Atari Scene - Partyreport: Unconvential 2000


Technikschau mitten auf dem Land: Die Unconventional 2000 zog zahlreiche Atari-Fans mit ihren 8- und 16-32-Bittern nach Lengenfeld in Thüringen.

Was tut man nicht alles, um an einer Atari-Convention teilzunehmen? Es werden unmenschlich lange Anfahrten in Kauf genommen, schlecht formulierte Anfahrtsbeschreibungen dechiffriert und Mägen mit inkonsistentem Fast Food über die lange Zeitspanne ruhig gestellt. Und wie es bei Atari-Partys so üblich ist, wird diese Prozedur nicht nur innerhalb Deutschlands sondern auch über Europas Grenzen hinweg wiederholt. Von Flügen bis hin zu Fährverbindungen ist da nochmal einiges extra drin.

Vom ersten bis zum dritten September wurde die versammelte Atari Gemeinde diesmal nach Lengenfeld in Thüringen gebeten. Dieser entlegene Ort wurde wohl vor allem gewählt, um die recht starke 8-Bit Scene aus Polen und der Tscheche! auf diese Party zu locken. Am Ende sah es dann aber irgendwie mehr so aus, als hätten neben reichlich deutschen Atarianern eher noch Scener aus Frankreich und Holland den Weg gefunden. Den längsten Weg hat aber wohl ein 8-Bitter aus Israel auf sich genommen, der dann auch direkt Zielobjekt der anwesenden Lokalpresse wurde.


Die Teilnehmer der Unconventional produzierten wieder interessante Ergebnisse. Alle Scener konnten daher zufrieden den manchmal beträchtlichen Heimweg antreten.

Location

Nicht ganz so weit entfernt, genauer gesagt in Nordrhein-Westfalen, organisierte sich ein Trupp unter der Leitung des Atari Classic-(Tripple-A)-Chefredakteurs Bastian Moritz und unter Beteiligung meinerseits, um gemeinsam die Reise nach Osten anzutreten. Auf dem Weg dorthin wurden noch ein paar Rechner sowie Stephan Pollok und Claus Louis aufgelesen, womit die Gruppe schließlich komplett war. Die Anfahrt gestaltete sich soweit unproblematisch, auch wenn wir fast den Tücken des ostdeutschen Bermuda-Dreiecks bei Schleiz, Greiz und Reiz erlegen wären. Im kleinen Örtchen Lengenfeld selbst navigierten uns dann kleine Pappschildchen mit der Aufschrift "Atari Messe" zum Ort des Geschehens, dem Schützenhaus der Gemeinde. Die Location lag etwas außerhalb auf einem Hügel, und dort angekommen machte sich unwillkürlich der Eindruck breit, dass wir für die nächsten Tage Ferien auf einem Bauernhof machen werden. Vor allem, da sich ein Trupp aus Holland direkt mit einem Zelt auf der Wiese niedergelassen hatte und die Schafe nebenan blöken. Im Inneren wurden wir dann auch direkt vom Organisator Thorsten Butschke willkommen geheißen und es ging daran, auszupacken, aufzubauen und auszuchecken wer sonst noch so da war. Die angemietete Halle bot massig Platz, sodass es einem etwas leer vorkam, aber am Ende waren wohl doch so um die 40 bis 50 Leute anwesend. Schön getrennt, die 8-Bitter auf der linken und die 16-/ 32-Bitter auf der rechten Seite der Halle.

Programm

Einen ersten Programmpunkt hatten wir bereits verpasst: den Festplatten-Weitwurf, den Stanislav Opichals für sich entscheiden konnte. Doch schon kurze Zeit später ging es weiter zur inoffiziellen Weltmeisterschaft im Millipede, die sich über mehrere Runden mit Viertel- und Halbfinals bis in die späte Nacht hinein erstreckte. Nachdem ich die Vorrunde noch mit einer beachtlichen Punktzahl und Platz 5 insgesamt beendet hatte, musste ich allerdings in der nächsten Runde nach einer miserablen Leistung ausscheiden. Die Zeit dazwischen konnte man sich ganz gut durch längere Gespräche, ein paar Runden Computerspielen und Demogucken vertreiben.

