls vermisst wurden Disk-Images.
Dafür bietet der STemulator Einstellungs-Sets an.
In den Extras bietet der STemulator MiNT Directory Funktionen an. Dabei können Atari-Programme wie Boxkite lange Dateinamen auch ohne MiNT darstellen. Damit der Desktop diese auch anzeigt, wird statt des Original-Desktops bei der Gold-Version Thing gestartet. Eine gute Idee ist auch die SpeedoGDOS-Emulation, die Windows-Fonts und -Druckertreiber zur Verfügung stellt. Es handelt sich aber nicht um eine Neuprogrammierung von Speedo, sondern nur um eine geschickte Ausnutzung der Resourcen, die Windows bietet.
In der Gold-Version kann MultiTOS bequem über einen Schalter gestartet werden. MultiTOS war auf Original-Ataris eine echte Krücke, läuft aber in der Emulation recht angenehm. Es wäre schön, wenn in der Zukunft auch Axel Scherers Stemumint, eine aktuelle MiNT-Distribution mit XaAES, zum Lieferumfang gehören würde. Da auch N.AES 1.2 in einer STemulator-Version erhältlich ist, präsentiert sich der STemulator als Emulator für MiNT-Fans.
Die Kompatibilität zu Anwendungsprogrammen ist dank jahrelanger Entwicklung groß. Die aktuelle Version emuliert aber noch den 68000, was die Einsatzgebiete etwas einschränkt. Mit Spielen sieht es eher schlecht aus. Vergleicht man die Joystick-Einstellungen von STemulator und Steem, wird schon deutlich, das der STemulator nur für Anwender gedacht ist.
Schade ist, das sich das TOS im STemulator nicht austauschen läßt. Es bleibt immer ein TOS 2.06. Ebenso kann nur ein Bruchteil an Systemparametern während der Laufzeit geändert werden und ein Shutdown/Neustart ist über das System-Menü nicht möglich.

Fazit: Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob STemulator oder MagiCPC der bessere Emulator ist. Wer MiNT benötigt, wird um den STemulator nicht herumkommen. An der Präsentation von Einstellungen kann sich MagiCPC ruhig ein Beispiel nehmen.

Was für wen?

Wenn Sie Unix-Spieler sind...
... dann XSteem
Wenn Sie mit dem Emulator MIDI betreiben wollen...
... dann Steem/XSteem
Wenn Sie Demos sehen möchten...
... dann SainT
Wenn Sie auf MagiC angewiesen sind...
... dann MagiCPC oder MagiCMac
Wenn Sie mit MiNT auf dem PC arbeiten wollen...
... dann STemulator Gold
Wenn es DOS sein muß...
... dann PaCifiST (Spiele) bzw. TOSBox
Wenn sie das modernste benötigen...
... dann Aranym/Linux

http://lvogel.free.fr/stonc.htm
http://www.vhf.de/hardware/janus/janus.html
http://www.itimpi.freeserve.co.uk/tosforql.htm
http://sourceforge.net/projects/winston/
http://www.geocities.com/tosbox/
http://aranym.atari.org/
http://fast.emuunlim.com/
http://pweb.uunet.de/ajs.ob/atari/
http://steem.atari.org/
http://saint.atari.org/
http://www.stemulator.net/


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 07 / 2002, Seite 49

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