CD-Produktion von zu Hause aus

Nachtrag zu unserem Artikel aus Heft 2/99 und 3/99.
Vor einigen Monaten wurde ein Artikel von mir veröffentlicht, in dem ich auf mögliche Fehler bei der Bedienung und Installation von Software der Firma SoundPool hingewiesen habe, mit dem Ziel, anderen die Verhinderung dieser Fehler zu ermöglichen.

Der Artikel entstand in der Anfangsphase meiner Bekanntschaft mit den genannten Programmen und enthielt somit einige nicht ganz richtige Behauptungen bzw. wurde der Software nicht ganz gerecht.

Der Audiotracker

Ich behauptete so z.B., daß es nicht möglich sei, Arrangements anders als fettig gemischt zu sichern. Eine Möglichkeit, wie man sie in ihrer vollen (achtspurigen) Pracht abspeichern und später wieder laden kann, ist mir damals entgangen. Es ist nämlich möglich, jeweils zwei Spuren gesondert als AVR-File zu exportieren (z.B. SONG 12.AVR, SONG 34. AVR etc.) und nachher wieder in Audiotracker zu laden. Das Programm merkt, daß es sich um eigene Files handelt und setzt auf Wunsch sogar die Locator an die vorherige Stelle. Warum im Handbuch behauptet wird, die zwei zu exportierenden Spuren dürften nicht beieinanderliegen, weiß ich nicht. Es funktioniert. Einen neuen Song anlegen, die zweigewünschten Spuren auf Aufnahme schalten, Impottfunktion aufrufen, und schon hat man seinen Fileselector, mit dem man dann die Fest-, Wechselplatte oder selbstbeschriebene CD auswählen kann. Diese Art der Datensicherung empfiehlt sich sowieso für zwischendurch, da man beim Schneiden und Bearbeiten leicht dazukommt-besonders so gegen Mitternacht -, durch kleine, (zu) schnelle Denkfehler seine Aufnahmen zu beschädigen.

Ich vermißte eine Funktion wie das aus Gubase bekannte "Snapshot", um mit einem Mausklick eine vorher gemachte Mixereinstellung aufzurufen. Das ist über einen Umweg möglich: Wird der ST über MIDIOUT mit dem Falcon MIDIIN verbunden, kann man - z.B. mit aufgezeichnetem Mix-Track!- den Mixer des Audiotrackers mit dem Cubase-Mixer steuern. Sync muss dazu im Transportfeld von Audiotracker aktivfett sein, man kann dann über das Synchronisationmenü die einzelnen Controller zuordnen. Komplexe Mixereinstellungen lassen sich dadurch nicht nur schnell aufrufen, sondern auch in Cubase, in dem dann ein Parallelfile angelegt wird - abspeichern. Eine sehr praktische Funktion verbirgt sich hinter dem Begriff "Normalize": Der angewählte Part oder Track (wahlweise) wird dadurch in seiner Dynamik auf das höchstmögliche Level gebracht. Natürlich funktioniert das nur mit Parts, in denen dieses Level nicht schon auch nur einmal erreicht wird. Einzelne Teile eines Songs, die etwas zu leise geraten sind, lassen sich so blitzschnell an andere, lautere Teile anpassen. Bei Aufnahmen passfett mir manchmal, daß eine oder zwei Spuren nicht hörbar sind oder nicht aufnehmen. Das ist recht ärgerlich, aber ich nehme an, es ist ein Hardwareproblem, das nur auf meinem Rechner auftritt. Ich lasse darum immer ein paar Sekunden Vorlauf auf dem "Band", um nach der Reihe in jedem Kanal den Panoramaregler anklicken zu können, dann läuft's.