Gegen Abend kam dann die Party richtig in Schwung. Es wurde noch einmal eine Großbestellung beim Italiener aufgegeben und der Grill versorgte den Rest mit Bratwürsten. Inzwischen wurden die Millipede-Finalspiele mit einem Beamer großflächig an die Wand projeziert und für die passende musikalische Untermalung sorgte MC Laser aka Lotek-Style, der als Dj fungierte und ein sehr gutes Set auflegte. Auch wenn sich ein paar, die noch kräftig an ihren Compo-Beiträgen feilten, in die ruhigeren Nebenräume verzogen. Gegen 0 Uhr kehrte dann Ruhe ein, da jetzt eigentlich alle Vorbereitungen für die Competitions getroffen werden sollten. Diese Prozedur verschlang dann doch noch genügend Zeit, um zu den 8-Bit-tern rüberzuwandern und einige fette Demos zu betrachten. Und die verhalfen Ataris Ältesten auch zu allen Ehren und wären problemlos als ST-Demos durchgegangen. Nicht minder beeindruckend war das Equipment, das dort aufgetürmt war: etliche Diskettenlaufwerke, RAM-Erweiterungen etc. Die 8-Bit Scene scheint allgemein sehr gut organisiert zu sein. Der ABBUC zählt weiterhin etwa 400 Mitglieder.

Competitions

Schließlich konnte es endlich losgehen. Auf dem Programm standen alle üblichen Wettbewerbe von Grafik-, MOD- über Chip- zu Democompetitions. Was sich hier mit einem Satz abhaken lässt, zog sich aber über drei oder vier Stunden hin. Das lag allerdings nicht an der Beitragsanzahl, sondern an technischen Problemen hier und da. Die kleinen Zwangspausen wurden jedoch elegant von Mr. XY überspielt, der nicht nur mit einem äußerst hohen Alkoholpegel glänzte, sondern auch der ein oder anderen humoresken Bemerkung - um es mal so zu sagen.;-)

Nach den Compos verließ der Großteil der Besucher den Hauptsaal, um zwischen zwei bis sechs Stunden Schlaf abzuleisten. Selbst Mr. XY wurde schließlich Opfer seiner Müdigkeit und schlief elegant auf einem Stuhl ein. Ein kleiner (ganz kleiner) Teil harrte jedoch aus und vertrieb sich die Zeit mit bewegenden Diskussionen bzw. der Auszählung der Stimmzettel. Im weiteren Verlauf des Morgens optimierte ich noch den frischgeschriebenen Scroller für Bastians 8-Bitter, dessen kurzes Listing ich einem BASIC-Buch entnommen hatte. Mit optimieren meine ich dabei mehr die Feinarbeit am Inhalt. Somit schmückte dann für einige Zeit ein durchlaufendes "Milhouse" den kleinen Fernseher.

Gegen Mittag ging es dann an die Preisverleihung. Großer Abräumer wurde 505 bei den Musikern, der in der Chipcompo die ersten beiden und bei der MOD-Compo den ersten Platz belegte. Die Grafikcompo entschied Moondog für sich, dicht gefolgt von Paranoid. Bei den Democompos gab es jeweils (8-Bit und 16-/32-Bit) nur zwei Beiträge. Die 8-Bit Demos waren nur kleine Intros, und wer dort nun den ersten und zweiten Platz belegt hat, kann ich nicht mehr genau sagen. Auf der anderen Seite gab es dafür zwei richtige Demos, zum einen Heresy für den Falcon von Paranoia und das wirklich sehr schön gemachte Apocalypse von Loud! für den STE, das die Compo auch gewann.

Anschließend begannen die meisten so langsam die Sachen zu packen und die lange Heimreise anzutreten. Dem schloss sich auch unser Trupp aus NRW an - und ich konnte mein Preisgeld für den dritten Platz bei der MOD-Compo direkt wieder an Bastian für’s Benzin abtreten.

Alles in allem gibt es für diese Party ein sehr positives Fazit. Die Atmosphäre war sehr gut und familiär und die Entscheidung, die 8-Bitter mit ins Boot zu holen, war ebenfalls begrüßenswert. Sämtliche Beiträge können übrigens wie immer von der Seite der Dead Hackers Society abgerufen werden (www.dhs.nu).

Stay cool, stay Atari, Milhouse



Aus: ST-Computer 11 / 2000, Seite 64

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