Digitale Fotografie: Besser Fotografieren - auch am Atari

Unser Artikel über die digitale Fotografie in Ausgabe 12-2001 hat viel Interesse nach sich gezogen. Aus diesem Grunde liefern wir hier einige Tipps & Tricks für Sie nach...

Dieser Artikel soll keine komplett Beschreibung über die Arbeitsweise digitaler Kameras geben und schon gar keinen Testbericht darstellen, sondern vielmehr einige grundlegende Tipps und Tricks geben. In erster Linie soll er klarmachen, dass auch Atari-Anwender digitale Kameras an ihrem eigenen Computer nutzen können. Es soll also beschrieben werden, wie die Bilder von Ihrer Kamera in den Rechner kommen. Außerdem möchten wir einige Ideen vermitteln...

Atari-Rechner können heutzutage am besten zusammen mit digitalen Kameras genutzt werden, wenn diese über austauschbare Speichermedien verfügen. Natürlich gibt es auch die Shareware-Lösung PhotoTip, die direkt Daten über die serielle Schnittstelle mit einigen Kameramodellen austauschen kann. Das Programm enthalt auch einige Funktionen zur Bearbeitung der Bilder, allerdings werden immer weniger Kameras mit seriellem Port ausgerüstet, weshalb der Atari auf diesem Wege in absehbarer Zeit in einer Sackgasse sitzen wird...

Hier sind gute Nachrichten

Wenn eine Kamera austauschbare Speichermedien oder Memory Cards nutzt, kann sie mit dem Atari betrieben werden - egal, ob sie Smart Media- oder Compact Flash-Karten einsetzt - sie müssen nur etwas mehr Geld investieren. Doch dieses Geld ist gut angelegt. 20 oder 30 große Bilddateien über die serielle Schnittstelle zu übertragen, ist auf jedem Computer eine zeitaufwändige Sache.

Zum Auslesen von Memory Cards können Kartenlesegeräte gekauft werden. In diese werden die Medien eingesteckt, damit sie vom angeschlossenen Computer ausgelesen werden können. Die mögliche Geschwindigkeit ist hier - abhängig von der unterstützten Schnittstelle - um ein vielfaches höher als das direkte Auslesen über den seriellen Port. So kann es z.B. bis zu 20 Minuten dauern, eine 8 MBytes große Bilddatei per serielle Schnittstelle direkt an einen Macintosh zu übertragen. Mit einem SCSI-Kartenleser dauert derselbe Prozess auf einem Mac 20 Sekunden, auf dem Atari sogar nur 10 Sekunden. Wenn Sie viele große Bilder erstellen, macht die Anschaffung eines Lesegeräts also auf jeden Fall sehr viel Sinn.

Ganz günstig ist der Zusatzartikel jedoch nicht. Die USB- und FireWire-Versionen sind in den letzten Monaten ziemlich im Preis gesunken und zum Teil für unter EUR 50 - erhältlich. Beide können bisher jedoch am Atari nicht genutzt werden. Die SCSI-Variante ist jedoch weitaus teurer. Abhängig vom Anbieter kosten SCSI-Ceräte mit einem Kartenslot (und mehr werden Sie in der Regel nicht benötigen) zwischen EUR 125.- und EUR 200.-. Modelle mit drei Slots kosten dagegen bis zu EUR 500.-. Empfehlenswert sind z.B. Lesegeräte von Minolta und Microtek.

SCSI-Kartenleser werden einfach in die bestehende SCSI-Kette gehängt, es gelten also dieselben Möglichkeiten und Vorschriften wie bei anderen SCSI-Ceräten. Auf Seiten der Software wird das Programm MEDIACHG benötigt, das Teil der HD-Driver-Distribution ist. Alternativ können Sie auch die Freeware-Lösung BICDOS nutzen, auf die Sie sogar angewiesen sind, wenn Sie Medien mit einer Speicherkapazität über 32 MBytes nutzen möchten. MEDIACHG kann direkt vom Desktop aus gestartet werden, scheint aber in der Praxis auch keine Probleme zu machen, wenn Sie es im AUTO-Ordner platzieren.

Vorteil Atari

Hier kommt ein echter Vorteil, wenn Sie ein Lesegerät am Atari nutzen: Memory Cards haben manchmal die böse Eigenschaft, dass sie unbrauchbar werden. Der Hersteller rät Ihnen dann zumeist, eine andere Karte zu verwenden - ärgerlich bei dem nicht allzu geringen Preis einer Speicherkarte. Ich selbst besitze mittlerweile dreißig dieser Karten, und mir ist es bisher zweimal passiert, dass eine Karte kaputt ging. Der Macintosh konnte 'e Karten nicht mehr formatieren, und gemäß Olympus, deren Kamera ich nutzte, sollte ich sie am ehesten wegschmeißen. Der Macintosh hängte sich bei dem Versuch der Formatierung kurzerhand auf, aber mit dem HD-Driver war es mir auf dem Atari möglich, die Karte zu formatieren. Zwar handelte es sich um das Atari-Dateiformat, allerdings konnte die so vorbereitete Karte in der Digitalkamera erkannt und nun neu formatiert werden. So entstand kein Verlust und ich konnte bereits über EUR 100.- durch die Nutzung des Atari sparen.