Das Handbuch empfiehlt den Einsatz einer IDE-Platte mit mindestens 1300 KB/s Übertragungsrate, aber obwohl meine um die 2000 KB anzeigt, bricht das Programm manchmal ab - typisch, wenn sechs Spuren auf zwei ge"MixDown"t werden - und meldet "Performance of System (CPU/HD) too low!". Das ist zwar nicht weiter schlimm, weil das Ganze dann im Vierfarbenmodus sicher geht, aber jedesmal ärgerlich.
Was sich leider nicht verändert hat, ist, daß ein Anruf in Zabefeld immer noch umsonst ist. Nur schwierig und äußerst schlecht gelaunt bekommt man irgendwelche Aussagen. Wahrscheinlich ist daran auch die Lage am Atari Markt schuld. Also, Leute (genereller Aufruf: kauft Software! Wer piratiert, macht sich selbst ans Bein!

CD-Recorder

Wenn man CD-RecorderPro für Backups der Festplatte verwendet, sollte man tunlichst eine ca. 650 MB große Partition freihalten. Wenn nämlich komplexere Strukturen geschrieben werden sollen, empfiehlt sich mehr als dringend, nämlich zwingend, das Anklicken des "via Image"-Buttons im " Record..."-dialog. Das Programm schreibt dann zuerst eine Datei "CD IMAGE.DAT" auf eine einzustellende Partition, die später mit höchster Performance auf CD gebrannt wird. Sicherung ganzer Partitionen, mit Ordnern in Ordnern in Ordnern etc., läßt sich anders gar nicht bewerkstelligen. Diese Partition muss unbedingt leer sein! Wenn kein Platz ist, bricht das Programm die Aktion mit einer kryptischen Fehlermeldung einfach ab. Nur eine Datei mit Namen CD_IMAGE.DAT kann jederzeit drauf sein, diese wird nämlich fraglos überschrieben. Praktisch: Man braucht sich um das Löschen der Datei nicht zu kümmern. Anders ist das natürlich bei dem Backup von einfachen großen (z.B. Audiodaten) Dateien, dort geht es auch ohne Image. Am Anfang habe ich mir auf meiner HD fünf Tapes von je um die 500 MB eingerichtet und eine Masterpartition, auf die ich dann die fertigen Stücke exponier habe. Inzwischen habe ich nur drei Tapes, die immer wieder gelöscht werden, weil ich die Masters auf CD sichere und wieder in ein leeres Tape importieren kann, eine Partition für das Image und zwei 650 MB große Masterpartitionen.

Wenn man so arbeitet, kommt man auch ohne 10 GB Festplatte aus. Ich für meinen Teil habe mich darauf eingearbeitet, meine verschiedenen Projekte auf CD auszulagern und bei Bedarf (z.B. mit "Kobold") wieder auf die Festplatte zu kopieren. Eine Partition bleibt dabei immer frei für ein Image, eine andere beinhaltet die Songs (AVR Format), die gerade auf CD gebrannt werden sollen.

Nachdem eine Daten-CD (mit CDRecorder Pro) geschrieben ist, meldet sich das Programm wieder und ist bereit, eine zweite CD zu beschreiben. Wenn ich hier "Cancel" anklickte, stürzte das Programm immer ab, und ich wundere mich. Die Lösung ist ganz einfach: Zuerst das Fach in den Brenner zurückschieben, dann Cancel anklicken - kein Absturz. Ganz einfach! Nur draufkommen muss man.

Etwas eigenartig mutet die Tatsache an, daß das Programm zwar sog. Multisession-CDs herstellen kann - das sind CDs, die nicht "in einem Rutsch", sondern in mehreren Sessions beschrieben worden sind -, der mitgelieferte Treiber das Format aber anscheinend nicht unterstützt und nur die zuerst geschriebenen Daten anzeigt. Wenn man eine zweite Session dranhängt, sieht man im Programm über "Read previous Session" die Daten der vorherigen Session zwar alle, aber vom Desktop her kommt man nicht an sie heran - und das heißt, man kann nichts damit anfangen!

