Hyperforce: Jaguar only!

Songbird Productions hat mit Skyhammer und Soccer Kid Joe in den letzten Monaten für frischen Wind in der Jaguar-Szene gesorgt. Nun liegt mit Hyperforce der dritte Streich der amerikanischen Game-Schmiede vor.

Der Testbericht in diesem Monats beschäftigt sich mit der aktuellen Neuveröffentlichung für den Atari Jaguar aus dem Hause Songbird - dem 2D-Actionshooter Hyperforce.

Lieferumfang

Auch bei diesem Spiel ändert sich nichts an dem gewohnt hohen Standard von Songbird. Das mit einem hübschen Farbcover versehene 2-MB-Modul wird ohne Inlay in einer Standard-Jaguar-Farbverpackung geliefert. Die Anleitung ist wie immer lediglich in Englisch vorhanden und ausschließlich schwarzweiß gehalten.

Bei Hyperforce dürfen Jaguar-Freunde einmal mehr das tun, was alle Game-Freaks sowieso am allerliebsten tun: Auf alles ballern, was nicht schnell genug weg kommt.

Die Hintergrundstory

Langsam scheint es in Mode zu kommen, die „Schuld" für Ballerorgien sowohl zwei- als auch dreidimensionaler Art multinationalen Konzernen in die Schuhe zu schieben. So auch bei dieser etwas verworrenen Hintergrundgeschichte dieses Games. Eine angreifende Macht namens „Trans Con" erobert Planet um Planet, um endlich zum finalen Schlag gegen das Oberkommando der Erde ausholen zu können. Da die Politiker einen direkten Schlag gegen Trans Con vermeiden wollen, wird ein Einzelkämpfer losgeschickt, um dem Gegner den Garaus zu machen. Hier kommz nun der Spieler in Rang und Ehren, um als Kämpfer für das Gute auf dieser Welt möglichst viele Sprites vom Bildschirm zu löschen.

Spiel, Grafik, Sound und Steuerung

Als erster Eindruck fallen dem Spieler die riesigen Sprites ins Auge, die annähernd 50 Prozent der vertikalen Bildschirmauflösung erreichen können. So bewegt man sich mit seiner Spielfigur, die einen Jetantrieb auf dem Rücken befestigt hat, laufend, hüpfend und fliegend durch eine labyrinthartige 2D-Höhlenlandschaft und tötet alles, was sich bewegt - das ist konsequent.

Leider sind diese Bewegungen auch das große Manko des Spiels. Die Animationen wirken doch sehr hölzern, und durch das ständige Auf- und Ab der eigenen Spielfigur macht die ganze Aktion einen eher hektischen Eindruck. Dafür sind die Gegner aber recht einfach zu besiegen, sodass man schnell ins nächste Level kommt. Zwischen den einzelnen Levels gibt es die Möglichkeit, unterwegs eingesammelte Bonuspunkte gegen zusätzliche Waffen einzutauschen, die z.B. statt einem einen einfachen einen dreifachen Schuss gleichzeitig erlauben. Die Schwierigkeit in höheren Levels steigt allerdings nicht an, sodass dies eigentlich nicht notwendig wäre, zumal es noch nicht einmal Endgegner gibt. Der Aufbau der Labyrinth-Gänge ähnelt sich von Level zu Level leider auch sehr, es kommt also insgesamt sehr wenig Abwechslung auf und sehr schnell Langeweile keimt schnell auf.

Positiv zu bewerten ist aber, dass jederzeit bis zu drei verschiedene Spielstände auf dem Modul gespeichert werden können und das Spiel also nicht immer von vorn begonnen werden muss.

Neben den bereits erwähnten riesigen Sprites beeindrucken auch die Sounds des Spiels. So sind die Explosionen oder Treffergeräusche doch recht laut und lassen schnell die Lautstärkeregelung an der Stereoanlage suchen. Die Hintergrundmusik hingegen ist doch sehr gelungen: ein wenig trancig und spacig, aber auch hier gilt: Geschmackssache. Selbstverständlich lässt sich die Musik auch komplett abschalten.

Ballerspaß nur für Jaguar Freunde: Hyperforce setzt grafisch keine neuen Maßstäbe, weiß aber trotzdem grafisch zu überzeugen.

Fazit

Hyperforce hinterlässt zwiespältige Eindrücke. Auf der einen Seite wird es den Jaguar-Fan freuen, einmal wieder ein Spiel zu ergattern, das Besitzer anderer Konsolen nicht ihr Eigen nennen können. Auf der anderen Seite wird er dadurch jedoch keinen Neid hervorrufen, denn dafür ist das Spiel technisch doch eher auf unterem Niveau angesiedelt, wenig abwechslungsreich und eben vor allem recht teuer. Hier wird Exklusivität mit einem zu hohen Preis bezahlt.

Dabei kann man weder dem Hersteller, noch dem deutschen Importeur einen Vorwurf machen: Modul, Verpackung, Zoll und Versand haben nun einmal leider ihren Preis.

Ob dieser Preis allerdings dem Spiel an sich gerecht wird, muss jeder Jaguar-Besitzer wohl für sich selbst beantworten. Realistisch bewertet lohnt sich der Kauf des Moduls wohl nur für denjenigen, der mit aktuellen 3D-Spielen einfach nichts anfangen kann, oder der unbedingt seine Sammlung vervollständigen möchte. Allen anderen sei der Kauf preiswerter 2D-Shooter mit länger anhaltendem Spielspaß wie „Defender 2000", „Crescent Galaxy" oder auch „Protector" empfohlen. □

Hyperforce: DM 199,-

The Video Game Source, Salzbrücker Str. 36,
D-21335 Lüneburg
info@atarihq.de
atarihq.de

Songbird Productions, 1 774 10th Ave SE, Rochester,
MN 55904, USA
songbird.atari.org


Frank Szymanski
Aus: ST-Computer 12 / 2000, Seite 52

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite