Emailer 2.1 - Die Referenz auf dem Atari?

Während für den TCP-/IP-Client STING gleich eine Vielzahl leistungsfähiger eMail-Clients zur Verfügung steht, ist für die kommerzielle Lösung Iconnect bisher nur der ASH Emailer erhältlich.

Bereits die Version 1.0 konnte viele Freunde finden. Seit einiger Zeit ist die Version 2.1 des Programms erhältlich, die wir einem Dauertest unterzogen haben.
Den ASH Emailer schlicht als eMail-Client zu bezeichnen, ist eigentlich eine Untertreibung: Neben der Verwaltung von eMails erweist er sich außerdem als ebenso komfortabler wie leistungsfähiger Newsreader. Die Bedienung ist dabei erfreulich transparent gehalten: Persönliche Mails werden ebenso verwaltet wie öffentliche Mails, der Benutzer muß also nicht umdenken.

Der Emailer hatte speziell unter MagiC bisher eine gewisse Monopolstellung: Wer IConnect als Internetsoftware verwenden wollte, kam lange Zeit um das Programm von Sven Kopacz nicht herum. In Kürze wird sich diese Situation jedoch radikal ändern: Mit Hilfe des Zusatztools IFusion wird es möglich sein, Programme, die eigentlich für STING entwickelt wurden, auch unter IConnect zu nutzen. Dadurch erwächst dem Emailer kurzfristig eine Konkurrenz, die nicht zu unterschätzen ist, da auch unter STING einige leistungsfähige eMail-Clients (z.B. MyMail) zu finden sind.

Systemvoraussetzungen

Der ASH Emailer setzt für einen fehlerfreien Betrieb mindestens die Version 3.0 des Betriebssystems MagiC voraus. Unter SingleTOS und N.AES läuft das Programm nicht. Dafür sollte aber auch der Betrieb unter MagiCMac bzw. MagiCPC gewährleistet sein.

Das Programm wird auf einer HD-Diskette ausgeliefert, wer allerdings lediglich über ein DD-Laufwerk verfügt, kann den Emailer gegen einen kleinen Aufpreis auch in diesem Format bei ASH beziehen. Die Installation geht wie von ASH gewohnt mit dem ASH-Installer vonstatten, so daß keinerlei weitere Entpackprogramme etc. vonnöten sind.

Das Arbeitsfenster

Trotz der oben genannten Monopolstellung konnte der Emailer bereits in der im letzten Jahr veröffentlichten Version 1.x überzeugen. Für das Update auf die Version 2 hat sich Sven Kopacz viele der zahlreichen Anwenderwünsche zu Herzen genommen, um sein Programm zu optimieren.

Die erste Neuerung fällt gleich beim Programmstart auf: Der Emailer hat ein neues Logo erhalten, das beim Hochfahren des Programms angezeigt wird. Danach befindet sich der Benutzer im gewohnten Arbeitsfenster, das wie in der Version 1.x zweigeteilt ist: Auf der linken Seite sind die in dem jeweils geöffneten Postfach verzeichneten Absender bzw. Empfänger von Nachrichten dargestellt, im rechten, zumeist größeren Bereich, wird die ausgewählte Nachricht angezeigt.
Die einzelnen Teilbereiche (persönliche, öffentliche, geordnete Mails) werden nach wie vor über ein Popup-Menü ausgewählt. Die wichtigsten Funktionen sind in einer Buttonleiste dargestellt, alle anderen Funktionen werden über die Menüleiste ausgewählt.

Datenbank vs. Einzeldatei

In den vergangenen Versionen wurde jede einzelne Nachricht grundsätzlich in einer eigenen Datei gespeichert. Der Vorteil dieser Methode liegt in erster Linie darin, daß die Nachrichten relativ sicher verwaltet werden können: Wenn eine bestimmte Datei zerstört oder überschrieben wird, kann auf andere Nachrichten immer noch zugegriffen werden. Wenn nur mit wenigen eMails gearbeitet wird, ist dieses Methode durchaus ausreichend schnell. Den Nachteil der Speicherung in einzelnen Dateien kennt allerdings auch jeder Benutzer, der bereits längere Zeit mit dem Emailer arbeitet: Neu ankommende und noch nicht geöffnete Mails werden mit Fragezeichen vermerkt, da die Absenderinformationen vor der Öffnung noch nicht eingelesen sind. Der Benutzer weiß also nie auf den ersten Blick, wer ihm geschrieben hat und kann deshalb z.B. auch keine Prioritäten bei der Abarbeitung der eigenen elektronischen Post setzen.

Ab der Version 2 des Emailers können Nachrichten daher alternativ endlich auch in einer Datenbank verwaltet werden. Das Programm arbeitet die ankommenden Mails automatisch durch und indiziert sie innerhalb der programminternen Datenbank. Dadurch werden die angekommenen persönlichen und öffentlichen Nachrichten komplett mit dem Namen des Absenders als neue Mails angezeigt.

Werden viele Nachrichten verwaltet, ist die Bearbeitung außerdem weitaus schneller, da bei einem Aufruf eines Postfachs nun nicht mehr jede Datei einzeln eingelesen werden muss, sondern alle Mails in einer einzigen Datei gespeichert sind. Besonders, wer mit dem Emailer öffentliche Mails bearbeitet, wird also vom Datenbank-Modus profitieren.

Wer von der Version 1.x upgraden möchte, muss allerdings erst auf den Datenbank-Modus umstellen, um ihn auch nutzen zu können. Unter dem Menüpunkt "Optionen" findet sich daher ein Einstellungsfenster, das die Modusumstellung erlaubt. Pro 1000 Nachrichten dauert die Umstellung ca. 5 Minuten.