Also habe ich mir einen "herkömmlichen" Treiber hergenommen, der allerdings das Problem bot, daß ich den Brenner nicht als Laufwerk anmelden konnte. Also: zwei Treiber installiert, den einen für das CD-ROM und den anderen für den Brenner.

Nun gab es aber das Problem, daß die Funktion "SCSI-Copy" - direktes Kopieren einer CD - diesen zweiten Treiber anscheinend nicht erkennt. Die einzige Lösung fand ich darin, daß ich zwei CONFIG.SYS in meinem Autoordner habe und je nachdem, was ich vorhabe, die eine in CONFIG.SYX oder SYZ umbenenne und nochmals hochfahre. In der einen Datei ist der SoundPool-Treiber für beide Laufwerke angemeldet, für SCSI-Kopien, in der anderen ist der Treiber für das CDROM Laufwerk angemeldet, für Multisession-CDs. Etwas kompliziert, aber es funktioniert so. Wenn jemand eine bessere Lösung weiß, wäre ich für einen Tip dankbar! Eine Kundin von mir hatte Probleme mit einer CD, sie ließ sich mit ihrem (Steinzeit-)Player einfach nicht abspielen. So kam ich nach vielen Versuchen auf die sicherste Art, mein CDRecorder Audio einzustellen: Im "Preferences"-Menü unter "General..." Pause auf 4 Sekunden und Track-Offset auf 15 Frames, das sollte überall funktionieren.

Andere Programme

Mitgeliefert werden noch zwei Programme, die angeblich das Kopieren des Inhaltes einer Musik-CD auf die Festplatte erlauben. Das eine heißt CD-Copy und wird im Handbuch beschrieben, das andere ist der CD Reader, der als Sharewarepaket beiliegt.

Andere haben gute Erfahrungen gemacht mit diesen Programmen (s. Artikel "Line Audio", ST-C 04/99), bei mir funktionierte weder das eine noch das andere: Ich bekam nur unverständliche Geräusche auf die Festplatte. Es ist wohl doch so, daß "das Kopieren von CDs eine sehr komplexe Operation ist, deren Erfolg stark vom Zusammenspiel der einzelnen Komponenten abhängt", wie es das Handbuch so treffend formuliert.

Fazit

Noch immer kann die Produktpalette aus dem Hause SoundPool uneingeschränkt empfohlen werden. Besonders mit Zusatzhardware, z.B. die Wandler von Line Auto, lassen sich Musikproduktionen realisieren, die im Aufwand - auch dem finanziellen! - vergleichbar sind mit unseren heißgeliebten Portastudioaufnahmen von vor ein paar Jahren, jedoch das Resultat wird dank Digitaltechnik unvergleichlich besser; die Möglichkeiten der Bearbeitung sind für damalige Begriffe astronomisch, und eine CD ist in der Handhabung einfach so viel angenehmer als die Kassetten, mit denen wir damals noch unsere Umwelt beglückten.

Nach drei auf diesem Wege selbstgemachten CDs kann ich nur jedem, der seine Musik sichern und unters Volk bringen möchte, abraten von dem MHz-Gejapse gewisser Zombies, die sich alle sechs Monate einen neuen Rechner zulegen müssen, um mit den Anforderungen ihrer neuen Software mitzukommen. Der Falcon, der erste Multimediacomputer der Welt, den man schon fast nachgeschmissen bekommt, wird mit ein paar kleinen Investitionen (Speicher, Festplatte, Wandler, Clock, CD-Brenner - die teureren dieser Investitionen sind auch beim PC nötig) dank genial geschriebener Software zu einem Heimstudio mit allen Möglichkeiten der modernen HDR-Technologie.

Bezugsquellen: Audiotracker, CD-Recorder: SoundPool GmbH Postfach 1112 D-74373 Zaberfeld
Externe Wandler: Line Audio dep. Germany c/o Michael Neihs Probacher Str. 8a D-53783 Eitorf


Claus Rogge
Aus: ST-Computer 10 / 1999, Seite 48

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