Was ist eine digitale Kamera?

Wenn Sie eine konventionelle Kamera betätigen, öffnet sich ein Verschluss, der den lichtsensitiven Film schützt. Die Kameralinse fokussiert nun das eintretende Licht auf den Film, auf dem das Bild aufgenommen wird. Sie können mit diesem Film dann ins Fotolabor trotten, um nach der Entwicklung Ihre Bilder in Empfang zu nehmen. Im Grunde arbeitet eine digitale Kamera ganz ähnlich wie eine konventionelle Kamera, mit dem Unterschied, dass das Licht nicht auf einen Film sondern auf einen lichtsensitiven elektronischen Receiver fällt. Die Mehrheit der digitalen Kameras nutzt dabei einen sogenannten CCD (Charge Coupled Device)-Receiver, der identisch mit den Receivern in einem Flachbett-Scanner ist. Dieser Receiver, bestehend aus Millionen von Sensoren, speichern das erzeugte Bild dann in den festen oder auswechselbaren Speicher der Kamera. Wenn Ihre Kamera nur über festen Speicher verfügt, schließen Sie sie nun an den Atari an, um die Daten zu übertragen. Wenn die Bilder auf einer Memory Card gespeichert werden, ziehen Sie diese nun ab, stecken sie in das Lesegerät und übertragen die Daten so an den Computer.

Viele Kameras sind mit einer digitalen Zoom-Funktion ausgestattet. Dies bedeutet, dass die integrierte Software der Kamera die Bilder automatisch interpoliert. Diese Funktion ist im Grunde aber unnötig, wenn Sie bereits Software besitzen, die diese Aufgabe zumeist weitaus besser erledigt. Auf dem Atari kann z.B. Photoline oder auch das optionale Filters-Modul des Calamus Grafiken interpolieren. Dies ist ein guter Weg, um Grafiken ohne Raster auszudrucken, allerdings verbessert sich die Bildqualität nicht wirklich. Die Software vergrößert ein existierendes Bild nur, indem sie „intelligent" Pixel in der umgebenden Durchschnittsfarbe hinzufügt. Wenn Sie Geld investieren möchten, halten Sie also Ausschau nach Kameras mit optischen und nicht mit digitalem Zoom.

Achten sei auf Modelle mit TTL. Die steht für „Through the Lens". Sie schauen also durch die Linse und sehen direkt, was Sie fotografieren.

Viele digitale Kameras können auch kurze Videosequenzen aufnehmen. Wenn Sie dies wünschen, sollten Sie jedoch bedenken, dass diese Option Geld kostet und oftmals die durchschnittlichen Leistungen des Foto-Teils kaschiert. Außerdem kann nur soviel Video aufgenommen werden, wie in einen Speicherkarte passt - und das ist nicht viel. Wenn Sie Video möchten, dann kaufen Sie eine Videokamera!

# Tipps & Tricks

Viele Kameras sind Batterienfresser. Kaufen Sie daher nie eine Kamera mit einer proprietären Batterie. Egal, wie gut die Kamera ist: Sie bezahlen sich dumm und dusslig für spezielle Batterien! Kaufen Sie eine Kamera, die sich mit konventionellen Batterien betreiben lässt. Kaufen Sie zur Kamera außerdem wirklich gute Akkus und eine Ladegerät. AA-Batterien reichen für gerade einmal 10 Minuten, während N1MH (Nickel Metal Hydride)-Batterien bis zu 100 Bilder mitmachen, bevor sie aufgeladen werden müssen.

Achten Sie darauf, dass die Kamera mit einem LCD-Display ausgestattet ist, die die aufgenommenen Bilder anzeigt. Sie können dann gleich vor Ort kontrollieren, welche Bilder es wert sind, gespeichert zu werden. Bedenken Sie aber, dass die Bildschirme Energie fressen! Die Kamera muss also den Screen ausschalten lassen. Die Batterien halten dreimal so lang, wenn der Screen vorsichtig genutzt wird. Hin und wieder macht dass Aussortieren am heimischen Bildschirm auch mehr Sinn, immerhin offenbaren sich Details, die auf den kleinen LCD-Screens nicht zu sehen waren...

Wenn Ihr Budget begrenzt ist (und wessen Budget ist das nicht?) und Sie nicht in eine Kamera investieren können, die mehr als 500 Euro kostet, dann sollten Sie darauf achten, dass Sie ein Modell erwischen, dessen Linse für Zusatzadapter vorbereitet ist. Diese sind zwar nicht so gut wie austauschbare Linsen, allerdings gibt es einige anständige Tele- und Weitwinkelobjekte. Wenn kein Gewinde an der Linse ist, dann müssen Sie mit den Einstellungen arbeiten, die der Hersteller anbietet.

