Wer ist eigentlich... Thomas Göttsch?

Thomas, seit wie vielen Jahren arbeitest Du mit dein Atari?

Ich hab meinen ersten 260 ST im Januar 1986 bei Karstadt gekauft, noch mit Disketten-TOS. Es sind also inzwischen gut 15 Jahre, dass ich mit Atari und TOS etwas zu tun habe.

Ich hatte zuerst einen Sinclair Spectrum irgendwann 1983 gekauft und auf diesem wild in Assembler herumprogrammiert. Dann las ich in der DataWelt (wer kennt die noch?) von einem neuen sagenumwobenen Rechner mit so etwas Seltsamen wie GEM als Betriebssystem. Nachdem ich den Rechner auf der CeBit 85 gesehen hatte, wollte ich ihn dann haben. Der wurde dann irgendwann, nachdem ich etwas zuviel an ihm rumgebastelt hatte, durch einen 520 ST ersetzt. Einen TT oder Falcon habe ich nie gehabt. Ab '93 habe ich dann auch nicht mehr viel aktiv gemacht, bis '95 der erste PC und '97 der Milan kam.

Wann kam für Dich der Entschluss, einen Atari-Emulator zu programmieren?

Wie Linus die Performance und Fähigkeiten seines 386er ausloten wollte, hatte es mir mein Pentium 90@100 und Windows 95 angetan, ich wollte unbedingt das Programmieren des Systems an einen sinnvollen Projekt lernen, So holte ich mir meine alten 68k-Bücher und das Profibuch und fing an, einen 68K Emulator in x86-Assembler zu schreiben.

Als der STEmulator auf den Markt kam, gab es mit MagiC PC ja bereits einen kommerziellen Emulator auf dem PC-Markt. Warum wolltest Du einen weiteren veröffentlichen?

Mit TOS2WIN und dem Gemulator waren es sogar drei. MagiC PC ist zu teuer und ohne das passende NVDI eigentlich unbenutzbar, deshalb haben wir in einem günstigen Emulator, der sich konsequent in Windows einbettet, durchaus ein Marktpotential gesehen. Außerdem hat man mich mit Geld gezwungen (lacht).

Der STEmu ist dafür gedacht, professionelle Programme auszuführen. Es bindet sich in Windows ein und stellt dessen Ressourcen zur Verfügung. Auf das Dateisystem, NVDI-Drucker und Schriften kann über die auf modernen TOS-Systemen (NVDI, MiNT) definierten Schnittstellen zugegriffen werden. Außerdem ist er auf Geschwindigkeit getrimmt. Die Freeware-Emulatoren wollen das Original möglichst genau wiedergeben, um hauptsächlich Spiele und Demos zum Laufen zu bringen. Dies ist nicht mein Ziel.

Auf dem Atari-Park in Köln gewährtest Du ein Preview auf die Version 2.0 des STEmulator. Was werden die herausragenden Neuerungen sein?

Hauptsächlich die Modularität und der Zugriff auf das darunterliegende Hostsystem. Die Modularität deshalb, da es so einfacher ist, Bugfixes anzubringen und weitere Features einzubauen. Die Unterstützung von nachladbaren nativen x86-Modulen ermöglicht es Entwicklern, aus GFA Basic oder PureC eigene x86-Routinen aufzurufen. Diese Routinen können dann ihrerseits auch wieder 68k-Routinen im STEmu-Kernel aufrufen. Auf dieser Basis ist es dann möglich, dass der 2.0 eine 68LC040 CPU, eine FPU, TOS 4.04, einen direkten XHDI-Laufwerkszugriff und anderes bekommt. Eventuell klappt es auch mit der Soundchip-Ausgabe, sonst wird das Modul nachgeliefert.

Das sieht ja alles nach einem Falcon-Emulator aus, es fehlt eigentlich nur noch eine DSP-Emulation. Ist auch mit diesem Modul bald zu rechnen?

Von mir nicht, aber vielleicht hat Frontier Systems oder einer der Deesse-Anwender Lust, ein Modul dafür zu schreiben. Die Möglichkeiten dafür sind mit der 2.0 gegeben.

Welche Plattform eignet sich eigentlich Deiner Meinung nach besser als Hostsystem für ein Atari-Environment? Der PC oder der Macintosh?

Im Prinzip alle, da heuzutage Prozessoren schnell genug sind. Allerdings ist aus historischen und architektonischen Gründen die PowerPC-CPU deutlich besser geeignet, einen 68k-Prozessor zu emulieren. Die heutigen Betriebssysteme sind gleichwertig.

Wie siehst Du Projekte wie ARAnyM?

Sehr interessant. Das Konzept ist gut, und die Leute die daran arbeiten, haben Ahnung und sind motiviert. Mal sehen, was da noch kommt. Allerdings habe ich mit Linux nicht viel am Hut. Das läuft auf meinem Rechner nur als Emulation im Window.



Aus: ST-Computer 01 / 2002, Seite 58

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