Draconis 1.63 (3)

Nachdem in den letzten beiden Ausgaben hauptsächlich auf den Browser eingegangen wurde, geht es nun um Telnet und Email.

Das Draconis-Packet enthält alle wichtigen Internet-Clients und während der Emailer Marathon bereits dem "normalen" Draconis-Packet bekannt ist, gibt es Telnet sowie einen FTP-Client als Zugabe in der Pro-Version. Das Testsystem für Marathon und Telnet war ein Falcon mit 16 MHz und n.AES sowie Geneva als Betriebssystem.

Marathon

Der Emailer hat im Vergleich zum letzten Test einige Fortschritte gemacht. Dies betrifft vor allem den Editor.

Der Editor

Wenn man sich nicht gerade dafür entscheidet, Emails in einem normalen Texteditor zu schreiben, wird man sie im Marathon-Editor verfassen. Im Gegensatz zu früheren Versionen wirkt dieser nicht mehr wie eine Ansammlung von Eingabefeldern und läßt sich genauso wie ein normaler Texteditor bedienen. Textschnippsel lassen sich mit den gewohnten Shortcuts über das Clipboard austauschen und die Blockselektierung funktionierte.

Am eigentlichen Aussehen des Editors hat sich nichts geändert und so könnte der Editor - wie auch der Rest des Programms - eine optische Modernisierung durchaus vertragen. Von der Funktionalität her ist dies aber sicherlich eher zweitrangig.

Bei der Bedienung müssen gerade Einsteiger etwas vorsichtig sein, denn Marathon besitzt so gut wie keine Sicherheitsabfragen. Wurde bspw. eine Email geändert und man klickt auf Schließen, macht Marathon nicht auf dieses Versäumnis aufmerksam. Am besten man macht sich mit ein paar Testmails erst einmal mit dem Programm vertraut, da sich das Programm nicht unbedingt von selbst erschließt. Während der Testphase stürzte der Editor einmal nicht reproduzierbar ab.

Wünschenswertes

Da die meißte Arbeit wohl in den Browser geflossen ist, bleiben noch einige Wünsche übrig. Wichtig wären wohl ausgefeilte Filtersfunktionen, die sogenannte Spam-Emails schon auf dem Server unschädlich machen, denn spätestens wenn die ersten Kaufangebote für mexikanische Klimaanlagen ins Postfach geflattert kommen, wird sich wohl jeder nach einer Möglichkeit sehnen, unerwünschte Absender abzublocken. Zumindest über zwei Filterfunktion verfügt Marathon: Emails mit großen Attachments können abgeblockt werden. Die zweite wäre die manuelle Filterung, d.h. es werden erst die Nachrichtenköpfe heruntergeladen und auf Wunsch dann die komplette Email.

Der zweite Wunsch wäre die Möglichkeit auch Newsgroups mit Marathon zu lesen, was auch nicht allzu schwierig sein sollte, da Usenet und Email sich ziemlich ähnlich sind.

Telnet

Telnet-Clients zu bewerten ist schwierig, denn Telnet ist ein derart einfacher Dienst, das es kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Clients gibt.

Telnet ist einer der ältesten Dienste des Internets ist und ist besonders für Web-Master von Bedeutung. Dazu muss aber überhaupt erstmal ein Telnet-Zugang möglich sein, bei kostenlosen Web-Space-Angeboten wie Geocities steht diese Möglichkeit nicht zur Verfügung.

So auch bei DrTelnet, das alle Standardfunktionen bietet. Die Server werden in einer Liste eingetragen, ein Klick auf "Verbinde" und es wird Verbindung mit dem Server aufgenommen. Mit dem Rest hat Draconis nichts mehr zu tun: nun wird direkt mit dem verbundenen Server kommuniziert.

Zu den gängigen Anwendungen, die auf dem Server ausgeführt werden gehören mit Sicherheit die Error-Logs, die nicht gefunde Seiten und Script-Fehlermeldungen aufführen, und das Ändern der Schreib/Lese/Ausführrechte. Natürlich lassen sich auch auf dem Server Programme starten. In diesem Zusammenhang wäre es schön, wenn ein Programmierer einen X-Server für GEM schreiben könnte - dann wäre es möglich mit Telnet graphische Unix-Anwendungen auf dem Atari zu benutzen. Damit wäre dann auch Netscape in einem Atari-Fenster möglich, sofern der Browser auf dem Server installiert ist. Das einzig wünschenswerte wäre noch die Möglichkeit, die Schriftart für das Telnet-Fenster einzustellen.

Generell wünschenswertes

In allen Draconis Clients sollten die gängigen Standards unterstützt werden, die zu einem modernen Atari-Programm dazugehören, d.h. OLGA, GEMScript und BubbleGEM. Als Ersatz für letzteres gibt es eine eingebaute Lösung, die jedoch nicht vollends überzeugen konnte: der Auf- und Abbau der Sprechblasenhilfe erfolgt etwas langsam und der verwendete Schriftsatz ist zu klein. Zudem hat sich gerade BubbleGEM schon so durchgesetzt, das sich kaum noch eine Anwendung ohne BubbleGEM-Support auf den Markt traut.

Fazit

Mit Draconis pro erhält man eine Internet-Suite die diesen Namen auch verdient. Es ist dem Packet jedoch anzumerken, daß der Programmierer sich nicht vierteilen kann und so muss es eigentlich vier Fazits geben. Light of Adamas ist momentan der modernste Atari-Browser und angesichts der Tatsache das CAB nicht mehr weiterentwickelt wird, die größte Browserhoffnung. Auch wenn LoA noch nicht so ausgereift wie CAB wirkt, ist er doch die einzige Möglichkeit, Zugriff auf tausende von JavaScript-Seiten zu bekommen. Der Browser macht aber auch aus einem alten ST keinen Pentium 2 - empfehlenswert ist Adamas erst ab einem Falcon aber das hängt auch davon ab, welche Seiten man besuchen will. DrTelnet ist ein Telnet-Client ohne Fehl und Tadel. Ausgefallene Wünsche wären sicher noch da, aber für die typischen Telnet-Anwendungen reicht DrTelnet völlig aus.

Marathon ist ein relativ einfaches Email-Programm, was für die tägliche Email-Korrespondenz durchaus ausreicht. Vom Leistungsumfang wendet sich das Programm eher an den Einsteiger, der aber eine gewisse Einarbeitungszeit brauchen wird.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, das man nun auch auf Alternativen zurückgreifen kann: mit IFusion können einige STinG-Clients unter Draconis verwendet und der Draconis-MiNTNet-Gateway ermöglicht die Benutzung der Draconis-Clients unter MiNTNet. Angesichts dieser neuen Möglichkeiten ist es durchaus richtig daß der Entwicklungsschwerpunkt beim Browser liegt.



Aus: ST-Computer 11 / 1999, Seite 61

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