Lassen Sie sich nicht von der Anzahl der Pixel überrumpeln. 2 Megapixel ist derzeit ein durchaus guter Wert. Viel wichtiger ist die Frage, wie gut die Linse ist. So bietet Canon ein Modell mit 1.7 Megapixeln an, die austauschbare Linsen bietet und daher bessere Ergebnisse erzielt als viele Kameras mit 4 oder gar 5 Megapixeln.

Nur noch sehr günstige Kameramodelle benutzen heutzutage fixen Speicher, immer mehr Geräte kommen mit den praktischen Memory Cards auf den Markt. Dies macht durchaus Sinn. Wenn der Speicher kaputt geht, müssen Sie nicht gleich die gesamte Kamera wegschmeißen. Außerdem können Sie die Karten ähnlich einem Film überall mit hinnehmen und so stets Ersatz parat haben, wenn ein Medium voll ist.

Am Rande sei noch erwähnt, dass es neben der CCD-Technologie noch ein zweites Verfahren gibt: CMOS (Complimentary Metal Oxide Semiconductor). CMOS nutzt weitaus weniger Energie als die CCD-Technologie, ist aber derzeit noch nicht so leistungsfähig wie CCD. Allerdings ist hier mit einer Weiterentwicklung der Technologie zu rechnen, sodass wir schon bald mehr CMOS-Maschinen sehen werden.

Dateien, Formate und Software

Digitale Kameras speichern Bilder in einer Vielzahl unterschiedlicher Formate. jPEG und TIFF sind die wohl am weitesten verbreiteten Arten. Sie können auch am Atari ohne Probleme genutzt werden. PhotoTip, Papilion, PixArt, Photoline, ImageCopy, GEMView, Calamus und viele andere Programme können damit ohne Umwege umgehen.

Viele Kameras für ambitionierte Modelle nutzen nicht nur die bekannten Formate, sondern bieten zusätzliche Möglichkeiten, die spezielle Software voraussetzt. So kann die Nikon DX1, ein Gerät für professionelle Anwender, Bilder aufnehmen, die 17 MBytes groß sind -genau, es handelt sich dabei um ein einzelnes Bild! Diese Datei ist im TIFF-Format, das problemlos am Atari weiter zu verarbeiten ist. Alternativ kann jedoch auch ein Raw-Data-Format festgehalten werden, dass eine hohe Kompressionsrate bei minimalen Datenverlusten bietet. Aus 17 MBytes werden hier 11 MBytes. Auf dem Atari kann dieses Format allerdings nicht gelesen werden. Bedenkt man aber, dass die meisten Kameras auch das jPEG-Format anbieten, kann mit dieser Einschränkung wohl gelebt werden. Natürlich haben jPEG-Bilder einen höheren Datenverlust, bei kleinen Kompressionsraten fällt dies jedoch nicht allzu stark ins Gewicht. Im Vergleich zum TIFF-Format gibt es Vorteile. Eine 7 MBytes große Datei schrumpft im jPEG-Verfahren auf 2 MBytes, ohne große Abstriche in der Qualität zu machen.

Die übertragenen Bilder können am Atari wie jede andere Grafik behandelt werden. Wenn Sie die Bilder nur rotieren möchten, kann dies jede der genannten Programme für Sie erledigen. Für weiterführende Aufgaben benutzen Sie komplexe EBV-Programme. Das frei erhältliche PixArt ist z.B. sehr zu empfehlen. Aber auch PhotoTip bietet weitaus mehr als die Programme, die standardmäßig für PC und Mac mit den Kameras ausgeliefert werden.

Welche Kamera ist die richtige?

Der Markt für digitale Kameras ist in den letzten Jahren explodiert. Nach und nach gehört sie fast zur Grundausstattung eines durchschnittlichen Anwenders. Für weit unter EUR 1000.- bekommen Sie bereits eine Kamera mit guter Qualität. Allerdings müssen Sie hier oftmals mit Limitierungen bzgl. der Flexibilität der Linsen usw. leben. Ambitioniertere Modelle wie die angesprochene Nikon DX1 haben diese Probleme nicht, da sie die regulären, hochklassigen Nikon-Linsen nutzen. Allerdings kostet so eine Kamera dann auch um EUR 6000.-. Auch andere Hersteller wie Fuji und Canon bieten Modelle mit austauschbaren Linsensystem an, die aber trotzdem die Flexibilität einer 35 mm-Kamera haben.

Wie sieht es mit günstigeren Modellen aus? Sie bekommen für unter EUR 500.- Modelle, die Ihren Bedürfnissen durchaus entsprechen können. Im Gegensatz zu konventionellen Kameras mag das immer noch viel erscheinen -vergessen Sie aber nicht, dass Sie nie wieder in Filme und deren Entwicklung investieren müssen. Sie brauchen nur die Bilder ausdrucken, die Sie wirklich benötigen oder sie an Freunde und Verwandte weitersenden.

Dieser Artikel erschien im englischen Original in dem britischen Online-Magazin MyAtari.


Dave Barkin Thomas Raukamp (Übersetzung)
Aus: ST-Computer 03 / 2002, Seite 34

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