Anhängsel

Überarbeitet wurde auch die Handhabung von Dateien, die einer Mail anhängen oder angehängt werden: Musste der Anwender bisher den "Umweg" über eine Dateiauswahlbox gehen, um eine Datei auszuwählen, kann dieses nun direkt per Drag & Drop auf das bekannte Symbol einer Büroklammer gezogen werden, um automatisch eingefügt zu werden. Ebenso intuitiv ist die Handhabung empfangener Anhänge: Enthält eine Mail eine Datei, wird auf diese in der Nachrichtenliste mittels einer Büroklammer vor dem Absendernamen hingewiesen.

Dasselbe Icon taucht wie gewohnt über der eigentlichen eMail auf. Ein Einfachklick auf dieses Symbol öffnet ein Popup-Menü, das nun den Aufruf eines eigenen Fensters für den Anhang zuläßt. Sind also mehrere Dateien vorhanden, werden diese fein säuberlich in dem Fenster aufgelistet. Auch hier wurde das Drag-&Drop-Prinzip kontinuierlich fortgesetzt: Die einzelnen Dateien lassen sich aus dem Fenster in ein Zielverzeichnis ziehen und werden dort gespeichert. Bilder und Texte können per Doppelklick oder Anwahl eines Icons auch direkt angezeigt werden.

Reply-Adresse

Wer gerne den eigenen Arbeitgeber schädigt und daher auch private eMails von der Arbeit aus verschickt, möchte oftmals die Antworten auf der privaten eMail-Adresse erhalten. Der Emailer bietet daher ab sofort ein neues Icon im Editorfenster, das die Eingabe einer Adresse ungleich der gerade benutzten gestattet. Praktisch ist dies z.B. auch dann, wenn bestimmte eMails nur auf der Adresse eines öffentlichen eMail-Services wie z.B. Hotmail empfangen oder für ein bestimmtes Thema ein anderer Ansprechpartner vermerkt werden soll. Etwas schade ist, daß eine Adresse nicht generell als Antwortadresse (z.B. ein Adresse auf einem eigenen Server) festgelegt werden kann und für jede Mail einzeln eingestellt werden muß.

Beantwortete Mails

Endlich ist auch der Überblick über den eigenen Postkasten übersichtlicher geworden: Beantwortete Mails werden innerhalb der Nachrichtenliste mit einem grünen Häkchen versehen, so daß der Benutzer jederzeit genau im Bilde darüber ist, welchen Mails er sich noch widmen muß.

Verwaltung von Adressen

Neben den Absenderinformationen im Arbeitsfenster fällt ein neues Icon auf, das das Adreßbuch darstellen soll: Ein Klick darauf genügt, um den Absender in die Adreßliste zu übernehmen. Das Adreßbuch selbst wurde leider nicht überarbeitet. So können nach wie vor weder Nickname, Postadresse noch weitere Informationen vermerkt werden.

Zurückhalten von Nachrichten

Haben Sie eine Nachricht erstellt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die Reise geschickt werden soll? Dann können Sie jetzt mit der Funktion "Zurückhalten" Mails gezielt daran hindern, versendet zu werden. Das Icon wird in diesem Fall schwächer dargestellt. Noch effektiver wäre diese Funktion jedoch, wenn die Eingabe eines bestimmten Sendedatums möglich wäre. Bisher ist der Anwender selbst dafür verantwortlich, daß er die Mail nicht vergißt.

Optisches

Wem die Neuerungen immer noch nicht genug sind, der kann das Programm auch optisch von seiner Vorgängerversion abheben: Ab sofort können sowohl die Listen- als auch die Editor- und Anzeigefenster mit einem Hintergrundbild bzw. -pattern versehen werden. Dabei können grundsätzlich alle Grafiken im IMG-Format Verwendung finden, ein Ziehen der Datei auf das jeweilige Fenster genügt. Wer das (vielleicht beim Lesen lästige) Bildchen wieder loswerden möchte, muß allerdings etwas suchen: Im Einstellungsfenster für die Farben findet sich ein entsprechender Button für das Entfernen der Hintergründe.

Fazit

Der ASH Emailer ist überaus intelligent weiterentwickelt bzw. optimiert worden. Er bietet alle Funktionen, die von einem modernen eMail-Client bzw. Newsreader erwartet werden können. Durch die Verwaltung der Nachrichten innerhalb einer Datenbank und den neuen Funktionen ist die Arbeit mit dem Programm noch komfortabler und übersichtlicher geworden.

Trotzdem wünscht man sich einige Funktionen noch ausgefeilter: Die Sortierung innerhalb der Ordner kann immer noch nicht verändert werden (z.B. nach Absender, Erstelldatum etc.). Auch das Adreßbuch könnte noch weitaus komfortabler gestaltet werden. Der Editor könnte zusätzliche Funktionen zum Festlegen des Schriftschnitts bekommen. Funktionen zum Anfordern von Empfangsbestätigungen und zur Nachrichtenverfolgung fehlen völlig.

Trotzdem stellt der Emailer ein Programm dar, mit dem man jeden Tag gern arbeitet. Es ist nach wie vor der beste eMail-Client auf dem Atari und braucht auch die Konkurrenz der STING-Clients nicht zu fürchten.

Preis: DM 69,-

Bezugsadresse: Application Systems Heidelberg Postfach 102646 69016 Heidelberg
www.application-systems.de


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 11 / 1999, Seite 51

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